Die Rotkäppchen – Verschwörung

Die Rotkäppchen - Verschwörung

STOP ! Du denkst „Ach, ein Kinderzeichentrickweihnachtsfilm“ und willst weiterklicken ? Bleib‘ mal da, denn Du liegst ziemlich falsch. Natürlich ist es Zeichentrick und natürlich können sich diesen Film auch Kinder ansehen. Aber die werden kaum den kompletten Witz des Films verstehen; den verstehst nur Du als (halbwegs) Erwachsener. Und damit kann ich das Fazit meines Artikels auch schon direkt in den ersten Absatz schreiben: ein unbedingt sehenswerter, weil urkomischer Film; auch für Kinder. So. Und jetzt kannst Du Dir immer noch überlegen, ob Du weiterklickst.

Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich in den Film nur deshalb gegangen, weil Max Raabe die Stimme des ermittlenden Kommissars, ein Frosch, spricht. Und … na ja … gut … ich will ja ehrlich sein … und außerdem, weil ich Sarah Kuttner echt mag und die spricht immerhin das Rotkäppchen. Daß ich dann tatsächlich so perfekt unterhalten würde, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Die Rotkäppchen – Verschwörung rollt das Grimm’sche Märchen als Kriminalfall auf. Dies mit vielen Wendungen, die das Ende nicht vorhersehen lassen und mit deutschen Synchronstimmen (eben die bereits erwähnten Sarah Kuttner & Max Raabe, aber auch Hans Werner Olm als Großmutter, Axel Prahl als Wolf, Jan Delay als jodelnde, countrysingende Ziege und Smudo als plüschigen, aber verbrecherischen Hasen) die perfekt gewählt sind.

Natürlich will ich hier die Story neben dem Euch ja sowieso schon bekannten Märchen nicht wiedergeben. Kann Euch aber versichern, daß der Film zeichnerisch gut gemacht ist, die Geschichte witzig erzählt und daß der Kinobesuch — egal welchen Alters Eure Begleitung ist — sicher ein Erfolg werden wird. Also: warum sitzt Du noch vor’m Rechner und bist noch nicht auf’m Weg ins Kino ?

Willkommen, bienvenue, welcome…

Plakat zu Cabaret

… ist neben „Money makes the world go round“ wohl das bekannteste Lied aus dem Musical „Cabaret„, das bis zum heutigen Sylvester im St. Pauli Theater in Hamburg läuft. Und auch wenn sich niemand von Euch das Stück in dieser Spielzeit mehr ansehen kann, so will ich trotzdem von meinem vorgestrigen Besuch schreiben, denn vielleicht wird es ja noch mal wieder aufgenommen und dann seid Ihr schon perfekt informiert.

Jeder, der das Stück noch nicht gesehen hat, verbindet mit „Cabaret“ schöne Frauen, nacktes Fleisch und spaßige Unterhaltung. Cabaret der 20er und 30er Jahre eben. Das gibt es hier auch — allerdings nur als fast karikierende Nebenhandlung. Hauptgeschichte ist jedoch das langsame Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung, wie es das Leben verschiedener Menschen beeinflußt und wie diese damit umgehen. Ein Stück ohne happy end. Aber das wissen wir im Grunde ja aus dem Geschichtsunterricht.

Die Inszenierung hat mir in weiten Teilen sehr gut gefallen. Besonders das sehr einfache Bühnenbild, das mit wenigen Mitteln bei offenen Umbauten die Räume sehr gut darstellt, findet meinen Gefallen. Das Licht fällt (weder positiv noch negativ) nicht auf, der Ton ist gut. Die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut; allein die Cabaretmädels sollten mal überarbeitet werden. Daß eine der Damen als Füllige angelegt ist, ist ja ganz witzig; die anderen Damen sollten meiner Meinung nach jedoch dann schon als Kontrast schlanke Figuren haben. Ich habe den Eindruck, daß die ein oder andere seit der ursrpünglichen Premiere deutlich auseinandergegangen ist. Das ist menschlich (wer will das besser verstehen als ich), kommt aber dem Stück nicht entgegen.

Die Hauptdarsteller gaben alle ein wirklich gutes Bild ab. Gustav Peter Wöhler, in Hamburg sehr beliebt, gibt den Conférencier, eine eigentlich eher undankbare Rolle, da er im Stück ja nie interagiert und daher als Schauspieler kaum gefordert ist.

Als Regisseur hätte ich ehrlicherweise allerdings das Ende deutlich anders angelegt, aber dazu bedarf es sicher Mut. Der Schluß des Stückes ist ja von der Handlung her nicht gerade fröhlich und daher hätte ich es darauf angelegt, die Zuschauer verstört nach Hause zu schicken. Jede Aufführung ohne Schlußapplaus wäre für mich eine Auszeichnung gewesen. Statt dessen aber zum Abschluß nochmal „Willkommen, …“, gute Laune, Party und eben Applaus. Eigentlich zu Recht, aber doch schade.

Im Theater verständlicherweise Photographierverbot, daher hier keine Bilder.

After Work Club im Café Schöne Aussichten in Hamburg

Die Diskokugel im After Work Club

Nachdem ich ja schon hier, da und dort fremde Photos von Spiegelkugeln gezeigt hatte, wollte ich mal wieder selbst eines machen und war darum am Donnerstag beim alldonnerstägigen After Work Club im Café Schöne Aussichten. Auch wenn es diese Veranstaltungsreihe jetzt seit sieben Jahren gibt, war ich das erste Mal dort und komme mit einem etwas gemischen Gefühl zurück.

Das Publikum ist in einem ganz angenehmen Alter, nicht zu jung; bei den Mädels gibt es schon einige ganz schöne Gesichter, aber die Jungs … zu viele Kerle, die nicht von der Arbeit, sondern direkt aus dem Fitness – Studio hierher gekommen zu sein scheinen. Gut, da spricht natürlich der Neid des leicht plautzetragenden älteren Herrn. In unserer kleinen Gruppe herrschte ein deutlicher Frauenüberschuß und so gab es auch einige Kontakte zur anwesenden männlichen Welt, die doch deutlich IQlos ausfielen; was in einem Fall jedoch trotzdem erstaunlicherweise zum Erfolg führte. Tststs ;-)

Während ich die Musikmischung ganz angenehm fand, war die Temperaturmischung jedoch sehr hart. Im Tanzbereich tropische Gefühle, im Loungebereich eher arktische — im Frühjahr oder Herbst ist das hier bestimmt ganz schön, jetzt war es mir jedoch auf Dauer echt zu kalt.

Mein Urteil: kann man hingehen; wenn nicht, verpaßt man aber auch nichts.

Über Weihnachten in Duisburg

Nach Heiligabend im Moor fuhr ich am ersten Feiertag traditionsgemäß nach Duisburg, weil mein „Töchterchen“ da ja Geburtstag hat und man als liebender Vater dann dort ist. Ich habe mit meiner ExFrau und deren Familie an 364 Tagen im Jahr nichts am Hut und dementsprechend wenig hat man sich ehrlicherweise zu sagen. Das wird dann freundlich kaschiert, man unterhält sich über die desolate Lage des HSV (ich interessiere mich nicht für Fußball und wenn überhaupt, dann ist mir Pauli näher) und ähnliche interessante Themen und dann geht das schon. Schließlich bin ich dort, um Carina eine Freude zu bereiten und nicht, weil es mir jetzt riesigen Spaß machen soll. Immerhin war das Essen lecker — was will ich mehr.

Am zweiten Feiertag erst mal die Pflichten eines Sohnes bei den Eltern erfüllt (väterliche Computerfragen beantworten) und dann eine alte Freundin besucht. Wir hatten uns sicher 15 Jahre nicht gesehen und so ist es ganz interessant zu sehen, wie anders das Leben verlaufen ist und wie anders das eigene Leben verlaufen wäre, hätte man ein paar Entscheidungen anders gefällt. Jedenfalls haben wir uns ganz gut unterhalten und es war sehr schön, sie mal wieder zu sehen.

Der Duisburger Innenhafen bei Nacht

Abends traf ich mich dann noch mit meinem Freund Dirk in der Faktorei, direkt am Innenhafen in Duisburg. Das Restaurant erfüllt nicht ganz die Erwartungen, die man nach dem Eintreten Aufgrund des Interieurs erst mal hat; speziell die uns betreuende Kellnerin könnte vielleicht mal einen kleinen Kurs für dezentes Auftreten machen; das war schon sehr … robust. Trotzdem (oder vielleicht teilweise auch genau deswegen) haben wir uns blendend unterhalten und verließen um 23:30 als letzte Gäste (wir sind halt nicht in Hamburg) das Etabissement.

Es war ja noch früh am Abend und so unternahm ich dann noch eine kleine Rundreise in meine Duisburger Vergangenheit. In der Stadt tut sich schon einiges, wobei ich mich schon frage, ob das alles wirklich intelligent ist, was da so passiert. Karstadt und einige umliegende Häuser mitten in der Stadt wurden abgerissen; dort soll jetzt eine große Einkaufspassage entstehen. Wenn ich mir so den wirtschaftlichen Erfolg der drei bereits bestehenden Passagen ansehe, dann erscheint mir die Überlegung, eine vierte Passage zu bauen (natürlich noch toller, noch moderner, noch schöner als die bestehenden Häuser) nicht ganz nachvollziehbar. Auch das fast fertiggestellte Casino in einer Ruhrgebietsstadt mit so vielen Arbeitslosen, daß es in den Fußgängerzonen nur so von 1€ – Shops wimmelt, scheint mir nicht zu Ende gedacht. Wird das ein Aufbruch in noch mehr Trostlosigkeit ?

Auch in den südlichen Vororten, also dort, wo ich aufwuchs, verändert sich einiges. Hauptstraßen verschwinden ganz, statt dessen entstehen dort Einfamilienhaussiedlungen. Oder werden verkehrsberuhigt (immerhin die B8 nach Düsseldorf) und bekommen schlecht beleuchtete Kreisverkehre, bei denen deutlich sichtbar schon Leute versucht haben, gewohnt geradeaus zu fahren. Ist das Aufgabe, Resignation ? Klar, wenn ich mich an früher erinnere, da waren die Straßen um 14:00 Uhr beim Schichtwechsel bei Mannesmann dicht. Zehntausende strömten nach Hause, wo heute nur noch ein paar Dutzend Menschen arbeiten. Aber ist es das richtige Zeichen, wenn ich alle Industriebrachen begrüne und in Parks für Arbeitslose verwandele, statt mit aller Macht zu versuchen, die entstandenen Flächen mit neuen Unternehmen zu besiedeln ?

Interessant war auch ein kurzer Besuch meiner alten Schule, dem Steinbart Gymnasium. Dort steht mitten auf dem Schulhof zur Zeit ein großer Containerkomplex und nebenan wird gebaut. Auf der Webseite der Schule konnte ich dann gerade lesen, daß das Gebäude tatsächlich erweitert wird. Schon zu meiner Zeit war es teilweise ganz schön eng dort und wurde Unterricht sogar in Kellerräumen gehalten. Schön, daß die Stadt da mittlerweile (na ja, ich bin jetzt auch seit 25 Jahren nicht mehr dort) ein Einsehen hatte.

Mittlerweile, es ist der „dritte Weihnachtstag“, bin ich wieder auf dem Weg nach Hause und der Schaffner begrüßte mich bei der Kontrolle meines Fahrscheins mit den Worten: „Ach nach Hamburg. Was wollen Sie denn da, da regnet es doch gerade.“ Klasse :-)

Backstage mal woanders

Bei der Nachtschwester gibt es eine Weihnachtsgeschichte, die mir sehr gut gefallen hat und auf die ich hier mal hinweisen möchte. Nicht nur in meiner Branche, in ganz vielen Bereichen müssen Menschen in diesen Tagen ganz selbstverständlich arbeiten, damit das Leben überhaupt weitergeht, oder damit sich die Masse weihnachtlich amüsieren kann. Dieses Jahr habe ich tatsächlich mal Glück gehabt und bin weder Weihnachten noch Sylvester dran. Darum möchte ich an dieser Stelle mal all denen ganz herzlich danken, die gerade Schicht schieben. Toll, daß Ihr da seid, während die anderen sich die Bäuche vollschlagen und feiern.

Heiligabend im Moor

Genau, während andere Menschen gemütlich unter dem Weihnachtsbaum sitzen habe ich versucht, mich münchhausenmäßig wieder aus dem Morast zu ziehen… Quatsch, natürlich nicht. Aber zu einem gemütlichen Heiligabend gehört für mich ein schöner Spaziergang, der mich gestern ins zugegebenermaßen domestizierte Moor führte.

Das Moor bei Schneverdingen

Das Moor war mal trockengelegt, wurde teilweise gestochen (im Moor wird Torf zum Heizen und für die Pflanzenzucht abgebaut), nach einiger Zeit sah man aber, daß das mit der Trockenlegung keine so gute Idee war, weil einheimische Tiere ausstarben und der Grundwasserspiegel massiv sank. Also hat man dann wieder die Fläche geflutet und die dort zwischenzeitlich gewachsenen Bäume sterben jetzt ab, weil’s ihnen zu naß ist. Ständig mit nassen Füßen durch die Gegend laufen ist ja auch für Menschen ungesund.

Das Moor bei Schneverdingen

Durch’s Moor führt mittlerweile ein Holzsteg, damit man mit seinen Füßen nicht mehr absäuft und es weniger Moorleichen gibt. Was zugegebenermaßen die Spannung erst mal etwas verringert. Aber nur so lange, bis man feststellt, daß der Steg ziemlich vermost und dadurch sauglatt ist; fast möchte man meinen, daß er nur dafür gebaut wurde, damit man auch garantiert in den Matsch fliegt.

Das Moor bei Schneverdingen

Daß es dort sehr feucht und moosig ist, sieht man auch am folgenden Bild. Nein, das Bild hat keinen Grünstich. Es ist zum wirklichen Leben eher einen Tick zu blau.

Das Moor bei Schneverdingen

Am Wegrand gibt es aber auch schöne Dinge zu beobachten; wie dieses Spinnennetz beispielsweise, das seine Tarnung in der Feuchtigkeit dann doch etwas aufgegeben hat.

Das Moor bei Schneverdingen

Nach diesem ausgiebigen Marsch an der frischen Luft war dann der notwendige Hunger zum Fondueen (schreibt man das so ?) da. Ihr hattet hoffentlich auch einen schönen heiligen Abend.

Unser Christbaum

Die letzten Tage…

… waren ganz schön angefüllt. So voll, daß ich gar nicht zum Bloggen kam; sorry. Zum einen hatte ich hier ein wahres Backmarathon. Viele verschiedene Plätzchen wurden gemacht und auch Weihnachtsmänner aus Teig, wie Ihr auf dem Photo sehen könnt.

Das Backmarathon

Eigentlich wollte ich Euch hier mal die ganzen Rezepte aufschreiben, aber dauert mir gerade zu lange; ich muß nämlich noch Geschenke einpacken. Jedenfalls haben wir hier auch viele neue Sachen ausprobiert. Eine Sorte ist ehrlicherweise nicht ganz gelungen, eine andere hatte wohl einen Druckfehler beim Rezept; wenn man 100g mehr Mehl in den Teig machte, wurde es auch was…

Dann hatte ich ja auch Geschenke zu besorgen. Ehrlicherweise bin ich dieses Jahr so richtig gar nicht in Weihnachtsstimmung und so fiel mir das auch mit den Geschenken echt schwer. Dabei ist mir aufgefallen, daß ich wohl nicht der Einzige bin, der noch nicht auf Weihnachten vorbereitet ist. In den letzten Jahren waren die Fenster der umliegenden Häuser immer ein wahres blinkendes Lichtermeer. Entweder sind die Leute plötzlich alle zu Geschmack gekommen (was mich wundern würde), oder auch bei ihnen ist die Jahreszeit noch nicht angekommen.

Weihnachtsbaumumtauschaktion

Bei meiner Geschenksuchreise bin ich auch an diesem Schild vorbeigekommen. Fand ich erst mal ganz witzig und soll auf die wohltätige Weihnachtsbaumrückbringaktion einer international agierenden HotDog – Kette mit angeschlossenem Möbelhaus hinweisen.

Außerdem habe ich fast 100 Weihnachtskarten geschrieben. Nein, nicht ausgedruckt und nur mal eben unterschrieben, sondern komplett selbst schön ordentlich mit Füller geschrieben. Wie es sich gehört. An Freunde und Geschäftspartner. Danach hatte ich zwar einen Krampf in der Hand, aber ich finde das so schöner.

Auch Euch allen wünsche in an dieser Stelle ein wunderschönes, tolles, entspanntes Weihnachtsfest ohne selbstgemachten oder fremden Streß.

Texas Lightning im Schauspielhaus Hamburg

Heute mal ein Konzertbericht ohne Bilder. Warum ? Weil ich nicht wußte, was mich erwartet. Ich war zu dem Abend eingeladen worden; nach dem Motto „Halt‘ Dir mal den Abend frei.“. Als es dann losging frug ich, wohin’s denn ginge und erfuhr, daß wir ins Schauspielhaus gingen; mehr verriet man mir nicht. Danach fällte ich ein paar folgenschwere Fehlentscheidungen: erstens zog ich einen Anzug an, schön mit Krawatte, und zweitens ließ ich die Kamera zuhause. Ich rechnete mit einem vorweihnachtlichen Theaterstück und im Schauspielhaus währenddessen zu photographieren empfand ich als Sakrileg. Erst im Theater, wir waren schon auf dem Weg zu unseren Plätzen (erste Reihe Mitte im Rang, schon sehr tolle Plätze) fand ich dann heraus, worum’s denn ging. Da saß ich dann nun. Leicht overdressed und ohne Kamera.

Ich war bisher nur arbeitenderweise im Schauspielhaus, bin privat er Operngänger als Schauspielgucker, und ehrlicherweise finde ich den Saal in der Einlaßphase aus Zuschauersicht sehr ranzig beleuchtet. Besseres Putzlicht. Daß sich da bisher keiner Gedanken drum gemacht hat, entzieht sich meines Verständnisses. Es gibt den Kronleuchter im hinteren Teil des Parketts (in dem auch mal das ein oder andere Leuchtmittel ersetzt werden könnte), aber die vordere, reich verzierte Gewölbedecke ist völlig unbeleuchtet. Dabei wäre das ohne weiteres ganz einfach möglich. Na ja, egal, darum soll es ja heute nicht gehen. Daß Texas Lightning dieses Haus als Konzertort wählte, kann ich verstehen: ihr größter Erfolg, der Sieg der nationalen Grand Prix – Ausscheidung, war hier. Da kommt man ja mal ganz gerne zurück.

Der Aufbau gefiel mir sehr gut; schön aufgeräumt, mit (künstlichem) Lagerfeuer, fast wie Tannenbäume beleuchteten großen Kakteen und statt der üblichen Bütecs gab es unverkleidete Theaterportablen aus Holz als Podest für Schlagzeug und Pedalsteel. Das paßte sehr gut zum Gesamtbild.

Die Show wirklich gut gemacht und mit toller Stimmung. Ehrlicherweise ist Texas Lightning ja ’ne bessere Coverband. Das Geheimnis liegt darin, bekannte Songs zu nehmen und ihnen ein Country – Gewand überzuziehen. Das klappt richtig gut und manchmal hat man fast den Eindruck, daß die Stücke eigentlich jetzt erst ihr wahres Gesicht zeigen, ihre richtige Qualität bekommen. „Like a virgin“ beispielsweise gefällt mir als Countrycover deutlich besser als das Original. Und das, obwohl ich Madonna für eine der begnadetsten Künstlerinnen alive halte. Auch vor deutschen Songs macht man nicht halt. „Ich bin ich“ von Rosenstolz wird mit einem englischen Text versehen und wirkt plötzlich sehr viel relaxter (da ich Rosenstolz nicht so mag, ist das auch nicht schwer), oder auch Reinhard Mays Klassiker „Über den Wolken“ ist vor einer englischen Countryversion nicht sicher. Bemerkenswert finde ich, daß es nie peinlich wird oder man denkt „Na jetzt haben sie den Bogen aber überspannt.“. Ganz im Gegenteil, die Songs treiben mir immer ein Grinsen ins Gesicht.

Daß es nicht nur mir gefällt, merkt man dann am frenetischen Mitklatschen der anderen Konzertbesucher. Und da kommt ja eine urdeutsche Eigenschaft zum Vorschein. In fast allen Musikrichtungen wird die 2 und die 4 des Taktes betont. Da spielt die Snare des Schlagzeugs, da wird der Schellenkranz geschlagen (hier tatsächlich; was das Publikum geflissentlich übersieht). Und überall auf der Welt klatschen da auch die Leute. Nur nicht in Deutschland. Da wird auf 1 und 3 geklatscht. Der einzige Musikstil, bei dem die 1 und die 3 betont werden ist der Marsch. Da möge man dann mal drüber nachdenken; es scheint in deutschen Genen zu liegen. Ich kenne einige internationale Künstler, die bei ihrem ersten Deutschlandauftritt aus dem Takt gekommen und heillos gestrandet sind, weil sie vom deutschen Rhythmus überrannt wurden.

Weil es eine Weihnachtsshow war, gab es auch Geschenke; nämlich Gäste. Zum einen den Dauergast Niels, der Pedalsteel und ein paar Slidegitarren bediente. Dann hatte die Band ein weißrussisches Trio (umwerfend gute Baßbalalaika, Knopfakkordeon und eine Art russische Manoline) aufgetan, das ebenfalls und völlig zu Recht frenetisch gefeiert wurde. Allerdings war die Begeisterung noch nichts gegen die beim nächsten Gast: Mr. Piggy alias Schildkröte sang und bediente so umwerfend das Rock ’n‘ Roll – Klavier, daß man sich schon Gedanken über die Statik des Hauses machen mußte. Zu guter Letzt kam noch Sascha, der tatsächlich als Countrysänger eine wirklich gute Figur machte (was mich ehrlicherweise erstaunte; aber man muß ja auch bereit sein, Vorurteile aufzugeben). Insgesamt eine tolle, spaßige Show, die mit dem grandios countryfizierten AC/DC – Song „Highway to hell“ nach über zwei Stunden ein Ende hatte. Fast.

Daß es danach dann noch meinen meistgehaßten Song gab, wenngleich auch er tatsächlich als Countrysong besser war als das Original (ist ja auch nicht schwer), will ich niemandem negativ ankreiden.

Der Sound war die ganze Show über wirklich exzellent, nur das Licht… das Licht…… Ich weiß nicht, wer das Licht gemacht hat. Wenn es ein Lehrlingsprojekt der Schauspielhausazubis war, dann hätte der betreuende Meister da mal eingreifen müssen. Sollte es ein Profi gewesen sein, der da auch noch Geld für bekommt, dann hoffe ich einfach mal, daß er die Show vorher noch nie gesehen hat und die Techniker für den Aufbau erst ganz, ganz spät auf die Bühne durften und einfach keine Zeit war, sich richtig vorzubereiten. Es war nämlich schlecht. Holzig. Lieblos. Durcheinander. Singende Künstler bekamen irgendwann mal Licht. Lampen gingen sehr hart und völlig unpassend an und aus (ohne Fade, einfach AN und AUS), es wurde gepröbelt. Nicht schön. Üben !

Trotzdem unter’m Strich ein schönes Konzert mit witzig arrangierten Songs von guten Musikern. Anschauenswert !

Stoppok im St. Pauli – Theater

Stefan Stoppok im St. Pauli Theater Hamburg

Daß ich nach vielen Jahren eine alte Ruhrgebietesikone hier in Hamburg mal sehen würde, hätte ich nicht gedacht. Tatsächlich war ich mal fast sowas wie Fan von Stefan Stoppok (MySpace) und habe auch noch drei alte CDs von ihm. Das letzte Mal sah ich ihn live vor etwa 16 Jahren und hatte ihn seit sicher 10 Jahren aus den Augen verloren. Um so gespannter war ich dann heute, was denn nach all‘ den Jahren aus diesem Mann geworden ist.

Der Abend ist dann toll geworden. Stoppok hat in der Zeit seinen Stil kaum verändert: gut beobachtende, witzige Texte mit außergewöhnlichen Reimen zu Musik, die einen schon in der Soloversion nur mit Gitarre mitreißt. Dazu einen Künstler, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt, gut erzählen kann und umwerfend sein Instrument beherrscht. Daß er den kommerziellen Durchbruch nie schaffte, scheint ihn nicht zu bedrücken und ist doch auf den ersten Blick unverständlich. Aber wahrscheinlich wollte er sich nie vor irgend einen Karren spannen lassen und ging lieber seinen eigenen Weg.

Zweieinhalb Stunden ging das Programm durch gut 20 Jahre eigener Kreativität, es war immer spannend und hat bis zum Ende „Aus dem Beton“ großen Spaß gemacht. Den einzigen Song, mit dem er es mal in die Charts schaffte, Ärger, gab’s heute in einer textlich völlig neuen Fassung, sehr zum Schmunzeln. Mit der Lichtkollegin bin ich mir einig: wir würden uns die Show auch noch mal ansehen und sogar regulär Karten kaufen; es war also klasse.

Die Solotour ist fast zu ende, nächstes Jahr stehen aber laut seiner Webseite einige Termine an. Einen Besuch kann ich Euch empfehlen.