Man möge mir die Vorurteile verzeihen. Aber wenn morgens statt der „normalen“ Hands eine Rentnergang am Ladedock einer Halle steht, dann denkt man erst mal das Schlimmste. Und wenn dann aus Versehen drei dieser Herren fast von einem Geschirrcase des Caterings erschlagen werden, weil sie es nicht richtig angefaßt haben, dann denkt man mit Grauen ans nächtliche Laden. Aber es sollte alles ganz anders kommen. Das Case ist halt aus der Hand gerutscht, passiert jedem mal, und natürlich geht der Atem der heutigen Helfer etwas schneller als bei den mindestens 30 Jahre jüngeren üblichen Kollegen, aber ansonsten haben wir hier ’ne echte Proficrew. Irgend was müssen auch Stagehands im Alter machen. Hier arbeiten sie in Gersthofen (direkt neben Augsburg) in der Stadthalle.
Zwar ist es komisch, wenn man sich überlegt, ob man die örtlichen Helfer nun siezen oder duzen soll (da sie sich alle mit Vornamen vorstellen ist das schnell geklärt), die Monivation dieser Leute wiegt aber die nicht mehr ganz so strotzenden Muskeln locker wieder auf. Klasse. Auch der Runner, ein schmales, älteres Männchen, weiß genau, wo’s was gibt (auch das Wort „Casebauer“ ist kein fremdes für ihn, wir haben nämlich eine defekte Kiste, die mal schnell repariert werden muß). Wir sind begeistert.
Der Teil Gersthofens, in dem die Stadthalle und das Rathaus steht, sieht ein bißchen so aus, als ob er irgendwann Angfang der 90er Jahre einfach vom Himmel gefallen ist, alles ist neu und die Halle ist sogar um einen großen Baum herumgebaut. Schon witzig. Der Halle sieht man deutlich an, daß sie eben nicht nur für den Ort, sondern auch für’s benachbarte Augsburg mitgebaut wurde. Sie ist ganz anständig ausgerüstet, nur der Ton ist etwas mager, aber den haben wir ja selbst mit dabei.
Erfreulich ist auch das Entgegenkommen des Haustechnikers. Wenn Zugstangen mit hauseigenem Licht belegt sind, wir sie aber gerne nutzen würden, dann werden sie halt eben leergemacht. Das ist in vielen Häusern nicht selbstverständlich und man muß lange verhandeln. Hier wird’s uns sogar angeboten.
Daß die Gemütlichkeit in Bayern nicht zu kurz kommt, wissen wir ja alle sowieso. Dennis hat sich hier ein Sofa aus dem Foyer entliehen und einen äußerst ansprechenden Frontplatz gebaut. So läßt’s sich leben.
Für alle, die bei den Saalphotos irritiert schauen: der Zuschauerraum wird nach Aufbauende noch in Stufen bis zu 90cm tiefer gefahren, so daß dann tatsächlich eine richtige Bühne entsteht. Zum Zeitpunkt des Photos ist ja noch alles auf eine Ebene gefahren.
Auch hier kam nach der Show die Band begeistert von der Bühne und der Abbau ging knackig vonstatten. Es war schon witzig, die Herren dann nachts den Truck beladen zu sehen. Ich hatte extra die Kollegen gebeten, doch mal mit an den Laster zu gehen (normalerweise läd der Trucker mit den Hands mehr oder weniger allein, nur einer schaut noch mit, daß die Kisten wirklich in der richtigen Reihenfolge kommen) und ich war zwischendurch auch mal da. Aber kaum faßte ich eine Kiste an, wurde sie mir auch schon freundlich aber bestimmt aus der Hand genommen. Berufsstolz. 00:28 Uhr war der Truck trotz Lift zu. Wunderschön.