Auch wenn das in Hannover, der ersten Stadt, aus der ich über die Palastrevue geblogt habe, nun ausgerechnet nicht der Fall war, aber normalerweise haben wir vor der Premiere bei Max Raabe immer noch eine Preview; das ist so eine Art öffentliche Generalprobe. Nun kann man sich fragen: Was soll das ? Immerhin haben wir das Stück über 200 Mal gespielt, da sollten wir allmählich wissen, wie’s geht. Aber in jeder Stadt sind die Bedingungen anders. Die Kulissen hinter der Bühne stehen anders, die Quickchanges (dort ziehen sich die Musiker während der Show innerhalb von Sekunden um) sind anders, das Schnürbodenpersonal, der Spotfahrer sind Locals, haben die Show also noch nie vorher gesehen. Die Auftrittwege für Musiker und Ballett sind neu. Die Vorhänge laufen anders; das Feintiming muß also neu abgestimmt werden (hier in Köln haben die Vorhänge beispielsweise besonders weite Strecken zurückzulegen, dementsprechend früh muß ich sie callen, damit es keine Pausen im Ablauf gibt). Selbst die Dimmer reagieren anders.
Solche Experimente bei der Premiere zu machen ist ein wenig unschick. Also gibt es die Preview, bei der die Karten etwas günstiger sind und die Zuschauer wissen, daß auch mal etwas nicht 100%ig rund läuft. Und tatsächlich gibt es auch Besucher, die gerade Previews lieben. Weil man da eine Show nicht ganz so perfekt sehen kann und die Schwachpunkte im Ablauf erahnen.
Natürlich kann man Durchlaufproben auch ohne Publikum machen und für die ganz kritischen Übergänge geschieht das selbstverständlich auch. Aber es ist eben ein Unterschied, ob jemand dasteht und „Applaus, Applaus, Applaus“ sagt, während gerade ein Umbau läuft, oder ob man hört, daß da wirklich Leute applaudieren und dann, wie der Applaus schwächer wird und JETZT muß man fertig sein. Bei Proben ohne Publikum neigt man immer dazu zu sagen: Ach, geht schon. Mit Publikum weißt Du GENAU, ob’s geht oder nicht.
Gestern lief eigentlich fast alles halbwegs rund. Ja, klar, es gab ein paar Kinken und da werden wir heute ab 15:00 Uhr noch dran arbeiten. Aber so können wir heute dann hoffentlich eine perfekte Premiere abliefern und das ist ja Sinn der Übung.