Die Zeit schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran und faktisch morgen ist ja auch schon wieder Weihnachten. Dieses Gefühl hatte ich gestern, als ich auf dem Schlachthof – Flohmarkt diesen Herrn in güld’ner Dekoration sitzen sah. Ich konnte so gerade noch an mich halten und habe ihn nicht erstanden. Obwohl es schon in meinen Fingern zuckte, ihn genau jetzt an meiner Wohnungstüre zu dekorieren :-)
Autor: Markus Sorger
Moderner Bühnenbau
Es ist ja ehrlicherweise nicht so, daß ich damit gerechnet hätte, beim Schanzenfest nach den Bühnenunfällen der letzten Wochen ein anderes Konstrukt zu sehen, als in den Jahren zuvor und zum Glück ist das Wetter heute ja auch traumhaft schön. Trotzdem frage ich mich, ob sich bei aller politischen Überzeugung auch mal jemand Gedanken über Verantwortung gemacht hat ? Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur deutlich zu spießig.
Aerodynamik für Veranstaltungstechniker
Der schwere Bühnenunfall am Wochenende hat viele Veranstaltungstechniker ins Grübeln gebracht; unsere Technikerforen sind voll von Thesen. Sehr schön sind immer wieder die Stimmen derjenigen, die es ja schon immer gewußt haben. Auch hier rund ums Blog gab es ein paar Diskussionen. Sehr interessant bei meinem Blog finde ich, daß ein Großteil der Leser nicht kommentieren, sondern lieber eine Mail schreiben; auf einen Kommentar kommen im Schnitt fünf Mails. Um das alles ein wenig zusammenzuführen, möchte ich hier mal ein paar Grundlagen zu Windlasten aufschreiben. Ich glaube, daß dann der ein oder andere versteht, daß das mit Bühnen bei Sturm gar nicht so einfach ist und daß es gar kein Patentrezept geben kann.
So stellen wir uns ja eine rundum mit Planen versehene Bühne bei Wind vor: von links kommt der Wind, der rote Anteil dengelt gegen die Bühne, der grüne fliegt einfach drüber weg und der blaue Pfeil symbolisiert die daraus entstehende Kraft; die Bühne wird nach rechts gedrückt. So weit, so einfach.
In den Diskussionen kommen immer die Begriffe „Windverband“, „Verspannung“, oder „Bracing“ vor. Die sollte ich auch nochmal eben erklären. Wenn ich bei einem Quadrat kräftig oben gegen die Ecke drücke, dann wird sich dieses Quadrat mit zunehmender Kraft irgendwann in Richtung Salmiakpastille verbiegen; wäre das Quadrat eine Bühne, dann würde sie einfach umkippen. Man kennt das ja auch, wenn man ein Regal oder einen Schrank aufbaut: solange keine Rückwand drin ist, ist diese Konstruktion ganz schön labil.
Wenn man jetzt das Quadrat verspannt, da also ein Kreuz reinsetzt, dann kann sich das Quadrat nicht mehr so einfach verbiegen, weil nämlich die dagegendrückende Kraft innerhalb der Verspannung abgeleitet wird. Auch das kennt man von zuhause: beim billigen Regal aus dem Sonderangebot schraubt man hinten ein Kreuz dran und schon steht das Teil. Genau sowas machen wir bei Bühnen (hoffentlich) auch: im Dach, in der Rückwand und in den beiden Seiten werden solche Verspannungen eingesetzt und die machen die Bühne erst stabil. Nur bei der Bühnenvorderseite würde das ja doof aussehen und darum läßt man sie dort weg. Allerdings gewinnt man im Sturmfall ganz erheblich an Stabilität, wenn man dann dort solch eine Verspannung auch anbringt. Darum ist es sinnvoll, sie schonmal vorzubereiten, damit es dann im Ernstfall ganz schnell geht.
Bei genauer Betrachtung der Wirkungsweise eines Kreuzes versteht man auch recht schnell, daß die an dieser Stelle oft und gern eingesetzten 5 – Tonnen – Spanngurte vielleicht doch keine sooooo gute Idee sind, wenn sie schon ein wenig verschlissen sind. Richtige Stahlspanner, -seile, -schäkel sind da viel vertrauenserweckender. Denn wenn so eine Strecke reißt, dann ist es auch das Ende der Bühne.
Nun wird immer wieder gesagt, daß man im Sturmfalle einfach die seitlichen Planen entfernen solle, um die Windlast zu verringern und die Bühne vor dem Umkippen zu bewahren. Erstmal sieht das ja auch logisch aus: der Wind kann unten einfach durchpfeifen (den Restluftwiderstand der Traversenkonstruktion und der PA vernachlässigen wir hier mal eben), nur noch oben beim Dach ist ein luftundurchlässiger Bereich, also entstehen da viel weniger Kräfte, die die Bühne umschmeißen können. Das ist allerdings wie immer im Leben nicht ganz so einfach.
Wenn wir mal eben nur das Dach anschauen, dann haben wir da ganz plötzlich das Tragflächenprinzip (oder das Prinzip, mit dem sich Segler „am Wind“, also fast gegen den Wind, bewegen), mit dem es auch eine Antonow 225 schafft, mit insgesamt 600 Tonnen Kampfgewicht abzuheben. Ooops.
Im Detail: ich habe links neben das Bühnendach mal zwei Luftmoleküle gemalt, die genau übereinanderstehen. Das untere Molekül fliegt unter dem Dach durch, das obere schafft es leider nicht und muß den langen Weg über den Giebel nehmen. Dabei muß es richtig Gas geben, denn es muß trotz der längeren Strecke zum selben Zeitpunkt wieder am Ende des Daches sein, wie das Molekül, das den kürzeren, unteren Weg genommen hat. Dadurch entsteht ein Sog, der das Dach nach oben zieht. Das ist keine abstrakte Kraft, die man mal eben vernachlässigen kann, sondern eine sehr reale.
So sieht es also dann auf die ganze Bühne übertragen aus: bei entfernter Verplanung entstehen zwei Kräfte, die die Bühne im Zweifelsfall nach rechts wegfliegen läßt. Wie die Bühne konkret reagiert hängt vom einzelnen Bühnentyp ab. Ist das Dach fest mit den Towern verbolzt und hängen unten große Tanks dran, dann mag das so halten. Ist das Dach nur mit Stahlseilen gegen herunterfallen gesichert, dann kann und wird sich das Dach richtig bewegen und bringt eine schicke Dynamik ins Spiel, die die Situation zusätzlich verschärft.
In diesem Zusammenhang laßt uns doch auch noch mal eben über die PA sprechen. Oft wird ja gefordert, die PA herauszunehmen. Ich sehe das ein wenig differenzierter. Wenn die PA wild im Wind schaukelt, dann ist sie durch die Dynamik eine zusätzliche Gefahr, ja. Ist sie aber sauber verspannt und hängt ruhig im Dach, dann ist sie ein zusätzliches Gewicht, das das Dach am Abheben hindert. Das kann nicht nur schlecht sein.
Zu guter Letzt wird gern gefordert, das Dach so schnell wie möglich abzulassen, um so die Windangriffsfläche zu verringern und den Schwerpunkt der Windangriffsfläche schön weit herunterzubekommen. Wenn man das rechtzeitig macht und das Dach unten auch nochmal herunterspannt, daß es nicht auffliegen kann, dann ist das eine tolle Lösung. Allerdings liegt die Betonung hier sehr deutlich auf rechtzeitig. Mitten im Sturm auf die Idee zu kommen, mal eben das Dach herunterzufahren, ist glatter Selbstmord. Sobald ich das Dach nach unten fahre, sind die Verspannungen nicht mehr gespannt, also unwirksam. Ich mache damit die Bühne zu einer absolut windempfindlichen Konstruktion, die ganz einfach umfallen kann. Bei den meisten Bühnen muß ich die Verplanung vorher lösen; die kann ich im Wind aber in der Regel gar nicht mehr festhalten, sie wird mir also quer über den Platz segeln. Zum Herunterlassen muß ich die Verbolzung lösen; nun habe ich ja schon die Planen davonfliegen lassen, ich habe also beste Segeleigenschaften des Daches. Wenn ich die Bolzen unter Starkwind löse, dann wird mir das Dach nach oben wegfliegen. Also: das Ablassen des Daches bitte niemals unter Starkwind versuchen.
Beim Thema Wegfliegen der Verplanung fällt mir noch die folgende Geschichte ein: ein Bühnenbauer erzählte mir mal ganz stolz, daß er den Abstand der Gummistrapsen für seine Gaze so berechnet habe, daß bevor die Bühne umfalle, die Verstrapsung der Gaze reißen würde und somit der Druck vermindert. Das ist natürlich eine schlaue Idee. Allerdings möchte ich nicht auf dem Platz sein, wenn mal plötzlich so eine 100m² große Plane aus der Bühne platzt und quer durch das Publikum gefetzt wird.
So. Jetzt ist die Verwirrung wahrscheinlich groß. Was soll ich denn jetzt nun mit meiner Bühne machen, wenn ein Sturm vor der Bühne steht ? Das kann ich Euch auch nicht sagen und das kann keiner. Weil es nämlich keine allgemeingültige Antwort gibt. Je nach Dachform ist es ein großer Unterschied, ob der Wind von der Seite oder von vorn/hinten kommt. Je nach Konstruktion geht es langsamer oder schneller, ein Dach abzulassen. Beispielsweise. Die beste Handlungsweise hängt von vielen Faktoren ab, die man kaum pauschalisieren kann.
Was man machen muß: sich im Vorfeld genaue Gedanken darüber machen, wie ich in dieser konkreten Situation mit diesem konkreten Material bei Starkwind reagiere. Alle notwendigen Arbeitsschritte kennen und vorbereiten (es hilft nicht, wenn der Lehrling noch mal eben mit dem Sprinter ins Lager fahren muß, um das Material für die Verspannung an der Bühnenvorderseite zu holen). Ich muß sauber und stabil mit geprüftem Material bauen und nicht mit deutlich ablegereifem Material und leicht angeschöntem Baubuch durch die Lande fahren. Und ich muß den Mut und die Durchsetzungskraft haben, im Zweifelsfall die Bühne zu sperren und das Publikum nach Hause zu schicken. Rechtzeitig.
Der letzte Punkt ist wahrscheinlich der schwierigste, weil es da ja dann immer noch die „Et hätt ja noch immer jootjejange“ – Veranstalter und Cheffen gibt.
Und nicht umsonst fallen Bühnen ja rechtlich auch unter die „Fliegenden Bauten“………
… especially in the summer
Rainfall occurs year-round, especially in the summer. Winters are mild and summers tend to be cool.
Diese Wetterbeschreibung gibt es im englischsprachigen Wikipedia zu Deutschland. Paßt ja wie die Faust aufs Auge. Wenn dieses Regenwetter nicht bald mal aufhört, schaffe ich es mit einer sehr blutigen Meldung in die Medien………
Noch ’ne Bühne
Copyright: AFP
Es scheint das Jahr der zusammenbrechenden Bühnen zu sein. Wenn, wie hier, eine zehn – Tower – Bühne kippt, dann mache ich mir doch schon so meine Gedanken. Was läuft falsch ? Machen wir ganz grundsätzliche Fehler bei der Berechnung von möglichen Lasten ? Gibt es ein ernsthaftes Problem bei der Material- und Qualitätskontrolle ? Haben wir wirklich so viel mehr Starkwind als früher ?
Bis die Erkenntnisse aus diesem Sommer abgeschlossen sind, wird es sicher noch etwas dauern. Analysen sind allerdings dringend geboten. Ich bin sehr gespannt, welche Schlußfolgerungen wir aus der diesjährigen Serie der zusammenklappenden Bühnen werden ziehen müssen.
Siegfrieds Abschied im Park
Dieser verregnete Sommer ist nicht nur fürs Gemüt schlecht, sondern auch für die Kultur. Im Hamburger Wohlerts Park spielen nämlich die Elfen im Park bei halbwegs gutem Wetter regelmäßig Theater, dieses Jahr die Nibelungensage den Nibelungen – Clan. Dabei zeigen die Elfen, daß sie echte Profis sind und auch eine komplexe und spannende Geschichte nicht so zerfasern müssen wie Hebbel, der zwei Abende braucht, um die Geschichte zu erzählen, oder gar Wagner, bei dem man an vier Abenden sich insgesamt 16 Stunden den Hintern plattsitzt. Nein, in gut anderthalb Stunden ist die Geschichte erzählt und alle wichtigen Fakten (und noch einiges mehr) sind drin. Was will man mehr ?!?
Das Theater ist eine Weggabelung im Park und weit über eine Stunde bevor der Vorhang sich hebt die Akteure den Platz betreten kommen schon die ersten Zuschauer, um sich die besten Plätze zu sichern. Die Erfahrenen haben Decken, Klappstühle und Picknickkörbe mitgebracht und so beschränkt sich die Kultur des Abends nicht nur aufs Theater, sondern wird perfekt durch Speis‘ und Trank (bei mir verschiedene Käsewürfel, Frikadellen und Weintrauben an eisgekühltem Prosecco) ergänzt. Mithin ist der Genuß also weit stärker, als in der Staatsoper oder im Schauspielhaus beispielsweise.
Wenn Ihr nun ein Bild weiter oben die hochgewachsen‘ Gestalt Siegfrieds seht, oder hier die bezaubernde Kriemhild und unten links Brünhilden, so ist doch klar, daß diese Inszenierung derer in Worms mit nichts, aber auch gar nichts nachsteht, sie eher noch glänzend übertrumpft. Auch deshalb, weil das Theaterstück an passenden Stellen mit musikalischen Einwürfen perfekt ergänzt wird.
Die Elfen im Park verstehen es mal wieder (und angeblich dieses Jahr zum letzten Male, ich hoffe aber da noch auf Erbarmen oder Einsicht), klassisches Theater so umzusetzen, das es großen, großen Spaß macht. Ich habe mich auf jeden Fall bestens unterhalten gefühlt. Heute Abend gibt es die allerletzte Vorstellung, ich drücke den Schauspielern beide Daumen, daß es trockenes Wetter gibt und empfehle allen rund um Hamburg, sich das Stück unbedingt anzuschauen.
Der Eintritt ist übrigens frei; nach der Vorstellung geht ein Hut rum, in den man steckt, was einem der Abend wert war.
Gemeinsam
Was haben acht Kilo Pflaumen mit einem Kilo Gehacktes, fünf Kilo Tomaten gemeinsam ?
Die Lösung nach dem Break.
Schöne Aussichten – auch für mich
Copyright: wetter.com
Nachdem der Frühling ja wirklich schön war, ist der Sommer eine echte Katastrophe. Bei den Blumen im Garten hat man jedenfalls keine Angst, daß sie vertrocknen könnten …… ganz im Gegenteil überlege ich zur Zeit, ob man ihnen nicht Schwimmflügelchen überstreift, damit sie nicht absaufen.
Dienstag und Mittwoch bin ich nun auf Malle. Leider nicht urlaubs-, sondern jobbedingt; Vorbesichtigungsreise für eine Industrieveranstaltung. Aber immerhin werde ich Sonne sehen. Sonne ! Halleluja !
Schöne Aussichten – leider nicht für mich
Copyright: TV Noir
In dem Probenhotel, in dem wir mit den Gregorianern die letzten zwei Touren vorbereiteten, wird im Oktober auch Annett Louisan ihre kommende Tour proben. Leider, leider, leider werde ich keine Gelegenheit haben, mir die Show anzusehen, weil ich zu der Zeit selbst unterwegs bin. Das finde ich tatsächlich sehr schade. Bei TV Noir, einem wundervollen Kultur – Schwarzweiß – Sender, kann man ein paar der neuen Songs bereits im Duo – Gewand mit Mirko Michalzik sehen und ich bin mir sicher, daß auch die Tour ein großer Spaß wird.
Wem die ersten Videos zu ruhig sind sollte sich aber auf jeden Fall die Pärchenallergie anschauen; sehr lustig.
Liebe Grüße von hier an Annett, Band & Crew.
Etwas beunruhigend ……
…… für unsere Reise im Herbst finde ich die Tatsache, daß das herunterladbare Navi – Kartenmaterial für ganz Albanien kleiner ist als für den Vatikan oder Lichtenstein. Es scheint so, daß die im Internet findbaren Reiseberichte bei der Beschreibung der Straßenverhältnisse nicht untertrieben sind.