Wie schon letztes Jahr, so spielen wir auch dieses mal wieder in der neuen Halle in Deggendorf. Der örtliche Veranstalter gehört mit zur zuverlässigen und herzlichen Sorte, wie man schon hier sehen kann. Der Karneval hat so dann auch Einzug in unsere Welt gehalten. Draußen vor der Halle wieder Berge von Schnee — ich bin fast etwas beruhigt. Ansonsten alles so wie’s sein soll.
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Fachpersonal
Wir spielen heute in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, eine Halle, die man ohne zu übertreiben einen fleischglasgewordenen Hallraum nennen kann. Auch wenn ich die Architektur durchaus schön finde (hier mehr), ist die Riggingsituation etwas eigenwillig. Aber wir basteln uns da dann auch rein. Um kurz vor zehn heute morgen besprach ich mit dem örtlichen Rigger, wie wir’s denn machen, danach wurden die Punkte hochgezogen und um spätestens 12:00 Uhr war für jedermann klar zu sehen, wo was wie hängen wird.
Um 16:00 Uhr kommt der zuständige Bühnenverantwortliche des Hauses und will noch zwei Video – Punkte umgehangen haben, weil er das so nicht verantworten kann. Meine erste Reaktion: Aufbaubeginn war um 10:00 Uhr und laut BA hätten Sie hier sein müssen. Nun soll also ein 80kg wiegender Rigger noch mal hoch und Punkte um 50cm verschieben, die vielleicht 60kg wiegen, weil die Stahl(!)truss das an der Stelle angeblich nicht trägt. Eigentlich müßte ich jetzt dem Rigger verbieten da hochzugehen und statt dessen einen Steiger anfordern; die Traverse trägt das ja nicht. Aber man will sich ja nicht aufs selbe Niveau begeben.
Nachtrag 23:15 Uhr: passend zum Riggingsachverstand bot uns übrigens der Hauselektriker diesen nicht ganz fachgerechten Adapter 32A auf 16A an. Eingeweihte wissen schon……
Augsburg
Heute dann also ein Gig in der Schwabenhalle Augsburg, von der ich nur mäßig begeistert bin. Das Catering steht in der Halle, in der Auswahl der Gerichte ist man also ein wenig eingeschränkt. Ansonsten ist aber Rigging halbwegs vernünftig möglich, auch Strom gibt es genug und mit dem Truck kann man in die Halle fahren, was warmes Arbeiten auch bei Schneefall ermöglicht.
Wie es sich gehört sind alle Maschinen hier akkubetrieben; sowohl Steiger als auch Stapler sind angenehm leise, haben auch kein PIEP und stinken nicht. So ist wirklich entspanntes Arbeiten möglich. Nur die Mietnebenkosten sind ganz schön hoch und ärgern den Veranstalter.
Auch wenn die Halle recht groß ist, so ist man doch beim Bühnenstandort durch die beiden dicken Pfeiler in der Gebäudemitte ziemlich eingeschränkt. Mit der Bühnenvorderkante kann man nicht weiter nach hinten gehen, weil es sonst Sichtbehinderungen gibt. Den eigentlichen Zweck der Halle merkt man dann auch ganz schnell: während sie bei Konzerten Schwabenhalle heißt, ist sie bei Messen ganz einfach die Halle 1.
Ansonsten nichts … berichtenswertes hätte ich fast geschrieben. Das stimmt so nicht. Manchmal bedauere ich schon, daß man über manche Dinge einfach nicht so öffentlich tratschen kann ;-)
So geht es nicht
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Tourtechniker sind ja leidgeprüfte Menschen. Sie machen fast alles mit, stehen fast alles durch; nur bei einem Punkt kann man es sich mit ihnen richtig übel verscherzen: beim Catering. Genau da landete unser Supermanpinguin eine Bruchlandung. Es wollte das komplette Catering auf Hering und alle Getränke auf Lebertran umstellen. Ein Versuch, der scheiterte. Kläglich.
Nachdem ich mich in der Nacht und am Morgen durch Schnee & Eis zu Fuß und per Anhalter bis nach Augsburg durchgeschlagen hatte, die Pflichterfüllung meinem Arbeitgeber gegenüber hatte mich dazu gezwungen (hust), wurde ich dort wieder aufgenommen. Mit dem Pinguin sei es letztlich noch schlechter als mit mir. Ich dürfe also vorerst wieder mitfahren. Nun denn.
Caterer, mach das beste Essen, das Du kannst ;-)
Putsch
Nach der Show war klar: ich bin abgesägt. Der Neue sitzt schon an meinem Rechner und ändert alle Paßworte. Ich kann meine Tasche packen und gehen. Nur aus Interesse blieb ich noch etwas um zu sehen, wie er sich einarbeitet.
Als erfahrener Mann verschafft er sich erst mal einen Überblick…
… spricht mit den Kollegen …
… überwacht, ob alle Motoren noch aktuellen TÜV haben …
… und springt auch mal eben ein, wenn mit dem Steiger ein paar Hängepunkte aus dem Dach geholt werden müssen.
Ich muß zugeben, daß er wirklich einen hellen Eindruck macht und auch bei Details sofort Bescheid weiß.
Dabei schreckt er auch nicht vor der Deko zurück …
… und springt als Staplerfahrer ein. Wirklich ein Tausendsassa.
Beim Truckladen zeigt er Trucker und Hands, wie schnell sowas zu machen ist…
… und verheimlicht auch nicht, warum er so schnell arbeitet: damit er eher im Bus bei Bier und Chips ist.
Kurz bevor ich dann aus dem Bus gekickt wurde, lag er auch schon im Bett, in meinem Bett, Kraft für den morgigen Tag tanken. Ich muß jetzt durch die verschneite Nacht laufen. Einsam durch die Finsternis. Aber ich werde kämpfen, zurückkommen zu dürfen.
Der neue TL
Die Kollegen haben meinen Nachfolger auf der Tour installiert. Ich kann gehen, werde nicht mehr gebraucht.
Hier in der Eisarena gibt es etwa 90cm hohe Pinguine und Eisbären, mit denen sich kleine Kinder wahrscheinlich das erste Mal auf das Eis wagen sollen. Ein Pinguin wurde auf die Videoregie neben der Bühne gesetzt, bekam ein Headset auf und gibt jetzt alle Cues für die Show.
Ich bin mir nicht sicher, was die Kollegen mir damit sagen wollen………
Mal so unter uns
Kaum schlägt man die Zeitung auf, muß man schon wieder vom Chaos, von der Katastrophe lesen. Bei uns hier in Deutschland. Wegen des Schnees. Dabei kann man doch ganz einfach mal festhalten: es ist Winter. Und im Winter ist verstärkt mit Schneefall zu rechnen. Das gehört gewissermaßen mit dazu. Klar, in den Ämtern verdrängt man sowas gern und es ist ja auch sowas von praktisch, Salzbunker wegzurationalisieren und dann die Daumen zu drücken, daß man im Notfall noch Streusalz bekommt. Ähnlich ist es am Flughafen Frankfurt, wo die LKW mit den Auftauflüssigkeiten auf der Autobahn festsaßen, weil man sich dort für eine Just-In-Time – Liefervariante entschieden hatte, statt selbst ausreichend Tanks zu bauen. Das das mit dem pünktlich liefern im Winter auch mal schwierig werden könnte, hat man am warmen Schreibtisch glatt vergessen. Wir sind hier in Deutschland sowas von weit weg vom echten Leben, daß viele schon beim ersten Schneefall glatt überfordert sind. Wenn es dann aber mal ein paar Jahre nicht schneit, dann wird natürlich auch gemeckert. Früher seien die Winter ja viel besser gewesen. Ts.
Ich find‘ Schnee toll.
Mußte mal gesagt werden.
Derweil sitzen wir mit unserer Tour in der Ingolstädter Saturn – Arena, die Toiletten sind im selben Zustand wie letztes Jahr, das scheint also ein systemimmanentes Problem zu sein.
Unser Videonaut Marc hat zwischenzeitlich seinen Laptop aufgeschraubt und fuhrwerkt mit dem Ledermann darin herum. Ich bin nicht sicher, ob das bei seinen Rechnerproblemen wirklich weiterhilft. Ansonsten alles normal. Kalt ist es in der Halle. Es ist halt Winter.
Ich muß die Kollegen gleich mal zu einer Schneeballschlacht motivieren.
Ciao Amore
Ich finde es jeden Abend aufs Neue erstaunlich, daß bei den letzten Nummern der ganze Saal steht und mitgeht. Dabei ist das Set ja nicht besonders knallig, eher ruhig. Aber spätestens zu „Eine weiße Rose“ toben alle. Hier läuft gerade der letzte Song „Ciao Amore“, alle winken, alle singen mit und am Ende des Abend geht das Publikum glücklich nach Hause.
ohne Ton
Gerade direkt zu Konzertbeginn sah einer meiner Kollegen im Publikum einen Zuschauer, der filmte. Er machte mich darauf aufmerksam und ich bin dann dorthin, es zu unterbinden.
ich: Guten Abend, es tut mir leid, aber das Filmen ist leider nicht gestattet. Würden Sie bitte ihre Kamera wegpacken ?
Zuschauer: Hm, schade. Darf ich denn photographieren ?
ich: Klar, ohne Blitz so viel Sie wollen.
Er, grinsend: Super, dann mache ich jetzt einfach 25 Photos in der Sekunde.
ich, ebenfalls grinsend: Kein Problem; aber bitte ohne Ton.
Er, leicht enttäuscht aber freundlich: Na gut, dann laß‘ ich’s eben sein.
Ich fand diese Diskussion mal ganz erfrischend, denn oft wird man nur beschimpft, wenn man die Leute auf das Filmverbot hinweist.
Campushalle Flensburg
Heute ging unsere Reise ganz in den Norden, in die Campushalle Flensburg. Der Name verrät es schon: die Halle gehört zum Unikomplex und im Gebäude sind nicht nur die Handball- und Mehrzweckhalle, sondern auch der unieigene Fitnessclub untergebracht. Der Ladeweg ist erst mal sehr einfach und kurz, das ist gut. Beim Riggen hapert es allerdings. Über der Bühne selbst gibt es genug Punkte, vor der Bühne hört es aber auch schon ohne Prerigg ganz schnell auf. Dazu kommt, daß man mittels eines Treckers dieselbetriebenen Steigers ins Dach muß, der nicht nur nervig laut ist, sondern auf Dauer ganz schön stinkt. Da der örtliche Rigger und der Steiger auch noch keine dicken Freunde sind, dauert alles auch recht lang. Nach dem Konzert muß man erst mal die Backstagesituation wegräumen, um das Gerät wieder in die Halle zu bekommen; somit dauert es also auch eine halbe Stunde, bevor der erste Punkt wieder frei ist. Was bei einer langen Fahrt in die nächste Stadt auch nicht ideal ist. Dafür sind die Hausleute nett und auch die sonstigen Räumlichkeiten ok.
Daß die Räume ganz gut sind finden auch die hier ein uns aus gehenden Studenten. In unserem Technikerraum zogen sich plötzlich eine Horde Mädels um, die zum Sport wollten. Nicht, daß wir ganz grundsätzlich was dagegen hätten, jungen und teilweise durchaus auch gutaussehenden, weiblichen Besuch zu haben. Aber in eindeutig beschriftete Räume einzudringen ist dann doch nicht soooo doll.
Kurz vor Showbeginn stand dann ein aufgeregtes Joga – Mädchen neben der Bühne. Sie hätte unsere Musik in ihrer Anlage, wohl durch das von ihr genutzte Funkmikro eingefangen. Wir hätten jetzt sofort, aber so-fort unsere komplette Anlage abzuschalten. Schließlich seien wir nur Mieter und sie immer da. Ich mußte ihr erklären, daß wir durch unsere teure Miete ihr Om subventionieren und daß gerade deshalb wir überhaupt nix abschalten, sondern sie. Ihrem Argument, das sei ja Kapitalismus konnte ich nur entgegnen, daß Subvention genau das nicht sei, sondern soziale Marktwirtschaft, wenn nicht sogar Sozialismus. Sie trollte sich unwillig und wurde dann später durch die Hausverwaltung gezwungen, auf gekabelte Mikrophonierung umzusteigen, weil nämlich dann ihr „Ihr fühlt Euch ganz schwer, gaaaaaaaanz schweeeeeeeeer“ im InEar des Bassers zu hören war.
Scheiß Sozialismus.