Mit diesem fast weihnachtlichen Motiv von unserer Tour möchte ich Euch am Heiligen Abend beglücken. Dimmermann Thomas ist während der Show natürlich immer hochkonzentriert bei der Sache; hier lauscht er gerade den Anweisungen von Lichtchef John. Oder so ähnlich.
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München
Unser Münchener Konzert hatten wir gestern im Deutschen Theater. Nun mögen treue Blogleser denken „Das habe ich aber optisch anders in Erinnerung.“ und da haben sie natürlich auch Recht. Das Deutsche Theater ist seit letztem Sommer und noch bis Mitte 2012 wegen aufwendiger Renovierungsarbeiten geschlossen. Statt dessen residiert man in einem großen Zeltbau in der Nähe der Allianz – Arena, in den man eine komplette Vollbühne incl. Eisernem Vorhand gebaut hat. Schon eine beachtliche Leistung. Da auch wirklich ausreichend Platz eingeplant wurde, hätte es ein idealer Spielort für uns sein können …… wenn wir nicht am freien Montag der Mary – Produktion gespielt hätten. So stand ein recht großes Set auf der Bühne, das uns nur 5m Tiefe übrig ließ. Eine satte Herausforderung, zumal uns nicht gestattet wurde, Teile des Mary – Sets mit unseren Musikern zu besetzen.
Bei der Planung des temporären Zeltbaus hat man übrigens an alles gedacht: es gibt sogar eine ganze Reihe an Handkonterzügen, die an einem Schwerlastgroundsupport montiert wurden, an dem man auch hervorragend riggen kann. Die Theatermitarbeiter verrieten mir dann auch, daß sie eigentlich sogar ein wenig lieber in dem Zelt arbeiten, als in ihrem angestammten Theater. Alles sei flexibel, die Lademöglichkeiten viel besser, allein im Winter sei es etwas kälter.
Auch genug Strom gibt es draußen auf dem „Campingplatz“, wie man hier sehen kann. Und so war das größte Problem des Tages eher, daß wir Drummer Roland pünktlich an den Start bekamen. Der war am Offday schnell nach Hause gefahren und steckte nun im Schnee fest. Der Flieger gecancelt, der Zug verspätet.
Auch unseren Showeinbau bastelten wir uns zurecht. Es wurde bei nur fünf Metern Tiefe natürlich nicht ganz das Originalsetup, auf ein paar Details mußten wir auch verzichten. Trotzdem gab es im ausverkauften Haus am Ende stehende Ovationen, was deutlich fürs Produkt spricht.
Chemnitz
Gestern waren wir dann in der Stadthalle Chemnitz. Auch hier wieder eine richtig schön große Bühne, auf der es großen Spaß macht, dort zu arbeiten. Über den Sommer gab es größere Umbauten in der Halle und so ist der Eingangsbereich jetzt völlig neu. Ich mußte mir erst mal die Augen reiben, als ich aus dem Bus stieg. Innen haben sich die Stargarderoben verändert. Es gibt jetzt drei, die auch etwas größer sind, als die bisherigen. Leider noch nicht gemacht sind die Crewduschen.
Im Ladebereich, dort wo normalerweise das ganze Hausmaterial lagert, standen gestern drei Ponys, ein Pferd und drei Dalmatiner. Letztere kläfften, so bald sich jemand näherte, also immer. Diese Tiere gehörten zum „Weihnachtszirkus“, der im kleinen Saal der Stadthalle residiert. Das finde ich erst mal komisch, denn zum Zirkus gehört für mich ja auch das Zelt. Auf der anderen Seite gibt es nicht nur im Ostblock, sondern auch in München ja richtige gemauerte Circen und der kleine Saal ermöglicht auch eine Rundumbespielung. Also geht das schon in Ordnung. Wir haben uns dann direkt überlegt, wie wir die Tiere in unsere Show mit einbinden können: Amelia bei Kashmir auf dem Schimmel reitend, oder bei Stairway to Heaven mit den drei Hunden an der Leine. Wäre bestimmt lustig.
Der erste Song der zweiten Konzerthälfte ist immer der blanke Horror eines jeden Feuerwehrmanns: insgesamt zwölf teilweise recht kräftige Flammen lodern dann auf unserer Bühne und ich finde, das sieht auch jedes Mal schön infernalisch aus. Ich hätte da ja noch ein paar nette Ideen……
Nach dem Abbau dann ins Bett gefallen und dem Offday entgegengeschaukelt.
Dresden
Selbst unser Supernightlinerfahrer Christian schafft es Aufgrund der Straßenverhältnisse nicht, pünktlich in Dresden anzukommen. Gegen eine Autobahnsperrung ist sogar er machtlos. Und so trudeln wir erst um 11:00 Uhr in Dresden ein. Der schneebedeckte Anblick der ganzen Gebäude ist schon schön und es ist auch mal ganz interessant, nicht nur verschlafen vor einer Halle aus dem Bus zu fallen, sondern auch die Anfahrt zu sehen.
Die Gegend rund um die Frauenkirche finde ich schon im Sommer komisch. Bei Schnee sieht es vollends aus wie Disneyland. Es fehlt einfach die Patina, die Gebäude mit diesem Baustil angesetzt haben sollten. Hier ist im Laufe der letzten zehn Jahr alles neu aus dem Boden gestampft worden und das merkt man einfach. Dieses Ensemble könnte genau so in Babelsberg als Filmset stehen. Oder eben bei Disney.
Auf der breiten Bühne des Kulturpalasts (weitere Infos zu diesem Gebäude findet Ihr genug hier im Blog) sieht unser Set schon richtig geil aus und alles kommt besonders gut zur Geltung. Auch Gunther, unser Gitarrist, spielt so gut, daß es einem die Hosen auszieht. Oder so.
Die Handscrew war seht gemischt. Die eine Hälfte quasi Promihands, alte erfahrene Leute, denen man nichts mehr sagen muß und interessanterweise auch jemand, den ich sonst als Produktionsleiter kenne. Die andere Hälfte eher Jungs, die man deutlich anhalten muß, mal was zu tun und die auch beim Laden quatschend an der Seite stehen. Daß es schneite, weil ich mit dem Laden dran war, brauche ich nicht weiter zu erwähnen, oder ?
Das Haus selbst verändert sich in eine ganz komische Richtung. Irgendjemand ist auf den Brandschutz – Trip gekommen und hat dabei ganz schlechte Drogen genommen. Jedenfalls nehmen die Regeln obskure Formen an. So darf im Essensraum des Caterings kein Kühlschrank mehr aufgestellt werden, weil dieser eine zusätzliche Brandlast darstellen soll. Daß im selben, karg eingerichteten Raum aber eine große Kaffeeverkaufsmaschine und ein Getränkeautomat stehen, scheint da nicht so wichtig. Wir kühlen die Getränke also im Kühlhaus nebenan und mit Eis. Auch darf der Merchandiser seine Standbeleuchtung nicht aufbauen. Die Lampen würden zusätzliche Wärme erzeugen, die zu einem Brand führen könnten. Nur LED – Lampen sind erlaubt.
beschleunigt
Nachdem ja schon die Grippewelle über unsere Produktion gezogen ist, haben wir nun die Magen- Darm – Welle. Super. Und ich wieder voll mit dabei. Das braucht doch so kurz vor Ende kein Mensch.
Erfurt
Gestern waren wir in der Alten Oper Erfurt, die ich ja schon vor drei Jahren mal vorstellte. Das Haus ist nicht gewachsen und das Vorderhaus ist immer noch schön. Die Bühne ist immer noch Gebastel, aber letztlich wird es doch eine schöne Show. Wir spielten gestern zwei davon: eine am späten Nachmittag und eine um 20:30 Uhr. Beide ohne Pause. Das ist komisch, weil sich dadurch die im Hirn eingebrannten Ablaufe verändern, aber es macht auch wach und darum ist’s auch gut.
Der Ton funktioniert, es stehen acht Mönche auf der Bühne, alles läuft glatt. Geht doch.
Ein benachbartes Anwaltspärchen hat es geschafft: es hat nach langem Rechtstreit gewonnen und nun darf das Theater das jahrzehntelang genutzte Ladetor nicht mehr nutzen. Es ist von Amts wegen mit dicken Pollern so umstellt, daß man garantiert mit keinem Fahrzeug mehr rankommt. Was für ein unglaublicher Justizschwachsinn. Statt dessen muß jetzt seitlich durch ein Fenster (!) geladen werden. Dadurch haben jetzt zwar die Anwälte mehr Ruhe, weil die so wohnen, daß sie vom Fensterln nichts mitbekommen, aber natürlich gibt es andere Nachbarn, die sich angespornt fühlen, auch dort die nächtliche Laderei verbieten zu lassen. Dabei kann man sicher festhalten, daß die Oper länger steht, als daß dort je ein Mieter in seiner Wohnung wohnt.
So sieht die Ladesituation von draußen aus. Die Rampe ist dick mit Teppich beklebt. Das macht zwar das Laden schwerer, ist dafür aber leiser. Trotzdem stehen dann plötzlich zwei Polizisten dabei. Bürger hätten sich beschwert. Die Polizisten geben sich Mühe, nicht mit dem Kopf zu schütteln. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung, darüber sind sie sehr dankbar. Sie notieren sich die Nummer und ziehen von dannen.
Wir leben in einer sehr komischen Welt. Die Leute wollen eine beheizte Wohnung mit Strom, aber kein Kraftwerk in der Nähe. Sie wollen nach Malle fliegen, aber keinen Flughafen. Sie wollen Unterhaltung, aber bitte nicht direkt vor der Türe.
Nach dem Abbau bleibt der Bus erst noch bis um 05:00 Uhr in Erfurt stehen; Christian muß seine 45 Stunden Wochenpause machen. Die Fahrt nach Erfurt machte schon ein Doppelfahrer. Das ist ungewohnt und im stehenden Nightliner schlafe ich nicht so gut ein, wie im fahrenden. Die Wiege fehlt.
Leipzig
Was gibt es noch über das Konzert in Leipzig zu berichten…… später Aufbau halt, lief aber ganz gut, so daß wir rechtzeitig fertig wurden. Und zum Glück war Gunta um vielleicht 300m nicht an dem fetten Unfall beteiligt, der auf dem Weg von Salzburg nach Leipzig lag. Er sah in seinem Rückspiegel noch die Wagen drehen. Dann verließ uns das Glück aber: die Cast geriet in der Umleitstrecke der Vollsperrung natürlich in einen fetten Stau und kam spät, einer der Sänger war so erkältet, daß er nicht singen konnte, während der Show dann plötzlich kurze Aussetzer im Ton. Der Galileo [Lautsprechermanagementsystem] verabschiedete sich, so daß wir es heute austauschen mußten. Und zu guter Letzt bekam noch ein Mönch Magenkrämpfe, so daß auch er ausschied. Das ganze in einem komplett bis in die Seiten ausverkauften Gewandhaus. Extrem unschön.
Salzburg
Vom gestrigen Tag in der SalzburgArena gibt es wieder nur wenig zu berichten. Eine Halle mit für uns hervorragenden Möglichkeiten. Neu war, daß wir tatsächlich eine richtige Laserabnahme hatten. Mit Nachmessen und allem Pfurz und Feuerstein. Dabei gab es dann eine neue Beauflagung: die Laser mußten optisch so abgeschottet werden, daß auch garantiert niemals nie nicht Strahlen ins Publikum gelangen können. Weil es schon recht kurz vor der Show war, fiel uns nichts besseres ein, als diese Abschottung durch Pappkartons zu realisieren, die wir in abgemessener Höhe mit Gaffa vor die Movinghead – Laser klebten. Leider erwies sich diese Konstruktion nicht als dauerfest, sie fiel im Laufe der Show ab. Dummerweise saß der zuständige Beamte noch im Publikum und drohte mit Konsequenzen. Ich hoffe, daß das noch glimpflich abläuft.
Alle drei Tage bin ich mit im Ladeteam, zuletzt in Kosice. Da schneite es beim Laden, gestern dann wieder. Hm.
Ansonsten alles gut.
Congress Innsbruck
Manchmal sieht man auch Naturphänomene wenn man aus dem Nightliner steigt. Wie hier zum Beispiel die Schneefallgrenze in Innsbruck. Leider ist der Rest der Berge ganztägig in eine Wolkendecke gehüllt, so daß ich keine Bilder von der Spitze machen kann. Aber das war doch schon mal ein schöner Morgenstart.
Wenn man dann in das Gebäude geht, kommt man aber ganz schnell wieder in der harten Realität an. Auf dem Bild seht Ihr die in den Unterlagen der Halle angepriesene „Industriespüle“ im Cateringbereich. Unsere beiden Köche, in den vergangenen Wochen sowieso schon hart gebeutelt (aber das ist ein Thema, auf das ich hier noch mal gesondert kommen werde), brachen spontan zusammen. In das Becken paßt noch nicht mal ein großer Topf.
Die Halle selbst, nun ja, ist halt eine 70er Jahre – Stadthalle mit mäßigem Ladeweg (Lift und langer Pushway), mäßigem Storage und deutlich nicht ausreichenden Riggingmöglichkeiten. Man kann Front- und Backtruss fliegen, dazwischen gibt es nur einen mit 200kg belastbaren eckigen Vorhangzug. Außerdem ist die Bühne für uns eigentlich deutlich nicht tief genug. Aber mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und zaubern auch noch in der kleinsten Puppenstube fast die Originalshow hin. Die gebuchten Venues sind halt doch extrem unterschiedlich.
Beim Abbau dann etwas übermotivierte Hands. Das ist eigentlich fast genau so schlimm wie Schnarchnasen, weil man höllisch aufpassen muß, daß sie nicht ruck-zuck deutlich mehr zerlegen, als sie eigentlich sollen und man am nächsten Morgen beim Aufbau doppelte Arbeit hat. Die Basteleinbauten machen sowieso immer mehr Arbeit, weil man vorbereitete Dinge ändern muß und am nächsten Tag dann zurückbauen. So kommt es, daß Aufbauten mit weniger Material letztlich länger dauern, als wenn man ein paar Tage hintereinander die volle Show baut.
Nachts dann quasi die halbe Strecke der Vornacht wieder zurück nach Salzburg.
Graz
Die besten Tage sind eigentlich die, an denen es nichts zu erzählen gibt, an denen alles so läuft, wie es soll. Gestern war so ein Tag. Wir waren trotz 750km Anfahrt halbwegs pünktlich in der Helmut List Halle, der Truck nur 45 Minuten zu spät, die Halle war schön, warm, es gab Helfer, mit denen man kommunizieren konnte, eine charmante Cateringhilfe, begeistertes Publikum…… was will man mehr ?!?
So könnten noch mehr Tage kommen. Das würde dann zwar langweilig für Euch hier, aber ich fänd’s angenehm. Wenn ich dann allerdings auf die nächsten Tage schaue … aber das ist ja dann ein anderer Post.