4.840,8 Kilometer in neun Tagen mit einem Sprinter, 50 Stunden und acht Minuten Fahrzeit am Steuer, zwei Fährpassagen á neun Stunden, 96km/h Durchschnittsgeschwindigkeit und 12,31l/100km Durchschnittsverbrauch sind meine persönlichen Zahlen zu den letzten Tagen. Wir waren mit den Gregorian für drei Shows in Spanien, in Palma de Mallorca, Benidorm und Barcelona gab es Auftritte. Es war schon ziemlich obskur, bei Schnee & Eis in Hamburg loszufahren und dann auf Malle bei strahlendem Sonnenschein im T-Shirt mit einem streusalzverkrusteten Fahrzeug zu stehen. Um dorthin zu kommen mußte ich erstmal mit der Fähre von Barcelona aus übersetzen. Ich war bislang Fähre nur als Passagier, maximal mit einem PKW gefahren. Mein Sprinter galt schon als LKW und wie eng es in der Truckabteilung der Fähre zugeht, kann man ein wenig auf dem Photo erahnen. Ich jedenfalls habe großen Respekt vor den Fahrern, die mit ihrem Sattel rückwärts die Rampe zum Schiff hochfahren, um dann in einem engen Slot abzuparken, ohne das halbe Schiff und den Hänger zu Klump zu fahren.
Auf Malle wurde ich jedenfalls bei bestem Wetter empfangen und das entschädigt ja schon ein wenig für den Ritt bis dorthin. Ehrlicherweise ist aber dieses Bild eher nicht typisch für Palma. Aber das wissen ja die Meisten von Euch eh selbst.
In Palma hatten wir dann Proben und auch die erste Show; gespielt wurde im Grunde das letztjährige Weihnachtsprogramm, nur halt im wesentlichen mit örtlicher Technik und ohne große Deko — ich war ja nur mit ’nem Sprinter unterwegs und nicht mit einem 18 – Tonner.
Außerdem hatte dort Anselm seine Gregorian – Premiere als Gitarrist und er hat das erstaunlich gut gemacht, dafür daß er so ein Jungspund ist ;-)
Lustig ist auch, daß das Wirken unseres Chefs auch nach vielen, vielen Jahren auf den Inseln durchaus seine Spuren hinterlassen zu haben scheint. Ich jedenfalls war ziemlich amüsiert, diese Dönerbude zu sehen.
Dann ging es wieder mit der Fähre zurück ans Festland und von da nach Benidorm. Jetzt mal ganz, ganz ehrlich: wie man da Urlaub machen kann (und das machen ja jedes Jahr Millionen) erschließt sich mir nicht. Gar nicht. Gar überhaupt nie nicht. Benidorm hat den Charm der Bronx, bevor sie wiederentdeckt und wiederbelebt wurde. Mit anderen Worten: Benidorm ist grottenhäßlich. Aber hat den Benidorm Palace und da spielten wir.
Der Benidorm Palace ist an vier Tagen in der Woche sowas wie der Friedrichstadtpalast oder das Lido für Arme. ‚Tschuldigung. Also, es gibt ein buntes Revueprogramm, im letzten Set tanzen die Mädels auch topless und drumherum gibt es zirzensische Kleinkunst, eine wirklich sehr geil gemacht Lasernummer und eine Partyband mit Jahresvertrag, die zum Tanz der Gäste aufspielt. Während & zwischen der Show bekommt man ein vielgängiges Menü serviert. Das Etablissement gibt es nun seit über 30 Jahren und hat sich so im Laufe der Zeit durchaus einen gewissen Ruf erarbeitet.
Sonntags, Montags und Mittwochs ist spielfrei und da entern dann andere Künstler die Bühne. Am Sonntag wir. Etwas ungewohnt war, daß auch während der Show Getränke serviert wurden. Auf der anderen Seite muß ich an dieser Stelle auch mal ganz generell eine Lanze für die Techniker in allen spanischen Venues brechen: ich hatte während meiner Fahrt schon die schlimmsten Befürchtungen entwickelt. Die Abwicklung der Fährformalitäten beispielsweise waren so langwierig und kompliziert, wie es in Deutschland nichtmal echte Beamte hinbekommen hätten. Und am Schalter des privaten Fährunternehmens saßen ja ganz normale Angestellte. Meine Rückschlüsse waren aber falsch. Die spanischen Techniker waren alle wirklich sehr nett und sehr hilfsbereit, es war eine große Freude, dort zu arbeiten.
Klar, in Spanien spricht man Spanisch (wer hätte das gedacht). Trotzdem mußte ich ziemlich grinsen, als ich dieses Filmplakat sah. „El Hobbit“ klingt für meine Ohren mehr nach einem Western als nach dem, was es nun mal ist. Meine Vision war jedenfalls ein typischer Italowestern, der in Mexiko spielen soll und in dem dann der gefährliche mexikanische Gangster „El Hobbit“ heißt.
Und in Spanien wachsen un-glaub-lich viele Orangen. Wir sind auf der etwa 500km langen Strecke zwischen Benidorm und Barcelona quasi ausschließlich durch Orangenplantagen gefahren. Vor den Toren Hamburgs ist ja das Alte Land und dort rühmt man sich, mit das größte Obstanbaugebiet Europas zu sein. Ähem. Ich glaube, die Bauern des Alten Lands waren noch nie in Spanien. Ich fand das auf jeden Fall beeindruckend und nun weiß ich, woher die ganzen Milliarden Früchte kommen, die man allein für die vielen Liter Orangensaft braucht, die täglich durch unsere Kehlen fließen (jaja … tagsüber. Wieviel Hopfen braucht man eigentlich für einen Liter Bier und wo wächst der ganze Hopfen eigentlich ?).
Die letzte Show dann in Barcelona in einem tollen, neu renovierten Theater. Es war ein guter Abschluß unserer Minitour. Ich durfte dann wieder den ganzen Weg zurückgurken und ab Frankreich fing es dann auch wieder an zu regnen.
Hm.
Vielleicht doch mal für einen Alterswohnsitz in Spananien sparen.