Aufbautag

Seit gestern sind Einrichtungs- und Probentage zur Stefan Gwildis – Tour im heißgeliebten Vamos ! in Lüneburg. Für mich die Gelegenheit, einige Spezialkabel zu löten. Das ich das ziemlich gern mache, ist auch an diesem Shirt zu erkennen.

Auf dem Bild ist aber auch meine Vergangenheit als Optiker zu erkennen. Etwas links von der Mitte steht eine Ventilette, ein Warmluftgerät, mit dem Augenoptiker Kunststoffassungen erwärmen, um Gläser einzusetzen, oder um Brillenbügel biegen zu können. Das Gerät ist sicher 30 Jahre alt und ich nutze es, um Schrumpfschläuche zu erwärmen. Vor rund 22 Jahren sollte es bei einem meiner damaligen Arbeitgeber ausgemustert werden und da nahm ich es mit, weil ich schon damals die Lizenz zum löten hatte. Ich bin mir sicher, daß nicht viele Veranstaltungstechniker mit einer Ventilette arbeiten ;-)

Außerdem sieht man auf dem Photo meinen neuen Rechner. Eigentlich ist der Zeitpunkt nicht ideal, weil ich einfach zu viel zu tun habe, um mich mal konzentriert um die Einrichtung zu kümmern. Aber es mußte sein und er ist ja auch ein Guter.

Spezialkeyboard

Zwischendurch will ich auch noch mal über meine Tour erzählen, denn es gibt durchaus ein paar Besonderheiten. Neben aufwendigen, genretypischen Dekorationen und auch Pyrotechnik gibt es ein Detail, mit dem man erst mal nicht rechnet.

Keyboarder, Komponist und Bandmanager Albin Gross sitzt bei den Konzerten eher im Hintergrund und von vorn sieht man ja auch nicht, daß das Instrument, das er spielt, eine Sonderanfertigung ist.

Erst beim genauen Hinsehen von der Seite beginnt man zu stutzen. Wie ein normales Keyboard sieht das jedenfalls nicht aus.

Ist es auch nicht. Albin spielt ein Instrument, dem man die Tastatur entfernte und durch Knopfakkordeontasten ersetzte. Zweimanualig. Dabei ist er in der Lage, durchaus auch mit beiden Händen im Diskant oder Baß zu spielen. Das gibt ihm breite Möglichkeiten. Ich hatte ein solches Instrument vorher noch nie gesehen und finde es faszinierend, daß so ein Umbau so ohne weiteres möglich ist.

Bonn

Gestern hatte ich einen recht geschichtsträchtigen Tag. Ich war in Bonn. Und mir ist aufgefallen, daß ich wahrscheinlich nicht, oder jedenfalls erst sehr spät zucken würde, sagte Karl-Heinz Köpcke abends um acht: „Bonn. Im Kanzleramt trat heute das Kabinett zusammen, um …“ Und als ich darüber nachdachte, fand ich die Bonner Republik durchaus geerdeter als den heutigen Berliner Schwachsinn. Oben seht Ihr, wie immer größerklickbar, ein Teil des Bonner Rheinufers im nachmittäglichen Licht.

Wir spielten in der Beethovenhalle und das Photo hat voraussichtlich bald Geschichtswert, plant man doch, dieses denkmalgeschütze Gebäude, in dem 1974 bis 1998 die Bundesversammlung stattfand, abzureißen und durch einen — natürlich im Geiste der Zeit rein klassiktauglichen — Neubau zu ersetzen. Was ich einigermaßen bekloppt finde. Nicht nur wegen der reinen Klassiktauglichkeit, bei der man in anderen Städten ja schon lange weiß, daß es zu teuren Nachrüstungen führt, sondern auch, weil gerade Bonn nun wirklich ausreichend mit Sälen gesegnet ist und ein weiterer Neubau nicht Not tut. Die auf dem Bild zu sehende Deko war übrigens nicht von uns, sondern ist schon für die nachfolgende Veranstaltung; wir sind im Rheinland und es ist Karneval. Dabei lernte ich, daß es sogar B1 – Kreppapier gibt.

Zugegeben: ein paar Dinge könnte man vielleicht doch zumindest sanieren. Wie dieses Anschlußfeld für Ü-Wagen – Übertragungen, das ich stage right fand. Insgesamt schmeckte das Haus in meinen Augen schon sehr nach Bonner Republik, nach meiner Jugend. Und das ist ja nicht der schlechteste Geschmack. ;-)

Leichtes Entsetzen…

… löst regelmäßig dieser zarte Kulissendolly bei unseren örtlichen Partnern aus. Ehrlicherweise war auch ich ein wenig erschrocken, als ich ihn das erste Mal im warehouse sah. Aber er ist so gebaut, daß er von der Höhe her so gerade noch in den Truck paßt, wenn er die Laderampe hinaufgerollert kommt. Und so ein Dolomitenbergmassiv ist eben — massiv.

Videonauten

Die Tour der Kastelruther Spatzen geht ja recht lang, also eine gute Gelegenheit, Euch mal wieder ein paar Kollegen vorzustellen. Und weil wir es gearde erst mit wackelnden Leinwänden hatten, fange ich einfach mal mit der Videoabteilung an. Oben seht Ihr Steffen Müller. Der ist bei der Tour gar nicht mit dabei, hat aber die ganzen Videozuspieler geschnitten. Steffen ist wie ich Angestellter bei der „Schmiede“ und da unser Videospezialist. Die meiste Arbeit hatte er lange vor der Tour. Stunden an Material wurde für die Jubiläumstour gesichtet und in aktuelle Formate konvertiert. Bei den Proben in Bayreuth hatte Steffen sein kleines mobiles Studio aufgebaut, um da noch schnell Veränderungen realisieren zu können. Und wie das immer so ist, hatte er auch noch gut zu tun.

Marc Nesselhauf ist unser Videospezialist auf Tour und mit drei Beamern, Leinwänden und der Regie hat er auch gut zu tun. Oben seht Ihr ihn während der Show. Da mischt er Livekamerabilder und Videoinhalte, die vom Medienserver kommen, so, daß zwei unterschiedliche Inhalte entstehen: ein mal für die beiden Leinwände rechts und links der Bühne und ein mal für die mittige Leinwand, die vor die Berge gefahren werden kann. Das ist konzentrierte Arbeit.

Der Hallenschnelldurchlauf

Nachdem ich bisher wenig über die Hallen erzählte, in denen wir residierten, will ich das mal in alphabetischer Reihenfolge nachholen. Jedenfalls bei solchen, von denen ich bisher auch bei anderen Touren noch nichts erzählte. Alphabetisch und auch von den Konzerten her die erste Halle ist die Oberfrankenhalle Bayreuth. Eine Sporthalle mitten in einem Sportzentrum mit Schwimmbad, Eishalle und Stadion. Die Halle selbst ist mit allem ausgestattet, was man so von einer Mehrzweckhalle erwartet, hat ausreichend Strom und Hängepunkte. Da in den Nebenhallen immer auch noch Sportunterricht und andere Termine sind, muß man ab Aufbaubeginn mit Secus dafür sorgen, daß niemand durch die Baustelle läuft. Sonst aber ist alles gut und vor allem die Haustechniker sind sehr nett und motiviert. Da die Halle außerdem gut Platz bietet ist es eine gute Probenhalle. Nur unser Dekodolly paßte mit seiner 2,60m Höhe leider nicht durch die Türe und mußte außen ent- und beladen werden.

Erst Anfang der Woche waren wir in Bielefeld. Die Stadthalle hat eine in zwei Richtungen bespielbare Bühne, was insofern praktisch ist, als daß man den kleinen Saal als Storage nutzen kann. Nicht ganz praktisch ist der Ladelift, der Teil der hinteren Bühnenfläche ist. Dafür gibt es reichlich C1 – Hauspunkte; das gleicht den Lift – Zeitverlust wieder aus.

Wenn man bisher in der Stadthalle Deggendorf spielte, dann war man sicher in diesem Saal. Eine ganz typische Stadthalle mit Handkonterzügen und Lademöglichkeit direkt auf die Bühne. Eine klassische Mittelbühne.

Seit kurzem, wir waren erst die zweite Produktion, gibt es nun die nagelneue Halle 2 direkt nebenan. Die ist größer, flexibler, auch gut zu beladen und in nächster Zeit wird auch ein festes Grid über die Bühne gebaut, so daß dann das Rigging sehr einfach wird. Wir bastelten noch 3m – Schluppen um die Betonträger. Die Hauscrew ist durch ihre alte Halle eingespielt und löst die kleinen Anfangswewehchen schnell und unkompliziert. Strom kommt an vielen Stellen einfach aus dem Boden; da sieht man, daß dort auch Messen stattfinden sollen.

Als ich eben das Bild sah, mußte ich tatsächlich schon überlegen, wo denn das wohl war, dabei ist das gerade mal zwei Wochen her. Die Rothaus –  Arena in Freiburg ist eine der zahlreichen Messehallen, die man auch als Konzertvenue nutzen kann. Strom, Rigging, alles da. Der Truck kann in die Halle fahren, was im Winter sehr angenehm ist. Ansonsten halt ’ne Halle.

Heute sind wir in der Oberschwabenhalle Ravensburg. Praktisch sind die auf Trägern verschiebbaren Hausmotoren in der Tiefe. Unpraktisch ist, daß man in der Breite beim Raster sehr festgelegt ist, will man kein Prerigg hängen. Wir haben uns natürlich alles auf die Linien geschoben…… Ansonsten gibt es nur zu berichten, daß das mit den Schwaben und dem Hochdeutsch zwei Dinge sind, die nicht zusammenfinden. Und daß Backstage die Heizung nicht richtig spielt. Im Catering ist es heute extrem kalt. Außerdem war man örtlicherseits sehr bemüht, das Sidemasking partout auf die hauseigenen Vorhanglinien zu setzen, was aber bei uns einfach nicht funktioniert, weil wir das Masking nicht auf der Bühnenvorderkante brauchen, sondern 6m dahinter. Schon wegen der Sichtlinien.

Zu guter Letzt in unserem kleinen Reigen biete ich Euch die Rhein-Main-Halle Wiesbaden. Die Garderoben & Büros sind im Keller, das finde ich nicht so doll, weil ich gerne bühnennah sitze. Ansonsten ist’s halt eine ganz normale Stadthalle, die nur nicht Stadthalle heißt. Der Dickstrom wird ein wenig abenteuerlich von der Seite herangeführt. Mit unseren 20m 125er sind wir nur sehr knapp bis zum Dimmer gekommen.

So weit von der Front. Nun hoffe ich, daß morgen früh die Bahn nicht streikt.

Dicht beieinander

Glück und Pech liegen, Schönes und Häßliches, Gutes und Schlechtes liegen ja oft ganz dicht beieinander. Gestern waren wir in der Saturn – Arena in Ingolstadt (daß in der Halle dann auch MediaMarkt – Werbung hängt macht um so deutlicher, daß beide Marken zu einem Unternehmen gehören), eine Halle, die für eine Eishalle hervorragend geheizt ist und in der man hervorragend riggen kann. Daß man mit dem Truck nicht bis an die Eisfläche heranfahren kann —  geschenkt.

Zu den eindeutig positiven Dingen gehören die drei gelben Rosen, die ich von der Veranstaltergattin überreicht bekam. Das ist nach dem Strauß von Sabine im letzten Jahr das zweite Mal, daß ich als TL Blumen geschenkt bekomme und ich bin sehr erfreut. So darf es weitergehen und ich nehme den Strauß mal als vorweggenommenes Geschenk zum heutigen Bloggeburtstag.

Zu den deutlich unangenehmen Dingen gehörten durchweg die sanitären Anlagen der Halle, oben nur ein Beispiel von einer Backstagetoilette. Alles war extrem verkeimt und man überlegte sich auch beim Duschen, ob man wirklich sauberer wird, wenn man sich nackt durch die Räume bewegt. Nicht schön und zum Glück echt die Ausnahme. Ansonsten war aber alles gut und um 00:30 die Trucktüre zu.

Reminiszenz

Während bei der Annett Louisan – Produktion zur Zeit bestimmt die Vorbereitung auf Hochtouren läuft — in wenigen Tagen beginnen da die Proben — habe ich hier jeden Tag eine Kiste bei den Spatzen, die mich an die letzte Tour erinnert. Michél war eine Dose der Setfarbe ausgelaufen und so gibt es bis heute zwei Cases, die Reste dieser Farbe tragen. Eine davon habe ich jetzt mit dabei; sie birgt Riggingzubehör.

Den Kollegen bei Annett, den Musikern und natürlich auch Annett selbst wünsche ich eine perfekte Tour.