Dauerbackstagepaß

Wenn ich hier Männerbeine zeige, dann muß das schon einen triftigen Grund haben und mit diesem triftigen Grund kann ich wahrlich dienen. Da hat sich ein Teil der Katelruther Spatzen – Crew gewissermaßen den ewigen Backstage – Paß besorgt, indem sie sich das Logo der jetzt anstehenden Tour während der Weihnachtstour aufs Bein haben tätowieren lassen. Kastelruther Spatzen — Hand aufs Herz. Das ist …… engagiert.

Copyright: Martin Schuster

Und wer glaubt, das seien jetzt so billige Kinderabziehtattoos, nun, dem kann ich hier handfeste Beweise aus dem Tattoostudio in Osnabrück liefern, die ein Crewmitglied schoß, das sich drückte.

Copyright: Martin Schuster

Ich bin ehrlicherweise ein wenig sprachlos. Auf der anderen Seite ist so ein Tattoo sicher cooler, als die übliche Backstagepaßsammlung, die man sich im Büro übern Schreibtisch hängt. Und wenn man sich konsequent alle Künstler einer Technikerkarriere aufs Bein stechen läßt, dann kommt da sicher eine interessante Mischung zusammen, bei der dann auch jedes Mädel einen Namen findet, auf den sie steht. Vielleicht sollte ich auch …… ?

Ein neues Spatzenjahr

Zur Zeit sind technische Proben zur neuen Tour der Kastelruther Spatzen und auch wenn ich diese Tour nicht fahren werde (statt dessen warten neue, recht überraschende Aufgaben auf mich, von denen ich aber zur Zeit noch nicht öffentlich erzählen darf), so bin ich doch zwei Tage vor Ort, um zwei, drei Tips zu geben. Sehr schön finde ich, daß der Alm – Adi, unser kleines Maskottchen von der Tour vor zwei Jahren, immer noch lebt und mitfährt. Mehr kann ich leider noch nicht zeigen, denn man soll ja vor der Premiere nicht schon alles verraten.

Allerdings gibt es da ein produktionsinternes Detail …… mehr davon in Kürze hier :-)

Opatija, 2/2, letzte Show

Hier hatten wir also unser letztes, unser 88stes Gregorian – Konzert im Jahr 2011. Für unsere kleine Tour mit Kirchenbesteck war das Hotel Kvarner ein schönes Venue. Unsere Helfer waren örtliche Fischer, die im Truck nicht immer eine elegante Figur machten, aber durchaus willens waren. Und das ist ja die Hauptsache.

Hermann am Tonpult mußte bei den letzten beiden Shows plötzlich an Regler greifen, die schon ein wenig Staub angesetzt hatten: im Gegensatz zu den Kirchen, wo es ja von Natur aus meist ausreichend hallert, war dieser Saal knochentrocken und es war nach vier Wochen Kirchentour sehr ungewohnt. Hermann hat aber dann den Regler tatsächlich noch gefunden :-)

Es gab wieder Kronleuchter, die sich hier sehr schön ins Bild fügten. Die Stimmung war nach den freien Tagen und der Aussicht, dann nach Hause fahren zu können, bei Crew & Cast sehr gelöst und so gab es eine sehr gute Show.

Auch den Kroaten gefiel es sehr gut und so war es ein toller Tourabschluß. An dieser Stelle noch mal ganz, ganz herzlichen Dank an meine Kollegen John, Hermann und Johannes für die super Zusammenarbeit auf der Tour und viele Grüße an Sänger, Band & Tourmanagement. Die Weihnachtstour war schön.

2012 ist gregorianisch eine Pause vorgesehen, erst im Frühjahr 2013 soll es wieder losgehen. Es sei denn, vielleicht, …… lassen wir uns überraschen.

Wien, grande finale

Hier nun ein paar Konzertbilder aus Wien. Ihr seht, das sieht schon alles ziemlich gut aus. Was ehrlicherweise nicht so gut aussieht sind die Heizstrahler, die da an den Säulen hängen und die für eine deutliche Grundbeleuchtung sorgten. Erst wollten wir die tatsächlich ausgeschaltet lassen, der Optik wegen. Aber dann war es doch wirklich einfach zu kalt und wir stellten auf der Bühnenfläche sogar noch zusätzliche Strahler auf, damit die Musiker überhaupt ihre Finger bewegen konnten. Ich habe das vor Ort nicht überprüft, aber die Kirche muß einen unglaublichen elektrischen Anschlußwert (und eine dementsprechende Stromrechnung) haben. Jeder einzelne Strahler hat eine Leistung von 3.000W, pro Säule waren drei Strahler angebracht. Da kommt ganz schön was zusammen.

Und jetzt wird auch allen klar sein, warum wir eben unseren Spot nicht auf die Orgelempore stellen konnten, sondern sie auf der Kanzel plazierten.

Wir hatten ja befürchtet, daß die Zuschauer wegen der trotzdem nicht gerade warmen Temperatur sparsam mit dem Applaus sein würden. Tatsächlich waren die Wiener aber während der Zugaben so euphorisch wie vorher auf der ganzen Tour noch niemand. Wir haben also anscheinend alles richtig gemacht.

Und an dieser Stelle muß ich auch ein Geheimnis verraten: eigentlich gibt es vor der Show für alle ein Alkoholverbot. Guuuut, ein Glühwein in Ehren kann niemand verwehren, das wußten schon die alten Römer, aber dann ist auch Schluß. Hier war das etwas anders. Auf meinen Wunsch hin organisierte der örtliche Veranstalter größere Mengen handgemachten Glühweins (leider ohne „Schuß“), der vor und während der Show reichlich verkonsumiert wurde. Detlev, unser Tourleiter, ging die ganze Zeit mit der Thermoskanne rum und sorgte dafür, daß die Becher immer voll blieben; man mußte sich fast gegen den Alkohol wehren :-)

Nach dem Konzert wurde ich dann noch zu slowenischem Glühwein (der ist aus weißem Wein und nicht so süß wie die deutschsprachige Variante) eingeladen. Danke dafür und von hier aus herzliche Grüße.

Ihr seht, wir hatten nicht nur optisch eine schöne Show, sondern auch alkoholisch. Was will man mehr :-)

Wien, Zwischenspiel

Ich liebe ja Cliffhanger und darum schiebe ich vor die Konzertbilder aus Wien noch ein kleines Interlude ein: unser Spotnest auf der Kanzel. Normalerweise stellten wir den Spot immer auf die Orgelempore. Das war in Wien aber nicht so richtig möglich, weil auf dem Weg von der Orgel zum Altar eine Menge große Kronleuchter im Weg hingen, durch die man nicht hätte durchleuchten können. Also bauten wir den Spot mit dem Segen des Küsters auf der Kanzel auf. Lotte, Truck- und Spotfahrer, hat sicher selten so exponiert gestanden.

Wien, die erste

Bislang spielten wir auf unserer Tour immer in evangelischen Kirchen; erst in Wien betraten wir wirklich geweihten Boden, nämlich die katholische Votivkirche. Ich bezeichne die katholische Kirche gern als Mutter des Showbiz (wohl wissend, daß es in Griechenland und Rom natürlich auch schon viele tausend Jahre zuvor Shows in Europa gab) und wer je einen vatikanischen Gottesdienst im Fernsehen sah, wird verstehen, was ich meine. Dementsprechend gut sollte unsere kleine Show auch in dieser Kirche werden.

Die optischen Grundvoraussetzungen waren so schlecht erstmal nicht. Die Votivkirche ist wirklich ein imposanter Bau in gut gepflegtem Zustand, es gibt eine Menge anzuleuchten. Allerdings hatte man mal versucht, gewissermaßen Gott den Menschen näherzubringen und so wurde ein kleiner Altar weit vor den Hochaltar gebaut. Der steht jetzt nun mitten auf einem Holzpodest und für uns somit mitten im Weg. Aber wir sind ja flexibel.

Ganz lustig sind die Blicke etwas abseits der Hauptblickrichtung. Diese dreifach ausziehbare Leiter erinnert mich ja eher an einen römischen Leiterwagen zur Erstürmung hoher Burgmauern, als an ein Gerät, das ich in einer Kirche zum Wechseln der Glühlampen erwartet hätte. Aber sie tut sicher ihren Dienst.

Etwas … irritierend … ist dieses Fenster, das sich an der Decke der Toilette neben der Sakristei befindet. Bekommt man göttlichen Segen, während man dort seine Geschäfte erledigt ?  Soll man währenddessen meditierend auf das Kirchengewölbe schauen (das ist auf dem Photo wegen der Lichtverhältnisse nicht zu erkennen, aber tatsächlich blickt man auf die Gewölbe über dem Hochaltar) ?  Überwacht der Herrgott, was man da auf der Toilette treibt ?  Hm.

Bestimmt wurde unsere Show allerdings letztlich ganz erheblich von einem Faktor, den man auf diesem Bild recht gut erkennen kann: die Kirche ist im Grunde unbeheizt. Ja, es sind 8 (in Worten: acht) °C. Das ist für ein Konzert jetzt nicht gerade muckelig warm und hatte nicht nur zur Folge, daß ich alle Saiteninstrumente einen Viertelton runterstimmen mußte, sondern auch, daß wir uns ganz grundsätzliche Gedanken über das Wohlergehen der Künstler und Besucher machen mußten.

Wie es dann wurde, erfahrt Ihr im nächsten Artikel mit Bildern von der Show.

Bochum

Nun, wenn das Blog wieder halbwegs geschmeidig läuft, kann ich ja auch mal für Inhalte sorgen. Und beispielsweise von unserer Show in Bochum erzählen. Da spielten wir, wie in anderen Städten auch, zwei Tage, hatten also ausreichend Zeit. Zum Beispiel für einen kleinen Ausflug auf den Glockenturm. Der hat es in sich. Gewissermaßen zu viel in sich. Die Originalglocken wurden im Krieg zu Kanonen eingeschmolzen, nach dem Krieg hing man neue auf. Neuer, schöner, besser, größer. Statt 2,8 Tonnen des alten Geläuts hing man nun 6,2 Tonnen auf. Mit fatalen Folgen: die schwingende Masse ist nun für die Statik des Kirchturms trotz Gegengewichts zu stark, die Glocken dürfen nun gar nicht mehr geläutet werden, um bleibende Schäden am Gebäude zu verhindern. Nur einmal im Jahr, zum Zeitpunkt des großen Bombenangriffs auf Bochum im zweiten Weltkrieg, bei der auch die Kirche in Schutt und Asche gelegt wurde, werden die Glocken eingeschaltet. Da sieht man mal wieder, daß Größerwahn zu nichts führt — auch in der Kirche nicht.

Ansonsten hatten wir drei ganz normale Shows in Bochum. Ihr seht hier Amelia an einer Zither,

die recht moderne Kirche (nur der Glockenturm ist beim Bombenangriff stehengeblieben, der Rest der Kirche wurde nach dem Krieg modern gebaut) im Überblick …

und Gunther im recht schönen Gegenlicht vor seiner Harfe.

Sprüche

Heute gab es im Laufe des Tages zwei Sprüche, die ich ganz lustig fand. Beim Aufbau bat mein Kollege Johannes zwei Helfer, Kabel schön ordentlich im rechten Winkel verlegen. Die Helfer meinten daraufhin, sie könnten diese Anweisung leider nicht befolgen; die Kombination „schön ordentlich“ und „rechts“ würden nicht zusammenpassen.

Später unterhielt ich mich mit dem Pastor der Kirche, wir kamen auf die Glocken zu sprechen und er erzählte, daß die Glocken der Kirche, wie viele andere auch, hier in Bochum gegossen worden wären. Der Betrieb würde seit Jahrzehnten schon Glocken gießen, nur im Krieg habe man Kanonen gegossen. Scherzhaft meinte er: „Sehen Sie, im Grunde ist das nur konsequent. Glocken und Kanonen haben sehr viel gemeinsam: sie versuchen beide, über möglichst große Distanz möglicht viele Menschen zu treffen.“