Und schon wieder bin ich in der Wiener Halle F, über die ich ja schon hier und dort geschrieben hatte. Während die Bühne für Annett Louisan mehr als ausreichend ist, ist der Aufbau unserer Palastrevue schon sehr schwierig. Die Bühne ist in allen drei Dimensionen einfach nicht groß genug — es ist eben eine Stadthalle und kein Theater. Am meisten macht uns die fehlende Höhe zu schaffen. Wir haben eine 10m hohe Projektionsleinwand, die bei Umbauten aber im Weg hängt und deshalb mehrfach am Abend hochgezogen wird, damit man mit den Kulissen darunter her kommt. Darum brauchen wir normalerweise eine Mindesthöhe von 16m. Wir haben hier 9m.
Dann benötigen wir hinter der Leinwand eigentlich 9m, um unseren Projektor aufzubauen, damit er ein formatfüllendes Bild liefert. In der Halle F sind’s 6m. Natürlich kann man dann wie in Hannover einen Spiegel nutzen, trotzdem wird das Bild nicht ganz so groß, wie wir’s eigentlich gerne hätten.
Eigentlich wäre die Bühne breit genug — wenn die Bestuhlung des Saals nicht so breit wäre. So kann ich die seitlichen Vorhänge nicht so eng hängen wie ich es möchte, weil ich sonst Sichtbehinderungen produzieren würde und der Platz fehlt mir dann auf der Seitenbühne für die Kulissen und die Quickchanges (Garderoben auf der Bühne, in denen sich die Künstler während der Show oft rasend schnell umziehen).
Natürlich haben wir es dann wieder mal so hingebastelt, daß es spielt. Auch wenn man sich während des Aufbaus gegenseitig im Weg stand und während den Vorstellungen aufpassen muß, daß man’s nicht regelmäßig tut. Für das Publikum sieht’s gut aus und das ist ja erst mal die Hauptsache. Wie immer im Theater geht es ja niemanden was an, wie es hinter den Kulissen ausschaut.
Eine weitere typische Stadthallenkrankheit macht dabei das Arbeiten nicht einfacher: man sucht die zuständigen Leute dauernd. Oft haben sie dann mal eben was anderes zu tun, eine andere Halle zu betreuen, oder ihre UnionBreak. So ziehen sich dann manche Dinge lange hin, obwohl man sie doch eigentlich schnell abhaken könnte. Es liegt sicher an meiner Ungeduld, daß ich mich von sowas nerven lasse und nicht ruhig reagiere.
Die Premiere lief dann recht sauber. Zwar schien die örtliche Spotfahrerin noch nicht allzuviel Erfahrung zu haben und es mußten ihr grundlegende Funktionen der Lampe per Interkom (Sprechverbindung der Techniker untereinander) erklärt werden. Auch ließ Max aus Versehen sein drahtloses Mikro fallen, was es mit defekter Kapsel quittierte. Aber ansonsten lief alles sehr rund. Allerdings bestand das Premierenpublikum den Saallichttest nicht, obwohl wir ihn mit 10% recht einfach gestaltet hatten. Ich bin mal gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.
Nach der Premiere (nein, wir hatten in Wien keine Preview) dann eine recht witzige Premierenparty. Natürlich sind auf solchen Premierenpartys immer der selbe Typ Mensch, aber hier hatte man sich ein wenig Mühe gegeben und die Kellnerinnen in 20er Jahre – Outfits gesteckt. Außerdem gab es ein „Berliner Buffet“ mit Bulletten, Currywurst und Kaviar. Und so konnte man dort ganz gut ausharren, was ich auch bis 00:30 Uhr tat.
Nebenan, in der großen Halle D hatte parallel zu uns die schwedische Band Mando Diao gespielt. Eigentlich schade, daß wir keine Gelegenheit hatten, uns die Show anzusehen, zumal sie (wie fast alle skandinavischen Künstler) von einer deutschen Technikfirma betreut wurde, deren Techniker wir kennen. Witzig war allerdings, daß ich auf meinem Weg ins Hotel auf eine größere Traube Mädels stieß, die auf die Künstler warteten. Dumm eigentlich, wenn man nicht weiß, daß es eine Rampe gibt, auf der man mit dem Auto von den Garderoben direkt aus dem Gebäude fahren kann und diese genau an der gegenüberliegenden Gebäudeseite herauskommt und nicht an der Seite, wo die Nightliner der Techniker stehen. Aber vielleicht hatten die Kollegen ja noch ein wenig Spaß…