And’re Länder, and’re Sitten

Im Osten Europas sieht man es mit der Arbeitsicherheit schon deutlich lockerer als bei uns. Vielleicht so, wie es in Deutschland vor etwa 15 Jahren war. Mittlerweile gibt es ja Diskussionen, die ich für praxisfern erachte, aber das ist ein anderes Thema. Im Osten jedenfalls stehen morgens als Helfer Jüngelchen in Slippern im Truck, denen man viel lieber erst mal eine stärkende Suppe einflößen möchte, als sie schwere Kisten aus der dritten Etage hiefen zu lassen. Und die wundern sich dann auch regelmäßig darüber, daß es schon unangenehm weh tut, wenn einem so eine Kiste auf den Fuß fällt.

Auch ein Thema täglicher Diskussion ist das Safen [das Sichern unserer Alu – Konstruktion gegen herabfallen]. Das wird regelmäßig als völlig überflüssiger Luxus erachtet. Ich erkläre dann, daß meine Versicherung bei Materialschäden nur dann zahlt, wenn das Rigg auch gesafed ist und dann wird es in der Regel diskussionslos gemacht. Gestern allerdings entsponn sich der folgende, etwas beängstigende Dialog:

I want this rig to be safed

Why ?

Because my insurance woun’t pay if it’s not safed.

But it’s more work !

Well, you don’t need to safe, if your insurance pays for eight dead singers laying under an unsafed rig.

I don’t have an insurance.

You are a freelance rigger and have no insurance ?!?

No, I’m just the rigger, I don’t need an insurance.

Are you mad ?  Who will pay if you make a mistake ?

You.

Haha ! …… Hey, local promotor, could you please come here ?  We have to discuss an insurance problem. And rigger: you just go and get the rig safed.

Schnee in Tallinn

Wir haben heute auf der Tour den letzten Tag mit voller Produktion, danach geht es mit örtlicher Technik noch mal für zwei Termine weiter nach Rußland. Pünktlich zum Tourabschluß in Tallinn fing es dann noch mal heftig an zu schneien. Ich hatte das Thema Schnee eigentlich für dieses Jahr schon abgehakt. Die Trucker sind froh, daß sie ihre Ketten noch dabei haben. Auf sie wartet ab morgen die lange Rückreise von Estland bis in den Süden Deutschlands.

Letzter Produktionstag heißt immer noch mal viel arbeit, weil alle Kabelbäume wieder auseinandergeschnitten werden müssen, alle Umbauten, die man so während der Tour gemacht hat, wieder auf den Originalzustand gebaut werden müssen. Darum sind solche Tage auch bei den Helfern immer extrem unbeliebt, weil alles besondes lange dauert. Danach haben wir aber erst mal einen Tag frei in Tallinn, bevor es dann … mit dem Nachtzug … nach Moskau geht, wo wir im Kreml spielen werden. Da bin ich mal gespannt.

Werbeerfolg

So bischöfliche Werbung macht schon echt was aus in diesem Land. Es ist nicht nur so, daß wir heute spontan das kroatische Fernsehen hier haben (und morgen dann das serbische), die mal eben die komplette Show mitnehmen, auch sehr deutlich vierstellige Abendkassenzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Bude ist gerammelt voll und die Leute sitzen überall — selbst so weit seitlich, wo sie sicher nicht mehr gut sehen und hören werden. Das scheint aber niemandem etwas auszumachen. Die Stimmung ist um-wer-fend.

teuflisch

Seit heute spielen wir Shows in Kroatien. Der kroatische Bischhof ließ es sich nicht nehmen, unsere kleine Tour in seiner Sonntagspredigt zu erwähnen. Die Darbietungen seien satanisch und ein guter Christ möge die Vorstellungen nicht besuchen. Ich frage mich ja, wie ein Bischof auf das schmale Brett kommt, so eine Ansage zu machen. Aber eine bessere PR kann man sich nicht wünschen, die Abendkasse hatte richtig gut zu tun.

Eher unterirdisch ist alles andere hier. Die Vorbereitung und Durchführung sind … speziell, das Catering eine Frechheit. Aufbaubeginn 09:00, erste Getränke ab 11:00, etwas zu essen (Sandwiches) ab 13:15 Uhr, das Abendessen kalt und im Geschmack … interessant. Klare Ankündigung an die örtlichen Partner: wenn es morgen genauso ist, dann fängt die Show an, nachdem wir von einem gemütlichen, viergängigen Abendessen in einem guten Restaurant zurück sind.

Nachtrag um 20:40: immerhin die Stimmung im Publikum ist so euphorisch wie bisher noch nicht auf der Tour. Wenigstens was.

Pommesgabel

Wir haben bei uns ein sehr gemischtes Publikum während der Show. Heute war da jemand, der endlich mal eine angemessene Körperhaltung annahm, als es im Zugabenblock Hell’s Bells gab. Sehr geile Version übrigens, die wir hier präsentieren. Ich habe heute tatsächlich mal ein paar Photos machen können und versuche, sie bald zu bloggen.

Koschterl

Heute sind wir in Wien und es entspann sich folgender Dialog zwischen einem Helfer und mir:

Kannst Du mir bitte mal dieses Case da rüberschieben ?

???

Die schwarz – rote Kiste hätte ich bitte gern.

Ach sag des do gleich, daß Du des Koschterl habn wulst.

Und dann verstand der Helfer nicht, warum ich laut lachen mußte.

Sonntagsdoppelshowgedanken

Heute spielen wir mit unserer Show im Gewandhaus Leipzig und das ist eigentlich schade. Wir sind normalerweise mit einer Dachlast von 5,5 Tonnen unterwegs und ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, daß ich keine Zweitrailershow kenne, die so viel Show bietet: 72 Movingheads, Laser, Pyro, bewegende Traversen, Feuer, Wind, Nebel, Bodennebel, Haze, Kabuki, hydraulische Plattform, acht Flexen, Seifenblasen, fahrende Vorhänge und Gazen, drei Videoprojektionen in gothischer Fensterform, Kulissen, unzählige Requisiten, einen mit Svarovski – Steinen besetzten Hut, richtig geiles Lichtdesign, Feuerspucker …… es gibt kaum etwas, was wir nicht mit dabei haben.

Hier im Gewandhaus dürfen wir wegen der Hallenstatik nur 3 Tonnen hängen und der Unterschied ist sehr deutlich zu sehen.

Obwohl wir alle normalerweise echt viel zu tun und kaum Pausen haben, uns also eigentlich freuen könnten, heute weniger Kram bauen zu müssen, ärgern wir uns doch kolossal; bei allem verdammten Streß sind wir nämlich doch auch ziemlich stolz auf die Show, die wir da jeden Tag unter Schmerzen gebären.

böse

Heute sind wir in der Hauptstadt des südlichsten Bundeslandes und alle Vorurteile sind mal wieder bestätigt. Ja, die Brezen der Hofpfisterei sind immer noch die besten der Welt, aber ansonsten macht mich die Kombination aus Königgläubigkeit, gefährlichem Halbwissen, Vorschriftenüberinterpretation, Besserwisserei und Penetranz schier wahnsinnig.

Drehschelle; Litecraft Produktphoto

Ein Beispiel: oben seht Ihr eine Drehschelle. Die ist so zugelassen wie sie ist und hat den Vorteil, daß sie auch dann hält, wenn man die Schrauben nicht fest zuzieht; sie sichert sich gewissermaßen selbst über eine Unterlegscheibe, die in einer Nut einrastet. Hier im philharmonischen Haus sollten wir nun erst eine konventionelle Mutter fest anziehen, dann die Flügelmutter als Sicherungsschraube darüberdrehen. Oder die ganze Konstruktion (ein Alupipe – Geflecht mit 22 Schellen) immer mit Safety sichern. Aha. Nach längerer Diskussion einigten wir uns wenigstens darauf, daß alle Flügelmuttern „nur“ mit einem Flügelmutternschlüssel angezogen werden. Da bin ich eigentlich auch kein Freund von (nicht nur, weil der Abbau dann länger dauert, sondern auch, weil man dabei sehr gern das Gewinde zerstört und die Mutter dann dauerfest sitzt), das war aber am ehesten zu realisieren.

Update

Wenn man morgens in Mannheim in den Rosengarten (so heißt da die Stadthalle) kommt und so eine Begrüßung mitten im Weg hängt, dann muß ich mir doch mal eben die Zeit nehmen, mich wenigstens zu bedanken. Allerdings ist es schwierig, der Bitte des Updates ernsthaft nachzukommen — ich habe da einfach keine Zeit für. Die Gregorian – Tour ist eine arbeitsintensive Sache, bei der einfach nicht der ruhige Moment bleibt, sich mal bloggend hinzusetzen. Ich selbst bedauere das am meisten, weil es ja durchaus eine Menge zu erzählen gäbe und ich das Blog ja auch als mein persönliches Tagebuch nutze. Es müssen dringend, ganz dringend wieder ruhigere Zeiten kommen und dann blogge ich auch mehr.