Auf der Alm

Während ich in Flashbacks immer noch von der Gregorian – Tour erzähle (das werde ich mit dem Wochenende auch abschließen), geht das Leben ja weiter. Seit vorgestern Abend bin ich in Crailsheim, um die neue Tour der Kastelruther Spatzen vorzubereiten. Jeanette und Thor, unsere Dekobau – Helden, haben als Bühnenbild eine Alm gezaubert. Richtig gut ist sie geworden, oder um Peter, den Produktionsleiter, zu zitieren: „Das ist viel schöner und besser geworden, als ich es erwartet hatte.“ Ehrlicherweise hatte ich bei diesen beiden Dekobauern nichts anderes erwartet, aber natürlich (oder gerade deshalb) ein herzliches Danke an das Duo Dekonale.

Ab Montag startet dann der Probenaufbau in der BigBox in Kempten, Mittwoch ist Premiere.

Flashback: Magdeburg

Die Stadthalle Magdeburg gehört zu den Hallen mit eher unangenehmem Ladeweg. Und weil man sich dafür Stärken muß, ist wenigstens die Aussicht schön. Ihr seht einmal quer über der Elbe den Dom, der frisch restauriert ist. Zum Glück haben wir keinen Flügel dabei und auch die Tonabteilung schleppt keine großen Konsolen mehr mit sich herum, denn alles was länger als zwei Meter ist, paßt nicht in die beiden kleinen Lifte und muß unter großem Geächze von Hand(s) nach oben getragen werden.

Dafür hängt oben im Saal eine wunderschöne HausPA die beweist, daß LineArrays nicht von den Franzosen erfunden wurden, sondern sich schon unter Ulbricht größter Beliebtheit erfreuten.

Ansonsten halt Stadthalle Magdeburg… Groundsupport, recht schmal alles, aber mittlerweile sind wir ja geübt.

Unsere Köche

Berlin ist eine gute Stadt, um mal ein Loblied auf unsere beiden Köche zu singen. Da mußten sie nämlich draußen auf der Laderampe kochen. Was Ende November nicht so angenehm ist. In Zagreb, mittlerweile war es Dezember und es schneeregnete, kochten sie auch im Truck. Und in manch anderer Stadt eben in Duschen oder kleinsten Räumen mit Handwaschbecken zum spülen; auf dem Photo seht Ihr sie in einem Raum, in dem eigentlich die Waschmaschinen des Theaters stehen. Tourköche müssen einfach hart im Nehmen sein. Das hinderte die zwei nicht daran, feinste Küche abzuliefern. Zugegeben, manchmal war es auch auf Wunsch der Sänger englische Küche, aber auch die war im Rahmen der englischen Möglichkeiten gut.

Darum also ein ganz besonders herzliches Danke !

Flashback: Berlin

Der Friedrichstadtpalast in Berlin ist schon ein imposantes Haus. Bei unserem Gastspiel dort hing auf der Seitenbühne dieser dezente Kronleuchter. Ich bin bestimmt auf der sicheren Seite wenn ich sage, daß er mindestens 8m Durchmesser hat; eher mehr.

Beim Aufbau gab es erst ein wenig Irritationen: ich hatte eigentlich die Nutzung der Hausanlage bestellt (wir hatten M’elodies mit, da hängen M’elodies, warum soll ich hinhängen, was sowieso schon da ist), allerdings wußte vor Ort niemand was davon und der verantwortliche Tontechniker konnte leider nicht herbeitelephoniert werden, so daß wir dann letztlich doch unser eigenes Zeug hochzogen. Etwas ärgerlich, zumal die Telephoniererei ganz schön Zeit gekostet hatte.

Ansonsten war es so wie es muß: ausverkaufte Hütte, begeistertes Publikum.

Flashback: Dortmund

Dortmund ist ziemlich an mir vorbeigegangen. Ich war einfach zu vergrippt. In der Nachbarhalle war eine  Kartbahn aufgebaut, aber ich war einfach zu fertig, um die Chance zu nutzen. Einige Kollegen fuhren aber, teilweise auch länger. Toll war allerdings der Massageservice. Eine junge Masseurin mietet sich immer wenn Produktionen kommen eine kleine Garderobe und bietet klassische Massage für 1,00€/Minute an; eine halbe Stunde kostet also 30,00€, das ist ein fairer Preis. Außerdem macht sie ihre Sache gut. Ich finde das eine tolle Geschäftsidee, die sehr gerne auch in anderen Hallen zu finden sein darf.

Flashback: Duisburg

In meiner Geburtsstadt Duisburg gibt es ein ziemlich schönes Theater, das Theater am Marientor, das perfekt für uns ist: richtig Platz auf der Bühne, eine einfache Ladesituation, elektrische Hochlast – Züge. Ein wenig schade war, daß die Hauskollegen nur mäßig Lust hatten, alle Möglichkeiten des Hauses auch zu nutzen. Uns hätte die Nutzung von ein paar zusätzliche Handkonterzügen durchaus zusätzlichen Komfort beschert, leider weigerte man sich standhaft, die auch zur Verfügung zu stellen. Das Laden und Entladen der doublierten Züge sei zu viel Arbeit, wir mögen doch bitte ausschließlich die Elektrozüge nehmen, die allerdings an manchen Stellen nicht da waren, wo wir sie idealerweise gebraucht hätten. Na ja. Theaterehre geht eigentlich anders.

Dafür hatten unsere Köche, hier seht Ihr Sven beim Schnitzelklopfen mit einem Kochtopf, ausreichend Platz und Licht. Das war auf unserer Tour eindeutig nicht immer so und so genossen sie die Situation …

… auch wenn man der Cantine nicht nur an den Preisschildern der Kühltheke ansah, daß sie schon länger nicht mehr richtig genutzt wird. Auch die Kühlschränke wollten nicht mehr. Und das, obwohl es große Industrieteile waren.

Ihr seht, daß mich „One“, die Nummer mit den Laserhandschuhen, immer wieder fasziniert. Auch in Duisburg versuchte ich, von der Nummer das ultimative Photo zu machen.

Tagsüber hatte ich allen Kollegen eingeschärft, daß es in Duisburg besonders schön werden müsse: meine Eltern kamen nämlich zu Besuch. Zum Glück hat’s ihnen gefallen.

Flashback: Bremen

In Bremen spielten wir in der Glocke. Und weil da am Showtag morgens noch symphonische Proben waren und der Ladeweg etwas … speziell … ist, bauten wir einen Teil unserer Produktion schon am Nachmittag des davorliegenden Offdays auf. Am Showtag sind wir dann Mittags rein und haben den Rest gebastelt. Thomas und ich unter etwas erschwerten Bedingungen, wir fühlten uns deutlich grippig, was mich wunderte, war ich doch gegen die normale Grippe geimpft. Nachmittags die Gewißheit: einer der Musiker war positiv auf Schweinegrippe getestet. Eigentlich kein Wunder, wütete die im Ural doch stark. Interessant die Reaktion der Ärzte, zu denen wir zuerst gingen: „Jaja, die hat ja grad jeder. Waschen se sich mal die Hände, dann wird et schon.“ Im Rausgehen drückte man uns noch einen Stapel Mundschutze in die Hand. „Die können se ja mal tragen, wenn se meinen.“ Was im deutlichen Kontrast zum Hype in den Medien stand. Also halfen wir uns selbst, das Tourmanagement kümmerte sich auch ein wenig und dann wurde es ja auch.

Oben seht Ihr übrigens Gleisarbeiter, die vor der Glocke des Nächtens die Gleise abschliffen. Sah ganz gut aus.

Flashback: Flensburg

Als zweite deutsche Stadt dann Flensburg. Hier erst mal etwas Irritation nach dem Aussteigen aus dem Nightliner. Pronto ?  Porno ?  Hat der Autobeschrifter was verwechselt ?  Werden die Pizzen von Toplessdamen nach Hause gebracht ?  Fragen über Fragen.

Da fühlt man sich doch in der Halle, die ich übrigens hier schon häufiger vorstellte, direkt aufgehoben und sicher. Der örtliche Rigger war wohl schon häufiger hier und hat zur Verdeutlichung der vier existierenden Hängepunkte direkt mal vier Seile runtergelassen. Das ist ja praktisch. Außerdem gibt es noch ein paar Zugstangen, elektrisch und als Handkonterzug. Der Örtliche empfiehlt uns die Nutzung der Handkonterzüge deutlich nicht; die ließen sich immer so schwer bedienen. Wenn man sich dann mal den Schnürboden anschaut, weiß man auch, warum: auf den Gewichtsschlitten liegen etwa 100kg auf (das ist bei einem doublierten Zug wie hier genug, um 50kg Last zu heben), weitere Steine gibt es nirgends. Klar, daß man damit nicht richtig arbeiten kann.

In Flensburg wird außerdem diskutiert, ob wir in Leipzig den Kartenverkauf in 360° um die Bühne freigeben sollen. Ich schaue mir mal unser Set von hinten an ……… nein. Wir werden das nicht machen ;-)

Flashback: Hamburg

Von Polen ging es dann ins heimatliche Hamburg. Dort spielten wir im Operettenhaus, in dem normalerweise das Udo Jürgens – Musical „Ich war noch niemals in New York“ läuft. Auf dem wie immer größerklickbaren Panoramabild kann man sehen, daß die Bühne natürlich voll mit den Kulissen dafür steht. In der Vorbereitung war Hamburg recht intensiv; viele Dinge waren bis zuletzt unklar. Durch die Großbaustelle der „Tanzenden Türme“ nebenan war beispielsweise nicht sicher, ob wir überhaupt ans Ladetor können. Auch war es bisher noch keiner Fremdproduktion erlaubt worden, das hauseigene Catering zu nutzen. Und dann hängt das Dach so voll, daß da kaum Platz & Gewichtskapazität für unser Rigg ist. Letztlich war dann alles zwar recht arbeitsintensiv, aber nicht ganz so schlimm, wie befürchtet; auch wenn wir in einigen Punkten doch schwer bastelten und recht lange brauchten.

Auch für die Hauskollegen ist so ein Gastspiel am für sie eigentlich freien Montag natürlich eigentlich sehr ärgerlich. Aber nach kurzer Zeit hatten wir uns aneinander gewöhnt und so gab es dann auch Lösungen, die ich hier gar nicht erzählen darf, weil das sonst jeder, der Montags das Haus bespielt, so haben will. Für uns war das aber super, denn wir hatten Deutschlandpremiere, dementsprechend viel Presse und Management im Haus, da will man ja alles möglichst original haben.

Flashback: Łodz

Im Klub Wytwornia in Łodz erwartete uns nicht nur eine ebenfalls nicht den Angaben entsprechende Riggingsituation, sondern überhaupt eine sehr … spezielle … Konstruktion im Dach. Es gibt verschiedene, auf Schienen verschiebbare Riggingpunkte; das ist ja erst mal toll. Allerdings sind es keine echten Punkte, sondern von oben bedienbare Handkurbelzüge, bei denen das Stahlseil auf eine recht schmale Trommel aufgewickelt wird. Geschieht das nicht absolut ordentlich und gleichmäßig, dann rutscht das Seil beim Hochkurbeln zwischen darunterliegende Lagen auf der Trommel und der ganze Punkt sackt ab. Das will man bei einer Trussbox, die an acht ausgereizten Punkten hängt, deutlich nicht sehen. Die örtlichen „Rigger“ nehmen diese Probleme allerdings nicht so richtig ernst. Zu einer richtigen Schreierei eskaliert das Ganze dann beim Abbau, als einer der „Rigger“ beginnt, schon mal einen einzelnen Punkt abzulassen — während unter dem gut zwei Tonnen schweren, auf acht Metern Höhe hängenden Rigg etwa zehn Menschen arbeiten. Ich weiß gar nicht, wie man auch nur in die Nähe des Gedankens kommen kann, sowas zu tun.

Bei diesen ganzen „Unzulänglichkeiten“ vergißt man leider leicht, daß es in der alten Halle durchaus sehr schöne Ecken gibt und vor allem, daß wie am Abend zuvor in Warschau die Show unglaublich gut bei den Leuten ankommt. Die Hallen sind ausverkauft, die Menschen applaudieren frenetisch und man könnte sich wirklich freuen, wenn man nicht ob der Umstände so angespannt wäre. Eigentlich sehr schade.