Dora

Heute dann mit den Spatzen in der Stadthalle Wien. Die Stadthalle besteht entgegen ihrem Namen aus mehreren Hallen. In der Halle F war ich schon häufig mit Annett oder Max, in der Halle D zuletzt zu Zeiten, in denen ich noch nicht blogte. Auch wenn die D die größte Halle ist, so spielen wir ehrlicherweise eine verkleinerte Variante, die 3.500 Leute faßt.

Beim Aussteigen aus dem Bus mußte ich erst mal lachen: direkt neben dem Bühneneingang war ein Bereich groß abgesperrt und mit „Sanitär“ beschildert. Darauf ein Sanitäterfahrzeug. Im Grunde ist so eine Stentoperation ja auch nichts wesentlich anderes, als eine Rohrreinigung, oder ?

Mittags dann ein wenig Aufregung: seit ein paar Monaten darf man aus feuerpolizeilichen Gründen mit dem LKW nicht mehr vor der Halle parken. Leider wußte das der diensthabende Portier nicht und hatte unseren Trucker angewiesen, den Wagen dort abzustellen. Nach dem Schichtwechsel sollte der LKW dann plötzlich da weg, aber wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten war das leider nicht mehr möglich. Große Telephoniererei mit dem Ergebnis, daß wir ausnahmsweise doch dort stehenbleiben durften. Der Pförtner hat jetzt lange Ohren.

Ansonsten gibt es nichts besonderes zu berichten.

VAZ St. Pölten

Heute beginnt der letzte Block der „großen“ Spatzentour; wir spielen drei Termine in Österreich. Danach wird es zwar noch weitere Termine geben, aber mit kleinem Besteck und einem Zwölftonner, damit habe ich dann aktiv nichts zu tun (gebucht habe ich das trotzdem). Gespielt wird im VAZ St. Pölten, einer eher häßlichen Messehalle. Unser Material war in den letzten zwei Wochen noch auf einer anderen Produktion, darum hatten wir heute etwas mehr zu tun als sonst. Außerdem hängen wir Aufgrund der ungünstigen Riggingpunkte heute 4 Motoren und 14,40m Traversen mehr als üblich. Das dauert auch deshalb länger, weil man in dieser Halle nur einen Scherenlift und keinen Cherrypicker hat, was vor allem über der Bühne Leitergebastel bedeutet.

Hier mal wieder ein Bild aus meiner kleinen Studie: „bewegende Momente“. Wieder ist es unglaublich, wie viele Zuschauer bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden immer noch scharf sind. Zugegeben: es ist schon eine eher ruhige Nummer („Ein Leben lang“).

Um mal ein wenig für Abwechslung zu sorgen, haben wir heute Rüdiger, den Drummer, an unser Showinterkom angeschlossen. Interkom ist die Sprechverbindung der Techniker untereinander. Mittels einer kleinen Bastelei war es möglich, das Signal auf sein InEar – Monitoring zu geben; er konnte mit einem unauffälligen dpa – Headset mit uns sprechen. Dazu bedurfte es keines teuren Interfaces, sondern einfach einer schnellen Lötarbeit. Großer Spaß und wärmstens zu empfehlen.

Hinter der Bühne ist noch eine Disko, das Warehouse, in dem heute Abend auch noch eine Studentenparty ist. Dort hängt eine sehr geniale, etwa 1,20m große Spiegelkugel, die komplett mit Kronkorken beklebt ist. Der Plan ist, nach Abbauende noch zu helfen, eine zweite Kugel anfertigen zu können. Bis Wien sind es nur 60 Kilometer.

Während ich nach Abbauende recht schnell ins Bett bin, waren die Kollegen zum größten Teil tatsächlich noch weg. Soll sehr lustig gewesen sein. Schließlich wäre es völlig verantwortungslos, den Studenten den ganzen Alkohol zu überlassen. Bei der aktuellen Komasaufdiskussion mußte man als verantwortungsvoller Erwachsener die Alkoholbestände dezimieren, damit sie nicht komplett in junge Hände fallen.

Innen neu, außen fast wie jeher

Nachdem wir in der Nacht auch Zugang auf das Gelände des Hallenstadions gefunden hatten, sind wir nun in der größten Halle der Schweiz. Ich war das letzte Mal noch im alten Hallenstadion, das bei gleicher Größe komplett aus Holz war und wie die Westfalenhalle über eine fest eingebaute Radrennbahn verfügte. Weil der Denkmalschutz (das dazugehörige Amt heißt hier Heimatschutzamt und ist sicher viel friedlicher als die amerikanische Behörde gleichen Namens) gegen den Abriß war, sieht die Halle von außen genau so aus wie früher, aber innen ist alles neu. Es ist eine tolle, durchdachte Mehrzweckhalle geworden, in der es Spaß macht zu arbeiten.

Um die Innenfläche voll für LKW befahrbar zu halten, wurde an zwei Stellen die Tribüne hochklappbar gebaut. Auch der Gang im dahinter gelegenen Backstagebereich kann als Brücke hochgefahren werden, damit Trucks passieren können. So ist sehr bequemes Laden direkt vor der Bühne möglich.

Wenn man hier mal durch die zahlreichen Lagerräume schlendert, dann findet man interessanterweise in der Summe doch zahlreiches Material von vergangenen Großproduktionen, was wohl liegengeblieben ist und komplett von einem großen Hamburger Verleiher stammt. Daß da niemand Lampen und Gitterboxen vermißt, macht mich auf der einen Seite auch bei dieser Firmengröße stutzig, auf der anderen Seite erklärt es einiges.

Das Konzert dann wieder in Bierzeltatmosphäre, allerdings dann doch etwas edler, als bei den vergangenen Terminen. Immerhin gibt es richtige Stühle, statt Bänke. Was niemanden daran hindert, halt darauf zu stehen. Auffällig ist hier, daß es überdurchschnittlich viele junge Frauen gibt, die vor der Bühne stehen und Photos machen.

Großer Festsaal, Messe Basel

Stefan hatte natürlich Recht: wir sind heute im Festsaal der Messe Basel, in dem auch jedes Jahr die legendäre AVO – Session stattfindet. Vor drei Jahren war ich ja auch mal mit Annett dort. Der Eindruck der leeren Halle ist schon ganz anders, als ich sie als Tagesgast bei der zweiwöchigen Veranstaltung hatte. Von den Bühnenmaßen war es für uns und unser Dolomitenpanorama natürlich ideal, wir konnten 2,40m breiter bauen, als üblich.

Während wir oben in der zweiten Etage aufbauten, wurde unten im Erdgeschoß abgebaut. Keine Ahnung, was da für eine Messe war, auf jeden Fall gab es große, mehrstöckige Bauten, deren Stahlskelette gerade demontiert wurden. Ich finde es immer wieder irre, mit wie viel Material bei großen Messen gearbeitet wird.

Sportzentrum Huttwil

Gestern waren wir übrigens im Sportzentrum Huttwil, mitten im Emmentaler Land. Auch hier wieder eine Eishalle, allerdings deutlich besser in Schuß, also die Halle vorgestern. Was mich wunderte: obwohl wir wirklich mitten auf dem Land waren und Huttwil keine große Stadt ist, waren wir mit knapp 4.000 Besuchern ausverkauft. Wie schon zuvor gab es auch heute ein mit Biertischen bestuhltes Konzert mit wirklich unglaublicher Stimmung und erstaunlich jungem Publikum.

Huch !

Morgens, wenn man noch verschlafen und deutlich nicht auf Betriebstemperatur in eine Halle stolpert, wird man doch recht schnell wach, wenn man vor so ein Türschild läuft. Also… entweder konnte da jemand schlecht übersetzen, oder da war tatsächlich, was ich vermute, oder aber, meine Phantasie geht mit mir durch. Egal. Ich war auf jeden Fall mal wach.

Wenn ich mich dann mal weiter umschaue…… neige ich zur mittleren Variante.

Das animiert natürlich wieder für eine kleine Raterunde: in welcher durchaus seriösen Halle sind wir heute ?  Nachgoogeln ist doof.

Nachtrag 19:05 Uhr: zugegeben, das ist schwer. Darum ein paar Hilfen: die Stadt liegt in der Schweiz nahe der deutschen Grenze und hat sogar einen deutschen Bahnhof. In der Halle findet jedes Jahr im Herbst ein mit „Session“ bezeichnetes, zweiwöchiges Festival eines Zigarrenherstellers statt, das vom schweizerischen Fernsehen übertragen wird.

Nachtrag 21:40 Uhr: richtig, es ist der Festsaal der Messe Basel. Schild und Plakate haben allerdings nichts miteinander zu tun. Das Schild war tatsächlich noch von der letzten Veranstaltung, die Plakate hängen da schon länger. Aber heute paßten sie schon perfekt zueinander.

Loungeleben

Schon häufiger erzählte ich hier, daß wir Techniker während einer Tournee in einem sogenannten Nightliner leben. Zur Zeit ist das ein langer Doppelstock von Lay. Wenn während des Aufbaus alles zügig läuft, dann bleibt vor dem Soundcheck noch ein wenig Zeit zum Entspannen. Auf dem Photo seht Ihr Marc und Schneider beim nachmittägigen Relaxen in der oberen Nichtraucherlounge. Unten gibt es auch noch eine Raucherlounge. Die Trennung ist deshalb so strikt, weil oben auch die Betten sind und die meisten es doch nicht sooo doll finden, wenn diese nach Rauch riechen.

An diesem Nightliner finde ich übrigens besonders gut, daß es zwischen den Bereichen immer richtige Türen gibt und nicht nur die sonst vielfach üblichen Vorhänge.

Stefan Weniger

Pyrotechniker sind bis heute ein wenig so, wie früher die Alchemisten: sie pröteln den Tag über mit merkwürdigen Substanzen vor sich hin und Abends gibt es dann die perfekte Show. Unser Alchemist der Tour ist Stefan Weniger. Wir haben für eine volkstümliche Show ja mit hohen FlameJets (eine Art Flammenwerfer) doch auch ungewöhnliche Effekte dabei, die Stefan sehr gewissenhaft und sorgfältig betreut. Das ist insofern wichtig, weil bei den Kastelruther Spatzen normalerweise die Fans jederzeit zur Bühne kommen und Geschenke / Blumen abgeben dürfen. Würde er nicht so aufpassen, dann bestünde die Gefahr, daß es dann mal Fan flambé gäbe.

Weil Stefan ein guter Kollege ist, hilft er aber auch beim Licht und ein wenig bei der Deko; immer dann, wenn mal jemand gebraucht wird. Neben der Pyrotechnikerei ist Stefan außerdem noch bei der Jugendarbeit aktiv; beim Rittergut steckt er viel Arbeit hinein. Da dort bestimmt auch regelmäßig Lagerfeuer gemacht werden, ist er da ja auch fast in seinem Element.

Hallenstadion Chur

Wenn man beim Aussteigen aus dem Nightliner eine solche Aussicht hat, dann kann man sicher sein, in der Schweiz zu stehen. Ich schrieb es schon mal vor einiger Zeit, als ich mit Annett unterwegs war: irgendwie ist das Grün auf Wiesen und Feldern hier kräftiger, saftiger, als in Deutschland oder Österreich. Etwas irritierend für mich allerdings die Geräuschkulisse: ich fühlte mich an einen viele Jahre zurückligenden Besuch in Sarajevo zurückversetzt, weil direkt nebenan ein Militär – Schießübungsplatz ist, auf dem mit Maschinengewehren geballert wurde.

Am gestrigen Tag waren wir mit den Spatzen im Hallenstadion Chur, einer schon älteren Eishalle, die im Sommer unter anderem auch für Konzerte genutzt wird. Dort gab es keinen richtigen Internetzugang (nur meine im Ausland sehr teure deutsche UMTS – Karte), so daß ich Euch erst heute berichten kann. Außer der etwas gewöhnungsbedürftigen Geräuschkulisse und dem langen Ladeweg ist die Halle selbst zwar alt, aber ok. Nur bei den Garderoben kann man konstatieren, daß die Kombination von Toiletten und schlittschuhschonendem Kunststoffboden geruchstechnisch keine gute Idee ist. Ein Aufenthalt ist dort eine klare Zumutung. Und auch der Ladeweg ist lang und nachts beim Laden auch sehr steil.

Beim Aufbau stellten wir dann fest, daß die Bühne so nicht stehenbleiben kann; sie stand ja mitten auf dem Radweg… Die Halle scheint im Sommer wohl auch als Verkehrsschule genutzt zu werden. Beim genaueren Hinsehen ergab sich auf dem kompletten Hallenboden eine verschlungene Straßenstruktur.

In der Halle finde ich die Dachkonstruktion ganz schön und das ist eine gute Gelegenheit noch mal zu erklären, was eigentlich ein Rigger macht; auf dem Photo seht Ihr nämlich zwei. Rigger hängen die Ton- und Lichttechnik an zugelassenen Punkten der Dachkonstruktion auf. In manchen Hallen geht das ganz einfach, weil es Catwalks (Laufstege) gibt, in anderen muß man richtig klettern, so wie hier. Da man die Ketten und Stähle, mit denen die Technik aufgehangen wird, hinaufziehen muß und klettern auch nicht immer einfach ist, braucht man neben Schwindelfreiheit schon ein wenig Kondition für diesen Job.

Wie Ihr seht ist dieses Konzert doch etwas anders als die Shows in Deutschland. Nicht nur, daß die Leute an Biergarnituren sitzen und während des ganzen Abends serviert wird, auch gibt es vorher eine Karaoke – Bar. Es hat also mehr von Festzelt, als von steifem Konzert, was ja auch der Musik entgegenkommt. Außerdem ist es ganz witzig, im Applaus auch diese typischen Alpenjuchtzer zu hören. Ich bin mal gespannt, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.