Nach unserem gestrigen Heimspiel sind wir heute in der Hanse – Nachbarstadt Bremen. Dort betreibt das Maritim Hotel direkt neben dem Stadthallen- und Messekomplex noch ein eigenes Kongreßzentrum, in dessen größtem Saal wir heute spielen. Der Unterschied zur Stadthalle ist schon auffällig. Das Kongreßzentrum ist einem Hotel angegliedert und das merkt man sehr deutlich. Nach vorne raus ist alles ganz toll (oder was man zum Zeitpunkt des Baus für toll hielt; mich selbst erinnert die Saaldeko an das Müllbühnenbild von Cats), aber hinter den Kulissen ist es schon sehr karg. Auch den Künstlergarderoben sieht man an, daß sie eher für irgendwelche Top40 – Coverbands gedacht sind, als für Künstler. Sie haben den Charme einer Sporthallengarderobe, bei der versucht wurde, sie ein bißchen auf nett zu machen.
Der Saal und die Bühne sind aber ok., der Ladelift halbwegs schnell, es gibt eine große Seitenbühne, Hauszüge, eigentlich alles, was man so braucht und darum geht der Aufbau auch zügig voran. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Hausmitarbeiter einen Wagen voll mit Bühnenplatten über unser Multicore schiebt. Dieses Kabelbündel besteht aus drei Kablen mit je 48 nur 0,24mm dicken Adern, die die Last eines mehrere hundert Kilo schweren Wagens nicht so gerne aufnehmen. Eines der Kabel ist dabei gebrochen. Nun ist ein Multicore bei uns 100m lang und man kann nicht mal eben ein Stück da rausschneiden, sondern es nur noch in die Tonne treten. Den Schaden in Höhe von geschätzten 5.000,00€ wird uns das Haus ersetzen müssen.
Eigentlich ist bei uns um 17:00 Soundcheck, aber heute verzögert sich das eine Dreiviertelstunde, weil die Künstler im Stau stehen. Dadurch kommt eine sehr entspannte Stimmung auf; Freizeit mit der man nicht gerechnet hat ist klasse und einige der Kollegen entschließen sich spontan, rüber zum Freimarkt zu gehen und ’ne Runde Achterbahn mit fünf Loopings zu fahren. Ich bleibe in der Halle und vervollständige meine Zollunterlagen für die Konzerte in der Schweiz. Morgen muß ich mich mal wieder um ein Carnet kümmern.
Als Abschlußkonzertpublikum sind die Bremer ganz gut, sie feiern schön mit und so gibt es einen schönen Abschluß der Tour. So richtig Abschiedsstimmung kommt aber nicht auf, weil sich wesentliche Teile der Leute schon in einer Woche ja in Wien wiedersehen und zwischendurch noch Proben und ’ne Gala für Annett anstehen. Also eher eine Pause, als wirklich Tourende.
Trotzdem ist für die Produktion in dieser Form erst mal Tourende und beim Abbau muß alles wieder richtig auseinandergenommen und müssen Kabelbäume in einzelne Kabel zerlegt werden. Trotz des Mehraufwands ist auch heute die Trucktüre um 00:30 Uhr zu. Eine gute Stelle, mal „Danke !“ zu sagen. Den Hands, die heute sehr gut waren und vor allem meiner Crew. Jungs, auch wenn ich manchmal etwas nervig war, Baßboxen in der Gegend herumschob, Diskussionen ruppig beendete und nachträglich noch zusätzliche Vorhänge wollte, Ihr ward ’ne tolle Truppe und ich freue mich auf jeden einzelnen von Euch bei zukünftigen Touren. Es war eine entspannte, letztlich sehr gut zusammenarbeitende Truppe (kleine Reibungsverluste nach nervigen Tagen und wenig Schlaf sind normal) und ich habe von vielen Örtlichen gehört (gerade heute noch mal), daß wir die angenehmste Produktion seit langem gewesen wären. Das und die jeden Abend rund laufenden Shows sind Euer Verdienst. Danke. Danke auch an unsere Küche. Ich habe auf der Tour zwei Kilo zugenommen. Muß also lecker gewesen sein…
Nach Abbauende mit dem Nightliner nach Hause geschuckelt, direkt die erste Waschmaschine angeschmissen und im eigenen Bett eingeschlafen; wie schön.