Konzertkritik

Wenn man selbst eine Show lobhudelt, dann ist das ja oft nicht so richtig glaubwürdig. Letzte Woche gab es eine sehr schöne Kritik über die Palastrevue in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und heute bekam ich die „Nachdruckgenehmigung“, also die Erlaubnis, den Artikel hier einzustellen. Herzlichen Dank an die Redaktion. Und hier der Artikel:

„Gnabend!“
Schläfrig und hellwach: Max Raabe und sein Palastorchester im hannoverschen Theater am Aegi

von Matthias Schmidt

Hannover zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft. Auf dem Weg zum Theater am Aegi wundert man sich, wie viele Mexikaner trötend auf eine einzige Straße und wie viele Fernsehleinwände in eine ganze Stadt passen. Im ausverkauften Aegi dann hat man die plötzliche völlige Abwesenheit von allem, was mit Fußball zu tun hat, und obendrein einen Zeitsprung zu verkraften: Hier gibt es sepiagetöntes Licht, schellackgefärben Sound und turmhohe Podeste für die elf Musiker mit reichlich Brisk im Haar.

Max Raabe und das Palastorchester – kaum zurück von ihrer ersten China-Tournee – präsentieren die „Palastrevue“, eine Reise in die zwanziger, dreißiger und fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. 13-mal stehen sie damit im hannoverschen Theater am Aegi auf der Bühne – ein Triumph. „Gnabend!“ näselt Max Raabe, im Frack mit weißer Fliege, in sein Mikrofon. Mit schläfrigem, aber hellwachen Blick steht Raabe vor dem Publikum, die Arme hängen wie an Marionettenfäden unbeteiligt und unbewegt herunter. Stimme und Mimik ist bei Raabe alles, es gibt keine Gestik – außer eben der der Wachsfigur. Alles ist künstliche Betonung und alles ist betonte Künstlichkeit. Und schon nach den ersten Liedern ist klar: Hier sitzt jedes Detail. Jede Silbe, jedes Brauenzucken, jeder Ton ist sorgsam ausgetüftelt, die Show glänzend und humorvoll inszeniert.

Die Musiker des Palastorchesters (von Raabe gesprochen mit „ch“), spielen mit Understatement und Raffinesse; ab und an trippelt ein Ballett über die Bühne, die Kulisse wird gewechselt, oder einfache, aber effektvolle Schattenspiele bereichern das Bühnenbild. Man taucht ab in Vintage-Flair und Nostalgie-Ironie. Und wenn Raabe den Rühmann-Song „Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau’n“, den man eigentlich überhaupt nicht mehr hören kann, singt, dann gibt er eine Zeile wie „Mein Blut ist Lava“ derart phlegmatisch-verschmitzt zum Besten, dass das abgedroschene Lied tatsächlich zur überraschenden, liebevollen Persiflage wird.

Raabes Ansagen sind trocken, pointiert und voller Sprachwitz („Das folgende Lied ist so populär, dass Sie es erkennten, wenn ich es pföffe“), die Stimme des gelernten Opernsängers aus Berlin ist weich, näselnd, aber dennoch voll, spielend führt er sie in Tenorhöhe, bevor sie in den Bass stürzt. Das Palastorchester swingt und kann auch mal ganz piano spielen, so gut wie unverstärkt. Ob Filmschlager oder US-Big-Band-Sound, ob venezianischer Schmalz oder butterweiche Rumba, A-cappella oder funky Pop („Sex Bomb“) – im fliegenden Wechsel geht es auf und ab. Banjo, Sousafon oder Perkussion bringen weitere Klangfarben ins Spiel. Und weil es sich hier um eine Revue handelt, tauchen neben den Tänzerinnen im knappen Kostüm auch weitere Accessoires auf: Zu „Ich brauche keine Millionen“, erst nur zum Piano gesungen, rollt Raabe einen großen „Tresor“ auf die Bühne, der sich später öffnet und eine (scheinbar) kleinwüchsige Clownskapelle beinhaltet, die den den Rest des Liedes im Dixieland-Stil runterrattert. So kann man altgediente Klassiker spritzig neu interpretieren! Und Raabes eigenen (und einzigen) Hit „Kein Schwein ruft mich an“ wird in einer Version von Sinatras „New York, New York“ galant umspielt, ach was: getunnelt.

Wenn man der „Palastrevue“ etwas vorwerfen kann, dann nur kleine bühnentechnische Unzulänglichkeiten und den dramaturgischen Wandel nach der Halbzeit. Musste man zur Pause noch vom Detailreichtum, der feinen Ironie sowie den grandiosen, leichtfüßigen Interpretationen schwärmen, so legten Raabe und sein Orchester im zweiten Teil des Abends mehr Wert auf grellere Musikcomedy. Die Konzentration auf die Musik wich der Lust an musikalischen Späßchen. Zu den „Capri-Fischern“ schnallten sich die Musiker kleine Gondeln um den Bauch; die mit lautem Knall zerplatzende Papiertüte war ebenso dabei wie die rote Clownsnase.

Natürlich gibt es auch den „Kleinen, grünen Kaktus“, als Zugabe, charmant im Dixiegewand. Zum Schluss dann begeisterte Ovationen, im Stehen. Mit einem mexikanischen Lied zur Gitarre werden wir hinaus in den späten Abend geschickt, wo alles jäh so bunt ist. Und wo die Welt und wir wieder unwillkürlich zu Gästen vor den öffentlichen Fernsehleinwänden werden.

Max Raabe und das Palastorchester spielen noch bis zum 30. Juni (außer montags), jeweils 20 Uhr, im Theater am Aegi.

einfach eine schöne Show

Gut’n Abend,
da sind wir, und so bald gehen wir auch nicht wieder weg.
Das Palastorchester und ich haben kein hehrereres Ziel,
als Ihnen, hochverehrtes Publikum, einen herrlichen Abend zu bereiten;
mit einer intelligenten, raffiniert strukturierten Handlung……
……werden wir Sie nicht behelligen; im Gegenteil !
Statt dessen: Musik.

Heute, nach einem superschwülen Tag, als Abschluß einer Woche, in der keine Show ohne (interne, vom Publikum in der Regel nicht als solche bemerkte) Pannen ablief, endlich eine runde Show ohne Kinken. Wahrscheinlich, weil alle nach Hause wollten. Wurde als Befreiungsschlag echt Zeit.

Bei der Suche nach interessanten Frauennamen
kommt man unwillkürlich auf „Brünhilde“.
Brünhilde arbeitet hauptberuflich als Walküre,
sie hat durchaus ihren eigenen Kopf
und überwirft sich mit ihrem Vater, Wotan;
auch kein schlechter Name — wenn auch nicht für eine Frau.
Wotan hat lange genug ein Auge zugedrückt
und das heißt bei Wotan viel,
……denn er hat ja nur eins.
Er beschließt, Brünhilden zu bestrafen,
senkt sie in einen tiefen Schlaf
und umgibt sie mit einem gewaltigen Feuerwall.
Endlich, nach langer Zeit, durchdringt Siegfried, der Held, den Feuerzauber.
Da liegt sie nun, seit vielen Jahren, bei großer Hitze.
Siegfried hebt den Schild auf, mit dem Brünhilden zugedeckt,
und er erkennt: Brünhilde ist gar …… lieblich.
Und in kesser Anwandlung und weil er für den Tag noch nichts weiter vorhat,
spricht er sie an mit einem Titel von Walter Donaldson:
Hallo, was machst Du heut’ Daisy.

Die Palastrevue des Palastorchesters in Hannover

Wir begeben uns nun musikalisch in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Jazz, der Swing ist in den pulsierenden Metropolen
mit ihren eleganten, lichtdurchfluteten Boulevards,
deren mondänen Clubs der noblen Lebewelt ebenso zuhause,
wie in den finsteren Vorstädten,
denen der Lichterglanz nur von ferne flimmert.
Hier sammelt sich die Halbwelt im dämmerigen Licht ihrer dunstigen Dielen.
Grimmige Ganoven gedeihen in dieser Atmosphäre am Rande der Illegalität
und spielen kaltherzig mit Worten,
die brave Bürger schreckensbleich werden lassen,
wie Korruption, Drogenhandel und Dosenpfand.

Es ist eine Hommage gleichsam, denn obwohl man allenthalben das Gegenteil liest,
ist es doch wohl so, daß wir die Amerikaner im Grunde unseres Herzens
schon ein kleinwenig liebhaben.

Die Palastrevue des Palastorchetsres in Hannover

Es ist eben alles relativ.
Für eine Liebe im Mai sind drei Wochen relativ kurz;
für einen Fisch im Kühlschrank jedoch……
Sehen Sie, und so verhält es sich auch mit der Musik.
Ist nun ein Ton relativ hoch, oder relativ tief.
Darüber machen wir uns so unsere Gedanken

Was ist Musik ?
Diese Frage gewinnt an Bedeutung,
wenn man sich darüber klar wird,
daß eigentlich jeder Musik machen darf,
während der Gebrauch von Schußwaffen streng reglementiert ist.
Nicht auszudenken — eine Blockflöte in falschen Händen

Was ist Musik ?
Zuweilen sieht man uns gebeugt über Faximiles Bach’scher Handschriften
den Kontrapunkt diskutieren — nächtelang.
Denn die Musik zu begreifen, zu erahnen,
ihre innere Struktur zu erkennen,
ihren Aufbau, ihre Feinnervigkeit…

Und genau in diesem Moment kommen sechs Bayern auf die Bühne und spielen beste Blasmusik……

Vieles der Show kann man natürlich hier schon allein aus urheberrechtlichen Gründen nicht wiedergeben. Ihr lest hier ausschließlich Moderationstexte. Aber die Show macht Spaß. Nach drei Jahren immer noch; und das will echt was heißen.

Copyright für die Texte bei Max Raabe; lieben Dank an Max für die Freigabe der Texte für dieses Blog.

Kein Bild, kein Ton, ich komme schon — oder: was passiert hier eigentlich ?

Dies wird ein Artikel eher für Techniker. Wir haben nämlich ein Problem. Nachdem bei uns ja in den letzten Tagen schon der Videobeamer ausgefallen war und Max‘ Mikrophon starke digitale Artefake aufwies, hat sich unser PM5D gestern während der Show komplett aufgehangen. Das gibt mir schon zu denken, zumal ich hörte, daß bei einer 50Cent – Show letzte Woche ähnliches passiert sein soll und das Pult normalerweise im Gegensatz zum M7CL als recht stabil gilt. Folgendes ist vorgefallen:

Die Show wurde ganz normal begonnen, alles spielt fein. Nach ungefähr 20 Minuten gibt es ein Stück, bei dem Max nicht seine normale Neumannröhre nutzt, sondern eine Neuheiser Handfunke; also muß das M149 aus und das SKM5200 an. Allerdings: es passiert nichts. Der Funkmikrokanal ist per PFL vorhörbar, kommt aber weder im Master, noch in Ausspielwegen an. Nachfolgend stellt sich heraus: alle Fader und Mutes können beliebig bedient werden, das Pult ist eingefroren.

Nun hat Max eine ausgebildete Baritonstimme und das Stück ist zum Glück nur mit Pianobegleitung und nicht mit komplettem Orchester. Es gelingt ihm also, unverstärkt ausreichend laut gegen den verstärkten Flügel anzusingen, so daß sich die Nummer für’s Publikum wie eine Unplugednummer anhört und der Applaus ist dementsprechend stürmisch. Die nächste Nummer beginnt, trotz Aufruf der neuen Szene bleibt alles eingefroren und wir entscheiden uns, das Pult während des folgendes Applauses zu resetten. Danach spielt die Konsole bis Showende ohne Zwischenfälle.

Da wir das nicht witzig finden und ich weiß, daß hier der ein oder andere Oberligatechniker mitliest: habt Ihr ein paar Tips oder Ideen ? Yamaha hat nämlich von Pultabstürzen noch nie etwas gehört….

es gibt nicht nur technische Pannen ;-)

Heute war ich etwas früher im Theater, weil wir noch den Beamer checken wollten. Nach dem Aufschrauben kamen mir Splitter entgegen, es ist wohl einer der vier Brenner geplatzt und das war für mich der Grund, einfach mal bei unseren Kollegen von Medientechnik Engelhardt anzurufen; die sitzen ja hier in Hannover und wissen was sie tun. Nach einer Stunde kam ein Austauschgerät, unser Beamer ging in die Werkstatt und wird da erst mal gewartet.

Beim ersten Auftritt des Balletts während der Show kamen die Damen nicht, wie sonst üblich, alle geschlossen auf die Bühne getanzt, sondern sie …. trudelten alle nacheinander ein. Sah sehr merkwürdig aus. Grund: um auf die Bühne zu kommen, müssen die Mädels drei Treppenstufen hochgehen. Bei dieser Gelegenheit trat die vierte Tänzerin der dritten aus Versehen auf den Saum des Rocks und riß das Kostüm dabei faktisch auseinander, weil ehrlicherweise nur drei Druckknöpfe das ganze Ding zusammenhalten. Also mußte die Tänzerin hektisch erst wieder „zusammengebaut“ werden, bevor sie dann auch auf die Bühne konnte.

Nach der Show sind wir dann alle gemeinsam ins Foyer, weil dort ja Teile des Orchesters noch jammten. Finde ich eine tolle Idee und wir haben uns direkt überlegt, daß wir das in Köln und Hamburg direkt mal im größeren Stil angehen und die örtlichen Clubs befragen werden, ob sie nicht Lust auf ’ne einstündige Session so um 23:30, 24:00 Uhr haben. Es war jedenfalls ein cooles Set, was die Jungs da abgeliefert haben.

Außerdem hatte ich noch Besuch. Gerhard vom Elbblick hatte zwei Karten zum Fußballspiel Schweiz/Korea gewonnen und ist nach dem Spiel noch bei mir vorbeigekommen. Eigentlich witzig, daß ein begeisterter Fußballfan sein eigenes Blog zur WMfreien Zone erklärt. So kann er jetzt gar nicht über seine Erlebnisse im Stadion bloggen. Jedenfalls hatten wir hier aus diesem Grund in Hannover noch ein kleines Hamburger Bloggertreffen :-)

Ein gemischter Donnerstag

Der heutige Tag war eigentlich ein richtiger Abhängtag. Ich habe kaum etwas Gescheites erledigt. Gut, ich war einkaufen, damit ich nicht immer über diese teure Hotelminibar herfallen muß. Ich habe ein paar Kleinigkeiten für WMsuperlive erledigt, ok. Was mir heute wohl ein wenig den Elan genommen hat, waren vier eMails, die hier im Laufe des Vormittags eingetrudelt sind. In denen wurde ich auf’s wüsteste beschimpft, weil ich die Kommentarfunktion zu den CT – Artikeln gesperrt habe. Natürlich waren diese Mails anonymisiert. Zum einen bestärkt es mich darin, daß die Kommentarsperrung eine gute Entscheidung war, zum anderen bedauere ich, mich des Themas Torsten hier im Blog angenommen zu haben. Passiert mir nicht wieder.

Abends dann Show und langsam wird es unheimlich. Wir hatten hier in Hannover noch nicht eine Show ohne Pannen und heute ist in der ersten Hälfte der Videobeamer ausgefallen. Hat sich einfach aufgehängt, die Sau. Birte hat dann sehr spontan die Leinwand erst mal mit Licht bespielt, wir haben ihn dann noch wieder zum Laufen gebracht und morgen Nachmittag werde ich ihn komplett zerlegen, aber trotzdem wäre jetzt mal eine normale, runde, fehlerfreie Show ganz schön. Ich werd‘ hier sonst noch echt abergläubisch.

Nach der Show noch schnell in ’ne Kneipe, den Rest des Fußballspiels sehen, gemütlich zwei güldene Beck’s zischen und danach ins Hotel. Da dann der nächste Schock: Askimet hat heute Abend 362 Kommentarspams abgefangen. Vor Wochen hatte ich mal an einem Tag knapp über 500, aber sonst bewegt sich das immer so im Bereich zwei bis zehn am Tag. Da finde ich 362 schon wieder ganz schön viel.

Jetzt schön abschlummern.

gemütliche Show

Nach der ganzen Hin und Herfahrerei, der Vorbesprechung in der Hotelfabrik, dem Besuch bei Gericht, dem Bloggen darüber und all‘ den teilweise sehr merkwürdigen Kommentaren dazu, nach diesem Tag war es fast sowas wie beruhigender Abschluß, daß es heute Abend ja wieder die Palastrevue gab. Heute mit einer äußerst merkwürdigen Panne. Mitten in einem Lied hörte sich Max‘ Stimme plötzlich ganz verzerrt, fast mickeymausig an. Bernd, unser Tonmann, schwörte Stein und Bein, nichts am Pult verändert zu haben. Sollte das PM5D eine Macke haben ? Jedenfalls haben wir innerhalb kürzester Zeit ein Ersatzmikro an den Start gebracht und dann lief die alte Neumann – Röhre doch wieder fehlerfrei. Sehr merkwürdig.

Das Posaunentrio hinter der Opera

Oben seht Ihr übrigens die Musiker Thomas, Michael und Jörn bei ihrem Posaunensolo. Bei dieser Nummer stehen sie gar nicht auf der Bühne, sondern sind für’s Publikum nur scherenschnittartig als Schatten auf der Leinwand zu sehen.

Das Problem mit den leider im Theater nicht zu empfangenen Fußballspielen hat sich auch wenigstens etwas gelöst. Dank Tip von Raphael läuft bei uns jetzt immer der Fußballticker der ARD. Super.

Konzert zum Wochenanfang

Das Palastorchester im Theater am Aegi in Hannover

Gestern war wie immer am Montag frei und heute hatten wir demnach unser erstes Konzert dieser Woche. Und die Woche fing auch direkt viel besser an, als die letzte. Keine groben Schnitzer, sondern einfach mal ’ne runde Show. Etwas ärgerlich war allerdings, daß ich in den Katakomben nun mal überhaupt gar keinen Fernsehempfang hatte und somit wieder den Musikern keine Infos zum Stand des Spiels England gegen Schweden geben konnte. Und so haben wir uns die letzten Minuten noch eben in der direkt neben dem Theater liegenden Kneipe „Kulisse“ angesehen. Ich weiß gar nicht wie das werden soll, wenn Deutschland mal spielt. Da drehen mir die Musikanten ja dann komplett ab.

Oben mal wieder ein Bild aus meiner seitlichen Perspektive, dieses Mal aus der ersten Etage des Turms geschossen. Deshalb habe ich glatt ’n Cue verpaßt, aber Konte und Birte scheinen sich untereinander geeinigt zu haben. Jedenfalls gab es keinen unsauberen Übergang.

Jetzt aber schnell ins Bett, ich muß morgen ja früh wieder aufstehen….. Berlin ruft !

Sonntagsshow

Kaum haben wir angefangen, schon winkt auch schon wieder der erste freie Tag. Die sonntägliche Show ist immer besonders entspannt, weil sich alle auf den spielfreien Montag freuen. Trotzdem gab es auch heute wieder ein paar unerfreuliche Patzer. Wir müssen uns nächste Woche echt zusammenreißen, sonst wird Max (völlig zurecht) richtig pissig. Ich kann ihn verstehen, denn er ist derjenige, der vorne steht und fröhlich in Richtung Publikum lächeln muß, während hinter ihm wieder irgendwas Ungeplantes abgeht.

Max und Hanne von hinten

Für mich ist es bei der Revue sehr schwer, Showphotos zu machen, denn ich komme von meiner Position nicht weg. Mein Job heißt hier offiziell „Inspizient“. Ich bin also derjenige, der die Show callt, die Einsätze an Licht, Video, Schnürboden, Kulissen und manchmal sogar an die Musiker gibt. Da kann ich nicht mal eben nach vorne in den Saal laufen, um ein paar Bilder zu schießen. Aber ich hab‘ schon Kollegen gefragt uns so wird es in den nächsten Tagen trotzdem Bilder geben. Das obige Photo entspricht übrigens meiner Perspektive auf die Bühne…. wenn ich dann mal den Kopf durch den seitlichen Vorhang stecke. Denn eigentlich bin ich gut versteckt und beobachte alles über Monitore. Die haben dann den Vorteil, daß ich auch in absoluter Dunkelheit noch etwas sehen kann, weil die Kamera infrarotempfindlich ist.

Der Spiegel

So sieht es übrigens bei uns hinter der Bühne aus. Ihr seht den Videoplatz, den großen Spiegel, mit dem die Projektion umgelengt wird, um sie größer zu bekommen, jede Menge Kulissenteile und hinten auch zwei Musiker, die sich gerade hektisch umziehen.

Michél hinter der Bühne

Das hier ist Michél, einer der vier Bühnenleute. Sie sorgen immer für die Umbauten und helfen den Musikern. Michél betreut zusammen mit Konte die rechte Bühnenseite, Micha und Paule die linke.

Der zweite Tag

Die letzten Tage waren ja insgesamt doch recht hektisch. Erst WMsuperlive und dann direkt Max Raabe. Also habe ich mir für den Tag nach der Premiere einen Masseur ins Hotel bestellt. Eine Stunde lang hat er mich komplett durchgeknetet und danach bin ich direkt noch mal zwei Stunden eingeschlafen. War das schön !

Nach der Premiere war uns allen klar, daß wir im Detail noch nacharbeiten müssen und so haben wir uns gestern schon früh am Nachmittag im Theater getroffen, um am Ablauf noch zu feilen. Hier seht Ihr zum Beispiel Micha und Paule mit zwei Teilen aus der Italien – Deko, die ihnen am Abend zuvor Ärger bereitet hatten.

Micha und Paule begutachten Teile des Italienbilds

Birte beim Nachprogrammieren

Auch Birte feilte noch an ihren Lichtstimmungen herum. Aber natürlich auch alle anderen Kollegen waren aktiv, so daß wir gestern Abend dann eine deutlich rundere zweite Show hatten. Zwei kleine Ecken gab’s aber trotzdem noch, auch für’s Publikum sichtbar. Zum Italienblock kommt Max auf einer typischen venizianischen Gondolera auf die Bühne gerollert. Hier in Hannover ist es echt Millimeterarbeit sie so zu positionierten, daß sie geradeaus fahren kann, ohne an Bühnen- oder Kulissenteilen hängenzubleiben. Michél, der für die Gondel zuständig ist, war beim Reinfahren etwas vorsichtig, denn nichts ist peinlicher, als das Boot mit Max darauf vor Publikum irgendwo gegenzusemmeln. Leider war er eine Spur zu vorsichtig und es ruckelte doch mehr, als daß sie elegant hineinglitt. Max mußte sich sehr konzentrieren, um nicht laut zu lachen.

Hier übrigens mal ein Blick in die Tonregie des Hauses. Keine Angst, sie wird von uns nicht genutzt. Aber es hinterläßt schon ein wenig das Gefühl von Deutschem Museum, oder ?

Die Tonregie im Aegi

Nach der Show sind wir dann noch mit ein paar Leuten gegenüber in die Ständige Vertretung, das wohlverdiente Feierabendbier trinken.

kleine Probleme

Ich hab‘ mir gestern sowas wie einen freien Tag gegönnt, darum erst jetzt alles über den Aufbau. Das Theater am Aegi ist ein reines Gastspielhaus. Es hat also keine eigenen Stücke, so wie man das vom klassischen Stadttheater kennt, sondern man kann dieses Theater mieten, um seine Produktionen dort aufzuführen. Im Gegensatz zu manch anderem Gastspieltheater gibt es hier nur sehr eingeschränkt vorhandenes Licht (für die Insider: alle Brücken, Rinnen und Türme sind bestückt, aber es gibt keine Lampen für den freien Verhang über der Bühne), so daß wir welches zumieten mußten. Morgens um 09:00 kam der LKW von Amptown mit allem benötigten Materiel und unsere Lichtabteilung begann, das Licht einzurichten. Kurz vor 12:00 trudelte auch die Bühnencrew mit ihrem Material, einem kompletten Sattelschlepper und einem 12 – Tonner, ein. Das war der Moment, wo wir uns dann das erste Mal intensiv mit dem Thema „Platz“ befaßt haben. Hätten wir nämlich versucht, alles einfach auf die Bühne zu schieben, so wäre ab diesem Zeitpunkt arbeiten gar nicht mehr möglich gewesen. Also haben wir erst mal nur den 12 – Tonner leergemacht, dann die ganzen leeren Lichtcases dort hineingepackt und danach erst den 40 – Tonner ausgeladen. So hatten wir überhaupt die Chance, uns auf der Bühne noch zu bewegen.

Die Positionierung unseres Bühnenbilds ist in diesem Haus Millimeterarbeit. Gehen wir nur etwas zu weit nach vorne, dann fährt der Vorhang nicht mehr vernünftig, gehen wir zu weit nach hinten, wird die Projektion immer kleiner. Auch seitlich müssen wir uns wenigstens etwas Bewegungsfreiheit erhalten, weil während der Show ja auch noch Kulissen zu bewegen sind. Mittlerweile haben wir ja schon zwei Shows hinter uns und ich kann sagen, daß uns die Positionierung bestmöglich gelungen ist….. wenn der Vorhang nicht zu schnell zugeht. Dann weht er nämlich und bleibt an der Treppe hängen.

Da wir eine große Bühnentiefe brauchen wurde der Orchestergraben auf Bühnenniveau hochgebaut und dient uns auch als Bühne. Das hat allerdings den kleinen Schönheitsfehler, daß es dort keine Hängemöglichkeiten für Licht gibt. Darum gab es den Plan, per in Rinnen gestellte Genie – Lifte dort eine Fronttruss aufzustellen. Beim ersten Hochkurbelversuch stellten wir fest: da hat sich jemand verrechnet (bzw., da hat jemand zu leichte Gewichte für seine Sachen angegeben). Die Truss wog jedenfalls mit Sicherheit mehr, als die zwei Genies auf Dauer sicher tragen können. Da ich in meiner Vita nicht aufnehmen wollte, daß eine von mir verantwortete Konstruktion den Künstler erschlagen hat, haben wir uns kurzfristig entschlossen, massive Tower unterzustellen. Danke an Butch und Basti von Amptown, daß sie uns auch Abends nach 21:00 Uhr noch supportet haben. Jedenfalls spurtete Nachts noch ein Sprinter von Hamburg nach Hannover, um das zusätzlich benötigte Material heranzukarren. Rund um Hannover war nämlich kein kompatibles Material (Thomas SuperTruss) aufzutreiben.

Während wir also auf das zusätzliche Material warteten haben wir uns mit der Videoprojektion vergnügt. Auch die konnten wir mangels Bühnentiefe nicht einfach so aufbauen. Statt dessen wurde extra ein Spezialspiegel gekauft. Nun projeziert der Videobeamer auf dem Boden stehend senkrecht nach oben, das Bild wird nach zwei Metern mit dem Spiegel um 45° abgelenkt und dann auf die Opera (eine Art Leinwand) geworfen. Das wiederum hat zur Folge, daß es auf der Bühne keinen Umgang mehr gibt, weil man dann ja durch die Projektion laufen würde. Also mußte ein hinter der Bühne gelegener Lagerraum so leergeräumt werden, daß man ihn gefahrlos auch mit Kostümen als Durchgang nutzen kann.

Irgendwann um 00:30 Uhr herum war dann endlich Saskia, die sich als Fahrerin für das Material geopfert hatte, mit den zusätzlichen Trussen da und wir konnten unser Trusstor bauen. Dazu haben wir mit den Genies die Traverse angehoben und dann Stück für Stück die Teile der Tower daruntermontiert. Um 02:30 Uhr war ich dann glücklich im Hotel.

Am nächsten Morgen ging es um 09:00 Uhr weiter, damit die Bühne um 12:00 Uhr beim Eintreffen der Künstler in einem halbwegs anbietbaren Zustand war. Nicht nur für uns Techniker, auch für die Künstler fordert die Bühnengröße einige Kompromisse. So können die QuickChanges (Garderoben auf der Bühne, in denen die Künstler sich während der Show blitzschnell umziehen) nicht dort sein, wo sie sonst immer sind und die Wege werden etwas länger. Das führte dann zu teilweise etwas eigenwilligen Konstruktionen, aber letztlich konnte für alle eine funktionierende Lösung gefunden werden.

Nach dem Soundcheck um 14:30 Uhr (eine halbe Stunde später als geplant) dann ein etwas ….. spezieller …. Durchlauf. Szenen, die normalerweise wie im Schlaf klappen, hakten plötzlich. Kulissen müssen sehr merkwürdig gefahren werden, damit es dann hinterher auch funktioniert. Wir waren schon etwas nervös vor der Show.

Die Show….. ja…… nach vorne raus sah sie nach Augenzeugenberichten wohl so aus wie immer. Aber hinter der Bühne gab es dann doch zwischenzeitlich hektische Momente. Oder wie Birte, unsere Lichtfrau, es formulierte: die chaotischste Show seit langem. Aber solange das Publikum es nicht merkt…. ;-)

Nach der Show Premierenbesäufnisfeier und dann heia.