Fleisch ist mein Gemüse

Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse; Copyright: Rowohlt

Der Wahnsinn erinnerte mich an ein Buch, das ich vor einiger Zeit las und hier auch kurz erwähnte: Heinz StrunksFleisch ist mein Gemüse„. Wer schon immer einmal wissen wollte, welcher Wahnsinn hinter den Tanzbands steckt, der wird in diesem Buch vollends aufgeklärt. In sehr witziger, aber auch manchmal nachdenklicher Weise werden hier zwölf Jahre hartes Business reflektiert. Für Menschen aus dem Hamburger Raum vielleicht besonders amüsant, weil man manche Akteure des Buches anhand ihrer Eigenschaften durchaus lebenden Größen der Szene zuordnen kann. Aber auch alle Nichthamburger und alle Nichtmusikszeneangehörigen werden voll auf ihre Kosten kommen. Unbedingt lesen !

Eine deutsche Liebe

Arno Surminski: Polninken; Copyright: Ullstein - Verlag

Vor kurzem wurde mir dieses Buch empfohlen und interessanterweise paßt es sehr gut in die Stimmung der letzten Tage. Arno Surminskis „Polninken“ ist tatsächlich ein Liebesroman. Es erzählt über die Liebe zwischen einem West- und einer Ostdeutschen, viel mehr aber noch über die Liebe zur Heimat, zum Frieden und zur Versöhnung. Alles Zutaten, die daraus eine superkitschige Geschichte werden lassen könnten. Daß es das nicht wurde, sondern ein wunderschön geschriebenes Werk über die Masuren, über Polen und die Polen und über den Wert des Menschen ist die Leistung, die man Arno Surminski anerkennen muß. Das Buch eines Heimatvertriebenen, das sich so angenehm anders liest als das, was man so oft aus der Vertriebenenecke zu hören bekommt, ist ein Bekenntnis zum Humansimus.

Es spielt im Wesentlichen im Jahr 1980, die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten steht fester denn je, in Danzig beginnen die Streiks an der Lenin Werft mit späterer Gründung der Solidarność und auch in Westdeutschland ist man mit dem Radikalenerlaß nicht gerade entspannt. Und wir sehen, daß die Systeme vielleicht gerade die am meisten strafte, die an sie glaubten.

Mir hat das Buch wirklich gefallen. Vielleicht, weil ich die Masuren kennenlernen durfte, ich überhaupt schon die ehemaligen deutschen Gebiete im heutigen Polen bereiste (u.a. hier). Vielleicht, weil ich Begeisterung für Heimat nachvollziehen kann. Vielleicht, weil mich die jüngere deutsche Geschichte interessiert. Vielleicht, weil ich wie der Autor als erstes den Menschen sehe und nicht das System, in dem er lebt. Darum möchte ich Euch das Buch ans Herz legen und Euch eine gute Zeit damit wünschen.

Informationen zu Touren und anderen Einzelteilen

Buch 'Informationen zu Touren und anderen Einzelteilen' von Wir sind Helden; Copyright: Fischer - Verlag

Da das Wochenende von reichlich Bahnfahrten gesegnet war, brauchte ich natürlich auch Lektüre. Um mich mal ein wenig über die Konkurrenz zu informieren las ich „Informationen zu Touren und anderen Einzelteilen“ der Band „Wir sind Helden„. Auf dem Cover steht, daß es kein Fanbuch sei, aber das ist natürlich Quatsch. Wen sonst als einen Fan soll denn die Entstehensgeschichte und der Alltag einer Band interessieren. Aber das muß ja kein Nachteil sein; auch für den nur randmäßig begeisterten Fan ist es eine interessante Lektüre, weil es auch einiges über die Mechanismen der Branche verrät. Und eben darüber, daß Musikmachen nicht nur toll ist. Ein immer wieder gern übersehener Aspekt.

Ich habe mich jedenfalls bestens unterhalten gefühlt, habe alte Bekannte wiedergetroffen und aber auch Ereignisse vermißt. Und das war für mich das wirklich Interessante an dem Buch: die Passagen, die fehlten. Auch Helden müssen ja überleben.

gealterte Posen

3sat brachte Silvester 24 Stunden am Stück Ausschnitte aus Konzerten. Eine ziemlich gute Idee, wie ich finde. Ich bekam das erst Abends mit, schmiß dann doch noch den Recorder an und schaue jetzt mal, was es da eigentlich so gab. Madonna — ok……, Kylie — … das können wohl nur Mädchen ertragen, PUR — brrrr, P!nk — geht gut, Amy Winehouse — super, Grönemeyer — tja … der ist ganz schön alt geworden. Das war tatsächlich mein erster Eindruck. Und daß mich die Posen von ihm, die vor fünf Jahren noch halbwegs gut aussahen, heute echt stören. So richtig. Kreisende Hüften. Neeeee……

Neue CD

Fjarill; Copyright: Stefan Malzkorn, Fjarill

Zugegeben, es ist noch etwas hin, aber am 02.04.2008 wird Fjarill in der Fabrik ihre zweite CD „Pilgrim“ vorstellen. Man muß gar nicht lang rumreden, ich bin echter Fan dieser Musik, finde die erste CD traumhaft (dieses Wort, traumhaft, trifft es sehr genau), durfte bisher eins, zwei, drei Konzerte sehen und auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich es zum Release – Konzert schaffen werde, so möchte ich allen, die zu dem Zeitpunkt grob in der Nähe Hamburgs sind sehr nahe ans Herz legen, das Konzert zu besuchen. Leute, die die zwei schon gesehen haben, wissen sowieso, was ich meine. Und all‘ die, die keine Ahnung haben, was das denn jetzt schon wieder für zwei Mädels sind: Karten kaufen, hingeh’n. Die Musik ist absolut nicht formatradiotauglich, trifft aber jeden. Versprochen.

Jim Knopf und Lukas im Staatstheater Mainz

Szenenbild aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer im Staatstheater Mainz

Rund um Weihnachten entsinnen sich bundesweit alle Theater ganz plötzlich ihrer zukünftigen Klientel und spielen Kinderstücke. Im Staatstheater Mainz gab es dieses Jahr Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende. Vorweg: die Inszenierung hat mir unter’m Strich sehr gut gefallen. Die Schauspieler waren motiviert und hatten sichtbar Lust am Spielen. Auch die musikalische Begleitung durch einen wirklich guten Akkordeonisten war gelungen.

Szenenbild aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer im Staatstheater Mainz

Richtig gut war auch das Bühnenbild. Bei den ganzen Lokomotiven, Drachen und Vulkanen ist der Bundesumsatz an Nebelmaschinen sicher deutlich nach oben gegangen. Als Techniker störte mich nur die Leistung der Lichtabteilung. Die Flächen waren nicht immer sauber ausgeleuchtet; es gab Löcher. Auch waren Tages- und Kunstlichtlampen teilweise wild und ohne für mich erkennbares Konzept gemischt. Wenn man schon kopfbewegte Lampen (für ein Theater erstaunlich viele Movingheads übrigens) mit klassischem Theaterlicht mischt, dann muß man sich entweder Gedanken darüber machen, wie man die einzelnen Szenen am besten mit den jeweiligen Geräten beleuchtet, oder wenigstens cto/ctb filtern, um einen homogenen Eindruck zu bekommen.

Szenenbild aus Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer im Staatstheater Mainz

Solche Punkte fallen dem normalen Besucher (und am wenigsten den Kindern) wahrscheinlich nicht bewußt auf. Immel wiedel elstaunlich finde ich, daß es manchen Schauspieleln scheinbal ganz leicht fällt, Splachstölungen und „chinesischen Akzent“ völlig flüssig lübelzublingen. Lespekt. Also: eine schöne Vorstellung.

Nachtrag: schon als Kind frug ich mich, wie denn Emma schwanger werden und Molly bekommen konnte, wenn doch keine männliche Lokomotive mitspielt. Ob Lukas und Emma …… naaaaaaaiiiiiiiin !

Astrid Lindgren: „Ur – Pippi“

Astrid Lindgren:

Ich glaube, daß es niemanden gibt, der ohne Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstocher Langstrumpf aufgewachsen ist. Und wenn doch, so sei derjenige stark zu bedauern. Bis zu dem Mädchen, das wir alle kennen war es jedoch ein längerer Weg; ursprünglich existierte Pippi nur als gesprochenes Wort, als Gutenachtgeschichte. Astrid Lindgrens Tochter Karin ist sich gar nicht sicher, ob sie sich wirklich über die in geschriebenes Wort eingesperrte Version gefreut hat, die sie 1944 zum 10. Geburtstag geschenkt bekam. Und auch die Mutter war sich wohl nicht sicher, ob ihre Erzählung nicht vielleicht doch etwas zu rau geraten war; schrieb sie doch dem Verlag, dem sie ihr Manuskript zuschickte:

„Ich gestatte mir, beiliegend ein Kinderbuchmanuskript zu übersenden, dessen Rücksendung ich voller Zuversicht demnächst erwarte.

Pippi Langstrumpf ist, wie Sie feststellen werden, falls Sie sich die Mühe machen, das Manuskript zu lesen, ein kleiner Übermensch in kindlicher Gestalt. angesiedelt in einem ganz normalen Umfeld. Dank ihrer übernatürlichen Körperkräfte und sonstiger Umstände ist sie völlig unabhängig von den Erwachsenen und lebt ihr Leben ganz so, wie es ihr beliebt. Bei Ihren Auseinandersetzungen mit erwachsenen Personen behält sie stets das letzte Wort. […]

Um mich zu überzeugen, wie es sich damit verhält, lege ich das Manuskript hiermit in Ihre sachkundigen Hände und kann nur hoffen, daß Sie nicht das Jugendamt alamieren. Sicherheitshalber sollte ich vielleicht darauf hinweisen, daß meine eigenen unglaublich wohlerzogenen, engelsgleichen Kinder keinerlei Schaden durch Pippis Verhalten genommen haben. Sie haben sofort verstanden, daß Pippi ein Einzelfall ist, der normalen Kindern kein Vorbild sein kann.“

Tatsächlich wurde das Werk abgelehnt; sicher beißen sich die Verantwortlichen dafür heute noch in ihren Allerwertesten, verloren sie Astrid Lindgren doch damit für immer. Die Ablehnung nahm Lindgren jedoch als Ansporn; sie überarbeitete das Skript und erschuf die Pippi, wie wir sie heute kennen. Allen, die sich mal die freche Originalversion ansehen möchten (wobei mit heutigen Augen betrachtet der Unterschied nicht sooooo unverschämt ist, wie das in den 40ern empfunden wurde), kann ich das Buch sehr empfehlen. Letztlich tat die Überarbeitung meiner Meinung nach dem Werk tatsächlich gut, schaffte Lindgren doch damit den Schritt, tatsächlich ein Vorbild für Selbstständigkeit und eine Grundlage für viele Kinderträume zu schaffen.

Frohlocket !

Engelsorchester beim mitternächtlichen Musizieren

Heute Nacht gab der Engelschor mit seiner unvergleichlichen Kapelle wieder sein alljährliches Konzert, das beizuwohnen ich die einmalige Gelegenheit hatte. Es war ein echter Genuß und ich empfehle jedem von Euch, in den nächsten Jahren auch mal vorbeizuschauen.

Engel mit PSA

Interessant zu sehen, das VStättVO und BGV C1 auch bei den Engeln mittlerweile gültig ist und sie mit PSA fliegen müssen.

Geschenktips für den Livemusikjunkie

Malcolm Croft: The little red riders book

Ganz plötzlich und gänzlich ohne Vorwarnung steht schon wieder Weihnachten vor der Tür und natürlich weiß man wieder nicht, was man denn verdammt jetzt so schnell seinen Liebsten schenken soll. Nun. Da ich ja eben schon eine musikalische Kaufempfehlung gab, warum nicht auch Tips für den musikinteressierten Leser. Also möchte ich Euch zwei Bücher von Malcom Croft vorstellen, die dem echten Livemusikfan ein wahrer Quell an Unterhaltung und Information sein werden.

The little red riders book“ ist eine Sammlung von Zitaten aus den Ridern der Stars. So erfährt man, daß Geri Halliwell und Led Zeppelin die gleichen Wünsche haben („iron & ironing board“), daß auch Marilyn Manson („a bald hooker with no teeth“), James Brown („2 girls under the age of 21“) und Sammy Davis jr. („Assortment of groovy chicks“) nicht so weit auseinanderliegen, daß Jazzer durstig sind (Jamie Cullum: „20 bottles of Moet & Chandon, 20 bottles of lager, 12 bottles of still mineral water, 4 cans of Guinness, 1 bottle of red wine, 1 bottle of white wine, 1/2 bottle of Myers Rum, ice (must have no straight edges)“), Rocker verspielt (Motörhead: „Kinder Surprise chocolate eggs“), Popstars empfindsam (Robbie Williams: „soft toilet paper“) und Madonnen … nun ja (Madonna: „new toilet seat, 25 cases of Kabbalah water“).

Malcolm Croft: The little black book of setlists

The little black book of setlists“ eignet sich hervorragend für alle, die mitreden wollen, wenn es um die geilsten Konzerte der letzten 60 Jahre geht und die natürlich damals mit dabei waren. Hier kann man mal eben die Setlists (also die Liste der gespielten Songs) mit kurzen Kommentaren zu den Konzerten seiner Idole nachlesen — oder sich einfach mal informieren. Dabei geht die Spannweite des chronologisch aufgebauten Buchs von Woody Guthrie am 22.03.1940 bis George Michael am 09.06.2007.

Winterwunderwelt

Götz Alsmann: Winterwunderwelt; Copyright: Roofmusic

Dieses Jahr bin ich bisher um meine Wham ! – sche Deflorierung noch herumgekommen und ich drücke beide Daumen und auch noch die dicken Zehen, daß dies so bleiben möge. Aber natürlich möchte auch ich jetzt nach der Tour in weihnachtliche Stimmung kommen und wie könnte ich es besser, als mit der „Winterwunderwelt“ von Götz Alsmann. Daß ich Götz gern höre verriet ich Euch bereits an anderer Stelle. Hier gelingt es ihm, zusammen mit der WDR – BigBand bekannte und eigene Stücke so zu interpretieren, daß nicht der übliche Schmalz aus den Lautsprechern sülzt, sondern leicht ironischer Schmelz die Ohren streichelt. So fällt es mir leicht, Euch eine Kaufempfehlung ganz nahe ans Herz zu legen, auf daß Weihnachten wundervoll werde.