Die Gräber aus Paestum

Die Ausstellung

Seit wenigen Tagen erst ist im Bucerius Kunstforum am Rathausmarkt Hamburg eine hochinteressante Ausstellung über die Gräber aus der lukanischen Zeit Paestums zu sehen. Diese Ausstellung ist insoweit eine Sensation, als daß die Gräber in dieser Form noch nie irgendwo ausgestellt wurden. Im heimatlichen Paestum sind die einzelnen Platten zwar auch teilweise zu sehen, aber nie im kompletten Kontext. Nur durch den Umstand, daß das Bucerius Kunstforum früher mal eine Filiale der Bundesbank war und dadurch der Boden aus 5m dickem Stahbeton besteht, können die tonnenschweren Grabplatten so zusammengestellt werden, wie sie ursprünglich mal im Erdboden gefunden wurden.

Grab aus Paestum

Außerdem lernt man, daß Süditalien im 8. Jahrhundert vor Christus durch die Griechen besiedelt wurde, jene von den Lukanern (einem norditalienischen Stamm mit der damaligen Sprache aus dem Donaubereich, Oskisch) im 4. Jahrhundert v.C. verdrängt wurden, bevor die Römer im 2. Jahrhundert v.C. die Macht übernahmen. Ich bin ja ehrlich, von den Lukanern hatte ich bisher nie etwas gehört, was auch nicht weiter verwunderlich ist, weil selbst Wissenschaftler bis in die 50er Jahre hinein nichts von ihnen wußten.

Grab aus Paestum

Paestum selbst war viele Jahrhunderte vergessen. Es wurde je nach Quelle im 7. bis 11. Jahrhundert nach Christus aufgegeben, da die immer schlechter gewarteten Viadukte der Römer die Landschaft versumpfen ließen und wahre Moskitoplagen das Land befielen. Erst im 18. Jahrhundert fand man die eigentlich unübersehbar großen Tempelanlagen der Griechen „zufällig“ wieder, was zeigt, daß es dort wirklich sehr ungemütlich gewesen sein muß. Bis zum Fund der lukanischen Gräber sollten aber noch einmal 200 Jahre vergehen.

Grab aus Paestum

Mit Ausnahme des obigen Kindergrabes (man sieht, auch vor 2.400 Jahren machte ein Kindertod die Menschen sprachlos), hatten die Gräber über die Jahre der lukanischen Zeit hinweg immer die gleichen Symbole und Zeichen. Gerade durch diese Uniformität der Gräber lassen sich besonders gut die individuellen Eigenheiten des Begrabenen feststellen, weil die Malereien eben nur in kleinen Detail voneinander abweichen und diese Variation dann eben wichtig sein muß. Auch läßt sich sehr gut erkennen, wie sehr sich die Kunst der Malerei in dieser Zeit verändert hat. Von einfachen platten Zeichungen entwickelte sich die Kunst in 200 Jahren zu Bildern mit guter räumlicher Darstellung und reichem Licht/Schatten – Spiel.

Grab aus Paestum

Beachtlich ist, daß die Gräber und Malereien innerhalb kürzester Zeit entstehen mußten. Anders als bei den Ägypern wurde nicht balsamiert, anders als es uns heute der Undertaker erzählt, konnte man noch nicht kühlen. Das heißt im Klartext, daß die Gräber innerhalb von 24 bis seltener 48 Stunden ausgehoben, mit den vier Sandsteinplatten ausgekleidet (jede bis zu zwei Tonnen schwer), mit weißer Farbe grundiert und bemalt wurden.

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Schubidu

Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich sehr viel Musik hörte. Irgendwoher müssen die gut 1.200 CDs in meinem Besitz ja kommen. Zur Zeit mag ich es eher ruhig, schalte oft nur ein Mal in Wochen CD – Player oder Fernseher an und wenn, dann höre ich „Mein Geheimnis“ von Götz Alsmann (1, 2); eine Platte, die sich ganz hervorragend für Arbeiten in der Küche eignet.

Heute stehen einige Räumarbeiten an; Grund für mich, tatsächlich nach langer Zeit mal wieder mehrere CDs hintereinander weg zu hören. Unter anderem „Call me easy, say I’m strong, love me my way, it ain’t wrong“ von den Rainbirds (1, 2), ein Album, das ich vor 20 Jahren abwechselnd mit der ersten Scheibe der Band in HeavyRotation hörte. Es ist faszinierend, wie textsicher ich noch bin, wie unglaublich gut die CD auch (oder gerade) nach heutigem Maßstab noch ist und wie schade es ist, daß die geniale Sängerin Katharina Franck in Selbstüberschätzung die Band nach der zweiten Veröffentlichung auflöste bzw. neu formierte; es war eben doch die Band als Ganzes, die den Erfolg begründete und nicht nur sie allein. Ich kann mich noch an das letzte der drei Konzerte erinnern, die ich mit der Band sah, Ulrike Haage war schon an den Keys eingestiegen und die Atmosphäre auf der Bühne war komplett anders. Offene Feindschaft lag da in der Luft.

Nichtsdestotrotz ist das Album toll und erinnert mich stark an meine erste Wohnung, in der ich allein wohnte. Eine 15m² – Bude in Köln, in der ich während der Meisterschule hauste. Selbst die Gerüche sind sofort präsent. Euch möchte ich auf jeden Fall ans Herz legen, die Platte mal zu hören.

Lausch Lounge – Tour

Eine meiner liebsten Veranstaltungsreihen, die Lausch Lounge, geht auf Tour. Das find‘ ich gut, denn so können auch mal Leute außerhalb Hamburgs in den Genuß eines solchen Abends kommen. Acht Termine wird es in den nächsten Wochen in unterschiedlicher Besetzung geben. Mit dabei sind meine Lieblingskünstler Anna Depenbusch, Cobalt, Der Fall Böse, Fjarill, Ingo Pohlmann, Johnny Liebling, Kira und Regy Clasen, aber auch andere mir teilweise noch unbekannte Künstler, wie Wolfgang Müller, Stiller, Neil Hickethier, Mika Doo, Mania, Lukas Hilbert, Justin Balk, Dirk Hoppe und Cäthe. Folgende Termine stehen an:

– 13.10.2007 Lübeck
– 19.10.2007 Uelzen
– 20.10.2007 Flensburg
– 16.11.2007 Oldenburg
– 17.11.2007 Lüneburg
– 23.11.2007 Klanxbüll
– 30.11.2007 Brunsbüttel
– 08.12.2007 Hamburg

Weitere Infos findet Ihr auf der Lausch Lounge Seite. Hinsurfen, informieren und hingeh’n !

„Wir sind die Polizei“

Backstagebereich beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg; Bild größerklickbar

Wenn man zum Volksparkstadion (andere mögen es AOL – Arena oder gar HSH Nordbank – Arena nennen, aber daß das Schwachsinn ist, schrieb ich ja bereits) in Hamburg kommt und einen so ein Ausblick erwartet, dann kann man sicher sein, daß eine größere Produktion zu Gast ist. Am Dienstag war dies The Police.

Das Volksparkstadion von innen; Bild größerklickbar

Bei meiner Ankuft war es noch erstaunlich leer und auch bis in die erste Welle konnte man ohne Probleme gelangen. Ich hatte damit gerechnet, daß es schon deutlich voller sein würde. Immerhin war seit 16:30 Einlaß, offizieller Showbeginn (der Vorband) war 18:30 und wir kamen so um 18:00 Uhr an. Bis zum Auftritt von The Police sollte es natürlich noch deutlich voller werden, aber von einem ausverkauften Haus war man auch später weit entfernt.

PA - Wing bei The Police im Volksparkstadion Hamburg

Als Techniker mußte ich mich natürlich erst mal umsehen und neben vielen Lampen, ganz offensichtlichem Video und der PA fiel mir sofort der Hintergrund der PA – Wings auf: das ist auch eine Möglichkeit, die Sidewings zu verstecken; indem man da einfach großflächig LED – Videowande vorbaut. Hinter die PA. Wenn man’s hat……

Vorband Fictionplane beim Police - Konzert im Volksparkstadion Hamburg

Und dann startete The Police auch schon. Ach nee. Nur die Vorband. Aber es hätte auch die Hauptband sein können. Ein Trio; Schlagzeug, Baß, Gitarre. Der Bassist singt und hat eine erstaunliche Stimmähnlichkeit zu Sting. Hm. Die Band heißt Fictionplane und erst später erfuhr ich, daß der singende Basser der Sohn Stings ist. Noch mal hm. Die Musik dann die konsequente Weiterentwicklung des Papas; einige Songs hätten auch von ihm sein können (oder sind es sogar, wer weiß). Letztlich war das Set sehr gut, die Musik ging nach vorne und meine charmante Begleiterin zerschmolz beim Anblick der Musiker. Im Musikerbekanntenkreis sollte es später heißen, das sei die bessere Band des Abends gewesen. Ich selbst sehe das nicht so, aber sie war zumindest mal ebenbürtig. Eigentlich ganz schön mutig von der Hauptband, sich so eine Vorband einzuladen. Aber es bleibt ja in der Familie…

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Nach einem gemütlichen Umbau ging’s dann auch wirklich los. Basser und Gitarrist hatten die Seiten gewechselt und das war auch gut so. Die Band ist nämlich ganz schön alt geworden und nur Sting hat sich gehalten.

The Police im Volksparkstadion Hamburg

Sting war auch ehrlicherweise der einziger Musiker, der eben als Musiker den ganzen Abend überzeugte. Steward Copeland traf nicht immer die Eins und an zwei Stellen entstand so deutlich hörbares Geeier innerhalb der Band; was ihn nicht daran hinterte, in schöner 80er Manier zu posen. Und auch Andy Summers war schon besser in Form. Nichtsdestotrotz fand ich das Gesamtkonzert an sich schon wirklich ein tolles Erlebnis.

Weiter geht’s nach dem Break.
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Land in Sicht

Hochzeitphoto und Cover des Buches; Copyright: Scherz Verlag

In den letzten drei Tagen las ich das Buch „Wohin Du auch gehst“, das mich sehr nachdenklich machte und darum möchte ich Euch davon berichten. Benjamin Prüfer, der zwei Häuser weiter wohnt und „fast“ mein Schwager ist, schrieb vor einiger Zeit einen Artikel in der Neon. Es war nicht irgendein x-beliebiger Artikel, sondern gewissermaßen sein ComingOut. Nicht als Schwuler, sondern als jemand, der sich verliebt hat. In eine kambotschanische Prostituierte mit HIV. Ich kannte ihn damals noch nicht, las den Artikel, dachte „kraß“ oder irgendsowas in der Richtung und blätterte weiter. Sehr wahrscheinlich hätte ich das gerade erschienene Buch auch nicht gelesen, hätte ich nicht zwischenzeitlich seine Schwester kennengelernt. Der Klappentext klingt einfach zu sehr nach Frauenroman. Dabei ist das Buch genau das nicht. Es enthält keine leicht lesbare Romantik. Es enthält Leben. Uberlebenskampf. Gedanken. Verzweiflung. Und auch viel Hoffnung.

Vor allem enthält das Buch zwischen den Zeilen sehr viele Gedanken über Verantwortung. In einer westlichen Welt Beziehungsprobleme nicht mit Trennung zu lösen, sondern damit, daß man sich diesen Problemen stellt, ist ja ein wenig aus der Mode gekommen. Doch genau das tat und tut Benjamin. Er ließ das Mädel nicht allein in Kambotscha zurück, flog nicht nach Hause und vergaß sie. Er stellte sich diesem Gefühl, der Verantwortung, der Liebe. Über die Zeit des ersten Kennenlernens bis zum ersten gemeinsamen Flug nach Deutschland handelt das Buch und es ist hervorragend zu lesen. Weil es in toller Sprache und wirklich ehrlich geschrieben ist. Weil es nichts beschönt und nichts vereinfacht. Und weil es anregt, über seine eigenen Standpunkte nachzudenken. Über seine eigene Abgestumpftheit, Faulheit.

Als ich Sreykeo und Benjamin in den letzten Monaten kennenlernte dachte ich im Stillen, daß ich den Zweien nicht allzulange gebe. Nicht wegen der Krankheit, sondern wegen des unterschiedlichen Intellekts. Nachdem ich nun das Buch las weiß ich, daß das bornierte Gedanken waren, daß es eine viel tiefere Verbindung zwischen ihnen gibt und vor allem, daß ich Benjamin maßlos unterschätzte. Da muß ich mich verschämt verneigen.

Und so kann ich Euch nur empfehlen: besorgt Euch das Buch, lest es und vor allem: laßt es an Euch heran. Wie es den beiden aktuell geht, könnt Ihr hier lesen; mittlerweile gibt es auch Möbel in der Wohnung ;-)

Zum Schluß möchte ich gewissermaßen als Leseprobe die letzte halbe Seite des Buches zitieren. Beide sitzen nach über drei Jahren zum ersten Mal gemeinsam im Flugzeug nach Deutschland, sie sind verheiratet, Sreykeo hat ein Visum.

Menschen denken in Geschichten. Jede Biographie vergleichen wir mit einem Film oder einem Buch, und dann kleben wir ein vorgefertigtes Etikett darauf und glauben, wir hätten sie begriffen. Für viele tragen Sreykeo und ich das Etikett „tragische, verzweifelte Liebe“; Geschichten, in denen die Abkürzung HIV vorkommt, können nur tragisch enden. Junge lernt ein Mädchen kennen. Sie hat AIDS. Sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Der Film ist aus. So was will doch keiner sehen. Das ist doch ein Scheißfilm.

Es scheint manchen Menschen, daß wir gegen ein ehernes Gesetz der Neuzeit verstoßen, weil wir uns weigern, uns auf Sreykeos baldigen Tod vorzubereiten. Es macht sie geradezu wütend, daß wir nicht vorhaben, ein Leben unter tragischen Vorzeichen zu führen und unser Unglück zu beklagen.

Sreykeo entdeckt gerade etwas Weißes an unserem Fenster. Sie hält es zuerst für Insekten. „No, that’s ice !“, sage ich zu ihr. Sie schaut mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Sie kennt Eis bisher nur in Würfelform. Na, die wird sich wundern.

Ich glaube, da unten warten eine ganze Menge Menschen darauf, daß unsere Geschichte das zu erwartende traurige Ende nimmt. Aber den Gefallen tun wir ihnen nicht.

Sollen sie warten.

Julia Schilinski in der Esskultur

Julia Schilinski in der Esskultur Hamburg

Wie angekündigt gab es am Donnerstag Abend die Gelegenheit, Julia Schilinski live zu erleben. Ehrlicherweise gefiel mir die gewählte Location, das Restaurant Esskultur in Hamburg, nicht so richtig. Zwar ist es toll und lobenswert, wenn so ein Haus Künstler einläd und damit fördert, aber von der Atmosphäre her bleibt es eben doch ein Restaurant. Ich hätte mir beispielsweise dunkleres Licht im Publikumsbereich gewünscht; wesentliche Teile des Publikums saßen auch an ganz normalen Tischen, hatten gerade gespeist, da ist man dann ja gemütlich verdauungsmüde und nicht gerade in Konzertstimmung. So kam es, daß ich die erste Hälfte des Konzerts nicht richtig mitreißend fand. Schade eigentlich.

Julia Schilinski in der Esskultur Hamburg

Die zweite Hälfte war dann deutlich besser. Alle Beteiligten hatten sich aneinander und an die Situation gewöhnt, vielleicht war auch der Spannungsbogen der Setliste noch etwas besser, jedenfalls war diese Hälfte das, was ich von Julia normalerweise gewohnt bin: ein in jeder Beziehung hoher Genuß, der mich schon auf weitere Abende in einer dann vielleicht etwas konzertfreundlicheren Umgebung freuen läßt.

Konzerttip: Julia Schilinski

In meinem Blog erzählte ich Euch ja schon, wie schön Julias Konzerte sind (1, 2) und am Donnerstag (16.08.) ist es wieder soweit, Julia spielt in Hamburg. Für dieses Konzert hat sie sich einen besonders schönen Rahmen ausgedacht, spielt sie doch in der Esskultur, Trommelstraße 4, direkt an der Reeperbahn. Dort kann ab 19:00 Uhr à la carte gegessen werden und ab 20:30 Uhr wird dann Julia unsere Ohren verwöhnen. Wenn ich schon in Hamburg bin werde ich mir das nicht entgehen lassen und ich hoffe, viele von Euch dort auch zu treffen.

BallinStadt – Museum, Hamburg

Ausblick auf die Elbe und den Hamburger Hafen von den Landungsbrücken aus; Bild größerklickbar

Eigentlich … ja eigentlich wollte ich diese Woche weg sein und auf einem Bauernhof meine Zeit verbringen. Manchmal kommen Dinge aber anders und so bin ich nun doch in Hamburg, versuche aber trotzdem, sowas wie Urlaub zu machen. Heute war ich darum mal im neu eröffneten BallinStadt – Museum im Veddel, in dem Hamburg als Auswanderungsstadt nach Amerika und die Zeit sehr grob um die Jahrhundertwende herum beleuchtet wird. In der Zeitung hatte ich gelesen, daß man von den Landungsbrücken aus per Barkasse zum Museum schippern kann; leider fährt die aber tatsächlich nur alle zwei Stunden und war in unserem Fall gerade weg, so daß wir dann ganz klassisch per S-Bahn fuhren.

Blick ins BallinStadt - Museum für Auswanderung in Hamburg; Bild größerklickbar

Schon beim ersten Eindruck konnte ich beruhigt sein: so ein Flop wie bei der Titanic – Ausstellung in Kiel war es ganz sicher nicht. Hier war deutlich zu merken, daß man sich viel mehr Mühe gegeben hatte, Informationen zusammenzutragen und so aufzubereiten, daß sie verständlich, informativ und interessant daherkamen.

Blick ins BallinStadt - Museum für Auswanderung in Hamburg; Bild größerklickbar

Dabei wurden nicht nur Texte zum Lesen angeboten, sondern viele auf dem Weg durch die Ausstellung aufgestellte Puppen erzählten von ihren ganz persönlichen Hoffnungen & Erfahrungen und machten so die Zeit und die Motivation, die Heimat zu verlassen, nachvollziehbar.

Gangway im BallinStadt - Museum

Zwischendurch gab es aber auch Stationen, an denen man Ruhe hatte, die Informationen zu verarbeiten und vielleicht darüber nachzudenken, wie man wohl selbst gehandelt, ob man sich nicht vielleicht auch auf die Reise gemacht hätte.

Blick ins BallinStadt - Museum für Auswanderung in Hamburg; Bild größerklickbar

Museen sind ja oft für Kinder langweilig. Hier durfte meine 5-jährige Begleitung nicht nur auf einem Ausstellungspferd reiten, sondern hatte mit Bildern, Filmen und gesprochenen Texten auch die Möglichkeit, sich kindgerecht dem Thema zu nähern, ohne daß es für Erwachsene je platt geworden wäre. Immerhin waren wir über zwei Stunden ohne Quengelei in der Ausstellung. Dabei kostete der Eintritt für drei Personen zusammen weniger als für eine Person in Kiel.

Blick ins BallinStadt - Museum für Auswanderung in Hamburg; Bild größerklickbar

Auch wenn mir die Ausstellung insgesamt wirklich sehr gut gefallen hat, so würde ich mir in ein paar Punkten trotzdem noch Verbesserungen wünschen. Zum einen finde ich den Bogen zu den heutigen Auswanderern anderer Länder (die hier dann als Einwanderer ankommen) etwas zu kurz gehalten; das Thema könnte man sicher besser integrieren. Zum anderen gibt es heute nach knapp zwei Monaten Betrieb schon teilweise deutliche Abnutzungserscheinungen. Da sollte man dringend stabiler nacharbeiten, damit die Ausstellung nicht schnell verwahrlost. Das wäre nämlich schade.

Blick in einen nachgebauten Schlafsaal im BallinStadt - Museum für Auswanderung in Hamburg

Toll ist auf jeden Fall, daß man am Originalort (das Hamburger Auswanderungslager war tatsächlich exakt an der Stelle des Museums) in Originalkulisse diese Stätte geschaffen hat. Klar, daß der damalige Betreiber, die Hapag (heute Hapag-Lloyd), kräftig gesponsort hat. Mir hat der Besuch auf jeden Fall Spaß gemacht und ich kann Euch auch empfehlen, mal dort hin zu fahren.

Eine Warnung muß ich allerdings noch aussprechen: die direkt an der S-Bahn – Station in einem Container gelegene Pommesbude ist auf jeden Fall zu meiden. Das Essen beschäftigte mich noch länger……

Titanic – Ausstellung in Kiel

Ein Modell der Titanic in der Ausstellung in Kiel

Nun. Ich möchte vorweg zugeben, daß ich voreingenommen bin, habe ich doch anderthalb Jahre meines Lebens mit der Hamburger Titanic – Ausstellung verbracht, wie ich Euch ja schon berichtete. Und so war ich also gestern in Kiel, um mir die moderne Version des Themas in der Kieler Titanic – Ausstellung anzusehen. Die Grundvoraussetzungen waren erst mal gleich: gezeigt werden aus 3.800m Tiefe geborgene Fundstücke der und aus der Titanic. Das Ergebnis in Kiel war …… maßlos enttäuschend. Wie lieblos, wie konzeptlos, wie schlecht gemacht. Eine Verschwendung meiner Zeit und meines Geldes (immerhin 20,50€ Eintritt pro Person).

Beim Betreten gibt’s erst mal eine wirklich schöne Idee: jeder bekommt seinem Geschlecht entsprechend eine Karte mit den Daten eines der Reisenden und checkt als diese Person in die Ausstellung ein. Man erfährt so etwas über das Einzelschicksal, weiß, in welcher Klasse, warum und mit wem man gereist ist und bekommt über die kleine Geschichte ein wenig mehr Bezug zur großen Geschichte. Und dann ist es mit den positiven Überraschungen auch schon vorbei. Es reicht eben nicht, wenn man geborgene Artefakte ohne ausreichend sichtbares Konzept in Standardvitrinen stellt und die Besucher damit mehr oder weniger allein läßt. Der im Vorfeld groß angekündigte Eisberg entpuppt sich als lächerlich, platte Konstruktion. Mann, mit dem Thema hätte man so viel mehr anfangen können.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich technologisch so viel getan und es kann doch nicht sein, daß wir damals die modernere, kommunikativere, multimedialere Ausstellung hatten. Vor zehn Jahren !

Nachbau der Freitreppe in der Titanic - Ausstellung in Kiel

Es gibt ein paar Nachbauten — eben beispielsweise die oben abgebildete Freitreppe aus dem erste Klasse – Bereich. Aber auch diese sind ohne wirklich erkennbares Konzept aneinandergereiht. Insgesamt bleibt einem die Ausstellung viele Informationen schuldig. Witzig fand ich, daß man in Kiel Teile der extra für unsere Hamburger Ausstellung komponierte Musik einsetzte; da wird sich Gaby Carasusan hoffentlich noch ein kleines Zubrot verdienen können.

im Kieler Hafen

Wir sind dann lieber ein wenig in den realen Kieler Hafen geschlendert und haben uns angesehen, wie moderne Schiffe, das Maul wie ein hungriger Hai aufgerissen, hunderte von Autos verschlucken. Das war deutlich besser. Von mir bekommt die Ausstellung drei Totenköpfe als Klassifizierung. Wer noch nicht dort war, sollte es sich sparen.

gemütlicher Tag

Ausstellung im Haus der Photographie der Deichtorhallen

Donnerstag war mir nach Kultur und so sind wir ins Haus der Photographie der Deichtorhallen. Dort liefen zwei Ausstellungen: ein mal Bilder zum Körber Photo Award und zum zweiten „Schattenkabinett“ von Roger Ballen. In den Deichtorhallen darf man leider nicht photographieren und darum bringe ich Euch nur das obige Bild mit.

Der Körber Photo Award stand dieses Jahr unter dem Motto „Balanceakt: Sicherheit“ und bei allem Wohlwollen haben die meisten Photographen dieses Thema für mein Empfinden ganz lässig verfehlt. Ich weiß, daß es gerade sehr hip ist, Bilder mal eben aus der Hüfte zu schießen und dieses grobe, schlecht arrangierte, leicht unscharfe Ergebnis dann Kunst zu nennen. Ich weiß, daß ich ein langweiliger Konservativer bin, der Feininger (den Sohn, denn wir sprechen ja gerade von Photographie) verehrt. Und darum fand ich die meisten Werke eher nichtssagend. Daß man sich dem Thema Sicherheit durchaus von verschiedenen Seiten nähern kann, ist mir schon bewußt. Und vielleicht habe ich auch nicht genug Phantasie, die einzelnen Ansätze nachzuvollziehen. Gut fand ich die Idee, in öffentlichen Räumen eigene kleine private Schutzwelten, kinderhöhlengleich, zu installieren. Auch die Serie mit in hoher Qualität nachphotographierten Bildern aus Chaträumen hatte ihren Reiz. Von den Farben ganz schön waren dann noch Eindrücke aus LAN – Parties, aber da war das Thema schon ein wenig weggerückt. Der Rest erreichte mich nicht so sehr.

Die zweite Ausstellung von Roger Ballen traf da schon tiefer. Thema der in mehreren Jahren entstandenen Werke ist die nach der Beendigung der Apartheit verarmte weiße Landbevölkerung in Südafrika. Das sind schon Bilder mit einer politischen Wucht, die deutlich beklemmen. Auch wenn ich mir hier eine Straffung der Ausstellung gewünscht hätte — es waren letztlich zu viele Bilder — und sie manchmal überinszeniert wirkten, so verließ ich die Deichtorhallen doch leicht verstört. Photographisch nicht immer ein Meisterwerk, vom Inhalt her aber gut rübergebracht.

Die Binnenalster in Hamburg; Bild größerklickbar

Nach so viel Kultur muß man sich entspannen und wo kann man das besser, als bei einem guten Italiener direkt an (oder besser sogar auf) der Alster.