Gestern war ich beim bereits angekündigten Konzert Hamburg Sounds im Tivoli und ich kann jetzt schon direkt zu Anfang mal eine dringende Kaufempfehlung für die Karten der Mai – Veranstaltung geben, bevor sie wieder (völlig zu Recht) ausverkauft sind. Den Opener machte Johannes Oerding, den manche vielleicht als Roger Cicero – Nachfolger bei der Soulounge kennen, mit eigenen souligen Nummern. Für mich ganz eindeutig die positive Überraschung des Abends.
Johannes verstand es, mit seinem Auftritt innerhalb von Sekunden das Publikum mitzureißen und für sich zu begeistern. Am Ende des Artikels findet Ihr einen seiner Songs als Studioaufnahme zum Reinhören; weitere Kostproben gibts auf seiner Homepage. Ich selbst finde allerdings, daß die Aufnahmen bei weitem nicht die Energie und den Spaß wiedergeben, durch die seine Performance glänzt. Mal seh’n, vielleicht gelingt es mir ja, einen legalen Mitschnitt hier einzustellen, damit Ihr auch spontane Fans werdet.
Bei Wolfgang Müller, dem zweiten Künstler, schieden sich dann ein wenig die Geister. Er sagt von sich selbst, er mache Musik zum Sitzen und da kann ich mal nicht widersprechen. Ich selbst fand die Nummern auf Dauer tatsächlich ein wenig langweilig, dem mehrheitlich erstaunlich alten Publikum schien’s aber zu gefallen, was vielleicht auch an den Texten lag, die tatsächlich ganz gut sind. Geschmackssache eben.
Alle auftretenden Künstler des gestrigen Abends haben eins gemeinsam: sie sind dem Popkurs Hamburg an der Musikhochschule verbunden. Im Laufe des Abend gab es in Gesprächen einiges an Informationen über diesen Kontaktstudiengang. Peter Weihe, Chef des Popkurses und anerkannter Gitarrengott, gab ebenso Auskunft wie die ehemaligen Schüler Johannes, Wolfgang oder Michy Reincke (in Michys Band sind tatsächlich alle Mitglieder ExSchüler des Popkurses); und auch Gesangsdozentin Jane Comerford erzählte von ihrer Sicht auf dieses ungewöhnliche Projekt, das es jetzt schon seit 25 Jahren gibt.
Jane Comerford erzählte natürlich nicht nur, sie sang auch einige ihrer Solonummern. Für sie gibt es nämlich durchaus ein Leben vor und neben Texas Lightning, auch wenn diese Band ihren größten Erfolg darstellt.
Außerdem bewies sie uns, daß sie nicht nur singen und Ukulele spielen kann, sondern auch das Klavier beherrscht. „No no never“, den großen Texas Lightnig – Erfolg, hat sie geschrieben und wir wurden unter anderem Zeuge der gar nicht nach Country klingenden Originalversion. Schon witzig, den Unterschied zu hören.
Den Abschluß machte Michy Reincke und brachte des Saal noch mal richtig zum Toben. Michy, neben Hasko Witte Organisator nicht nur von Hamburg Sounds, sondern auch des kleinen Bruders Lausch Lounge, ist ein toller Kämpfer für die Hamburger Musikszene, schreibt sehr erfolgreich Songs für andere Künstler, vergißt dabei seine eigene Musik nicht und hat damit richtig Respekt verdient. Interessant finde ich nebenher seinen Gitarristen, der als Linkshänder einfach normale Rechtshändergitarren umdreht und sie gewissermaßen „falschrum“ bespielt: dünne Seiten nach oben. Nur die E-Gitarre hatte eine Besonderheit: einen lefthanded – Body, aber righthanded Hals und Seitenlage.
Ganz zum Schluß verrieten uns Michy und Jane übrigens, wie lange sie sich schon kennen: Jane sang bei der Felix deLuxe – Nummer „Taxi nach Paris“ schon die Backings und mußte das gestern auch noch mal tun.
Ein sehr gelungener Abend und ich habe mir schon Karten für die nächste Show am 14.05. reserviert. Gäste werden sein: Purple Schulz (Plattenkritik), Eddy Winkelmann, Fjarill (Konzertkritik) und Robin Grubert. Eddy kenne ich nicht, aber für die anderen drei lege ich meine Hand ins Feuer, weil ich sie, teilweise bevor ich dieses Blog begann, schon gesehen habe. Kommt einfach auch !
Nachtrag: Marco, NDR Haus- und Hofphotograph, hat nicht nur von diesem Konzert geschrieben, sondern auch reichlich Photos ins Netz gestellt. Und auch Jan hat’s gefallen…