Eins erst mal vorneweg: meine Ixus 50 ist ein klassischer Fehlkauf. Es ist selbst bei Tageslicht beinahe unmöglich, mit ihr vernünftige, scharfe Bilder zu machen, weil sie in Konzertsituationen sehr gerne auf den Schädel des Vordermanns fokussiert, nicht aber auf die Bühne. Die tollen fünf Megapixel bringen da gar nichts und es ist einfach frustrierend, wenn man bei der Bilderauswahl nach den Konzert nicht nach Kriterien wie Showlicht und Gesichtsausdruck gehen kann, sondern von 150 Photos schon mal 140 unscharf sind. Es ist zum Kotzen. Meine Vorgängerixus, das Model V2, hatte das noch drauf, leider war sie nach einigen Jahren mechanisch hinüber; ich habe die Kamera immer dabei. Aber diese neue Kamera wird sehr, sehr bald in die Tonne gehen. Rausgeschmissenes Geld. Wenn ich mir ansehe, daß Leute mit Kameras, die die Hälfte gekostet haben, bessere, schärfere Bilder machen, dann ärgert mich das sehr. So. Mußte mal gesagt werden. Jetzt aber zum Konzert.
Stadtparkkonzerte sind immer wieder schön. Ich finde, das Erlebnis fängt schon beim Hinweg an. Natürlich gibt es nie genug nahe Parkplätze. Aber das ist gar nicht weiter tragisch, denn so läuft man wie viele hundert andere Menschen auch prozessionsartig durch den Park bis zum Konzertgelände. Das ist schön, man kann den Duft der Pflanzen einatmen und kommt so schon positiv eingestimmt dort an.
Vor dem Eingang hatte ich dann ein etwas merkwürdiges Erlebnis. Dazu muß man wissen, daß Menschen ab einer gewissen Behinderungsstufe bei Konzerten eine Begleitperson frei haben. Nicht der Behinderte hat freien Eintritt, sondern die Begleitperson, die der Behinderte benötigt, um auf dem Konzertgelände zurechtzukommen. Es spricht mich also vor dem Eingang ein etwa 35 jähriger Typ an, er hätte einen Behindertenausweis, ob ich ihn nicht mit in das Konzert nehmen könne, dann brauche er nichts zu bezahlen. Natürlich habe ich das nicht gemacht. Ich mag da vielleicht jobmäßig vorbelastet sein, aber der Junge hat das Prinzip nicht verstanden. Es geht darum, den Konzertveranstalter von seiner Führsorgepflicht bei Behindeten zu entbinden. Nur deshalb dürfen Begleitpersonen kostenlos mit. Es geht nicht darum, jemanden kostenlos die Show ansehen zu lassen. Und weil ich schon oft jobmäßig Diskussionen mit Behinderten hatte (warum dürfen wir nicht alleine kostenlos in die Show) reagiere ich da ganz strikt.
Für Leute, die früher mal im Stadtpark waren: die klassische Stadtparkbühne gibt es seit einigen Jahren nicht mehr, nachdem die Bauaufsicht erst freundlich und dann auch recht nachdrücklich auf Mängel der alten Bühnenkonstruktion hingewiesen hatte. Mittlerweile baut Johny Lechner jedes Jahr eine amtliche Layher – Bühne, in die man auch mal richtig was reinhängen kann. Riggen war ja früher nicht so doll. Konkret: das heutige Set wäre bei der alten Bühne so sicher nicht möglich gewesen. Für mich sichtbar gab es die folgende Technik: vier Trussen mit ’ner Menge Vorhängen und drei fahrbaren Dekoteilen, 18 StudioColours, 16 MAC2000, 8 EightLights mit Farbwechslern, 12 StudioPARs mit Farbwechslern und 8 Profiler (!) als Publikumslicht, alles angesteuert von einer GrandMA. Darüber hinaus gab’s zwei Trooper von vorn und einen als Topbacklicht – Trußspot. Ton wurde durch zwei siebener Vdosk – Bananen mit je drei Bässen und ein paar ARCSen als Nearfill, durch eine Heritage angesteuert, versorgt. Obwohl es ja ein LineArray war, gab es auch bei Wind kaum Phasing; klasse.
Das Wetter ist ja seit Tagen nicht so richtig prickelnd, aber auf dem Hinweg schien noch die Sonne. Natürlich zog es sich dann pünktlich um 19:00 Uhr (offizieller Showbeginn) zu und es begann zu regnen. Da zeigte es sich dann, daß das Michael Buble – Publikum nicht so richtig OpenAir – erfahren ist: sicher 50% der Leute holten ihre Regenschirme (!) heraus. Pussies ! Da sieht doch kein Mensch mehr was. Zum Glück hörte es sehr bald wieder auf und später kam sogar die Sonne noch mal raus.
Um 19:30 Uhr kam Jann Arden als Vorband auf die Bühne. Jann kommt wie Michael aus Kanada, spielt Akustikgitarre und hatte noch einen Akustik- und einen E-Gitarristen mit dabei. Dabei war ihr sehr klar, daß sie eigentlich keiner sehen wollte und sie begann ihr Set mit den Worten: „Ich weiß, daß Ihr uns nicht sehen wollt, sondern Michael. Ich verspreche Euch daher, wir machen’s kurz.“ An dieses Versprechen hielten sie sich auch; es gab vier nette, ruhige Songs, ehrlicherweise eher live gespielte Einlaßmusik, denn wirklicher WarmUp.
Mit Schlag 20:00 Uhr fing dann Michael Buble an und es wurde ein richtig schön amerikanisches OldSchool – Entertainment – Konzert. Selbst das Mikrophon kam verdrahtet und nicht drahtlos. Michael ist nicht nur ein wirklich guter Sänger, sondern auch ein begabter Entertainer. Knapp 1/3 des Konzerts war Moderation. Ich kann mich an Whitney Housten – Konzerte erinnern, bei denen alle immer die Augen verdreht haben, wenn sie so viel quatschte. Hier war das anders. Die Moderationen waren gut gemacht, locker und witzig. So begrüßte er besonders all‘ die Kerle, die eigentlich gegen ihren Willen von ihren Freundinnen mitgeschleift wurden. Auch war ihm durchaus bewußt, daß viele der Mädels, die heute ihm „I love you“ zurufen, morgen schon Helmut Lotti das Gleiche versprechen würden. Darüber hinaus kannte er sogar Schnappi und baute es in einen seiner Songs ein.
Getragen wurde Michaels klasse Gesang von einer exzellenten Band (Drums, Kontrabaß, Gitarre, Flügel/Keys, je ein Alt-, Tenor-, Baritonsax, drei Trompeten, zwei Posaunen) und einem wirklich begnadeten Soundmann. Dabei spielte er sich quer durch die Standarts und einige eigene Songs, alle sehr gut und mit Seele interpretiert.
Bei seinem letzten Song (A song for you, „fast“ so schön interpretiert wie seinerzeit Donny Hathaway) verzichtete Michael komplett auf’s Mikro und beendete das Stück unverstärkt; eine gute Leistung bei einer 5.000er OpenAir – Location. Leider endete die Show um 21:17 Uhr meiner Meinung nach deutlich und viel zu früh.
Fazit: wieder ein Konzert, das richtig Spaß gemacht hat und ein Künstler, den ich mir sicher noch mal ansehen werde.