Michael Buble im Stadtpark Hamburg

Eins erst mal vorneweg: meine Ixus 50 ist ein klassischer Fehlkauf. Es ist selbst bei Tageslicht beinahe unmöglich, mit ihr vernünftige, scharfe Bilder zu machen, weil sie in Konzertsituationen sehr gerne auf den Schädel des Vordermanns fokussiert, nicht aber auf die Bühne. Die tollen fünf Megapixel bringen da gar nichts und es ist einfach frustrierend, wenn man bei der Bilderauswahl nach den Konzert nicht nach Kriterien wie Showlicht und Gesichtsausdruck gehen kann, sondern von 150 Photos schon mal 140 unscharf sind. Es ist zum Kotzen. Meine Vorgängerixus, das Model V2, hatte das noch drauf, leider war sie nach einigen Jahren mechanisch hinüber; ich habe die Kamera immer dabei. Aber diese neue Kamera wird sehr, sehr bald in die Tonne gehen. Rausgeschmissenes Geld. Wenn ich mir ansehe, daß Leute mit Kameras, die die Hälfte gekostet haben, bessere, schärfere Bilder machen, dann ärgert mich das sehr. So. Mußte mal gesagt werden. Jetzt aber zum Konzert.

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Stadtparkkonzerte sind immer wieder schön. Ich finde, das Erlebnis fängt schon beim Hinweg an. Natürlich gibt es nie genug nahe Parkplätze. Aber das ist gar nicht weiter tragisch, denn so läuft man wie viele hundert andere Menschen auch prozessionsartig durch den Park bis zum Konzertgelände. Das ist schön, man kann den Duft der Pflanzen einatmen und kommt so schon positiv eingestimmt dort an.

Vor dem Eingang hatte ich dann ein etwas merkwürdiges Erlebnis. Dazu muß man wissen, daß Menschen ab einer gewissen Behinderungsstufe bei Konzerten eine Begleitperson frei haben. Nicht der Behinderte hat freien Eintritt, sondern die Begleitperson, die der Behinderte benötigt, um auf dem Konzertgelände zurechtzukommen. Es spricht mich also vor dem Eingang ein etwa 35 jähriger Typ an, er hätte einen Behindertenausweis, ob ich ihn nicht mit in das Konzert nehmen könne, dann brauche er nichts zu bezahlen. Natürlich habe ich das nicht gemacht. Ich mag da vielleicht jobmäßig vorbelastet sein, aber der Junge hat das Prinzip nicht verstanden. Es geht darum, den Konzertveranstalter von seiner Führsorgepflicht bei Behindeten zu entbinden. Nur deshalb dürfen Begleitpersonen kostenlos mit. Es geht nicht darum, jemanden kostenlos die Show ansehen zu lassen. Und weil ich schon oft jobmäßig Diskussionen mit Behinderten hatte (warum dürfen wir nicht alleine kostenlos in die Show) reagiere ich da ganz strikt.

Für Leute, die früher mal im Stadtpark waren: die klassische Stadtparkbühne gibt es seit einigen Jahren nicht mehr, nachdem die Bauaufsicht erst freundlich und dann auch recht nachdrücklich auf Mängel der alten Bühnenkonstruktion hingewiesen hatte. Mittlerweile baut Johny Lechner jedes Jahr eine amtliche Layher – Bühne, in die man auch mal richtig was reinhängen kann. Riggen war ja früher nicht so doll. Konkret: das heutige Set wäre bei der alten Bühne so sicher nicht möglich gewesen. Für mich sichtbar gab es die folgende Technik: vier Trussen mit ’ner Menge Vorhängen und drei fahrbaren Dekoteilen, 18 StudioColours, 16 MAC2000, 8 EightLights mit Farbwechslern, 12 StudioPARs mit Farbwechslern und 8 Profiler (!) als Publikumslicht, alles angesteuert von einer GrandMA. Darüber hinaus gab’s zwei Trooper von vorn und einen als Topbacklicht – Trußspot. Ton wurde durch zwei siebener Vdosk – Bananen mit je drei Bässen und ein paar ARCSen als Nearfill, durch eine Heritage angesteuert, versorgt. Obwohl es ja ein LineArray war, gab es auch bei Wind kaum Phasing; klasse.

Das Wetter ist ja seit Tagen nicht so richtig prickelnd, aber auf dem Hinweg schien noch die Sonne. Natürlich zog es sich dann pünktlich um 19:00 Uhr (offizieller Showbeginn) zu und es begann zu regnen. Da zeigte es sich dann, daß das Michael Buble – Publikum nicht so richtig OpenAir – erfahren ist: sicher 50% der Leute holten ihre Regenschirme (!) heraus. Pussies ! Da sieht doch kein Mensch mehr was. Zum Glück hörte es sehr bald wieder auf und später kam sogar die Sonne noch mal raus.

Um 19:30 Uhr kam Jann Arden als Vorband auf die Bühne. Jann kommt wie Michael aus Kanada, spielt Akustikgitarre und hatte noch einen Akustik- und einen E-Gitarristen mit dabei. Dabei war ihr sehr klar, daß sie eigentlich keiner sehen wollte und sie begann ihr Set mit den Worten: „Ich weiß, daß Ihr uns nicht sehen wollt, sondern Michael. Ich verspreche Euch daher, wir machen’s kurz.“ An dieses Versprechen hielten sie sich auch; es gab vier nette, ruhige Songs, ehrlicherweise eher live gespielte Einlaßmusik, denn wirklicher WarmUp.

Michael Buble im Stadtpark Hamburg

Mit Schlag 20:00 Uhr fing dann Michael Buble an und es wurde ein richtig schön amerikanisches OldSchool – Entertainment – Konzert. Selbst das Mikrophon kam verdrahtet und nicht drahtlos. Michael ist nicht nur ein wirklich guter Sänger, sondern auch ein begabter Entertainer. Knapp 1/3 des Konzerts war Moderation. Ich kann mich an Whitney Housten – Konzerte erinnern, bei denen alle immer die Augen verdreht haben, wenn sie so viel quatschte. Hier war das anders. Die Moderationen waren gut gemacht, locker und witzig. So begrüßte er besonders all‘ die Kerle, die eigentlich gegen ihren Willen von ihren Freundinnen mitgeschleift wurden. Auch war ihm durchaus bewußt, daß viele der Mädels, die heute ihm „I love you“ zurufen, morgen schon Helmut Lotti das Gleiche versprechen würden. Darüber hinaus kannte er sogar Schnappi und baute es in einen seiner Songs ein.

Michael Buble im Stadtpark Hamburg

Getragen wurde Michaels klasse Gesang von einer exzellenten Band (Drums, Kontrabaß, Gitarre, Flügel/Keys, je ein Alt-, Tenor-, Baritonsax, drei Trompeten, zwei Posaunen) und einem wirklich begnadeten Soundmann. Dabei spielte er sich quer durch die Standarts und einige eigene Songs, alle sehr gut und mit Seele interpretiert.

Michael Buble im Stadtpark Hamburg

Bei seinem letzten Song (A song for you, „fast“ so schön interpretiert wie seinerzeit Donny Hathaway) verzichtete Michael komplett auf’s Mikro und beendete das Stück unverstärkt; eine gute Leistung bei einer 5.000er OpenAir – Location. Leider endete die Show um 21:17 Uhr meiner Meinung nach deutlich und viel zu früh.

Fazit: wieder ein Konzert, das richtig Spaß gemacht hat und ein Künstler, den ich mir sicher noch mal ansehen werde.

Eurovision Songcontest

Diese Sendung ist seit ein paar Jahren gewissermaßen Pflichtprogramm für Veranstaltungstechniker, denn sie ist die alljährliche Leistungsschau der Bühnentechnik. Allerdings, so muß ich dann doch zugeben, war es dieses Jahr insgesamt etwas mager. Klar, die komplett mit Videotechnik maßgeschneidert ausgestatteten, kippbaren Treppen sind für Insider schon ein Knaller. Mit Video ausgerüsteten Boden kennt man schon; hier war er in Segmenten in der Höhe verfahrbar und dann waren die Seiten auch mit Video versehen. Und sicher deutlich über 400 Wackeleimer der 1200er – Klasse sind auch nicht ohne. Aber das Material steht halt bei Procon hier in Hamburg im Lager und damit weiß man auch schon, wer Technikausstatter der Griechen war. Mich hat’s aber nicht so richtig umgehauen. Durch die ganzen Videotreppen wirkte das Bühnenbild schon etwas statisch und langweilig. Viel Technik bewirkt nicht unbedingt viele Emotionen; das habe ich von den letzten Jahren viel besser in Erinnerung. Einzig die beim Opening eingesetzten Flugwerke, mit denen Menschen und Deko durch den Raum gefahren wurden, hatten meine Bewunderung. Bei der ganzen deutschen Technik war das bestimmt Stage Kinetik (was ich aber nicht weiß; auf der anderen Seite: wer soll das in Europa sonst in dieser Größenordnung mit Treppen, Bühne und Flugwerken machen).

Meine absolute Hochachtung hat aber auch dieses Jahr die Bühnencrew ! Was diese Kollegen jedes Jahr innerhalb von 45 Sekunden live auf der Bühne bewegen ist immer beachtlich. Ich kenne das ja selbst von den Fernsehshows, die ich so betreuen durfte. Speziell bei den (dieses Jahr recht wenigen) kompletten Bands ist das eine echte Leistung. Respekt !

Mager ist auch das Wort, was mir bei den musikalischen Darbietungen einfällt. Auch da hatten wir schon deutlich, deutlich bessere Jahre. Unsere Helden Siegel/Meinunger waren mit der Schweiz vertreten (und bekamen aber weniger Punkte als die Deutschen). Witzig war das mit grauem Gaffa abgeklebte Logo auf dem schwarzen Flügel der Israelis. Wem passiert denn sowas ?!?! Musikalisch interessant der Beitrag aus Lettland: eine reine acapella – Nummer, leider aber langweilig. Rußland glänzte mit einem Flügel, auf dem zwar nicht gespielt wurde, sondern aus dem eine Tänzerin stieg. Litauen machte es genau richtig, in dem sie einen Song präsentierten, in dem es um nichts anderes ging, als daß man bitte für den Sieger des Contests stimmen solle — nämlich für diesen Song; coole Ironie. Finnland präsentierte den späteren Sieger, einer lupenreinen Shockrock – Nummer mit fetten Kostümen. Die Ukraine schickte eine Shakira – Dublette ins Rennen und Kroatien meinte, mit einem runtergerissenen Rock (und zugegebenermaßen schönen Frauenbeinen) zu punkten. Unseren deutschen Beitrag fand ich persönlich deutlich besser, als Platz 15, aber ich bin ja auch Hamburger Lokalpatriot.

Eines sollte man aber beim in Deutschland die Sendung betreuenden NDR verändern: den Moderator ! Peter Urban hat meiner Meinung nach den Zug der Zeit verpaßt. Allein die Art, mit der er den finnischen Beitrag kommentiert hat zeigt ganz deutlich, daß er einfach zu alt für einen modernen Wettbewerb ist. Und tschüß.

Schade finde ich übrigens, daß selbst komplett auf der Bühne stehende Bands alle Halbplayback spielten, also nur der Gesang war live, die Instrumente kamen vom Band. Sicher eine Vorgabe der EBU (dem Veranstalter des Contests) um den tontechnischen Aufwand geringer zu halten, trotzdem empfinde ich das als kleinen Betrug.

Insgesamt nach einigen interessanten Jahren eine etwas langweiligere Show. Aaaber: immer noch besser als „Ein bißchen Frieden“.

Nachtrag: gerade habe ich bei YouTube einen Ausschnitt der Übertragung des BBC gesehen. Danach ist es nur noch deutlicher geworden: Peter Urban als Moderator ist ein spießiger Langeweiler. Die Briten sind einfach deutlich lockerer, deutlich cooler und bringen nur durch ihre Moderation viel mehr Pepp in die Sendung. Mein Wunschkommentator für’s nächste Jahr: Tim Mälzer. Und nicht diese ganzen anderen langweiligen Standardgesichter.

Daniel Powter

Wollte ich mir eigentlich morgen Abend ansehen. Aber das Konzert wurde leider kurzfristig abgesagt, weil der Künstler die Chance hat, beim American Pop Idol in der Sendung zu spielen. Ganz schön viele Absagen dieses Frühjahr eigentlich.

Johnny Liebling & Der Fall Böse

Diese Bands spielten heute Abend im Mandarin Kasino. Ich bin zu müde, jetzt die Konzertkritik zu schreiben, sie folgt morgen im Laufe des Tages. Aber eins kann man schon mal sagen:

HipHop wohnt in Hamburg !

…. und es ist leider ein Tag später geworden, denn gestern war ich einfach nicht in Schreiblaune.

Als Vorgeschmack auf den Abend mal diese Geschichte: In der Sylvesternacht 2005 musste im Hamburger Schanzenviertel um 03:00 Uhr in der Früh leider die Polizei ausrücken. Der Grund dafür war der Verdacht, eine nicht angemeldete Großdemonstration habe sich in der Stresemannstraße formiert. Acht Mannschaftswagen sprengten schließlich das spontane Neujahrskonzert von Der Fall Böse & Johnny Liebling, die von Ingo Pohlmanns Balkon herunter die Massen unterhielten. Das läßt doch auf einen guten Abend hoffen; völlig berechtigt übrigens.

Bei Konzerten im Mandarin Kasino werde ich mich daran gewöhnen müssen, daß veröffentlichte Zeiten immer Einlaß- und nicht Showzeiten sind. Vorgestern Abend stand ich um 19:45 vor verschlossenen Türen, 20:00 Uhr war Einlaß und um 21:00 ging es aber dann grandios mit Johnny Liebling los.

Johnny Liebling im Mandarin Kasino

Wenn man die Musik dieser Band beschreiben will, gerät man ganz schön ins Schleudern. Es ist eine wilde Mischung aus Jazz, Soul, Blues, Rock, Pop, HipHop — es paßt einfach in keine Schublade. Allen Stücken eigen sind die wirklich guten, teilweise bitterzynischen Texte.

Johnny Lieblin im Mandarin Kasino

Frontmann Ralf erinnerte mich mit seinen „Jiha“s, seinem Posing an einen Sänger, mit dem ich mal länger zu tun hatte: Forbidden Colours‘ Frank Richter (ja Dirk, sowas gibt’s), die alte Frontsau. Ralf erweist sich dabei als echter Multiinstrumentalist, denn neben Gesang spielt er auch noch Melodika & Trompete und bedient die Turntables. Die weitere Besetzung: vox/keys, Kontabaß, Gitarre, Drums. Schon diese Band wäre einen Abend wert gewesen. Spielzeit: 1,5 Stunden.

Eins muß ich ja mal zugeben: ich steh‘ eigentlich nicht so auf HipHop. Und ich glaube, ich weiß jetzt warum: ich habe vorher noch nie ’ne Show von Der Fall Böse gesehen. Obwohl, wenn ich so lese, was HD über ein Konzert von Deichkind schreibt, dann muß das wohl auch sehr geil gewesen sein. Egal, jetzt also Der Fall Böse.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

HipHop mit Livemusik macht schon mal Spaß. Und HipHop mit fetter Livemusik ist einfach groß ! Bei einer Besetzung mit Drums, Baß, Gitarre, Keys/Gitarre, 2x Sax, 2x Backingvocals und zwei Frontleuten, die alle ihr Handwerk wirklich hervorragend beherrschen kommt einfach SOFORT eine unglaubliche Stimmung auf.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

Wenn dann noch viele Gäste vorbeikommen, die teilweise mal eben aus dem Publikum raufgeholt werden (wie das Geburtstagskind Ingo) und die Kombo rockigsouligen HipHop bietet, dann steht einer ausgelassenen Party eigentlich nichts im Weg. Im knallvollen Saal gab es übrigens ’ne Menge Fans, denn statt „Zugabe“ wurde nach dem regulären Set direkt „Ihr seid die Band“ gerufen.

Der Fall Böse im Mandarin Kasino

Später verstand ich dann auch, warum: die definitiv letzte Nummer war ein Spiel mit dem Publikum, in dem die Band „Ihr seid das Publikum“ und der Saal „Ihr seid die Band“ sang. Um kurz von 01:00 war die Show leider zu Ende. Schade. Ich hätte noch zwei Stunden weitergrooven können. Diese Show schreit nach Wiederholung.

Für die Insider kurz noch die Technik: heute hat man nicht über das Community Hausholz gespielt, sondern ein D&B LineArray gestellt. Warum auch immer. Für mich klang es unter’m Strich jedenfalls nicht besser, als vor ein paar Tagen. Pult war ein Soundcraft MH3 mit ein wenig Peripherie. An Licht gab es fünf Sechserbars plus noch drei weiße Viererbars auf der Bühne, Fresnels in der Fromttruss, gesteuert durch einen 48er Lightcommander. Die rote Matrix vom Haus blieb einfach die ganze Zeit komplett an und wurde nicht gesteuert.

Zum Schluß ein unbedingt ansehenswertes Video, daß Euch grob erahnen läßt, was abging. Weitere Videos und auch MP3 – Teaser zum reinhören gibt’s auf der Homepage. Viel Spaß !

Oxmox Bandcontest

Abends war ich dann noch im Studio one auf der Großen Freiheit, weil dort im Rahmen des Oxmox Bandcontests die Band Monkey 9 auftrat, von der ich an anderer Stelle ja schon mal berichtet hatte.

Es spielten insgesamt sechs Bands innerhalb der Wertung plus einem Special Guest, der die Zeit zwischen letzter zu wertender Band und Abendergebnisverkündung überbrückte. Ich bin ganz ehrlich, ich hatte mich mit Bekannten getroffen, wir haben natürlich auch Musik gehört & gesehen, aber so 100%ig war ich heute nicht mit dabei und darum habe ich mir die ganzen Bandnamen auch nicht so gemerkt. Einzig die Stümper Blues Band fand ich noch so gut, daß sich mir der Name einprägte, die anderen Combos waren auch nicht so mein Fall. Eine Kapelle mit zwei Mädels als Sängerinnen war auch richtig schlecht.

Monkey 9 im Studio one

Monkey 9 gewann dann schließlich auch völlig verdient den ersten Platz des Abend und muß/darf/kann in der nächsten Runde spielen. Außerdem ließen sich Tina & die Jungs es sich nicht nehmen, noch ein paar Songs zu spielen. Ihr dürft also weiter die Daumen drücken und am besten zum nächsten Konzert hingehen.

Soul Power…. äh…. nein….. Soulounge !

Vorschau Mandarin Kasino

„Good old funky stuff“ würde Maceo sagen. Und damit könnte die heutige Konzertkritik auch schon zu Ende sein. Aber Maceo hätte gelogen, denn die meisten Stücke waren zwar heute funky stuff, aber nicht good old, sondern neu und selbst geschrieben. Darum hole ich also auch etwas weiter aus.

Das heutige Konzert fing erst mal mit etwas Verwirrung an. Ich hatte gestern auf dem Weg zur Lausch Lounge ein Plakat der Soulounge gesehen und auf dem stand ganz einwandfrei 20:00 Uhr Show. Also war ich so um 19:30 Uhr da und stand vor verrammelten Türen. Es stellte sich heraus, daß OpenDoors um 20:00 Uhr war und Showstart um 21:30. Na ja. Das Konzert selber war gewissermaßen in heiligen Hallen. Die Adresse Reperbahn 1 hatte viele Jahre lang einen international angesehenen Klang, nämlich zu den Zeiten, als noch das Mojo darin wohnte, ein toller Club mit Jazz, Soul und Funk. Jedes Wochenende legten hier die besten DJs auf und lange durchschwitzte Nächte waren garantiert. Nach langem Hin und Her über die Zukunft der Immobilie gaben die Clubbetreiber irgendwann entnervt auf und heute — man mag es bei genauer Kenntnis der Vorgeschichte gar nicht glauben — steht das Haus immer noch und der Club hat neue Betreiber gefunden und heißt Mandarin Kasino.

Um 21:30 enterte dann Erwin Thomas als Support die Bühne. Er wurde als dänischer Singer/Songwriter angekündigt und schrammelte in bester Dylan – Manier seine Songs. Ich selbst fand Dylan schon immer scheiße und darum konnte ich mit diesem Mann gar nichts anfangen. Derhalb spulen wir schnell vor.

22:15 Uhr war der Zeitpunkt, als sich mit dem ersten Einsatz der Bläsersection meine Stimmung schlagartig hob. Ihr kennt das Gefühl vielleicht: die Musiker kommen auf die Bühne, man kennt die Band noch nicht, ist gespannt, was auf einen zukommt, die Musiker setzen an….. und spielen so unglaublich knallig und präzise, daß es einem vor Wonne den Rücken herunterläuft. Ja, damned fuck, deshalb war ich gekommen !

Soulounge in Hamburg

Über das Konzert selber kann ich jetzt gar nicht so viel schreiben und das meine ich sehr positiv. Es gab eine bunte Mischung aus eigenen und gecoverten Stücken in der ganzen Bandbreite of good old soul music, eine unglaublich gute Band. Jeder. Alle zusammen. Die Rhytmusgruppe. Die Bläser. Supersupersuperüberzeugende Sänger. Einen coolen Keyboarder, der nicht nur Rhodes und Orgel, sondern auch einen Vocoder bediente. Natürlich alte Originalteile.

Soulounge in Hamburg

Insgesamt erinnerte mich die Show an meine Studienzeiten vor 16 Jahren in Köln. Maahn hatte die Deserteure aufgelöst und dreiviertel der Band fand sich zusammen mit anderen Musikern bei den SoulCats wieder. Da gab es Shows, bei denen das Publikum gebettelt hat, daß die Band aufhören möge zu spielen. Man war schon über 4 Stunden dabei, aber es war so gut, daß man auch nicht einfach nach Hause gehen konnte, solange die Kombo noch spielte. Knaller Dellbrügge, den Baritonsaxophonisten, habe ich letztes Jahr bei einem Industriejob getroffen. Das muß ganz schön frustrierend sein…. Ähhh, wo war ich stehengeblieben ? Ach ja: heute mußte aber niemand betteln, nach zwei Stunden war die Show vorbei. Schade eigentlich.

Soulounge in Hamburg

Die Soulounge trat heute in fetter Besetzung auf: Drums, Baß, Gitarre, Keyboads, 2x Sax, Trompete, 4x Gesang. Spaßspaßspaß, sprich: bei nächster Gelegenheit hingeh’n !

Soulounge in Hamburg

Für die Techniker unter uns: die Band spielte über das Hausholz (ein Community – Stack pro Seite) mit Hauslicht (konventionell, eigentlich besteht das Licht aus 8 PCs und der dominierenden roten Matrix hinter der Bühne). Als Frontpult gab es ein M2000 mit ein wenig Peripherie; Monitormix aus der Front. Ihr seht: ganz einfaches Besteck. Was mich allerdings bei einer Hausanlage wunderte war die Tatsache, daß die Matrix sehr deutlich in den Ton einstreute. Das hätte man bei einer Hausanlage schon lange in den Griff bekommen können.

Soulounge in Hamburg

Mit freundlicher Genehmigung von Bela Brauckmann hier übrigens noch ein Stück von der neuen CD zum reinhören:

LauschLounge im Mai

Der Hörsaal von außen

Heute Abend war mal wieder die legendäre Lausch Lounge, die seit einiger Zeit im Hörsaal residiert. Die Lausch Lounge ist eine Erfindung von Hasko Witte, der zusammen mit Michy Reincke entweder bisher unbekannten Hamburger Künstlern eine Plattform gibt, sich zu präsentieren, oder bekannten Künstlern die Möglichkeit, in kleinem Rahmen neue Dinge auszuprobieren. Die Veranstaltungen sind immer in kleineren Clubs, es herrscht immer Wohzimmeratmosphäre, es ist immer voll und es gibt immer tolle Überraschungen. So auch heute.

Der Hörsaal von innen

Das Kriterium Wohnzimmeratmosphäre ist im Hörsaal auf jeden Fall gewährleistet, wie Ihr seht. Der Club existiert seit etwa einem halben Jahr direkt am Spielbudenplatz, also an der Reperbahn, und damit an Hamburgs belebtester Ausgehzone.

Die Decke des Hörsaals

Und auch die Decke ist mit Spiegelkugeln in fünf unterschiedlichen Größen, die sich auch noch unterschiedlich schnell drehen, sehr geschmackvoll dekoriert.

Aufgrund des tollen Wetters standen um 21:00 Uhr noch alle draußen vor dem Laden, aber ein kurzer Pfiff von Michy genügte, um das Publikum zügig hereinströmen zu lassen. Nach einer kurzen Begrüßung wurde der Abend von Ines O. eröffnet.

Ines O.

Ines kam mit einem Gitarristen und einem (im Bild leider hinter dem Gitarristen versteckten) Percussionisten. Sie selbst singt und spielt Querflöte. Dabei hat sie nicht nur das uns allen bekannte Modell dabei, sondern auch eine, die dicker und am Blasende gebogen ist, so daß sie tiefer als eine normale Querflöte klingt. Toller Klang.

Die Musik hat mir dagegen ehrlicherweise nicht so sehr gefallen. Alles sehr ruhig, recht melancholisch, fast langweilig. Für mich echte Sozialpädagogenmusik, bei der textlich das größte Abenteuer darin bestand, daß man in der Bahn schwarz fuhr und illegal CDs brannte. Dazu kam, daß ihre Stimme nicht sicher war. Also nicht der bester Opener, sorry.

David Huhn

David Huhn machte es mit seiner Band (Gitarre, Kontrabaß, Drums) schon deutlich besser. Es gab ruhige bis poppige Musik, schön arrangiert, gut gespielt und mit teilweise überraschenden Wandlungen in der Musik. Die durch Ines leicht eingeschlafene Stimmung frischte merklich auf. Für Spontanentschlossene: David spielt heute, 11.05.2006, im Buccaneer Country Club, Elbtreppe 7 in Hamburg. Hingeh’n lohnt.

Kitchen Cowboys

Nach der Pause wurde es mit den Kitchen Cowboys richtig voll auf der Bühne. Keyboard, Saxophon, Geige, Gitarre, Baß und Schlagzeug tummelten sich auf dem kleinen Podest. Jetzt wurde es doch deutlich lauter, denn die Kitchen Cowboys bringen rockige bis angeskate Musik, die durch die sehr bösen Texte teilweise schon wieder an Tom Waits erinnert. Auf jeden Fall macht’s gute Laune und ist sehr hinhörenswert.

Cobalt

Zu Anfang schrieb ich von der tollen Überraschung, die es eigentlich in jeder Lausch Lounge gibt. Die heutige Überraschung hieß Cobalt. Eine ganz frische Formation aus zwei Akustikgitarren, einem Akustikbaß, Keyboards und Schlagzeug, die sowas von Druck erzeugen, daß es echt Spaß macht und man sich einfach bewegen mußte. Cobalt spielen rockige Popmusik mit witzigen, positiven Texten und schaffen es locker, das Publikum zum mitsingen zu animieren. Mich erinnerte die Musik live ein wenig an Tenacious D (die Aufnahmen dann nicht so). Schade eigentlich, daß schon ein paar Besucher gegangen waren (es war ja auch schon nach 00:00 Uhr), sie haben definitiv die beste Kapelle des Abends verpaßt. Mitlesende Labelchefs: checken !

Nachtrag: Ich hab‘ jetzt länger darüber nachgedacht, warum der Eindruck live und taped so unterschiedlich ist und jetzt weiß ich’s: die Gitarren ! Bei den Aufnahmen gibt’s E-Gitarren, live waren es nur Akustikklampfen. Mir gefällt die rein akustische Version deutlich besser; die kommt druckvoller rüber. Denkt mal drüber nach, Jungs ;-)

Am Ende des Artikels gibt es einen Song von Cobalt zum reinhören, weitere Songs der Band findet Ihr hier.

Ich möchte die Chance nutzen, an dieser Stelle noch eben Werbung für zwei wirklich besuchenswerte Konzerte Hamburger Bands zu machen. Zum einen spielen Der Fall Böse und Johnny Liebling am 18.05. im Mandarin Kasino. Das gibt mit Sicherheit einen gigantischen Abend. Zum anderen spielt Anna am 29.05. in der Fabrik. Da gibt’s dann zwar nichts auf die Zwölf, aber wunderschöne Musik mit einer wirklich bezaubernden Stimme (und einer klasse aussehenden Sängerin). Anna hat versprochen, daß sie neben ihrer regulären Band noch vier Streicher und vier Mann Gebläse mitbringt. Auch hier lohnt sich das Hingehen.

Jetzt aber noch der Reinhörsong von Cobalt:

Jessye Norman

Nach einem sehr buchführigen Tag gab es wenigstens ein Highlight: das heutige Konzert mit Jessye Norman in der Laeiszhalle Hamburg. Erst mal ganz herzlichen Dank an Rosi und Stefan, daß sie mir ermöglicht haben, das Konzert anzusehen. Immerhin hätte ’ne Karte regulär 145,00€ gekostet.

Für mich als Techniker gab es heute nichts zu sehen. Ein Flügel, eine Frau, Saallicht, fertig. Aber als Musiker, Musikliebhaber, Kunstgenießer war es ein toller Abend. Um 19:30 Uhr gestartet ging es mit einer zwanzigminütigen Pause bis 22:15 Uhr quer durch viele Musikrichtungen. Von Klassik über Jazz und Gospel bis in die Komödik. Das Ganze mit einer tollen Stimme, witziger Mimik und einem genialen Pianisten.

Jessye Norman in der Musikhalle Hamburg

Der Saal war knackig voll verkauft und im ersten, ernsten Teil war schon sehr witzig, wenn in ruhigen Stellen zwischen zwei Stücken das Gehuste des Publikums losging und sich dann einige wenige besondere „Musikliebhaber“ mit Psssssst hervorheben mußten, ohne zu merken, daß genau dieses Pssssst, das Störenste an der ganzen Sache war.

Vorher und nachher noch kurz mit Stefan gesprochen, der gerade für seinen Auftraggeber sowas wie ein Tourtagebuch schreiben muß, damit der mal mitbekommt, was eigentlich so alles hinter den Kulissen passiert. Ich habe ihm angeboten, daß er das gerne hier als Gastbeitrag veröffentlichen darf. Mal seh’n, ob er sich’s traut :-)

Mal wieder ein Konzert, das mir sehr gut gefallen hat und wer die Chance hat, sich Jessye anzusehen, der sollte das ruhig tun; macht Spaß.

Julia Schilinski

Vor ein paar Tagen hatte ich ja schon erzählt, daß Julia Schilinski heute ihr PromoCD – Release – Konzert hatte und natürlich war ich da. Das Polittbüro war gut voll und obwohl das Konzert aus organisatorischen Gründen erst eine halbe Stunde später als angekündigt anfangen konnte, war die Stimmung sehr erwartungsvoll und sie wurde auch nicht enttäuscht.

Julia Schilinski am Piano

Um es direkt vorweg zu nehmen: das Konzert hat mir sehr, sehr gut gefallen. Für die Releaseshow einer PromoCD war wirklich eine große Band auf der Bühne (immerhin insgesamt 7 Leute). Julia war es anzusehen, wie stolz sie auf ihre eigenen Songs war und wie wohl sie sich mit ihrem Programm fühlt. Sie hatte ja heute ihre erste Show, sie sie nicht als Backing- oder Chorsängerin, sondern als „Star“ bestritt und sie hat ihre Sache wirklich klasse gemacht. Eine gute, flüssige, witzige Moderation, tolles Auftreten und natürlich superschöner Gesang von ganz zart bis gut reinhaltend.

Julia Schilinski mit Band

Julia singt nicht nur Deutsch, sondern auch Italienisch. Ihr ganzes Programm gibt es in beiden Sprachen und so wird aus einem „Du bist da“ mal eben der italienische Titel „Stupida“; sehr witzig. Vielleicht ja auch ein Grund für die anwesenden Verteter der Plattenindustrie, sie unter Vertrag zu nehmen, denn Julia läßt sich eben in beiden Sprachen vermarkten. Aber nicht nur die „Industrie“ war anwesend, sondern auch einiges aus der Hamburger Musikerszene, allen voran Julias „Chef“ Stefan Gwildis. Schön, daß man sich gegenseitig Daumendrücken kommt.

Julia Schilinski

Nach knapp zwei Stunden Show waren alle Anwesenden begeistert und Julia ließ sich gerne feiern. Anschließend stand man noch ein wenig im Foyer zusammen und hat geklönt & Bierchen getrunken. Dabei ist mir übrigens aufgefallen, daß man im Polittbüro eine sehr witzige Art hat, Präser zu verkaufen.

Süßigkeitenteller

In den nächsten Wochen will man sich jetzt verstärkt präsentieren, ich werde Euch schreiben, wann & wo Julia zu sehen sein wird und Ihr solltet unbedingt hingehen, es lohnt sich ganz bestimmt.