Vor knapp zwei Jahren sah ich die Theater – Inszenierung von Krabat im Hamburger Schauspielhaus und war schlichtweg begeistert. Nun wird das Stück ab dem 23.12. wieder gegeben und ich kann den Besuch dieser Aufführung nur wirklich sehr, sehr, sehr (!) empfehlen. Selbst Leute, die nicht ganz so nah an Hamburg wohnen sollten sich überlegen, doch einfach einen Ausflug hierhin zu machen. Und das gilt ausdrücklich nicht nur für etwas ältere Kinder und Jugendliche, sondern auch ganz klar für Erwachsene. Schaut Euch meinen Bericht an, in dem es am Ende auch ein Video gibt und bucht schnell Karten.
Kategorie: Shows, Kunst & Kultur
Die Rubrik für die bunte Welt der Kultur
Sterntagebücher
Passend zu unserer Reise möchte ich Euch hier eine Buchempfehlung eines osteuropäischen Science Fiction – Romans geben. Die Sterntagebücher des polnischen Stanisław Lem sind weit mehr, als man gemeinhin unter dem Begriff Science Fiction vorstellt. Sie sind so überbordend an Humor, Ironie, Phantasie und auch Gesellschaftskritik, daß sie aus dem Feld der Bücher, die ich aus diesem Genre bisher las, weit herausragen. Es macht großen Spaß, Ijon Tichy, die Hauptfigur des Buchs, durch Raum und Zeit, durch seine münchhausenesken Abenteuer zu begleiten. Die Begebenheiten und auch die Lebewesen, die Tichy auf seinen Reisen trifft, sind einfach wunderschön beschrieben und teilweise auch skizziert. Auf jeden Fall eine gute Reiseliteraur.
Welcome Back Colour
Tina Dico hat mich mit ihrer Musik die letzten drei Monate sehr stark begleitet. Ich fand sie zufällig, war fasziniert von ihrer Stimme und der Musik und habe mittlerweile alle jemals irgendwo herausgebrachten CDs von ihr. Sie trifft meine derzeitige Stimmung sehr gut und ich mag die liebevollen Beobachtungen und den ironischen Humor in ihren Texten. Nun gibt es eine neue Platte, Welcome Back Colour, die ehrlicherweise ganz neu auch nicht ist, sondern eher ein erweitertes BestOf. Nur fünf der 26 Stücke wurden bisher nicht veröffentlicht, allerdings sind viele alte in neuen Arrangements aufgenommen. Anhand der Neubearbeitungen ist auch klar zu hören, in welche Richtung die Entwicklung Tina Dicos geht. Für alle, die die in London lebende, dänische Künstlerin noch nicht kennen ist es ein guter Einstieg in ihre wundervolle Musik.
30/30
Copyright: HG Esch / Aedes
Gestern Abend war ich bei der Vernissage zur Ausstellung 30/30, für die HG Esch in 30 Tagen 3o Architektur – Projekte aus 60 Jahren von Vater & Sohn Henn photographierte. Eine Ausstellung mit wirklich sehr schönen, hervorragend ästhetisch aufgebauten Bildern, bei deren Betrachtung fast schon das Bedauern aufkommt, daß es nur 30 Projekte waren, die HG Esch da ablichtete und nicht deutlich mehr. Gut gefallen hat mir auch die Hängung, die sich mir erst auf den zweiten Blick erschloss, dann aber schöne Verbindungen zwischen den Gebäuden unterschiedlicher Generationen vermittelte. Die Ausstellung richtet sich direkt an zwei Zielgruppen: an photographisch und an architektonisch Interessierte; beide werden aufs allerbeste bedient, ein Besuch lohnt sich ganz sicher.
Der Bühnenbildner
Auf dem Trödelmarkt entdeckte ich auch dieses wunderschöne Büchlein über den Bühnenbildner Karl Gröning, der in den sechzigern am Schauspielhaus in Hamburg leitend tätig war. Natürlich mußte ich es kaufen. Ich finde es herzerfrischend, wenn dort von den künstlerischen Veränderungen des modernen Theaters die Rede ist. Herr Gröning würde sich wahrscheinlich gut wundern über das Theater der heutigen Zeit — wobei sich das Rad ja schon fast wieder zurückdreht und die Inszenierungen nicht mehr nur provozieren wollen, weil das einfach kaum noch geht.
In diesem Buch sind Skizzen, Entwürfe, Modelle und Photos von Bauproben, Proben & Aufführungen zusammen mit den Erläuterungen zu sehen, warum man denn damals so entworfen hat. Dies nicht nur aus der Zeit der Sechziger, sondern auch weit früher, von den Vorbildern Grönings. Dies ergibt ein sehr schönes Bild vom Wandel des Anspruchs an das Bühnenbild und vom Wandel des Zeitgeschmacks im Laufe der ersten sechzig Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine gute Investition also für die zwei Euro, die das Buch kostete.
Bilder meines Lebens
Schon vor einigen Wochen habe ich dieses Buch gelesen, das ich Euch endlich auch mal vorstellen möchte. Wer Marianne Breslauer als Photographin kennt (Ihren Photoband stellte ich hier vor), der würde bei einem Buch das „Bilder meines Lebens“ heißt ja ebenfalls viele Photos vermuten. Dem ist aber nicht so. Natürlich sind einige Photos enthalten, Hauptschwerpunkt ist aber Text, eine Autobiographie. Ihre Erinnerungen gehen von der Kaiserzeit — sie sah noch Kaiser Wilhelm II. im Grunewald reiten — bis in ihr hohes Alter. Und sie erzählt so schön, so bildhaft eben, daß es kaum Photos bedarf, um sich die Szenen ihres reichen Lebens gut vorstellen zu können.
Marianne Feilchenfeldt (geb. Breslauer) hatte eine eigene Karriere als Photographin, mußte als Jüdin aus Deutschland fliehen, strandete über Frankreich und den Niederlanden in der Schweiz, heiratete einen Kunsthändler und übernahm nach seinem frühen Tod die Kunsthandlung, um sie hervorragend weiterzuführen. Ihre ganz unprätentiös geschriebenen Geschichten sind voll von Künstlern mit denen sie lebte und arbeitete und eben eigenen sehr klaren Gedanken.
Es ist ein schönes Buch, in dem ich gern las und das ich Euch sehr gern empfehle.
Stefans Schwimmkurs
Ich finde es schon erstaunlich, wie viel ich in den letzten Tagen und Wochen so zu bloggen hatte. Und darum komme ich auch eben erst jetzt dazu, vom Stefan Gwildis – Konzert zu berichten, das ja auch schon am Sonntag war. Um das Fazit direkt vorweg zu nehmen: Schee war’s.
Damit man mal sieht, in welchem Umfeld Stefan so spielt, habe ich ihn auch mal vor einem Teil des Stadtpark – Programms abgelichtet. König ist sicher Lotto, der ja schon im Frühjahr drei Termine spielte und jetzt im Herbst noch mal zwei nachlegt. In diesem Zusammenhang hoffe ich mal, daß es Jörn bis dahin wieder gut geht !
Der Abend war insgesamt sehr (in Worten: sehr) naß. Ich hatte ja schon in der Vorschau erwähnt, daß es während weiter Teile des Konzerts in Strömen regnete, hier kann man es mal besonders gut sehen. Sehen kann man auch, daß Männer entgegen weitläufig verbreiteter Gerüchte sehr wohl in der Lage sind, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, sogar drei: Gitarre spielen, jonglieren und singen.. Quod erat demonstrandum.
Ansonsten gibt es eigentlich gar nicht mehr viel zum Thema Gwildis zu erzählen: die Show macht einfach Spaß, alle Beteiligte sind mit großer Spielfreude auf der Bühne und es ist immer wieder ein Vergnügen, der Truppe zuzusehen …… zumal ich ja trocken im FOH – Tower stand ;-)
Das bescheidene Wetter hatte allerdings auch einen Vorteil: am Regen brach sich das Licht ganz hervoragend, so daß man alle Beams bis zum Ende der Fläche sehen konnte. Das ist beim OpenAir besser als jeder Hazer oder Nebel und Dennis, der Lichtkollege, meinte schon schelmisch, daß er das jetzt so bitte immer haben wolle, es sähe ja einfach geiler aus. Ich kann ihn schon verstehen.
Nach über zweieinhalb Stunden guter Musik ging der Abend aber dann doch zuende. Während ich mich wunderte, daß es während der Show trotz unglaublichem Regens nicht leerer wurde, hatte ich aber noch nie erlebt, daß es nach einem Konzert so (!) schnell komplett leer war. Die Leute sind nach dem letzten Song alle geflohen. Was für ein gutes Entfluchtungskonzept im Notfall spricht :-)
Ich freu‘ mich schon auf nächstes Jahr.
Jugendschwimmer
Heute Abend war ich beim alljählichen Stefan Gwildis – Konzert im Stadtpark und man hatte die einmalige Gelegenheit, während des Konzertbesuchs gleichzeitig den Frei- Fahrten- und Jugendschwimmer abzulegen. Es regnete nicht, es goß in Strömen, mehr oder weniger die ganze Show über. Auf Veranstalterseite wurde schon darüber nachgedacht, Schwimmwesten an die Besucher auszuteilen. Stefan und der Band tat das aber keinen Abbruch. Stefan Gwildis stand eigentlich die ganze Zeit komplett draußen vor der Bühne im Regen, so daß zwischenzeitlich sein Mikro ausgetauscht werden mußte, weil die Kapsel komplett voll Wasser gelaufen war. Es war also ein echtes Erlebnis.
Mehr in den nächten Tagen.
Die Millennium – Triologie
Manch einer mag sich wundern, daß ich diese Bücher erst jetzt las, sind Stieg Larssons Bücher „Verblendung„, „Verdammnis“ und „Vergebung“ doch seit langem Bestseller und sogar verfilmt, doch ich entdeckte das erste Buch tatsächlich erst während meines Segeltörns. Ehrlicherweise ist der Begriff „Millennium – Triologie“ auch nicht ganz ehrlich, denn die Bücher zwei und drei bilden eine durchgehende Geschichte, Buch eins eine abgeschlossene eigene. Stieg Larsson gelingt hier auf insgesamt 2.280 Seiten das, was Kutscher eben nicht gelang: verschiedene Handlungen so miteinander zu verweben, daß man eigentlich alle drei Bücher in einem Rutsch durchlesen möchte und sich durch so Nebensächlichkeiten wie Essen und Schlaf nur sehr ungern stören läßt. Übrigens werde ich mir die Verfilmung nicht ansehen, mir reicht die eine Vorschau die ich sah. Die Personen des Films unterscheiden sich so diametral von den Figuren, die sich in meiner Phantasie Dank der guten Beschreibungen glasklar gebildet haben, daß ich mir das nicht antun möchte.
Worum geht es nun: es geht vordergründig um eine schwedische Wochenzeitung, in Deutschland vielleicht inhaltlich vergleichbar mit Spiegel, Stern oder Focus und um Ermittlungen, die diese Zeitung anstellt, um Mißstände die sie aufdeckt. Eigentlich geht es aber um die Personen. Um deren Schwächen, um deren Geheimnisse, um deren Obsessionen. Gerade diese Personen sind die unglaubliche Stärke dieser Bücher, weil sie faszinieren, weil sie leben, weil sie — zumindest mich — darüber nachdenken lassen, wie ich eigentlich bin und die Menschen, die ich liebe. Dabei möge jetzt bitte nicht der Eindruck entstehen, daß da eine nette sozialkritische Story erzählt wird. Die Serie trieft vor Gewalt und Blut, vor üblestem sexuellen Mißbrauch und gnadenlos ausgespielter Macht. Korrekt verfilmt wäre der Eintritt sicher erst ab 18 Jahren möglich. Neben dieser unglaublichen Mischung aus den dunklen Seiten des Menschen ist aber eben die …… fast möchte ich sagen Zartheit der Hauptdarsteller, obwohl das komplett danebenliegt …… Überlebenskunst der Protagonisten, das Suchen nach Licht im Dunkeln, das die Triologie so lesenswert macht.
Der stumme Tod
Volker Kutschers „Der stumme Tod“ war ein weiteres Buch, das ich in den vergangenen Wochen las. Die Geschichte ist erst einmal ganz interessant: im Berlin der 30er Jahre werden Schauspielerinnen, die bisher Stummfilme drehten und nun Tonfilme machen, umgebracht. Vorher werden ihnen aber noch die Stimmbänder entfernt. Dadurch lernt man ein wenig über den Umbruch in der Filmbranche, über Stumm- und Tonfilme und über den größeren Aufwand, den letztere mit sich brachten. Leider folgt der Autor einem Muster, das mir schon bei den sonntäglichen Tatorten regelmäßig auf den Senkel geht: natürlich gibt es noch private Verwicklungen, die nebenher gelöst werden müssen. Und sogar Adenauer wird herangezerrt. Das. ist. zu. viel. Der Krimi verreckt zwischenzeitlich in diesen Handlungen und entwickelt nicht den Fluß, der einen das Buch nicht aus den Händen legen läßt. Das ist schade, denn zielstrebiger geschrieben hätte es eine gute Geschichte werden können.
Fazit: für langweilige Zugfahrten ok, aber keine packende Unterhaltung.