Das letzte Kind

Was so alles in den USA möglich ist …… man mag es ja gar nicht glauben. John Harts „Das letzte Kind“ ist ein Thriller in dem es natürlich spannend zugeht — klar, sonst wär’s ja auch kein Thriller. Aber ansonsten wird so dick aufgetragen mit guten und bösen Menschen, mit Haß und Liebe, mit Ober- und Unterschicht, mit Gott und Dämonen, mit Zufällen und Vorsehung, daß es einem schon etwas schlecht wird. Allein der Versuch, die Geschichte zusammenzufassen, wird ob der vielen moralingetränkten Subebenen etwas anstrengend. Johnny ist ein dreizehnjähriger Junge, dessen Zwillingsschwester vor einem Jahr Opfer einer Entführung wurde; seitdem ist sie verschwunden. Auch wenn die Polizei die Suche aufgab hat er dennoch Hoffnung sie wiederzufinden und als eine Klassenkameradin ebenfalls verschwindet, setzt er alles daran, beide, Schwester und Kameradin, wiederzufinden. Dabei geschehen so viele unglaubliche Dinge, daß sie tatsächlich wohl nur in gods own country geschehen können.

Den Kauf des gebundenen Buches kann ich eindeutig nicht empfehlen; da driften mir Preis und Leistung doch zu sehr auseinander. Als Dahinleselektüre an freien Tagen am Strand mag das bestimmt irgendwann erscheinende Taschenbuch ok. sein. Die Begeisterung, mit der mir das Buch empfohlen wurde, mag ich aber ganz eindeutig nicht teilen. Dazu ist mir die Geschichte zu plakativ. Ich bin halt kein Ami.

Der Komponist und seine Richterin

Zur Zeit lese ich recht viel, unter anderem Patricia Dunckers „Der Komponist und seine Richterin„, ein Buch das gut beginnt und dann aber zu viel will. Der Grundplott ist eigentlich erstmal vielversprechend: eine Sekte voller intelligenter, gesellschaftlich gutgestellter und vermögender Menschen löscht sich selbst und seine Kinder aus, nur einer der Toten ist erschossen und hat sich nicht selbst vergiftet. Die Waffe ist verschwunden und damit weist der Fall eine Parallele zu einem ähnlichen Vorfall vor ein paar Jahren auf. Die Ermittlungen beginnen, die Geschichte ist gut und spannend erzählt, ich las das Buch gern und an einem Stück. Dann aber verliebt sich nicht nur der leitende Kriminalbeamte recht hartnäckig in die Ermittlungsrichterin, sondern auch der Hauptverdächtige wirbt mit großer Vehemenz um die Dame. An dieser Stelle wird die Geschichte für mich grotesk, die Spannung leidet doch ziemlich und ich schaute auf die Uhr. Hupps, schon 02:30 Uhr. Da lege ich das Buch doch mal weg und gehe schlafen. Und so dümpelt das Buch dann einige Seiten lang vor sich hin, obwohl es interessante (und tatsächlich wahre) astronomische Details enthält.

Nach einem dramatischen Finale, das glücklicherweise kein Happy End ist (das hätte ich dann nicht mehr ertragen und das Buch dann doch zum reinen Frauenroman werden lassen), gibt es aber auch schriftstellerisch ein unbefriedigendes Ende; es liest sich mal eben hingeschrieben und nicht so packend, wie der wirklich gute Anfang. Es bleiben Fragen offen, Handlungsstränge werden nicht zuende geführt, alles kommt doch sehr abrupt zum stehen. Da scheint also Frau Duncker im Laufe der Strecke die Luft ausgegangen zu sein. Mein Fazit: warten, bis das Buch als Taschenbuch zu bekommen ist, dann kann man es gut lesen.

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker Nicht nur im Titel erinnerte mich das Buch übrigens an eines, mit dem ich seinerzeit in der Schule ausgiebig gequält wurde: Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker„, das ich mir zum Vergleich trotz der negativen Erinnerung spontan kaufte und direkt hinterher las. Dabei fiel mir mal wieder auf, daß die Bücher, die ich im gymnasialen Deutschunterricht lesen mußte, oft tatsächlich gar nicht so schlecht waren, sie zu Recht gelesen werden sollten. Allerdings wurde mir auch sehr klar, daß der Unterricht und das krampfhafte Zerpflücken eines Buches nicht gerade zur Literaturpflege taugt. Natürlich hat man mit geschätzten 15 Jahren andere Dinge im Kopf, als einen alternden, schweizer Kriminalbeamten und seinen Lebensfeind. Trotzdem bin ich mir sicher, daß man das Buch und die darin enthaltende Gesellschaftsstudie auch spannender hätte vermitteln können und ohne ein Werk auf Jahre in der Erinnerung zu demontieren.

Dürrenmatt auf jeden Fall erzählt seine Geschichte viel stringenter und schlüssiger, benötigt nicht so viel Firlefanz drumherum, ist mit seinem Ende sicher mindestens genau so überraschend wie Duncker, schafft es aber, den Bogen von Anfang bis zum Ende zu halten. Wenn man bedenkt, daß dies Dürrenmatts erstes Buch war und Ducker schon einige schrieb, so muß Duncker deutlich noch etwas üben, um die Qualität zu erreichen. Masse (die Richterin ermittelt auf 348 Seiten, der Richter auf 118) schlägt deutlich nicht klasse. „Der Richter und sein Henker“ gibt es natürlich als Taschenbuch und da dies selbst neu für nur 4,95€ (gebraucht bereits ab einem Cent) zu haben ist, lohnt sich diese Investition auf jeden Fall.

Falls jemand von Euch auch beide Bücher gelesen haben sollte, so wäre ich über Eure Meinung sehr gespannt.

POP LIFE – Ausstellung

Schon vor zwei Wochen war ich in der sehr sehenswerten Ausstellung Pop Life, die zur Zeit in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist. Völlig egal, wie man nun zu moderner Kunst steht, bietet sie mit einer guten Führung (ich hatte das Vergnügen, von Matthias Wellmer durch das Haus geleitet zu werden und seine launigen Erklärungen zu hören) eine gute Gelegenheit über Kunst, den Unterschied zwischen Kunst und Kitsch, sowie über Unterwanderung von Kommerz durch Kunst nachzudenken.

Oben seht Ihr das goldene Kalb, False Idol, von Damien Hirst.

Andy Warhol ist sicher der bekannteste Vertreter der Pop Art. Er ist in dieser Ausstellung vertreten, gewissermaßen als Vater und Wurzel einer ganzen Entwicklung. Der Ausstellungsname Pop Life zeigt, daß es durchaus um eine Weiterentwicklung dieser Kunstform geht, um das ganze Leben eines Künstlers als Kunstwerk. Das kann auch mal völlig beknackt sein, wenn beispielsweise eine Frau vier Jahre als Prostituierte arbeitet, im Nachhinein diese Zeit als Kunstwerk erklärt und dann sang & klanglos in der Versenkung verschwindet. Da ist sie dann wieder, die Frage was Kunst und was einfach nur Verarschung ist. Die Frage mag auch jeder für sich beantworten.

Einige Exponate ergeben auch ganz unterschiedliche Interpretationen, jenachdem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Hier sieht es ja so aus, als ob Barbie aus ihren übergroßen Eutern Milch verspritzt.

Mit nur etwas anderer Betrachtung könnte sie auch nur seilchenspringen.

Pop Art nutzt unsere Sprache, unsere alltägliche Umgebung, um ebendiese zu überspitzen, um sie umzukehren und uns zu zeigen, wie zweifelhaft unser Alltag ist. Sie ist wie ein Spion, ein Schläfer, der sich assimiliert, um dann in einem unerwarteten Moment zuzuschlagen. Wie bei diesem Selbstportrait. Es geht plötzlich nicht mehr um Körperlichkeit, sondern — wie im wirklichen Leben — um die richtigen Marken, mit denen man sich umgibt.

Leider ist die Ausstellung nicht ganz komplett. Pop Life ist keine einmalige Ausstellung, sondern eine Wanderausstellung, die schon im Londoner Tate zu sehen war. Richard Princes Spiritual America wurde in London noch vor der Eröffnung von der Polizei abgehangen, in Hamburg versuchte man erst gar nicht, das Brooke Shields – Bild zu zeigen. Auch Teile von Tracey Emins Werk haben es nicht nach Hamburg geschafft, obwohl sie in London zu sehen waren. Dafür ist Martin Kippenberger zu sehen (oben mit Bitte nicht nach Hause schicken), dessen ironischstes Werk, eine Einladungskarte mit dem Titel Dialog mit der Jugend, das Klippenberger zeigt, nachdem er vor seiner Kneipe SO36 niedergeschlagen worden war, auch fehlt.

Andere Künstler, oben Garvin Turk, nehmen den Betrachter direkt mehrfach auf den Arm. Hier vermischt Turk verschiedene  Bilder, die sich in unser kulturelles Gedächtnis eingeprägt haben, zu etwas neuem. Wir meinen, Ché Guevara in der legendären Pose zu sehen, die Warhol mit Elvis Presley für dessen Film Flaming Lips schuf. Dabei sehen wir einfach nur ein Selbstportrait Turks, der uns etwas anderes sehen machen will. Eben weil wir es so wollen, weil uns kleine Anreize genügen, um uns ein Trojanisches Pferd unterzuschieben.

Einige Bilder, wie hier von Jeff Koons, hängen in einem abgeschlossenen Bereich, der erst ab 18 zugänglich ist. Das wird auch kontrolliert. So durfte ein sechzehnjähriger Teilnehmer unserer Führungsgruppe nicht mit in diesen Raum, obwohl sein Vater mit dabei war und nichts dagegen einzuwenden hatte, daß der Sohn sieht, was er im Internet sowieso sehen kann. Gerade bei einer Führung kann ich das ehrlicherweise nicht verstehen, werden die Werke doch da kritisch hinterfragt.

Auch diese Kollage ist nicht das, für das man sie im ersten Blick hält. Zu sehen sind nicht Nazigrößen. Jedenfalls keine echten. Zu sehen sind Schauspieler aus zahlreichen Filmen, in denen sie Nazis dargestellen. Wir sind kaum in der Lage, das zu unterscheiden.

Schließen möchte ich mit einem fast österlichen Bild. Neben den verschiedenen Fragen zu Kunst und Religion, die man rund um dieses Kunstwerk diskutieren kann, beeindruckt es erstmal allein durch die Größe. Da liegt eben ein richtiges, ausgewachsenes Pferd. Ja, ausgestopft. Trotzdem aber groß und hervorragend präpariert; man meint fast, die Adern am Hals pulsen zu sehen. Und somit schließt sich der Kreis ja zum Anfang der Ausstellung mit dem Kalb.

Zu dieser Ausstellung gab es in der Presse sehr unterschiedliche Besprechungen. Mir hat sie sehr gut gefallen, was sicher auch an der hervorragenden Führung lag, die mit provokativen Thesen zum Nachdenken anregte. Ich kann einen Besuch sehr empfehlen; bis zum 09. Mai ist das in Hamburg noch möglich.

knalliges Low Voltage

Bevor man mir nicht mehr glaubt, daß ich überhaupt da war, will ich nun doch mal von meinem Konzertbesuch bei The BossHoss in der Hamburger Laeiszhalle erzählen. Das Motto des Abends, „Low Voltage“, fand ich ganz schön irritierend. Ich hatte mir bei dem Namen und den gebuchten Hallen der Tour eine ruhige Version des normalen Programms vorgestellt und war sehr gespannt darauf, wie die Countryrocker das wohl umgesetzt haben. Die Antwort ist sehr einfach: gar nicht. Die zusätzlichen Instrumentengruppen Streicher und Bläser wurden einfach dazu genutzt, die Musik noch knalliger zu machen. Von ruhig war keine Spur zu hören.

Nutzen wir den Zusammenhang direkt mal, um den negativen Punkt des Abends abzuhaken: den Ton. Es war, zumindest im zweiten Rang links, Loge 4, Platz 1 deutlich zu laut, oder besser: zu nervig. Die Streicher klangen schlechter als aus einem Sampleplayer und auch der Rest war nicht rund & fett, sondern anstrengend. Dazu, man konnte von diesem Platz aus den Mischer ja gut sehen, machte der Kollege am Pult einen dermaßen lustlosen Eindruck, daß es mich doppelt ärgerte.

Ansonsten gab es für mich aber keine weiteren Gründe zum ärgern, sondern nur für Spaß. Allerdings war die Halle so weit ausverkauft, daß der ein oder andere Besucher bestenfalls einen Hörplatz hatte; ich hoffe, das war den Betroffenen beim Kartenkauf klar. Sehr lustig waren auch zwei ältere Ehepaare, die ganz offensichtlich von Alter und Kleidung her im falschen Konzert saßen. Vielleicht hatten sie sich über ihr Hotel Karten für ein Konzert besorgen lassen und wußten nicht, worauf sie sich einließen. Während die beiden etwa 70jährigen Damen sich durchaus zu amüsieren wußten, folgten die Herren dem Geschehen mit verschränkten Armen.

Die Band gab im Laufe des Abends alles, um das Publikum bestens zu bedienen und das ist durchaus auch wörtlich zu nehmen. So wurden Zuschauer in der ersten Reihe auch mit Bier aus der Bühnenbestückung versorgt, was dort die Stimmung noch mal merklich steigerte.

Beim Konzert im Stadtpark gelang mir letzten Sommer ein ganz schönes Photo mit aus der Snare spritzendem Wasser. Diesen Effekt kann man nicht nur mit schnödem Mineralwasser, sondern auch hervorragend mit Bier, Wein und Wodka erzielen, wenn gerade die Wasserflasche leer ist. Ich fürchte, die Snare muß im Laufe der Tour einiges über sich ergehen lassen.

Zu den Soli kamen nicht nur die bekannten Bandmitglieder nach vorn, sondern auch Solisten der Streicher und Bläser. Die wurden natürlich standesgemäß gefeiert, ist doch klar.

Weitere Bilder gibt es nach dem Break.

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Das Finale des Oslo – Castings

Es ist schon recht lustig, direkt neben der Bühne bei den Kastelruther Spatzen zu sitzen und über Kopfhörer „Unser Star für Oslo“ per Zattoo zu verfolgen, im Hintergrund immer die lokale Konzertatmosphäre. Aber ich wollte mir doch nicht entgehen lassen, wer gewinnt und welcher Song Deutschland nun vertreten soll. Schon bisher nahm die Sendung nicht unbedingt einen Verlauf, den ich erwartet hätte.

Leider kann ich ja die Fernsehshow nicht hundertprozentig verfolgen, meine Show hier „stört“ ein wenig ;-)  Außerdem funktioniert natürlich der Hallen – W-LAN – Zugang nicht und der UMTS – Empfang ist mäßig. Aber so Hürden muß man halt nehmen.

Den ersten Song „Bee“ finde ich ja ein wenig langweilig. Lena bringt ihn flockiger als Jennifer, aber das war ja bei dieser Art von Musik locker zu erwarten. Auch „Satellite“, den zweiten Song finde ich ganz schön beliebig. Wenn schon, dann sollte ihn tatsächlich Jennifer singen … und das, obwohl ich auf sie sonst nicht so stehe. Das Studiopublikum scheint das anders zu sehen.

Bei den individuellen Songs merkt man schon sehr deutlich die Vorlieben der einzelnen Sängerinnen und das ist auch gut so. Jennifers „I care for you“ ist dabei leichter zu vergessen als Lenas „Love me“. Trotzdem, das muß ich hier mal anmerken, war Dursties „Stalker“ der beste Song, den ich während des Wettbewerbs gehört habe. Die Kombination Sänger / Song war perfekt und vor allem hatte er einen tollen Wiedererkennungswert und das ist eigentlich noch wichtiger als guter Gesang. Aber das ist Geschichte. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht. Ich muß mich jetzt erst mal um die Show hier kümmern und melde mich später mit einer Fortsetzung noch mal.

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Später. Unsere Show ist vorbei, der Abbau läuft und ich muß meinen kleinen Rechner in einen geschützteren Bereich mit leider deutlich noch schlechterem UMTS – Empfang retten. Einen zweiten Bruch kann ich mir nicht leisten. Die Songauswahl im Fernsehen für Lena verstehe ich nicht. Gar nicht. Der ist bei ihr für Oslo scheiße. Da bin ich tatsächlich der Meinung, daß Jennifer den besseren Song hat. Hätte ich ja nie gedacht. Außerdem zeigt Lena deutlich mehr Nerven. Hm. Vielleicht hätte man die letzten Entscheidungen einer Jury überlassen sollen ?

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Die Entscheidung. Sie war nach dem Hype der letzten Wochen fast vorhersehbar, aber in dieser Kombination finde ich sie falsch. Lassen wir uns überraschen, was in Oslo passiert.

Das Wörterbuch der Profis

Einige von Euch kennen das vielleicht, da ist man gerade in Frankreich, Spanien oder Weißrußland unterwegs, möchte dem örtlichen Helfer was erklären und die entscheidende Vokabel fällt einem im Englischen nicht ein, oder der Helfer versteht keine der Sprachen, wie man selbst spricht. Dann sucht man im Langenscheidt und stellt fest, daß ausgerechnet Schäkel, Kontergewicht, oder Trussbolzen nicht drinsteht. Stammeln ist angesagt. Ärgerlich. Zum Glück gibt es die Theatre Words, eine Buchreihe des schwedischen Verbands der Theatertechniker, die für 24 Sprachen Übersetzungen für alles bietet, was rund um Bühnen und Veranstaltungen gebraucht wird. Jede Edition hat bestimmte Sprachräume, die man damit abfrühstücken kann, oder man bestellt eine personal edition, in der es eine persönlich zusammenstellbare Mischung von Sprachen gibt.

Copyright: Olle Söderberg, Sttf

Neben den Übersichten in den einzelnen Sprachen gibt es in den Büchern Zeichnungen, mit denen man sich auch schon ganz oft weiterhelfen kann, indem man einfach draufzeigt. Die Nummern geben dann den Weg zu den einzelnen Übersetzungen an.

Die Bücher sind sehr übersichtlich und praxistauglich aufgebaut, alle wichtigen Begriffe sind drin und ich kann sie ohne Einschränkungen empfehlen. Es gibt sie bei den deutschen Fachverbänden in deren Bücherversand, oder aber direkt bei den Schweden. Die Versandkosten sind übersichtlich.

Devil’s Halo

Das ist nun die letzte CD, die ich Euch aktuell aus meinem ganzen Stapel an Neuerwerben von CDs und Büchern vorstellen möchte. Meshell Ndegeocello ist ja kein neues Thema, schon einige CDs zeigte ich hier und Devil’s Halo ist nun die neueste, die Ende 2009 erschien. Meshell scheint beim Schreiben der Songs alte Police – Platten gehört zu haben, zumindest erinnern zwei der Stücke sehr an diese Art von Musik. Insgesamt muß ich sagen, daß die musikalische Entwicklung der Künstlerin mir persönlich nicht 100%ig gefällt. Die ersten Platten hatten einen ganz eigenen Stil, verbanden umwerfend gute Musik aus Soul/Funk/Blues – Elementen mit bissigen Texten und auch wenn es auch auf der aktuellen Scheibe einige gute Songs gibt, so ist die Gesamterscheinung der Platte doch lange nicht so überzeugend, wie wie früheren Werke. So bitter wie es klingt, aber ich habe mich tatsächlich geärgert, mir diese Platte gekauft zu haben. Anderen mag die Entwicklung Meshells gefallen, mein Ding ist es leider nicht mehr.

Die Vermessung der Welt

Wissenschaft ist etwas für Spezialisten, für Leute, die sich ganz in ein Detail versenken und da ihr Leben für hingeben. So denken wir wohl heute. Die faszinierende Spezies der Generalwissenschaftler gibt es in unserer Zeit leider nicht mehr. Das war früher anders, Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß waren unter anderen solche Menschen, die sich nicht in einem Thema verloren, sondern sich mit vielen verschiedenen Dingen beschäftigten — wenngleich auch durchaus intensiv. „Die Vermessung der Welt“ erzählt von diesen beiden Wissenschaftlern, von ihrem Leben und dem Willen, die ganze Welt, das Leben vermessen und verstehen zu wollen. Nicht als trockenes Faktenbuch, sondern als Roman. Im Vordergrund steht also die Unterhaltung des Lesers und nicht das wissenschaftliche Detail. Und diese Unterhaltung gelingt Daniel Kehlmann sehr gut. Er schafft es, die Verschroben- und Besessenheit dieser Wissenschaftler gut lesbar darzustellen und auch, daß sie im Alter letztlich an sich selbst scheiterten. Es ist Ironie, die sich in weiten Teilen durch das Buch zieht und es so unterhaltsam macht.

Der Hamburger Hafen

Von meinem Töchterchen bekam ich dieses Buch hier zum Geburtstag geschenkt. Es erzählt die Geschichte des Hamburger Hafens von einer Urkunde Barbarossas, bei der die Hamburger Kaufleute einfach das Siegel fälschten, um besser damit arbeiten zu können, bis in die siebziger Jahre. Dabei gibt es nicht nur ganz viele wirklich sehr gut ausgewählte Bilder, sondern auch eine Menge Geschichten und eine gute Einführung in die hafentypischen Begriffe und Berufe. Interessant für mich zu sehen ist, daß zwischen 1930 und 1970 sich im Hafen gar nicht so viel tat. Erst mit Einführung des Containers veränderte sich das Hafenbild rasant. Heute gibt es faktisch keinen Stück- und Massengutverkehr mehr, der Hafen hat sich von der Stadt weg verlagert und mit dieser Verlagerung sind weite Teile des früher so typischen Hafenlebens verschwunden.

Das Buch ist weit mehr als eine Zeitreise in Bildern. Es ist eine gut geschriebene Geschichte über das Leben in Hamburg. Bilder, Texte und Graphiken sind toll zusammengestellt und machen das frühere Leben wieder lebendig.