Probesingen für Oslo

In den letzten Wochen begann ja die neue Suche für einen Künstler, der Deutschland beim Grand Prix in Oslo vertreten soll. Nachdem es in den vergangenen Jahren dort mit guten Plazierungen nicht wirklich geklappt hatte, wurde nun Stefan Raab mit der Künstlersuche beauftragt, der eine Castingshow daraus machte. Im Gegensatz zu den Kollegen von RTL wurden die ganzen schrägen Quotenbringer vorab aussortiert, was ich sehr angenehm finde. Übriggeblieben sind direkt Leute, die überzeugend singen können. Dieser ganze Castingschmodder bleibt einem erspart. Super.

Die bisherigen Shows sah ich nicht, aber mein Töchterchen machte mir klar, daß es eine Sendung sei, die man einfach sehen muß. Nun. Also sah ich mir mal ein paar Videos im Internet an und setzte mich heute vor den Fernseher. Hier mal meine Meinung zu den Kandidaten.

Katrin Walter
Die Arschbombe hat sie verunsichert. Sorry, das sollte ich erst mal für alle erklären, die die Sendung bisher nicht sahen: bei den vergangenen zwei Auftritten lieferte sie absolut sauberen Gesang ab, ihr wurde aber von der Jury gesagt, sie solle doch auch mal mehr Emotionen zeigen, Eier haben, eine Arschbombe wagen. Das tat sie heute, aber ich persönlich finde, das stand ihr nicht, die bisherigen Auftritte waren besser. Aber das ist ja Geschmacksache. Allerdings, man möge mir das verzeihen, finde ich ihre Figur für eine so showfixierte Veranstaltung wie den ESC nicht ideal.

Sharyhan Osman
Nachdem sie bei der letzten Sendung einen wirklich richtig guten eigenen Song präsentierte, gab sie sich heute leicht angeswingt und das auch hervorragend. Dazu hat sie ein schönes Gesicht und sieht gut aus. Ich finde sie extrem ESC – kompatibel und halte sie für einen echten Favoriten.

Cyril Krueger
Ein Junge, für den bestimmt ganz viele Mädels anrufen werden. Ich persönlich mag U2 ja nicht so, ist mir zu messianisch, aber Cyril brachte den Song sehr, sehr überzeugend rüber. Da kann sich Bono auf seine alten Tage noch richtig was abgucken. Die Jury bemängelte die Songauswahl und schlug eher Bryan Adams – Songs vor. Nein. Ich fand das gar nicht so schlecht.

Jennifer Braun
Die erste Stimme, die nicht sauber war heute Abend. Da waren doch wirklich einige Unsauberheiten drin und ich glaube, das hat sie auch gemerkt und wurde dadurch noch unsicherer. Für mich ein Wackelkandidat, auch wenn der Song und die Präsentation gut war.

Christian Durstewitz
Erstmal groß, daß er mit einem eigenen Song auftritt; das finde ich in solchen Castingshows absolut super, weil es viel mehr von einem Künstler zeigt, als wenn er nur nachsingt, was andere schon gemacht haben. In diesem Zusammenhang muß man direkt auch mal die wirklich geile Liveband loben, die diese eigenen Songs ja immer erst noch arrangieren müssen. Außerdem gut Gitarre gespielt, toll gesungen, überzeugend performt. Erinnert mich ein wenig an 3 doors down. Richtig super, aber vielleicht nicht gut für den ESC. Aber als Solokünstler… alle drei zwei Daumen hoch.

Lena Meyer – Landrut
Lena kann kein Instrument, keine eigenen Songs schreiben, sucht sich aber immer so unbekanntes Zeugs zum singen aus, daß es fast so wie ein eigener Song ist. Sie hat einen ganz eigenen Stil, skurilen Humor, ist natürlich, aufgekratzt, ich mag richtig sehr, was sie da so macht und würde sofort und zwar sofort zu einem Konzert von ihr, aber …… ich sehe sie nicht beim ESC. Gar nicht. Sorry.

Kerstin Freking
Eine sehr ruhige Frau mit klarer, schöner Stimme, die ganz in sich ruht, wenn sie singt. Mit dem richtigen Song könnte das in Oslo sogar klappen.

Leon Taylor
Da muß ich mir tatsächlich noch mal die Videos der letzten Shows ansehen. Der Mann ist gut, ein geiler Performer, ist als Coverbandfrontsau bestimmt der absolute Bringer und auch als Solist macht er Spaß. Könnte klappen.

Zur Entscheidung: bei Cyril hab‘ ich mich wohl verschätzt, ich hätte gedacht, daß Teenies auf ihn stehen und Katrin kann ich aus ESC – Gründen verstehen. Ich bin sehr gespannt, wie es denn weitergeht, auch wenn ich das zumindest die nächsten zwei Wochen aus Tourgründen natürlich nur mit einem halben Auge verfolgen kann.

Ich lebe noch

Auch ein Geschenk war Gunter Gerlachs „Ich lebe noch, es geht mir gut„, ein etwas überdrehter Krimi ohne Kommissar aus dem Hamburger Schanzenviertel, also direkt bei mir um die Ecke. Ein erfolgloser Buchautor, der sich durch Einbrüche über Wasser hält und unter deutlichem Verfolgungswahn leidet, wird von seinen neuen Nachbarn nicht für einen Kriminellen, sondern für einen Kriminalen gehalten, verliebt sich unsterblich in eine Bankräuberin, die im Untergrund lebt und stolpert nebenher noch über eine Leiche und eine angebliche Enführung. Das ist doch mal ein Plot, oder ?

Was sich erst mal etwas verwirrend anhört ist es im Buch auch, das aber eben so gut gemacht, daß ich die Geschichte in einem Rutsch durchlas. Ja, auch am Ende schüttelte ich etwas den Kopf ob des Chaos‘ in Jakob Vogelwarts Leben, aber ich tat es gut unterhalten. Und das ist ja die Hauptsache. Also: lesenswert.

Maria !

Ich habe in den letzten Wochen einen ganzen Stapel an Büchern geschenkt bekommen & gekauft und natürlich will ich sie Euch hier auch vorstellen, denn sie sind alle lesenswert. Also mal los: Jan Weilers „Maria, ihm schmeckt’s nicht !“ ist ja so neu nicht. Ich las das Buch schon mal vor gut drei Jahren, aber nun bekam ich’s geschenkt und da ich es als äußerst angenehm in Erinnerung hatte, las ich es direkt noch mal. Im Buch geht es um die Erlebnisse eines Deutschen, der in eine italienische Familie einheiratet. Da Weiler eben genau dieses Schicksal mit seinem Protagonisten teilt, mag also nicht alles darin erfunden sein.

Nun könnte dieses Buch relativ langweilig sein, wenn es Weiler nicht so unglaublich gut verstünde, alle unsere Vorurteile über das italienische Leben glanzvoll zu überhöhen und zu bedienen. Nichts wird ausgelassen, alles wird bis an die Schmerzgrenze verkitscht … und dann wundervoll und vor allem liebevoll erzählt. Das ist die Kunst des Buchs, daß es trotz allen Kitschs herrlich lesbar bleibt und einem das Herz erwärmt. Keine literaturpreisverdächtige Sache also, aber ein schönes Buch für gemütliche, frohgelaunte Abende bei Chianti und Bruschetta.

Gepäckschein 666

Auch wenn die Zahl 666 in diesem Buch eine bedeutende Rolle spielt, so ist „Gepäckschein 666“ von Alfred Weidenmann doch kein diabolisches Werk, sondern ein weiteres Kinderbuch aus der Serie „Bücher, die ich als Kind liebte und Euch heute dringend empfehlen muß.“ Nachdem die beiden letzten Kinderbücher am Rhein spielten und damit in der Gegend, in der ich aufwuchs, ist in dieser Geschichte Hamburg, der Hamburger Bahnhof und das Hotel Atlantic Handlungsort. Vielleicht mit ein Grund, warum ich mich hier in Hamburg recht bald sehr zuhause fühlte: hatte ich mich doch schon als Kind an diese Stadt gewöhnt :-)

Auch diese Geschichte kann eine gewisse Kästner – Verbundenheit nicht verbergen; Kriminalfälle kann man eben nur als „Bande“ erfolgreich lösen. Auch das Geheimnis um den perfekt geplanten Bankraub direkt gegenüber des Hauptbahnhofs kann nur deshalb ohne größere Schäden gelöst werden, weil die Gruppe der Hamburger Schuhputzerjungs so gut zusammenhält. Nebenbei lernt man, daß arm und reich, schwarz und weiß, deutsch und ausländisch nicht unbedingt etwas über einen Menschen sagt.

Beim Lesen des Buchs in den letzten Tagen dachte ich darüber nach, wie viel moderne Kinder doch missen müssen, weil sie als Einzelkinder so begluckt aufwachsen und wie wenig sie heute selbständig die Welt erobern können. Mir ist natürlich klar, daß solche Bücher idealisiert sind, auch vor vierzig, sechzig oder achzig Jahren war nicht jeden Tag Sonnenschein. Und doch spielen Eltern & Erwachsene in den Leben von Kindern heute eine zu große Rolle, haben Kinder viel zu wenig Möglichkeit, einfach ohne große Kontrolle unter sich zu sein. Dazu kommt, daß Computer & Fernsehen mit vorverdauten Abenteuern Kinder von eigenen Erfahrungen abhält.

Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Es erzählt von Freundschaft, Vertrauen und Mut, es ist schön, mit Witz und spannend erzählt, ein gutes Kinderbuch also.

Rockstars

Photobände über Künstler gibt es ja eine Menge, Hannes Schmids „Rockstars“ ist insofern anders als die meisten Bücher, als daß es nicht unbedingt zur Mehrung des Ruhms der abgebildeten Personen beiträgt. Schmid photographierte die Leute Backstage und zuhause. Dabei lebte er mit den Musikern oft monatelang zusammen, so daß sie ihn nicht mehr als Photographen, sondern als Bandmitglied und Vertrauten sahen. Sie benahmen sich in seiner Gegenwart ganz normal und legten ihre PR – Maske ab.

In „Rockstars“ sehen wir die Künstler nun so, wie sie sind: oft linkisch, spießig, verklemmt, unsicher. Klaus Meine zwängt sich mit Gewalt in seine Bühnen – Plateaustiefel, Uriah Heep wollen unbedingt cool sein und sind es genau deshalb nicht, Les Holroyd (Barclay James Harvest) sieht unglaublich scheiße aus, wenn er am Herd steht, Depeche Mode wissen nichts mit sich anzufangen und die Freundinnen von Supertramp gehen mit einer Stripperin weit lockerer um, als die Jungs. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute, die eigentlich immer cool sind. Lemmy Kilmister (Motörhead) ist so jemand.

Das Buch gefällt mir, es gibt einen schönen Backstageeinblick in die Zeit der 70er & 80er und läßt einen selbst gar nicht sooo uncool aussehen. Was mich ein wenig stört ist der mit 99,00€ doch zu hohe Preis.

Scratch my back

Wenn man beim Betrachten eines CD – Covers sich Gedanken darüber macht, daß diese Plüschfigur oben in der Ecke vielleicht nicht ganz sauber freigestellt ist und man ansonsten nichts zu meckern hat… außer vielleicht der Tatsache, daß es Peter Gabriels „Scratch my back“ in abschreckend verwirrend vielen Ausstattungen zu kaufen gibt, dann hat der Künstler so viel falsch nicht gemacht. Tatsächlich stand ich den Studio – Scheiben Gabriels immer ein wenig mit Abstand gegenüber; live war er jedes Mal wenn ich ihn sah einfach umwerfend. Damals, ich war noch fast ein Kind, sah ich ihn in der Westfalenhalle auf seiner letzten Tour als Genesis – Sänger, hatte er schon eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Auch später erlebte ich ihn noch zwei mal und war immer schwer beeindruckt. Aber die Studioaufnahmen wirkten auf mich immer den entscheidenden Tick zu konstruiert. Dieses Mal finde ich seine neue Platte so gut, daß ich sie direkt zehn Mal hintereinander hörte.

Bei Sades neuem Werk schrieb ich, daß sie sowohl leise als Hintergrundmusik, als auch laut funktioniere. Das ist bei Scratch my back definitiv nicht so. Leise im Hintergrund ist sie eher nervig, das sollte man nicht machen. Aber laut im Vordergrund entwickelt sie eine solche Wucht, daß es wirklich Spaß macht, sie zu hören. Dabei sind die Songs gar nicht von ihm, im Gegenteil, es sind ausschließlich Coverversionen, die Gabriel da wiedergibt. Ehrlicherweise kannte ich davon nur einen Song, David Bowies wunderschön interpretierten „Heroes“. Und auch das zeichnet die Platte aus: daß eben nicht wie sonst üblich die bekannten ewigen Top 100 neu interpretiert wurden, sondern Songs, zu denen Gabriel wohl eine besondere Beziehung hat. Als Instrumentierung kommen nicht die bekannten Instrumentalisten der RealWorld – Studios zum Zuge, sondern ausschließlich Streicher und Bläser. Kein, na ja, fast (bis auf exakt vier Gong- und zwei Paukenschläge im faszinierenden „My body is a cage“) kein Schlagzeug. Keine Gitarren. Keine Keyboards oder ähnliches modernes Equipment. Nur Streicher und Bläser. Zusammen mit der sehr eigenwilligen Stimme ergeben sich so Stimmungen von einer besonderen Dichte, die mich wirklich umhauten.

Für diese Platte gibt es von mir elf von zehn möglichen Punkten, sie ist in meinen Augen die mit Abstand beste Veröffentlichung der letzten Monate. Kaufen !

artgerecht

Gestern spielte Roger Cicero in der Color Line Arena Hamburg und da mußte ich natürlich hin. Weil ich die Tour mal betreuen durfte, weil ich die Musik sehr mag und weil man von Kollegen ja auch immer mal was lernen kann.

Der Setbau spielte sehr konsequent mit runden Formen, das fand ich schon mal gelungen; nicht nur die Podesterie, sondern auch alle Trussen waren rund; die obere ließ sich auch verfahren.

Natürlich gab es auch die bei Touren dieser Größenordnung mittlerweile faktisch unvermeidbare LED – Wand, allerdings erst nach ein paar Songs, vorher hing dort noch ein leicht durchscheinender, weißer Vorhang, der von hinten aber auch schon sehr dezent mit Mustern aus der Wand bespielt wurde.

Um auf diesem Screen auch Livebilder zeigen zu können, war ein bestimmter Teil mit höherauflösenden Elementen bestückt. Das sah immer dann gut aus, wenn dort Kamerabilder gezeigt wurden. Sollte jedoch die ganze Fläche mit einem Bild bespielt werden, so waren die unterschiedlichen Panels deutlich zu erkennen, was mich persönlich schon ziemlich störte. Ich sehe natürlich ein, daß man nicht die ganze Wand in hochauflösend bauen möchte, aber vielleicht hätte man einen etwas besseren Farbabgleich machen können. Das war übrigens der einzige Punkt, der mich technisch ernsthaft störte.

Roger und die Band zeigten sich gut in Form und in echter Spielfreude, es war also ein richtiger Genuß, sie alle auf der Bühne hören & sehen zu dürfen.

Nach dem Break geht es mit vielen Bildern weiter.

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Helgoland

Es ist schon interessant, wenn man durch den Kauf einer CD erfährt, daß der englische Name der Insel Helgoland Heligoland ist und das wiederum eine Entwicklung aus dem Namen „Heiliges Land“. In den Kritiken wurde die aktuelle Veröffentlichung von Massive Attack ja hochgelobt, ich kann mich dem nur zum Teil anschließen. Es gibt einige Nummern, die sich trotz aller zur Truppe gehörenen Düsternis nahtlos in die Brillanz älterer Werke einfügt, die den TripHop in die heutige Zeit portieren. Andere hingegen empfinde ich als langweilig und nur der Selbstbeweihräucherung dienend. Sowas gab es auch schon auf älteren Platten, hier ist die Quote in meiner Empfindung aber höher als früher. Und so bleibt ein zwiegespaltenes Gefühl. Vielleicht verändert sich das noch bei vielmaligem Hören.

Sade

In den letzten Tagen kaufte ich mir ein paar neue CDs, die ich Euch hier auch vorstellen möchte. Beginnen wir also mit Sades Soldier of Love. Mit dieser Scheibe hat sich Sade kein Stück weiterentwickelt. Was ich bei vielen Künstlern als bösen Vorwurf verstehen würde, ist hier nur ein kleiner. Die Platte bietet genau das, was man von Sade erwartet: perfekt und gefühlvoll dargebotene Musik, die man ohne weiteres im Hintergrund laufenlassen kann, ohne daß sie stört, die aber eben auch sehr gut bewußt hörbar ist und dann die ganze Tiefe der bis ins letzte Detail durchdachten Produktion offenbart. Genau dieser Spagat ist sicher das Problem der Veröffentlichung; es ist nicht so, daß man jetzt genau diese CD haben muß, wenn man schon eine der anderen hat. Auf der anderen Seite macht es aber trotzdem Spaß, sie zu hören und zusammen mit den Vorgängern auf dem MP3 – Player hintereinandergeschnitten ergibt sie nun einen verlängerten Soundtrack für schmusige Stunden. Das ist ja auch was.

Nichts als die Wahrheit

Nichts als die WahrheitIn diesen Tagen lief ich an einigen Filmplakaten zur aktuellen Filmproduktion „Nichts als die Wahrheit“ von Rod Lurie vorbei und die erinnerten mich an …… nein, nicht an das gleichnamige Buch von Pöbel – Dieter, da kam ich dann erst im Rahmen meiner Googleleien drauf, sondern an den 1999 entstandenen deutschen Film (Wikipedia / Amazon VHS und ab März auch als DVD) mit diesem Titel, den ich für die beste Rolle halte, die Götz George je spielte. Auf internationalen Festivals heimste er einige Preise ein, nur in Deutschland wurde er todgeschwiegen und auch von der Filmförderung boykottiert, was dazu führte, daß die Schauspieler statt Gage zu bekommen sich an den Produktionskosten beteiligten, weil sie an ihr Werk und die Botschaft des Films glaubten. Leider hatten sie da wohl die Selbstkritikfähigkeit des deutschen Publikums unterschätzt, der Film ging unter.

Die Geschichte handelt von der Fiktion, Josef Mengele sei nicht in Brasilien verstorben, sondern würde sich der deutschen Gerichtsbarkeit stellen, um seine Sicht der Dinge darzulegen, um sich zu rechtfertigen und um seine Unschuld zu beweisen. „Seine Unschuld ?“ wird man sich fragen, „wie soll das gehen ?“. Genau das ist die Kunst des Films und aller Beteiligten: er zeigt uns, wie gern wir uns verführen lassen von kleinen Rechtfertigungen und Verdrehungen, nur um uns reinzuwaschen von Schuld und Zweifeln. Und genau das ist es wohl, was diesen großartigen Film in Deutschland hat scheitern lassen. Daß wir uns bis heute nur allzugern verführen lassen von beschönigenden Worten. Daß wir bis heute lieber den „Wir haben ja nichts gewußt !“ – Sprüchen glauben wollen, als offensichtlichen Fakten. Daß wir uns bis heute lieber belügen, als der Wahrheit wohlmöglich unserer eigenen Familie in die Augen zu sehen.

Auch wenn Nichts als die Wahrheit kein Actionthriller ist, so bleibt er doch die gesamten 120 Minuten der Laufzeit packend. Dazu tragen nicht nur alle Schauspieler, sondern auch die hervorragende Kameraarbeit bei, die dicht an den Details bleibt, ohne das große Ganze zu verlieren. Ich habe mir das Video heute noch mal angesehen und kann auch Euch den Film nur ganz besonders empfehlen.

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