Extension of man

Bei manchen Künstlern ist es wirklich erstaunlich: als ich vor vielen Jahren, noch zu Vinyl – Zeiten, Donny Hathaway für mich entdeckte, gab es in Deutschland nur das „Live“ – Album und in den Staaten war der Sänger komplett in Vergessenheit geraten. In der Zwischenzeit ist er in Soul – Kreisen viel bekannter geworden und über den Umweg Europa hat man ihn auch in seiner Heimat wiederentdeckt. Zu Recht, wie ich finde. Donny Hathaway hat eine Stimme, der man jede Emotion sofort abnimmt, die aber nie kitschig oder schwülstig wirkt. Und nebenher ist er auch noch ein toller Pianist. So kommt es, daß es mittlerweile wieder alle seine Platten auf dem Markt gibt, auch die 1973 erschienene „Extension of man„.

Als ich am letzten Wochenende nach Hause kam, hatte ich diese CD als nachträgliches Geburtstagsgeschenk im Briefkasten, Leser Ulrich hatte sie mir geschickt. Dafür bedanke ich mich natürlich erstmal ganz herzlich und will an dieser Stelle es nicht versäumen, Euch den Sänger auch noch mal ganz besonders ans Herz zu legen. Es gibt nur wenige Künstler, die ich in den letzten 25 Jahren konstant wirklich mochte; Donny gehört dazu.

Das Mondschiff

Nachdem ich Euch hier schon Das Rote U empfahl, will ich noch ein zweites Kinderbuch von Wilhelm Matthießen vorstellen: Das Mondschiff. Auch hier geht es wieder um eine Schülertruppe und auch hier spielt der Rhein eine Rolle, auch wenn es bei dieser Geschichte auf einer kriminalistischen Schiffsreise stromaufwärts geht.

Schon seit Wochen liegt ein geheimnisvolles Schiff in einem Seitenarm des Rheins. Von einem Bewohner ist nichts zu sehen, nur ein gigantischer Hund scheint es knurrend zu hüten und schon bald ranken sich die ersten Gerüchte um das Boot. Plötzlich schlittern vier Freunde mitten in die Geschehnisse an Bord und ehe sie sich versehen, sind sie sogar Crew. Der Kapitän ist ein kauziger Mann, der zur Begrüßung einem nicht die Hand geben kann, weil er sie ja in den Taschen hat. Nach und nach begreifen sie, daß sie nicht nur Schiffsbesatzung sind, sondern auf Schatzsuche und daß es nebenher noch Verbrechen aufzudecken gibt. Eine tolle Geschichte, die einen nebenher auch noch in das Kirmes- und Zirkusleben der 20er mitnimmt.

Auch dieses Buch kann man bestimmt ganz toll vorlesen.

Das rote U

Bei diesem Wetter, bei dem die Flüsse teilweise zugefroren sind, muß ich einfach an Kinderbuch denken, daß ich früher wirklich liebte: Wilhelm Matthießens Das Rote U. Auch wenn der Autor sich im Laufe seiner Schaffensphase in eine politische Richtung entwickelte, die unakzeptabel ist, so sind seine frühen Kinderbücher wirklich schön. Das Rote U spielt in einem kleinen, nicht weiter benannten Ort am Rhein in der Nähe Düsseldorfs, den Beschreibungen nach vielleicht in Kaiserswerth. Da ich selbst in der Gegend, in Huckingen, aufwuchs, war es für mich natürlich zusätzlich spannend, eine vermeintliche Geschichte aus meiner Gegend zu lesen.

Es ist Winter, auf dem Rhein treiben dicke Eisschollen und eine Schülerbande bekommt geheime Befehle von einem unbekannten Anführer, der sie nur allzugut zu kennen scheint. Die Aufgaben die sie da aufgegeben bekommen sind spannend, zeugen von Humor und helfen letztlich, einen Menschen aus tödlicher Gefahr zu retten. Ich habe das Buch in den letzten Tagen nochmal gelesen und finde, daß es das ideale Vorlesebuch für Kinder zwischen acht und zehn Jahren ist, zum Selbstlesen auch noch für ältere. Es ist im Stil sehr mit Erich Kästner vergleichbar und natürlich merkt man es ihm an, daß es schon achtzig Jahre alt ist. Das finde ich aber eher schön und tut der Faszination und der Spannung die für Kinder entsteht sicher keinen Abbruch.

Also eine klare Empfehlung sich Kind, Neffen, Enkel, Nachbarsgör zu schnappen und das Buch in Ruhe noch schnell vorzulesen, während es draußen noch so kalt ist.

Babettes Fest

Mit Tania Blixen verbindet man in erster Linie das Werk „Out of Africa“. Daß sie aber nicht nur von ihrer Zeit in Afrika schrieb, sonder auch ganz europäische Geschichten, ist weniger bekannt, wenngleich dieses Buch hier, Babettes Fest, sogar verfilmt wurde.

Babettes Fest fällt in die Kategorie „schönes Büchlein“. Es ist in einer Stunde gelesen und auch die Geschichte ist eigentlich ganz simpel. Trotzdem gefällt mir sowohl der Stil, als auch der Inhalt sehr gut; letzteres insbesondere, weil ich eben auch sehr gern esse und es mir leider auch etwas ansieht :-)  Kernaussage ist nämlich, daß gutes Essen die Menschen letztlich mehr erhebt, als jede Religion. Das mag manchem von uns heute selbstverständlich erscheinen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es das durchaus nicht. Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die aus der französischen Revolution nach Dänemark flieht. Als Meisterköchin muß sie sich dort den strengen protestantischen Sitten beugen und darf jahrelang ihre wahre Kunst nicht ausleben. Erst als sie 10.000 Francs in einer Lotterie gewinnt nimmt sie alles Geld, um damit die verstockte Gemeinde so zu bekochen, daß sie in höchste Ekstase gerät.

Ein schönes Buch für eine kurzweilige Zeit.

Übers Meer

Nachdem ich in den letzten Tagen drei CDs vorstellte, die mir Blogleser zu Weihnachten schenkten will ich Euch nun noch eine CD ans Herz legen, die ich mir selbst kaufte. Max Raabe ist normalerweise auf Tonträger immer mit seinem Palastorchester zu hören. In diesen Tagen nun erschien seine erste Platte nur mit Klavierbegleitung: Übers Meer. Die meisten Stücke kannte ich schon, hier sind sie nun ganz dezent, ganz intim aufgenommen und entwickeln so manchmal eine ganz andere Farbe, als im Orchestergewand.

Max versteht es wie meiner Meinung nach wie kein anderer, aus dem riesigen Bestand alter Stücke die Perlen auszugraben und so liebevoll aufzupolieren oder zu reduzieren, daß sie wunderschön in die heutige Zeit passen — vielleicht nur noch vergleichbar mit Götz Alsmann, wenngleich beide ihren Fundus in unterschiedlichen Epochen der Musik bergen. Herausgekommen ist also eine Platte, die ich mir gern anhöre, weil sie schöne Musik mit guten Texten und hervorragender Interpretation verbindet. Ein tolles Werk !

Cookie

Die dritte und letzte Platte, die ich von einem netten Blogleser bekam ist deutlich kein Klassiker, es ist MeShell Ndegéocellos Cookie. MeShells Musik mag ich seit ihrem Debut Plantation Lullabies 1993; die Mischung aus Funk, Soul und Rap, sowie die oft beißenden Texte sprechen mich sehr an. Leider waren beide in den Folgejahren von mir besuchte Konzerte eher ein Reinfall, weil sie zum einen extrem kurz waren und die bassende Sängerin extrem schlecht gelaunt. Die CDs jedoch sind durchweg richtig gut, so auch die 2002er Aufnahme Cookie. Auch also für dieses Geschenk ein ganz herzliches Danke.

Eagles live

Die zweite CD, die ich von einem Leser geschenkt bekam, ist ebenfalls ein Klassiker: Eagles live. Im Wort „live“ steckt eigentlich eine Lüge. Zwar ist die Grundaufnahme natürlich live in einigen der letzten Konzerten 1980 entstanden, danach kamen allerdings einige Studiowochen, um aus den Tapes das zu machen, was man von den Eagles gewohnt ist: perfekter Klang. Herausgekommen ist eine Platte, die eben wie eine Studioaufnahme klingt und doch zumindest den Livehintergrund durch das Publikum hat. Kein Wunder, daß nicht wenige Tonkollegen diese Scheibe zum Einhören ihrer PA verwende(te)n.

Bei aller Perfektion mag ich die Aufnahme doch sehr; die Stücke sind eben herausragend und nicht überproduziert. Außerdem kann man die CD auch direkt als Best Of nutzen. Als solche ist sie durch den Livehintergrund noch etwas besser, als die reine Studioausgabe. Auch hierfür also ein liebes Danke !

Ella in Berlin

Seit Montag habe ich auch wieder einen Scanner zur Verfügung, also ein perfekter Moment, mal Weihnachtsgeschenk – CDs vorzustellen, die ich von Bloglesern bekam. Die erste Scheibe ist der Mitschnitt eines Ereignisses, das sich in diesen Tagen zum sechzigsten Mal jährt: die legendäre Ella gab in der legendären Berliner Deutschlandhalle ein absolut legendäres Konzert. Mack the knife, the complete Ella in Berlin ist in toller Qualität aufgenommen und gibt die Atmosphäre in der Halle super wieder. Die Band spielt smooth, la Fitzgerald herself ist auf dem Höhepunkt ihrer stimmlichen Entwicklung und selbst wenn sie den Text von Mack the knife vergißt ist das, was sie dann einfach drauflos improvisiert ein echter musikalischer Höhepunkt. Nicht umsonst gewann sie genau mit dieser Improvisation einen Grammy.

Allen, die sich auch nur ansatzweise für Swing und und die Zeit interessieren sei diese CD anbefohlen; sie darf eigentlich in keiner Sammlung fehlen und im Gegensatz zur in meiner Sammlung vorhandenen, doch sehr abgespielten Vinyl – Fassung sind auf der CD zusätzliche Titel enthalten. Ganz besonderen Dank also für dieses wunderschöne Geschenk.

Die souveräne Leserin

Wenn man längere Zeit im Bett liegt, dann kann man nicht nur schlafen. Zwischendurch las ich auch ein sehr unterhaltsames, kleines Buch, „Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett. Was geschieht, wenn die Queen aus Versehen auf den Bücherbus stößt, der ein mal in der Woche einen der Wirtschaftshöfe des Palasts besucht, um die Bediensteten mit Lesestoff zu versorgen ?  Rund um diese Frage spinnt sich die liebe- und humorvoll geschriebene Geschichte, die deutliche Verehrung für die Queen zeigt und wenig Achtung vor der Politik.

Die Queen, bis dahin treue Soldatin ihres Amtes, verliert sich in die Bücher, lernt viel mehr über ihre Untertanen als bei arrangierten Treffen und stellt fest, daß sie letztlich keine Stimme hat, sondern nur Deodorant für fehlerhafte Politik ist. Ihre sich entwickelnde Liebe zu Büchern bringt den Hofstaat durcheinander, kostet dem ein oder anderen seinen liebgewonnen Posten und veranlaßt die Königin letztlich dazu…… ach, das sollt Ihr selbst lesen.

Ein schönes Buch. Keine Weltliteratur, kein hochgeistiges Werk, sondern einfach ein schönes Buch, das mich lächeln lies.

Nachruf

Da geht er nun dahin, nach jahrelangem Hickhack über den Zeitpunkt des Abrisses stehen die Bagger jetzt vor der Türe. Der Mojo Club / das Mandarin Kasino, an der für Soul/Funk – Fans legendären Adresse Reeperbahn 1 sieht nun seinem finalen Ende direkt ins Gesicht. Nachdem Ende Mai der Clubbetrieb eingestellt werden mußte, sind jetzt auch die Tage des Gebäudes an zwei Händen abzählbar.

Ich verbrachte viele tolle Nächte in diesen Räumen, begleitet von guter Musik und für Clubs ausnehmend freundlichen Menschen bei leckeren Getränken. Ich werde Dich vermissen, Mojo, denn Du hinterläßt in der Hamburger Clublandschaft ein Loch, das noch nicht wieder gefüllt ist. Möge Deine Asche in Frieden ruhen und aus ihr phönixgleich gute Musik emporwachsen.