mixed pickels

Der gestrige Tag war geprägt von Trägkeit. Es war superschwül, zwischendurch mal kurze Abkühlung durch Regen, danach nur noch schwerere Luft. Puh. Zwischendurch der Versuch des Shoppens. Ich hatte in den vergangenen Tagen Abends mal ein paar nette Klamotten in ’nem Schaufenster gesehen, aber es gab sie entweder nicht in meiner Größe oder sie waren, wenn man sie dann mal in die Hand nahm, von so minderer Qualität, daß ich da auch keine Lust drauf hatte. So bin ich dann ohne Einkauf wieder ins Hotel.

Abends bei der Show hat Uli, unser Gitarrist, bei einem Auftritt im Dunkeln erst mal ’n Stuhl umgeschmissen. Ein Höllenlärm in absoluter Stille. Und ein Totalschaden. Unsere Stühle sind einfach nicht dafür gebaut, von 1,2m herunterzufallen :-)

Das Publikum war komisch. Erst kamen sie so richtig gar nicht aus dem Quark und man hatte den Eindruck, die Hälfte der Leute wäre einfach weggerazt. Zu den Zugaben hin tauten sie dann voll auf und haben tatsächlich, trotz bereits eingeschalteten Saallichts, die fünfte Zugabe noch erklatscht. Hätte keiner mit gerechnet.

Nach der Show hatte Baß – Bernd zur Geburtstagsreinfeierparty ins Goldfinger auf der Friesenstraße geladen. Hinter der eigentlichen Bar gibt es noch einen sehr gemütlich eingerichteten Hinterhof, in dem wir es uns bei Tischfäßchen Kölsch und Prosecco auf Eis haben gutgehen lassen. Beim polnisch vorgetragenen Geburtstagsständchen unserer Ballettmädels haben wir in kleiner Runde erst mal gelästert, daß sie jetzt natürlich auch viele böse Dinge singen könnten, weil es eh keiner verstehen würde. Aber sie versicherten glaubhaft, daß dem natürlich nicht so gewesen, sondern es ein bekanntes polnisches Geburtstagslied sei.

Später, als ich frühmorgens dann auf mein Zimmer kam, fand ich noch einen verbalen Beitrag zum Türschildcontest bei meinen eMails: Wenn ich Zeit hätte würde ich ja einen Entwurf basteln: Türschild üblicher Art, dahinter eine Batterie und zwei Drähte zur Klinke…. Nein, ich bin nicht gewalttätig, aber obwohl ich mich für einen ungeheuer toleranten Menschen halte, kann ich’s gar nicht leiden, wenn man mich im Hotelzimmer in meiner Privatsphäre stört oder mir meine Sachen vermeintlich wieder aufräumt. Dazu muß man wissen, daß die Freundin, die mir dies schrieb, selbst aus der Hotelbranche kommt. In dem Zusammenhang: liebe Grüße nach Berlin.

37°C

……ist nicht meine aktuelle Körpertemperatur, sondern war die Temperatur hier in Köln. Im Schatten. Nachdem ich den Tag im Wesentlichen in wohltemperierten Hotelräumen verbracht hatte, war ich tatsächlich noch so wahnsinnig, trainieren zu gehen. Später während der Show waren wir dann alle fertig. Auch das Publikum und Max. Wir hatten noch nie so schlaffe Besucher. Aber ich hab‘ sogar Verständnis dafür.

Nach der Show traf ich mich dann noch mit Tina, einer sehr charmanten Kollegin aus einer namhaften Veranstaltungsagentur. Wir haben uns sehr nett unterhalten und hatten einen angenehmen Abend. Jetzt bin ich aber froh, daß ich in mein Bett sinke und habe das Thermostat auf 19°C gestellt….

Wochenend‘ und Sonnenschein

Bevor ich jetzt in Richtung Offday gehe, will ich noch berichten, was in den letzten zwei Tagen showmäßig geschehen ist. Nicht daß mir jemand vorwirft, ich würde das vor lauter Türschildern vernachlässigen. Die gestrige Show lief fast rund. Nur fünf der acht Balletteusen kamen im Amerikablock die entscheidende Sekunde zu spät auf die Bühne. Angeblich hätten sie den Call nicht richtig gehört. Was mich wundern würde, denn drei Mädels waren durchaus zwei Minuten vor Auftritt an ihrem Platz. Wahrscheinlich haben sie oben in ihrer Garderobe einfach nur zu lange gequatscht.

Die Palastrevue des Palastorchesters mit Max Raabe in Köln

Heute dann etwas größere Aufregung: bei Showbeginn fehlte eine Violine auf der Bühne. Das ist schon richtig ärgerlich. Bei einem Stück spielen acht Musiker Violine (und einer Bratsche) und eine dieser Geigen fehlte. Ich habe tatsächlich so um 19:40 jemanden auf der Bühne gesehen, den ich nicht kannte und der relativ schnell verschwand, als ich dort aufkreuzte. Ich hielt ihn jedoch für einen Mitarbeiter des Hauses und habe mir nichts weiter dabei gedacht. Zum Glück gab’s dann noch ein Reserveinstrument; trotzdem darf sowas natürlich nicht vorkommen und es wird jetzt die Polizei eingeschaltet.

Ansonsten hatte Birte (unsere Lichtfrau) vom CSD noch ein regenbogenfarbenes Einstecktuch für Max mitgebracht, der sich aber weigerte, es heute zu tragen. Uli, unser Gitarrist, ließ sich jedoch erweichen. Dafür spendierten wir ihm bei seinem Solo einen rosafarbenen Spot. Er hat’s noch nicht einmal gemerkt :-(

Für uns ist morgen frei; mal seh’n, was ich so mache.

falschrum

Die gestrige Show ist ganz gut gelaufen. Nur an einer Stelle gab’s einen kleinen Patzer. Der Hauptvorhang (also der rote Vorhang an der Bühnenvorderkante) war vor den Zugaben unten und sollte dann wieder hochgefahren werden. Der örtliche Kollege, der den Vorhang bedient zog ihn aber weiter runter. Bis er’s begriffen hatte, dauerte es schon ’ne ganze Zeit. Zum Glück ist der Lappen tatsächlich sehr lang und es entstand oben keine Lücke…. Hätte sonst oberbeschissen ausgesehen.

Premiere

Heute also die Premiere. Es ist auch fast alles gut gelaufen. Bis auf einen Punkt. Dazu muß ich jetzt etwas ausholen. Wir haben hinten als Abschluß des Bühnenbilds eine Opera hängen. Das ist eine dickere weiße Plastikfolie, auf die man von hinten mit dem Videobeamer projezieren kann. Aber auch alles andere Licht, das auf die Opera fällt, ist hervorragend sichtbar. Leider. Denn natürlich brauchen wir auch Umgangslicht, damit die Musiker nirgends gegenlaufen. Das ist klassischerweise dunkelblau. Und so hatte die Opera gestern immer einen leicht bläulichen Schimmer im Black. Nicht gerade ideal.

Heute haben wir es hinter der Bühne also dunkler gemacht, damit der Black auch wirklich ein Black ist und schnelle Wechsel unsichtbar funktionieren. Auf der Bühne sind für die Musiker zur Orientierung kleine fluoreszierende Punkte angebracht und ich sehe die ganze Bühne mittels einer Infrarotkamera, kann also meine Cues ohne weiteres geben. Nur hinter der Bühne gibt es diese Leuchtpunkte nicht; da ist ja immer leicht beleuchtet. Heute war es jedoch zu dunkel. Was zur Folge hatte, daß drei Herren etwas orientierungslos hinter der Opera hertaperten und der danach folgende Einsatz deutlich danebenging. Sch……ade.

Für morgen haben wir uns schon etwas anderes ausgedacht. Die Orientierungslampen hinter der Bühne werden nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt etwas heller gemacht und sind sonst aus. So verlaufen sich die Musiker nicht und die Opera ist schwarz, wenn sie schwarz sein soll.

Ansonsten ist alles glatt durchgegangen und das nachfolgende Premierenpartybier war lecker.

Preview in Köln

Auch wenn das in Hannover, der ersten Stadt, aus der ich über die Palastrevue geblogt habe, nun ausgerechnet nicht der Fall war, aber normalerweise haben wir vor der Premiere bei Max Raabe immer noch eine Preview; das ist so eine Art öffentliche Generalprobe. Nun kann man sich fragen: Was soll das ? Immerhin haben wir das Stück über 200 Mal gespielt, da sollten wir allmählich wissen, wie’s geht. Aber in jeder Stadt sind die Bedingungen anders. Die Kulissen hinter der Bühne stehen anders, die Quickchanges (dort ziehen sich die Musiker während der Show innerhalb von Sekunden um) sind anders, das Schnürbodenpersonal, der Spotfahrer sind Locals, haben die Show also noch nie vorher gesehen. Die Auftrittwege für Musiker und Ballett sind neu. Die Vorhänge laufen anders; das Feintiming muß also neu abgestimmt werden (hier in Köln haben die Vorhänge beispielsweise besonders weite Strecken zurückzulegen, dementsprechend früh muß ich sie callen, damit es keine Pausen im Ablauf gibt). Selbst die Dimmer reagieren anders.

Solche Experimente bei der Premiere zu machen ist ein wenig unschick. Also gibt es die Preview, bei der die Karten etwas günstiger sind und die Zuschauer wissen, daß auch mal etwas nicht 100%ig rund läuft. Und tatsächlich gibt es auch Besucher, die gerade Previews lieben. Weil man da eine Show nicht ganz so perfekt sehen kann und die Schwachpunkte im Ablauf erahnen.

Natürlich kann man Durchlaufproben auch ohne Publikum machen und für die ganz kritischen Übergänge geschieht das selbstverständlich auch. Aber es ist eben ein Unterschied, ob jemand dasteht und „Applaus, Applaus, Applaus“ sagt, während gerade ein Umbau läuft, oder ob man hört, daß da wirklich Leute applaudieren und dann, wie der Applaus schwächer wird und JETZT muß man fertig sein. Bei Proben ohne Publikum neigt man immer dazu zu sagen: Ach, geht schon. Mit Publikum weißt Du GENAU, ob’s geht oder nicht.

Gestern lief eigentlich fast alles halbwegs rund. Ja, klar, es gab ein paar Kinken und da werden wir heute ab 15:00 Uhr noch dran arbeiten. Aber so können wir heute dann hoffentlich eine perfekte Premiere abliefern und das ist ja Sinn der Übung.

Aufbau in Köln

Heute morgen um 10:00 Uhr, während die Kollegen in Lüneburg bereits seit einer Stunde beim Abbau schwitzten, ging es bei uns los mit dem Aufbau für die Palastrevue. In den nächsten drei Wochen werden wir in der Oper Köln spielen; einem Haus, in dem wir vor zwei Jahren schon mal vier Wochen am Stück waren — ausverkauft natürlich. Auch für diese Spielzeit gibt es nur noch ganz wenige Restkarten.

Die Oper in Köln

Hier ist das Arbeiten sehr angenehm, die Hauskollegen sind extrem entgegenkommen. So waren Licht und Vorhänge schon genau so wie wir’s brauchten; am Ende der letzten Spielzeit hatten sich die Kölner Hausleute alles genau aufgeschrieben und jetzt so wieder aufgebaut. Da könnte ich mich dran gewöhnen :-)

Daß hier nicht nur einfach das typische Opernprogramm gespielt wird, sondern gerade Stücke für Kinder eine große Rolle spielen, sieht man auch im Foyer des Hauses. Hier hat man auf eine Freifläche die Kinderoper hingebaut. Faktisch eine Oper in der Oper. Sehr schön.

Die Kinderoper in der Oper Köln

Uns blieb also nur noch, die Lampen zu filtern (also die richtigen Farben einzusetzen) und dann konnten wir auch schon das Set bauen. Unten seht Ihr die Lichtkollegen, die sich gerade liebevoll um einen Verhang kümmern.

Die Lichttechniker beim Einsatz

Eine große Anzahl an Kulissenteilen sind in diesem großen, schweineschweren Dolly (so nennt man auf Tour fahrbare Wägen, in denen man Kulissen, Lampen oder Bühnenteile transportiert), den wir extra für uns haben anfertigen lassen.

Unser Kulissendolly

Wir sind ganz gut durchgekommen heute und werden jetzt erst noch mal ins Päffgen, Kölsch antesten ;-)

Nach dem Break gibt es noch einige Impressionen vom Aufbau.

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Sachen gibt’s….

Da hat die Deutsche Mannschaft durch eine hervorragende Leistung Lehmanns gewonnen (übrigens zeigte Kahns Geste vor dem Elfmeterschießen meiner Meinung nach echte Größe) und schon wird das Publikum übermütig. Ein Zuschauer steigt etwa drei Minuten vor Showbeginn auf die Bühne und beginnt, Deutschlandfähnchen an den Frontmikros zu befestigen. Da mußte ich dann doch mal eben zwischengehen. Erst mal ist dem Besucher sicher nicht bewußt, daß er da an extra für Max modifizierten Mikros mit erheblichem Wert rumfummelt. Und dann paßt die Fahne einfach nicht zur Show.

Allerdings ließ es sich Vincent, unser Drummer, nicht nehmen, bei der Tresornummer mit schwarz-rot-goldener „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ – Krone aufzutreten. Dem Publikum gefiel’st.

In der Pause bin ich mal eben zum Luftschnappen raus…. Jungejungejunge, da ist ja richtig was los. Wie soll sich das denn entwickeln, wenn die Deutschen tatsächlich bis ins Endspiel kommen (vom Titel woll’n wir mal noch gar nicht träumen) ? Interessant auch die Polizei, die mit einer Art Kamerawagen durch die Gegend fährt und alles filmt. Warum das eigentlich ? Ist doch bisher alles friedlich. Aber wir hatten Kontakt zur Polizei und man hat uns versprochen, unseren LKW durchzulassen.

zwei Shows

In den letzten zwei Tagen habe ich gar nichts über die Shows geschrieben und das aus einem ganz einfachen Grund: sie liefen völlig glatt und unspektakulär. Allein gestern gab es vor der Vorstellung ein wenig Aufregung: Max war um 17:01 mit dem ICE in Hamburg losgefahren und hätte um 18:23 in Hannover sein sollen, also locker rechtzeitig zur Show. Durch Stellwerksausfälle und einem Defekt der Lok kam der Zug aber erst um 19:48 in Hannover an. Dort schwang er sich auf sein Fahrrad und schoß zum Theater („Ein Taxi hätte doch eher länger gedauert als ich auf dem Fahrrad.“). Um 20:03 stand er im Frack mit einem ichweißechtgarnichtwasihrwolltesistdochnichtspassiert – Gesicht auf der Bühne und sang sein erstes Lied. Sehr cool.