Lieber frisch

Nach einer langen Tour ist der Kühlschrank natürlich leer, wenn man wieder nach Hause kommt und so war ich dann vorhin auch einkaufen. An meiner Lieblingskäsetheke wird vor mir eine ältere Frau bedient und sie möchte gerne ein Stück Old Amsterdam, einen overjaarigen Gouda. Auf die Frage, wie groß denn das Stück sein soll, antwortet sie: „Nicht zu groß, ich hole ihn mir lieber wieder frisch.“

Ach.

Bei 13 Monate altem Käse spielt das auch so eine große Rolle…

geschlossener Kreislauf

Seitenaufdruck einer demeter / dennree - Milchtüte; Copyright: demeter / dennreeIch trinke morgens sehr gerne eiskalte, frische Vollmilch zum Frühstück. Während andere schon früh ihren Koffeinschock brauchen, um in die Gänge zu kommen, stehe ich eben auf einen großen Becher Milch. Gerne darf es auch das etwas bessere Produkt sein; ich schmecke durchaus den Unterschied zwischen den verschiedenen Haltungsarten. „Längerfrische“ oder gar „haltbare“ Milch kommt mir nicht ins Haus, die schmecken immer leicht angebrannt. Ob ich aber beim Frühstück so genau wissen will, daß die Milch aus einem „geschlossenen Kreislauf aus Boden, Pflanze, Tier und Mensch“ stammt……

Kreislauf……

geschlossen……

nein, eher nicht. Und daß die Bauern ihre Kühe im kosmischen Rhythmus melken — mir auch herzlich egal. Jedenfalls habe ich ein sehr genaues Bild des strickpullitragenden Werbestrategen, der diesen Unfug verzapft hat.

.

Kosmische Kräfte …… dazu passen auch die zehn erwachsenen Menschen, die heute Nachmittag mindestens anderthalb Stunden (so lange habe ich sie dort gesehen, keine Ahnung, wann sie anfingen) als Indianer verkleidet auf dem Sophienplatz tanzten, trommelten und sangen. Aia – haha – haha.

Vielleicht haben die einfach zu viel von der Demeter – Milch getrunken und die kosmischen Kräfte sind auf sie übergegangen. Wer weiß das schon.

.

Blitzlichtgewitter

Die Verbreitung digitaler Kleinkameras und Handys mit Kamera & Blitz hat nicht nur Gutes. Vor allem bei Konzerten nicht. Jeder Depp zückt ja heute sein Gerät, um dann damit so lange herumzuknipsen, bis der Akku leer oder wahlweise die Speicherkarte voll ist (was bei immer leistungsfähigerer Technik leider immer länger dauert). Leute: das nervt. Man kann heute keine schöne, intime, halbdunkle Stimmung mehr erzeugen, weil natürlich mindestens 25 Leute an der schönsten Stelle ihren Blitz abfeuern. So ! ein ! Schwachsinn !!!

Darum hier mal ein kleiner Crashkurs für den geneigten Kamerahansel:

– die Pißblitze Eurer Kleinkameras wirken für Photos maximal acht bis zehn Meter weit. Damit beleuchtet Ihr also phantastisch den Hinterkopf Eures Vordermanns, nicht aber die Bühne.

– fette Metz – Blitze mit Leitzahlen außerhalb des kleinen Einmaleins kommen auch bis zur Bühne, zerstören aber dort ganz sicher die wunderschöne Szene, die Ihr eigentlich festhalten wollt.

– alle um Euch herum bewundern bei den ersten eins, zwei Bildern Eure schicke Kamera, entwickeln aber im Laufe des Abends tiefe Haßgefühle.

– den Leuten auf der Bühne macht es keinen sehr großen Spaß, ständig in dieses Herumgeblitze zu sehen. Das könnt Ihr auch ganz schnell verstehen, wenn Ihr mal im heroischen Selbstversuch zehn Mal hintereinander in Eure eigene Physiognomie blitzt.

Was lernen wir daraus ? Richtig, der Blitz gehört ausgeschaltet (wahlweise auch mit einem kleinen Hämmerchen zerstört). Argument für Euch: die Bilder werden von den Farben her plötzlich viel schöner und leuchtender und der Akku hält viel länger, man kann also mehr knipsen (wenn die Speicherkarte groß genug ist).

Nun werden einige vielleicht einwenden wollen, daß die Bilder ohne Blitz aber alle verwackeln. Stimmt. Aber sie sehen so auch nicht schlechter aus, als die hinterkopfbeleuchteten Bilder mit Blitz. Ist also unter’m Strich kein Unterschied. Dem kann man Abhilfe schaffen, indem man sich
a) eine Kamera mit Antiverwackelelektronik oder
b) eine Kamera mit hoher Empfindlichkeit oder
c) eine Kamera mit direkt beiden Eigenschaften kauft

Denkt mal drüber nach. Danke.

Cateringhilfen

Da er nur sehr sporadisch schreibt, schaue ich auch nur ziemlich unregelmäßig im Blog meines monitormixenden Namenskollegens vorbei. Heute entdeckten dort meine trüben Augen eine Geschichte von Anfang Dezember (wie gesagt… unregelmäßig), über die ich sehr schmunzeln mußte und die mich spontan an eine andere Begebenheit mit Cateringhilfen erinnerte.

Erst mal vorab: auch wenn wir hier bei der Annett – Tour keine örtlichen Hilfen haben, so ist es doch allgemein üblich, daß der oder die Köche in jeder Stadt nochmal lokal Leute bekommen, die ihnen in der Küche helfen — Cateringhilfen eben. Die sind, wie auch die Bühnenhelfer, von sehr unterschiedlicher Qualität; von gelernten Köchen bis zu Leuten, die nicht wissen, wie man Kartoffeln schält, ist alles dabei. Sehr schön war die folgende Situation:

Zwei jüngere Mädels, vielleicht 18 – 19, optisch eine Bereicherung des Touralltags, allerdings mit Pömps deutlich für die Küche overdressed und auch nicht wirklich schnell (wahrscheinlich unter anderem auch wegen der Pömps) versuchen im Laufe des Tages im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Küche das Beste zu geben. Ganz plötzlich, mit Erscheinen der Künstler sind sie wie vom Erdboden verschluckt. Weg. Nicht aufzufinden. Die Arbeit einfach hingeschmissen.

Nach einiger Zeit hört man weibliches Gegiggel aus der Künstlergarderobe und siehe da, inmitten der begeisterten Band sitzen die beiden Mädels. Da mußte ich dann leider direkt mehrere Leute enttäuschen. Die Band und die Damen. Der Örtliche hatte den beiden Helferinnen nämlich versprochen, daß er sie zwar nicht bezahle, sie aber die Möglichkeit hätten, die Show zu sehen und die Künstler persönlich kennenzulernen. Jeder der den Touralltag kennt weiß, daß die Caterer mit Sicherheit zu Einem keine Zeit haben: sich die Show anzusehen. Und meinetwegen können die Caterinen von der Spüle her den Musikern mal mit palmolivegepflegten Händen zuwinken. Alles andere bleibt Phantasie.

Ring my bell

Heute spielen wir in der Kölnarena. Normalerweise kann man morgens Backstage einfach in eine Halle reinlaufen, das ist hier heute anders, man muß sich bei ArenaControl, dem BigBrother – mäßigen Überwachungsraum, anmelden. Davor eine Klingel. Und seit dem geht mir dieser Song nicht aus dem Kopf. Schlimm. Irgendwie hatte ich doch eine schlimme Jugend…… ;-)

Denunziantentum

In den letzten Tagen hat Altkanzler Schmidt in der Öffentlichkeit geraucht. Und ist prompt wegen Körperverletzung (!) angezeigt worden. Von einem Menschen, der zu diesem Zeitpunkt einige hundert Kilometer weit weg war. In diesem Zusammenhang kann man lesen, daß im Januar bereits rund 5.000 Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Nichtrauchergesetze eingegangen seien. Der Nichtraucherschutzbund vermeldet stolz, über 1.000 davon durch ihn.

Sagt mal……

Ich sehe schon wieder urdeutsche Instinkte durchkommen. Ein Willkommen an alle Blockwarte.

Meine Meinung dazu: wer nicht den Arsch in der Hose hat, sich vor Ort von Angesicht zu Angesicht durchzusetzen, der soll doch einfach den Mund halten. Wer meint, einem der letzten Politiker, denen man überhaupt Profil nachsagen kann, von Ferne „abstoßendes Verhalten“ vorwerfen zu können, bloß weil er, von allen vor Ort akzeptiert, raucht, der soll doch mal schauen, ob sein Privatleben ausreichend erfüllend ist.

Noch mal zum richtigen Einsortieren: ich bin Nichtraucher.

Fahr- und Ruhezeiten

Seit Mai letzten Jahres gilt eine neue Verordnung über Lenk- und Ruhezeiten im gewerblichen Güterverkehr. Die ist europaweit harmonisiert und — natürlich — deutlich strenger, als die vorhergegangene Verordnung. Mag sein, daß sie für den gewöhnlichen LKW – Fahrer notwendig und fair ist, im Touringbereich ist sie Schmerz im Hintern. So muß jeder Fahrer wenigstens 45h in der Woche theoretisch seinen LKW verlassen (mit zahlreichen Ausnahme- und Schieberegeln, aber lassen wir das mal so stehen). Er macht gewissermaßen Wochenende. Super.

Sind wir doch mal ehrlich: in der Regel fährt ein Trucker bei uns drei bis sechs Stunden in der Nacht, läd eine Stunde aus, anderthalb ein und ansonsten hat er frei. Jeden fünften Tag haben wir einen Offday, da gibt es ein Hotelzimmer. Bisher gab es selten Konflikte mit den Lenkzeiten bei uns. Nur bei sehr langen Strecken wurde ein zweiter Fahrer notwendig und auch gebucht. Jetzt ist jede Woche das große Puzzeln angesagt. Trucks werden am Offday schon am Venue abgestellt (so dort Parkplätze frei und keine andere Produktionen sind) und nicht am Hotel. Mit Taxen wird hin und her gefahren; die Versicherung grummelt, weil Autos unbewacht irgendwo herumstehen. Und sind die Trucker glücklicher ?  Eher nicht. Der Aufwand nervt sie selbst.

Beim Sonntagsfahrverbot gibt es für unsere Branche (und natürlich auch für andere) ganz einfach Ausnahmegenehmigungen; vielleicht sollte man sich auch bei den Ruhezeiten mal Gedanken darüber machen, daß es neben den normalen Speditionen auch Spezialfälle gibt.