Verlinkt zu werden muß kein Glück bedeuten

Mein kleiner Artikel über den zu resettenden ICE hat den ein oder anderen Kollegen so amüsiert, daß er mich in seinem Blog zitieren mußte, was zur Folge hatte, daß hier bisher gestern und heute zusammengenommen etwa 18.000 Leser zusätzlich reinkamen. Das ist natürlich erst mal toll, steigert es doch augenscheinlich die Bekanntheit meines Blogs. Wenn ich mir die dazugehörige Statistik aber genauer anschaue, dann merke ich, daß die Besucher außer Dreck (sprich: gelöschter Kommentare) kaum etwas hinterlassen haben, sahen sich diese Leute nämlich im Schnitt 1,2 Seiten an (Normalwert: 2,1 Seiten). Das heißt, die meisten von ihnen haben es noch nicht mal bis zur Startseite geschafft.

Interessant ist für mich die Tatsache, daß vorbeiziehende Horden in einem Tonfall kommentieren, den ich hier nicht sehen möchte. Es scheint eine bestimmte Sorte von Internetnutzern zu geben, die entweder der Bahn so zugetan ist, daß sie diese mit Zähnen und Klauen verteidigen müssen, oder die einfach sowieso nur prollen wollen.

Weihnachtsmann

Gerade bin ich auf dem Weg nach Regensburg, wo ich morgen früh eine Vorbesichtigung haben werde. Am Bahnhof kam mir eine ganze Traube besoffener „Weihnachtsmänner“ entgegen und das machte mich schon nachdenklich. In meiner Kindheit gab es eigentlich keine Weihnachtsmänner; jedenfalls kann ich mich an keine erinnern. Im katholischen Rheinland gab den Nikolaus, schön mit Stab und Mitra. Und natürlich erinnere ich mich daran, vor Weihnachten auch welche mit aufwendigem Kostüm in der Innenstadt gesehen zu haben. Heute ist der Nikolaus verschwunden und statt dessen gibt des den Weihnachtsmann, oft in billigstem Filzkostüm. Der Nikolaus war ein großer Mann, vor dem man Respekt haben konnte; der Weihnachtsmann ist oft nur ein besoffener Penner. Schade eigentlich.

Albtraum

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So ein Photo ist für mich der absolute Albtraum. Ihr seht den Nightliner der Band The Roots (Wikipedia) am letzten Freitag auf dem Seitenstreifen einer Autobahn. Und auch wenn ich hier schon erwähnte, was ein Nightliner ist, möchte ich das hier in diesem Zusammenhang doch noch mal in Ruhe erklären: ein Nightliner ist ein Bus mit eingebauten Betten, in dem die Crew und manchmal (so wie in diesem Fall) auch die Band schläft, während sie Nachts von einer Stadt in die nächste fahren.

Nightlinerfahren ist eine Frage des Vertrauens. Viele normale Busfahrer, die tagsüber sicher hervorragend fahren, scheitern beim Nightliner, weil es einer ganz besonderen, sehr ruhigen und vorausschauenden Fahrweise bedarf, damit alle gut schlafen können während der Fahrt. Als Schlafender ist man den Umständen absolut ausgeliefert. Man schläft eben. Und auch wenn man die Kojen in modernen Bussen mit Sicherheitsgurten halbwegs zuschnallen kann (nicht jeder macht das dann auch und in alten Bussen gibt es diese Möglichkeit nicht), so liegt man dort recht ungeschützt drin.

Hier einmal ein größerklickbares Photo aus meinem Fundus vom Inneren eines solchen Busses. Hier wohnen wir also während einer Tournee. Links kann man die Lounge erkennen, in der Nachts nach dem Abbau das Feierabendbier genossen wird, rechts dann der Fahrer und ganz rechts noch die kleine Küche.

Ihr könnt vielleicht jetzt verstehen, warum mir so ein Unfallphoto die Schauer über den Rücken jagt. Ich könnte in diesem Bus liegen und aus dem Bett geschleudert werden. Im Schlaf.

Zum Glück passieren solche Unfälle ganz selten. Nightlinerfahrer sind eben ein ganz besonderes, ein besonders vorsichtiges Völkchen. Und zum Glück ist auch hier trotz des Unfalls nicht viel passiert. Nur Leichtverletzte. Liebe Grüße an die Kollegen und alles Gute !

Spenden !

Nun habe ich gestern schon über Tod und Friedhof geschrieben, da liegt dann das nächste Thema nicht mehr weit. Nachdem es in Deutschland schon immer zu wenig Organspender gab, nimmt die Zahl in letzter Zeit auch noch deutlich ab. Das ist fatal. Im Zweifelsfall schon bald auch für Dich und mich. Weil wir alle in Zukunft auf Organspenden angewiesen werden sein können. Darum hier mein Appell: erklärt Euch aktiv zur Organspende bereit. Laßt diese Entscheidung nicht irgendwann Eure Nachfahren treffen und sich darüber entzweien, entscheidet Euch selbst. Jetzt. Einen Organspendeausweis zum runterladen, ausdrucken, ausfüllen und zum Personalausweis legen gibt es hier. Ich weiß, daß manche arge Bedenken haben, ob sie dann im Zweifelsfall nicht einfach abgeschaltet statt wiederbelebt werden; ich kann Euch aber versichern, daß zumindest hier in Deutschland und Zentraleuropa die Vorschriften so streng sind, daß man diese Befürchtung nicht haben muß. In Afrika, Asien, oder Südamerika ist das vielleicht noch etwas anderes. In Deutschland könnt Ihr diesen Ausweis ohne Bedenken bei Euch tragen.

Darüber hinaus könnt Ihr auch als Lebende helfen. Geht Blut spenden. Auch hier ist Deutschland Importland, verbraucht also viel mehr Blutkonserven, als es selbst herstellt. Dagegen könnt Ihr etwas tun. Bei kommerziellen Blutbanken gibt es für Eure Spende sogar auch noch Geld. Über die Infoseite bei Wikipedia landet Ihr bei den verschiedenen Blutspendediensten.

Darüber hinaus könnt Ihr Euch auch in die Datei für Knochenmarkspender eintragen. Dabei geht es nicht um Rückenmark, so wie es oft fälschlich vermutet wird, sondern eben um Knochenmark, was ein großer Unterschied ist. Eine Knochenmarkspende ist oft die einzige Möglichkeit, um Leukämie zu heilen. Bei der DKMS findet Ihr ausführliche Informationen.

Das war jetzt vielleich für den ein oder anderen etwas viel auf einmal. Krankheit und Tod sind ja keine hippen Themen. Setzt Euch trotzdem damit auseinander. Und überlegt, wie sehr Ihr im Zweifelsfall auf Hilfe hoffen würdet. Enttäuscht also nicht die Hoffnung anderer.

Schwarz

Vieles in der amerikanischen Kultur stört mich. Manches massiv. Doch in einem sind sie uns weit voraus: da steht nun ein Schwarzer kurz davor, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Und so sehr die deutsche Mehrheit sich wünscht, daß Barack Obama die heutige Wahl gewinnen möge, so wenig können sich vorstellen, daß ein Schwarzer, oder gar ein türkischstämmiger deutscher Bürger Bundeskanzler würde. Schon beschämend.

Die Winterzeit…

…braucht doch echt kein Mensch, oder ?  Wenn es morgens nicht so früh hell wird, ist mir ja egal, aber die Abends eine Stunde früher einbrechende Dunkelheit finde ich sehr frustrierend. Und auch wenn High Noon dann nicht mehr um 12:00 Uhr ist, so sollte man meiner Meinung nach die Sommerzeit einfach das ganze Jahr über durchlaufen lassen.

Zeitlos

Einige von Euch wissen vielleicht, daß ich mal Augenoptiker gelernt habe. Und auch wenn ich seit 13 Jahren nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet habe, so schaue ich doch zwischendurch mal, was sich denn in dieser Branche so tut. Das ist erschreckend wenig. Die angebliche Brillenmode ist die letzten 15 Jahre absolut zeitlos. Dieses Schaufenster hätte ich vor zehn Jahren exakt genau so photographieren können und mein eigenes Brillengestell, mittlerweile 14 Jahre alt, halte ich immer noch für modischer, als etwa 98% der Modelle, die ich zur Zeit so sehe. Dabei denke ich durchaus über eine neue Brille nach. Aber alles was ich so sehe, ist entweder so nichtssagend, daß es mich langweilt, oder aber für einen Ochsenschädel wie mich (für Insider: PD 71) leider nicht geeignet.

Ich war früher immer der Überzeugung, daß man regelmäßig seine Brille wechseln müsse, weil man ja auch seine Bekleidung der Mode anpasse. Heute frage ich mich: warum, wenn die Neue langweiliger und nichtssagender ist als die Alte.

Das Ende der olympischen Spiele

Ich liebe ja zweideutige Überschriften… Nun gehen also die olympischen Spiele in China zu Ende. Spiele, die im Vorfeld heiß diskutiert wurden. Was bleibt hängen nach der Zeit ?

Was mich bei der ganzen Diskussion im Vorfeld verwunderte, war die Scheinheiligkeit, mit der sie geführt wurde: da sollen Sportler, die jahrelang für dieses Ereignis trainierten, dort nicht hinfahren dürfen, weil ein paar weltfremde Sportfunktionäre entschieden, die Spiele nach China zu geben, während wir hier in bester Geiz ist geil – Mentalität aber weiterhin so viele chinesische Waren kaufen, daß China kurz davor ist, uns den Titel des Exportweltmeisters abzunehmen ?  So ein Blödsinn.

Daß die IOC – Deppen Funkionäre tatsächlich glaubten, China mit den Spielen missionieren zu können, will mir eigentlich nicht in den Sinn. So naiv können die gar nicht gewesen sein. Da ist doch bestimmt eine Menge … Entscheidungshilfe … geflossen.

Ansonsten paßten Ablauf und sportliche Leistungen streckenweise durchaus zusammen: sie bildeten eine Farce. Nach Unregelmäßigkeiten beim Kartenvorverkauf sind dann keine Karten mehr zu haben und trotzdem laufen weite Strecken der Wettbewerbe vor faktisch leeren Rängen ab. Ein paar abkommandierte Schulklassen und Arbeitsbrigarden sieht man, aber echte Fans stehen draußen vor den Stadien und kommen nicht rein. Drinnen dann Leistungen, bei denen Sportmediziner bezweifeln, daß sie überhaupt möglich sind. Aber natürlich hat keiner gedopt. Jedenfalls nicht nachweisbar. Und darauf kommt’s ja an.

Ich glaube tatsächlich einigen Sportlern die Begeisterung, mit denen sie jeweils zu den olympischen Spielen fahren. Weil olympisches Gold eben doch noch mal mehr zählt, als ein schnöder Weltmeister zu sein. Weil man auch mal über den Tellerrand der eigenen Sportart drüberweg schauen kann. Weil es ein unglaubliches Event ist. Dabei sind die Organisatoren fleißig dabei, durch Regeln jenseits des Sports den Reiz der Veranstaltung zu nehmen. Und da schließt sich der Kreis zwischen IOC und chinesischer Regierung: beide achten schärfstens darauf, daß auch ja alle Regeln eingehalten werden. Die sportlichen, ja, auch, aber eben gerade auch die Regeln des Drumherums. Von daher wird IOC – Präsident Rogge sich bei seiner heutigen Stellungnahme hochzufrieden über die Zusammenarbeit mit den Chinesen äußern. Alles andere käme ja auch Selbstkritik gleich.

Was geben wir der Welt ?

Seit einigen Wochen schon hängen — für diese Jahreszeit untypisch —  in ganz Deutschland verschiedene Plakate der evangelischen Entwicklungshilfeaktion Brot für die Welt. Und weil sie doch auffällig häufig hängen, regten sie mich zum Nachdenken an. Natürlich wollen wir Gerechtigkeit, Essen und Gesundheitsfürsorge für alle. Natürlich sind wir für gleiche Chancen weltweit. Das ist doch klar, oder ?

Wenn ich da länger drüber nachdenke, dann beginnen diese Gedanken zu stolpern, dann schleicht sich ein „nun ja“ ein. Was wäre wirklich, wenn wir es schafften, alle mit ausreichend Brot, Bildung und Medikamenten zu versorgen ?  Nun. Es wäre eine Katastrophe. So lange seit Jahrtausenden gewachsene gesellschaftliche Strukturen unter Unterstützung von Religionen eine sinnvolle Familienplanung verdammen, so lange dürfen nicht alle überleben, soll die Welt nicht an uns Menschen innerhalb kürzester Zeit zugrunde gehen. Die Toten sichern den Überlebenden das Leben. Ein erschreckender Gedanke.

Schon heute wächst die Weltbevölkerung in einem Maße, das es einen mittelfristig beunruhigt. Schon heute sorgt eine nur bescheidene Verbesserung der Lebensqualität in Asien für wirtschaftliche Kapriolen auf dem Weltmarkt. Schon heute steigt der Energieverbrauch und damit die Umweltverschmutzung viel stärker, als wir uns das auch nur ansatzweise leisten könnten. Was also, wenn die Millionen von Menschen überleben, die heute noch jedes Jahr an Hunger, Krankheit und Krieg krepieren ?  Es würde diese Erde in ein noch viel größeres Chaos stürzen.

Die Frage ist nun: wie geht man da eigentlich mit um ?  Unterläßt man jede Hilfe, zuckt mit den Schultern und sagt sich: „Ich geize für den Weltfrieden.“ ?  Das, ehrlich gesagt, widerstrebt mir auch. Es zeigt sich also, daß wir vor einem echten Problem stehen — gerade angesichts der zunehmenden Radikalisierung von Religionen außerhalb Europas. Wie soll man technischen und medizinischen Fortschritt der Weltbevölkerung zugute kommen lassen, wenn gesellschaftlicher Fortschritt nicht in Sicht ist ?  Wie kann ich wirklich helfen und nicht nur mein Gutmenschgewissen beruhigen ?  Fragen, die ich nicht beantworten kann. Fragen, die mich sehr nachdenklich zurücklassen.

Trinken

Den heutigen Tag habe ich sehr gemütlich in der Sonne und beim Blogrollabsurfen verbracht. Bei Marco entdeckte ich, daß das Molotow zum Ende des Jahres dicht machen wird. Zwar gibt es nun eine Initiative, die den Club retten will, das Problem ist aber grundlegend und wenn überhaupt, dann nicht durch eine Unterschriftenliste zu lösen. Es geht um unseren Umsatz in den Clubs; denn ehrlicherweise ist das Molotow ja nicht der einzige Laden, der ums Überleben kämpft bzw. den Kampf nun aufgibt. Zu viele Clubbesucher kaufen sich ihr Bier lieber in einem der umliegenden Supermärkte und so bricht der Getränkeverkauf in den Venues komplett ein. Von diesem Umsatz leben die Clubs aber.

Zwar können wir jetzt jammern und nach kulturpolitischen Lösungen rufen. Verursacht wird die Situation aber von uns Verbrauchern. Die Tatsache, daß kaum noch jemand legal CDs kauft, erhöht die Gagen der Künstler bei den Konzerten; schließlich müssen die ja auch irgendwovon leben. Wenn die so gestiegenen Kosten in kleinen Clubs nicht aufgefangen werden können, weil die Konzertbesucher vor Ort nicht mehr trinken, dann tragen wir Konsumenten selbst zum Clubsterben mit bei. Vielleicht mal Anlaß, über das eigene Handeln nachzudenken.

Andi Schmidt, Inhaber des Molotow, faßt die Situation sehr gut in seinem Statement zur Situation zusammen.