Pfingsten

Am Pfingstsonntag versammelten sich die Jünger Jesu, um ihm zu gedenken. Da tat sich der Himmel auf, Feuerzungen regneten herab, füllten die Jünger mit dem Geist der Erkenntnis und ließen sie in Zungen sprechen, so daß sie von allen verstanden wurden. Diese Geschichte läßt mich hoffen, daß dieses auch 2009 geschehe und die Feuerzungen unsere Politiker träfen. Auf daß sie von Erkenntnis erfüllt mal etwas besseres als Sondermüll von sich geben.

Es ist Wahlkampf. Das ist deutlich zu merken. Interessanterweise natürlich nicht Europawahlkampf, diese Wahl wird mal eben auf dem Weg abgefrühstückt, obwohl 84% aller Gesetze und Verordnungen in Deutschland mittlerweile auf europäische Initiativen beruhen. Nein, Bundestagswahlkampf. Und da wird jede noch so kleine Gelegenheit mitgenommen, um sich dem Volke gegenüber als engagierter Wohltäter zu profilieren. Wenn ich mir die Posse rund um Opel ansehe, dann kann ich kotzen. Alle Wirtschaftsweisen sagen, daß eine geordnete Insolvenz des Autobauers vernünftiger (und für den Steuerzahler auch deutlich billiger) sei, aber das ist egal, für läppische 1.500.000.000,00€ kann man doch mal Wahlgeschenke machen. Und auch wenn sich jetzt noch alle zieren, weil sie ja auch von Opel abgelenkt waren, Karstadt wird folgen. Nebenher wird der Bund bei der HRE Investmentbanker. Das ist auch sinnvoll, zeigen die hervorragend geführten Landesbanken ja, daß die Politik sich bestens mit den Geschäften auskennt.

Nun kann man nicht sagen, daß die Politiker das Volk in unverhältnismäßige Schulden stürzen will. Dafür hat man ja gerade erst eine gesetzlich festgeschriebene Schuldenbegrenzung im Bundestag beschlossen. Ab 2015. Bis dahin hat man sicher eine neue Ausrede gefunden, um das Gesetz noch vor der Gültigkeit wieder zu suspendieren. Denn Schuldengrenzen und Termine für einen ausgeglichenen Haushalt gab es ja schon in der Vergangenheit, ohne daß es jemanden ernsthaft interessiert hätte.

Gerne wird von den Politikern eine stärkere persönliche Haftung von Geschäftsführern und Vorstandsvorsitzenden gefordert, wenn mal wieder ein Unternehmen crasht. Mal abgesehen davon, daß ich die Idee so schlecht nicht finde, würde ich sie aber gerne ausweiten: auch Politiker sollten für ihr Tun verantwortlich gemacht werden. Und zwar nicht nur per Rücktritt bei vollem Bezug der Altersversorgung, sprich: durch vorzeitige bezahlte Freizeit. Sondern per geordnetem Leben mit Hartz IV. Statt dem Wohl des Volkes zu dienen, ein Schwur, den jeder Minister feierlich ablegt um ihn sogleich wieder zu vergessen, ist die Prioritätenliste der aktuellen politischen Führungsriege eher: ich, meine Familie, meine Partei und … da hatte ich doch noch was vergessen … ach so, ja: der Staat.

Verarsche

Wo wir gerade bei Wahlen sind: Merkel, CSU und FDP wollen nach der Bundestagswahl die Steuern senken. Sagen sie jedenfalls gerade. Mal abgesehen davon, daß wir wahrscheinlich gar keine Steuern mehr zahlen würden, wären alle Wahlversprechen der letzten Jahrzehnte in Erfüllung gegangen, komme ich mir doch wirklich für sehr dumm verkauft vor !  Gerade werden Milliarden an Geschenken und Subventionen rausgehauen, um angeblich der Wirtschaftskrise zu trotzen, es gibt eine Neuverschuldung, die historisch (und historisch dumm) ist und nach der Wahl sollen dann die Steuern gesenkt werden ?  Für wie bescheuert halten die Herrschaften die Wähler eigentlich ?  Oder wenn das wirklich ernstgemeint ist: wie bescheuert sind eigentlich diese Politiker ?  Das kann man doch gar nicht ernstnehmen.

Politikverdrossenheit entsteht, wenn die Regierenden sich so sehr vom Alltag des Volks entfernen, daß beide Welten nichts mehr miteinander zu tun haben. Solche Vorschläge sind ein gutes Zeichen dafür, daß es so ist und daß man das Gelaber aus Berlin einfach nur aus kabarettistischen Zwecken beachten sollte.

Wahlwerbesendung

Ich habe heute meine Briefwahlunterlagen zur Europawahl bekommen. Mal abgesehen davon, daß ich schon amüsiert bin darüber, wer sich alles zur Wahl stellt, möchte ich hier mal zum Nachdenken anregen.

Wenn man sich überlegt, daß wir uns eigentlich in der heißen Wahlkampfphase zur Europawahl befinden müßten, dann merkt man davon in der realen Welt nicht viel. Früher — und Berlusconis Supermodelkandidatinnen zeigen, daß sich daran nicht viel geändert zu haben scheint — wurde das Europaparlament nicht echt ernstgenommen. Die Zweit- bis Drittliga wurde nach Brüssel geschickt, das war dafür gut genug. In der heutigen Zeit kommen aber so viele Gesetze von Brüssel gewissermaßen durch die kalte Küche in die einzelnen Staaten, daß man seinen Augenmerk da mal viel deutlicher hinlenken sollte. Bundes- und Länderpolitik ist ganz massiv von den Technokraten aus Brüssel geprägt; fast möchte man meinen, daß die Grundlagenpolitik in der EU gemacht wird und nicht mehr in den Staaten. Da mag es um so mehr verwundern, daß die jetzt anstehenden Wahlen so wenig Beachtung finden.

Ich möchte Euch aufrufen, ganz genau hinzuschauen, wen und vor allem was Ihr da in Europa wählt. Die Koalitionen in Deutschland sind jedem bekannt, aber kaum einer auf der Straße weiß, wer in Brüssel mit wem paktiert und plötzlich sind dann die Verordnungen da, über die wir uns alle im Alltag so ärgern.

Deutsche Pest AG

Fehler passieren überall; für mich ist immer die Frage, wie man damit umgeht. Daß ein per Express mit garantierter Zustelluhrzeit verschicktes Paket nicht zur zugesagten Zeit, nicht mal am vesprochenen Tag ankommt, ja, das ist ärgerlich. Zumal zur Bearbeitung des Paketinhalts extra ein Freelancer gebucht wurde. Daß aber die Posttochter DHL auf Anfrage eher belästigt reagiert ist der Punkt, den ich unprofessionell finde. Ich frug per Mail an, ob ich denn eine Chance hätte, das für die Expresszustellung bezahlte Porto zurückzubekommen. Immerhin hat das Unternehmen die zugesagte Leistung ja nicht erbracht. In der Briefantwort bedauert man, mich nicht telephonisch erreicht zu haben (was eindeutig daran liegt, es erst gar nicht versucht zu haben) und behauptet dann, das Paket sei ja gar nicht per Expres verschickt worden. Warum nur steht das dann auf meinem Einlieferungsschein ?!?

Konsequenz: im Nachbarhaus ist ein dpd – Shop. Dann kann ich auch dahin gehen. Unzuverlässiger können die auch nicht sein und es ist deutlich näher.

eiskalt genießen

Manchmal verschwinden Dinge ganz leise und man nimmt es erst wahr, wenn man sie an anderer Stelle plötzlich wieder entdeckt. Beispielsweise die Dose mit Coke. In Deutschland bekommt man sie vor lauter Pfandwirrwarr kaum noch, aber während des Schweiz – Blocks war unser Bus mit französischen Dosen bestückt. Pfandfrei. Ich selbst trinke Cola normalerweise gar nicht sooo gerne, nur aus der Dose, da schmeckt sie mir. Interessanterweise geht das nicht nur mir so; die halbe Crew war verzückt und langte zu.

Auch bei anderen Produkten macht die Verpackung einen wichtigen Teil des Genusses aus. Das Feierabendbecks muß beispielsweise aus einer 0,33er Flasche kommen. Dose oder 0,5er Flasche — keine Chance.

Im Grunde kann ich ja froh sein, daß es die Dosen in Deutschland kaum noch gibt: in Flaschen genießbare Apfelschorle oder Wasser haben deutlich weniger Kalorien und das wiederum kommt durchaus meinem Bäuchlein zugute.

Überraschung !

Heute morgen um kurz nach 09:00 Uhr kamen direkt zwei Simse der Packstation bei mir an. Mich wunderte das deutlich, hatte ich doch eigentlich gerade nichts bestellt. Also bin ich eben noch schnell zur Post, bevor ich zum Bahnhof fuhr. Dort erwartete mich eine dicke Überraschung.

Roland aus Traun (Österreich) und Ulrich aus Erlangen stöberten tatsächlich in meiner Wunschliste und schenkten mir Bücher !  Ich bin ein wenig geplättet und muß gestehen, daß ich da gar nicht mit rechnete. Ehrlicherweise dachte ich eher, daß so eine Liste mal eine gute Idee ist, um Dinge aufzuschreiben und etwas parat zu haben, wenn Muttern vor Weihnachten fragt, was ich mir denn wünsche; da fällt mir nämlich spontan nie etwas ein. Daß also tatsächlich jemand Fremdes auf den Gedanken kommt, dann aus der Liste etwas zu schicken, macht mich echt ziemlich …… [mir fehlen die Worte].

Danke also den beiden. Ich habe die Bücher jetzt nicht mit auf Tour genommen und werde in der folgenden Woche mal schreiben, wie sie denn nun sind.

Ich bin echt platt.

Danke !

Wunschzettel

Nachdem mich in den letzten Tagen tatsächlich ein Leser frug, womit er mir denn eine Freude machen könne — allein die Frage war Freude genug — habe ich mich entschlossen, bei einem großen Versender einen Wunschzettel anzulegen. Da werde ich also immer mal etwas hineinschreiben, was ich mir aktuell nicht leisten kann oder will, aber doch schon gerne hätte. Und falls es dann noch mehr Leser gibt, die mir unbedingt etwas schenken wollen…… nun denn, habt keine Hemmungen ;-)

Wann wird’s mal wieder richtig Winter ?

Die Meteorologen kündigen vollmundig Temperaturen um -20°C an und hier in Hamburg wird es wärmer als zuvor und der wenige Schnee schmilzt wieder. Hm. Dabei würde ich zu gerne mal wieder auf der Alster Schlittschuh laufen, oder Eisschollen auf der Elbe sehen. Wie zuletzt im Januar 1997. Das Photo entstand an der Überseebrücke, wo ich auf der SS Regina Maris überwinterte. Man schlief am besten Mittschiffs, weil je nach Tide es entweder am Bug oder am Heck mit dicken Eisschollen gegen das Schiff dengelte.

Auf der Alster und den Kanälen trainierte ich dann schnell mit ein paar holländischen Kollegen für die Elfstedentocht (Wikipedia), eine über 200km langes Schlittschuhwettlaufen, die ich zwar im hinteren Drittel abschloß, aber immerhin im Ziel ankam. Allerdings war ich danach mehrere Tage nicht in der Lage, mehr als 5m zu gehen. Trotzdem war es ein unglaubliches Erlebnis, das alle Mühen wert war. Seit dem hat es das Rennen nicht mehr gegeben. Zu Warm. Darum, Väterchen Frost, laß es frosten.

Nachtrag: Freunde aus Holland machten mich darauf aufmerksam, daß man aus den letzten Wintern gelernt habe und auch wenn es nicht kalt genug sei, um auf den Grachten zu „schraatsen“, so gäbe es doch jetzt die 5km lange Kunsteisbahn, auf der man zumindest mal gut trainieren könne. Wenn ich mir das so ansehe, dann muß ich da wohl mal hin…

Gelobtes Land

Die Nachrichten aus dem Nahen Osten dieser Tage bewegen mich sehr. Ich habe dort Freunde, war dort schon und habe weite Teile der Bevölkerung als unglaublich offen und herzlich erlebt — egal welcher Abstammung sie waren. Und ich finde interessant, wie unvollständig viele Berichte in den Massenmedien sind. Wer weiß hier schon, daß auch die Palästinenser untereinander hart gespalten sind, daß sich Fatah und Hamas bis auf’s Blut bekämpfen und daß durch diesen Bruderkrieg weit mehr Menschen sterben, als in den Auseinandersetzungen mit Israel. Wer macht sich klar, daß Israel ein kleines Land ist (etwa so groß wie Hessen) und dadurch von außern durch Raketen extrem verwundbar. Wer beachtet, daß seit einigen Monaten der Waffenstillstandsvertrag durch die Hamas gebrochen wurde, in den letzten Wochen mit bis zu 80 Raketen am Tag, ohne daß es zu größeren Reaktionen Israels kam.

Angesichts dieser Situation kann ich nachvollziehen, daß ein Staat für Ruhe an seinen Grenzen sorgen möchte. Ich kann verstehen, daß ein Staat seine eigenen Bürger vor Raketenangriffen schützen möchte. Wenn wir ehrlich sind, dann würden wir von unserem Staat ähnliches erwarten.

Die Frage ist: wie kann man dauerhaften Frieden in dieser Region schaffen ?  Das geht sicher nur durch gegenseitige Anerkennung. Israel muß Palästina anerkennen und die arabische Welt muß Israel anerkennen. Genau der letzte Punkt ist ein Problem. Ägypten und Jordanien beispielsweise sind lange so weit. Auch die Fatah im Westjordanland nähert sich einer friedlichen Koexistenz deutlich an. Die Hamas im Gazastreifen will jedoch, unterstützt durch den Iran, Israel vernichten. Das kann keine Lösung sein.

Ich finde einen Krieg immer unnötig und falsch. Es kann keinen gerechten Krieg geben, weil immer auch Unschuldige darunter zu leiden haben. Aber wer von uns hält, wie in der Bibel, in der Thora, im Koran gefordert, schon die rechte Wange hin, wenn er auf die linke geschlagen wurde. Frieden wird es erst geben, wenn alle lebenden Generationen einen Waffenstillstand erlebten und alte Wunden geheilt sind. Das wird man nur durch einen langfristig angelegten und mit allen Möglichkeiten ausgestatteten Blauhelmeinsatz erreichen können. Ich wünsche der Region auf jeden Fall den Frieden, den sie verdient. Denn sie ist wunderschön und wird von tollen Menschen bewohnt.

alt

Innerhalb von zwei Jahren beschäftigt mich zum zweiten Mal das Alter von Technikerkollegen. Ohne jetzt Namen und Produktionen nennen zu wollen: was macht man mit wirklich erfahrenen Kollegen, die jahrelang, fast jahrzehntelang absolut zuverlässig ihren Job gemacht haben und jetzt einfach am Ende sind ?  Die mit 55 nicht mehr die Kraft haben, durch eine Tour zu kommen, aber nicht so vorgesorgt haben, daß das Geld schon reicht. Bucht man sie trotzdem und zieht sie irgendwie mit durch, oder dankt man für die bisherige Arbeit und streicht sie aus seiner Kartei ?  Schwieriges Thema.

Bis heute ist unsere Branche ein hartes Pflaster. Veranstalter feilschen bei Tagessätzen bis über die Schmerzgrenze weg; da bleibt für viele Kollegen oft einfach nichts, was man zurücklegen könnte. Und auch wenn es heute etwas besser ist als vor zehn Jahren, so liegen auch jetzt noch Techniker ohne Krankenversicherung im Nightliner. Das sind ja alles Freelancer, die zwingt keiner sich zu versichern.

Darum an dieser Stelle mal ein Rat an alle Jungspunde in der Veranstaltungstechnik: fangt früh an, Euch um sowas wie eine Rentenversicherung zu kümmern. Desto jünger man ist, desto billiger ist sie im Monatsbeitrag. Damit wenigstens Ihr mit 55 Feierabend machen könnt und sich niemand wie ich jetzt Gedanken um Euer Überleben machen muß.