Bauern – DSL und Funkstrecken

Der Kollege Oliver Giem war auf der CeBit und hatte dort die Gelegenheit, die Auswirkungen der neuen Drahtlosinternetzugänge für die ländliche Bevölkerung auf unsere drahtlosen Mikrophonstrecken zu beobachten. Hier nun sein Bericht, den ich freundlicherweise auch im Blog wiedergeben darf:

Die Firma Vodafon hat auf der CeBit einen Versuchssender mit 4 Watt HF – Leistung für die Breitbanddatennetzzugangstechniken ländlicher Bereiche („Bauern-DSL“) betrieben.

Sennheiser hat das Projekt etwas begleitet und kommt zum diesem Ergebnis.

Sirius hat in den Hallen 19/20 für SAP eine größere Anzahl Funkstrecken betrieben. Rockservice in der Halle 22 ebenfalls. Bei allen war der Vodafon – Sender sichtbar, allerdings hat er den Betrieb nicht merklich gestört. Dies ist allerdings nur mit Bordmitteln (Winradio und Co) gemessen worden. Ob die Funkstrecken durch die Bauern-DSL Grundlast weniger HF – Headroom haben (was wahrscheinlich ist) oder zu mehr diversity – Wechseln getrieben wurden, haben wir nicht untersucht. Es gab in der 20 zwischenzeitlich mal „das Gefühl“, dass es zu verstärkten Abschattungserscheinungen bei ungünstigen Mikrofonpositionen „Funklöchern“ kommt. Ursache oder Quantifizierung sind aber nicht bekannt.

PA of the day

Mein Kollege Floh machte mich auf die Facebook – Seite „PA of the day“ aufmerksam, bei der regelmäßig Lautsprechersysteme vorgestellt werden. „It’s like porn for sound engineers!“ beschreibt der Autor seine Seite und damit hat er natürlich ohne Übertreibung völlig Recht. Alte Säcke wie ich es einer bin bekommen oft feuchte Augen bei Anlagen von „damals“, jüngere mögen sich vielleicht wundern, was man teilweise so gebaut hat. Aber auch aktuelle interessante Installationen kann man bewundern. Surft mal vorbei.

Das Wörterbuch der Profis

Einige von Euch kennen das vielleicht, da ist man gerade in Frankreich, Spanien oder Weißrußland unterwegs, möchte dem örtlichen Helfer was erklären und die entscheidende Vokabel fällt einem im Englischen nicht ein, oder der Helfer versteht keine der Sprachen, wie man selbst spricht. Dann sucht man im Langenscheidt und stellt fest, daß ausgerechnet Schäkel, Kontergewicht, oder Trussbolzen nicht drinsteht. Stammeln ist angesagt. Ärgerlich. Zum Glück gibt es die Theatre Words, eine Buchreihe des schwedischen Verbands der Theatertechniker, die für 24 Sprachen Übersetzungen für alles bietet, was rund um Bühnen und Veranstaltungen gebraucht wird. Jede Edition hat bestimmte Sprachräume, die man damit abfrühstücken kann, oder man bestellt eine personal edition, in der es eine persönlich zusammenstellbare Mischung von Sprachen gibt.

Copyright: Olle Söderberg, Sttf

Neben den Übersichten in den einzelnen Sprachen gibt es in den Büchern Zeichnungen, mit denen man sich auch schon ganz oft weiterhelfen kann, indem man einfach draufzeigt. Die Nummern geben dann den Weg zu den einzelnen Übersetzungen an.

Die Bücher sind sehr übersichtlich und praxistauglich aufgebaut, alle wichtigen Begriffe sind drin und ich kann sie ohne Einschränkungen empfehlen. Es gibt sie bei den deutschen Fachverbänden in deren Bücherversand, oder aber direkt bei den Schweden. Die Versandkosten sind übersichtlich.

Crowd management

Am Mittwoch war ich bei einem durch den VPLT initiierten Treffen zum Thema Crowd management. Da muß man vielleicht erst mal klären, was dieser Begriff bedeutet. Crowd management ist nämlich weit mehr, als Publikum sicher in eine Halle oder ein Stadion hinein und nach der Veranstaltung wieder hinaus zu bekommen. Es geht um das gesamte Wohlergehen des Publikums während der Veranstaltung, auch und gerade bei außerplanmäßigen Vorkommnissen.

Gastgeber war die Esprit – Arena in Düsseldorf, die das Drumherum perfekt organisierte. Es gab sogar eine richtige Beschilderung von der Zufahrtstraße bis zur Seminarraumtür. Anwesend waren knapp 30 Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund: Hallenbetreiber, Festivalveranstalter, Theaterleute, Freelancer, Consulter, ein Fachanwalt und Technikverleiher. Natürlich kann ich hier jetzt nicht den kompletten Tagesverlauf wiedergeben, aber ein paar Dinge möchte ich hier doch aufgreifen.

Bei Konzerten würden sich die Venues und Festivalbetreiber sehr gern besser auf das Publikum vorbereiten können. Niemand kennt sein Publikum besser, als die Band selbst. Es wäre also hilfreich, wenn in der Bühnenanweisung nicht nur die Forderung nach original Kabala – Wasser stünde, sondern eben auch Hinweise auf das zu erwartende Publikum. Also vielleicht „Älteres, sich zivilisiert verhaltenes Publikum mit erhöhtem Anteil an Rollstuhlfahrern und geistig behinderten Menschen.“ bei den Kastelruther Spatzen, oder „Kinder und Jugendlichte, etwa zu 10% zur Hyperventilation neigend; vergißt in der Aufregung auch gerne den eigenen Namen und die Telephonnummer der Eltern.“ bei Tokio Hotel. Das macht es den örtlich Verantwortlichen leichter, sich darauf einzustellen und gut vorbereitet zu sein.

Oft fehlt es ein einer echten Veranstaltungsleitung, die alle Gewerke wirklich auf dem Schirm hat. Also auch das Catering, die Dekofraktion und die Reinigungskräfte. Oft gebricht es gerade an der Koordination mit den Nebengewerken.

Regelmäßig fehlt es an Komunikation. Zwischen den Gewerken, aber auch mit dem Publikum. Nur wer klare Informationen bekommt, kann sich auch berechenbar verhalten. Bei vielen Veranstaltungen gibt es kein festgelegtes Procedere für ShowStop – Situationen, also ist auch das Verhalten aller Beteiligten rund um die Bühne oft eher zufällig, wie verschiedene Vorfälle in der Vergangenheit belegen.

Gerade im Konzertbereich wären international gültige Regeln hilfreich, damit sie auch tourenden Bands vermittelbar sind. Es ist viel einfacher Regeln durchzusetzen, wenn sie überall faktisch gleich gelten, man also nicht in jedem Land neue Diskussionen darüber hat, wieso das nun ausgerechnet so geregelt ist.

Es wurde beschlossen, sich zukünftig intensiver mit diesem Thema zu befassen. Um dies gezielter anzugehen wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit verschiedenen Teilaspekten beschäftigen werden. Ziel ist es, eine SR – Norm zum Bereich Crowd management zu erarbeiten und diese mit ähnlich im Ausland arbeitenden Gruppen abzustimmen. Die ersten Arbeitsgruppentermine sind bereits im März. Eine ganz interessante Lektüre dazu bietet sicher der britische Event safety guide, den man kostenlos downloaden kann. Hier finde ich das britische Vorgehen sehr vorbildlich, müssen dort nämlich alle Normen und Vorschriften frei verfügbar sein, nur die gebundene Buchfassung darf etwas kosten. Wer mal versucht hat, DIN – Normen einzusehen, weiß was ich meine.

Browser

In den Medien konnte man vor ein paar Tagen lesen, daß Microsoft mit dem IE8 die Aufholjagt begonnen habe. Das kann ich zumindest bei meinem Blog so nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: neben dem schon lange recht starken und mittlerweile deutlich über 50% liegenden Firefox nimmt Safari immer weiter zu. Im Laufe eines Jahres ist der Anteil von 8 auf 20% gestiegen.

Giraffe

Die Firma Messerschmitt-Bölkow-Blohm, kurz MBB, steht für HighTech. Sie war an der Entwicklung von Tornado, Eurofighter, Transall und Airbus mit beteiligt, sie entwickelte das Spacelab und die Ariane 1 – 4 genauso wie den ICE 1 und den Transrapid. Und sie entwickelte die Giraffe. Einen Personensteiger mit einer gefühlten, raketenartigen Hubgeschwindigkeit von etwa 4cm/h. Ein Gerät, das unglaublichen Rawall in minimale Hubhöhe umsetzt. Man könnte fast schon glauben, daß der Antrib nicht hydraulisch, sondern mittels Schall erfolgt …… was dann schon wieder eine technologische Meisterleistung und damit dem Unternehmensruf gerecht wäre.

Der Rigger in der Mindener Kampa – Halle ist auf jeden Fall unglaublich stolz, mit diesem Gerät arbeiten zu dürfen. ;-)

Nachtrag: schön finde ich diesen (übrigens berechtigten) Warnhinweis. Voll ausgefahren bleibt oben nur ein recht pissig aussehender Stempel, mit dem man tatsächlich ganz gut schaukeln könnte …… aber das habe ich natürlich nicht ausprobiert, sondern bei der Arbeit nur zufällig mitbekommen.

Fachpersonal

Wir spielen heute in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, eine Halle, die man ohne zu übertreiben einen fleischglasgewordenen Hallraum nennen kann. Auch wenn ich die Architektur durchaus schön finde (hier mehr), ist die Riggingsituation etwas eigenwillig. Aber wir basteln uns da dann auch rein. Um kurz vor zehn heute morgen besprach ich mit dem örtlichen Rigger, wie wir’s denn machen, danach wurden die Punkte hochgezogen und um spätestens 12:00 Uhr war für jedermann klar zu sehen, wo was wie hängen wird.

Um 16:00 Uhr kommt der zuständige Bühnenverantwortliche des Hauses und will noch zwei Video – Punkte umgehangen haben, weil er das so nicht verantworten kann. Meine erste Reaktion: Aufbaubeginn war um 10:00 Uhr und laut BA hätten Sie hier sein müssen. Nun soll also ein 80kg wiegender Rigger noch mal hoch und Punkte um 50cm verschieben, die vielleicht 60kg wiegen, weil die Stahl(!)truss das an der Stelle angeblich nicht trägt. Eigentlich müßte ich jetzt dem Rigger verbieten da hochzugehen und statt dessen einen Steiger anfordern; die Traverse trägt das ja nicht. Aber man will sich ja nicht aufs selbe Niveau begeben.

Nachtrag 23:15 Uhr: passend zum Riggingsachverstand bot uns übrigens der Hauselektriker diesen nicht ganz fachgerechten Adapter 32A auf 16A an. Eingeweihte wissen schon……

Treffen der Schuldigen

Der VPLT [Fachverband für Veranstaltungstechniker] läd zu einem Treffen für Produktionsleiter und ähnliche Menschen (TLs, Meister, etc.), bei dem man sich über die Fallstricke von Veranstaltungen austauschen kann. Die Idee finde ich gut und so ein Treffen wertvoll. Sind wir mal ganz ehrlich: es gibt kaum eine Veranstaltung, in der alle Gesetze und Vorschriften exakt eingehalten werden (können). Da wäre es schon interessant, auch im größeren Rahmen zu erfahren, wie denn die Kollegen damit umgehen. Bleibt zu hoffen, daß es ein gutes Treffen wird und keine Ansammlung von besserwissenden Posern — sowas gibt es ja leider manchmal auch.