Grund für meine Bahnfahrerei war übrigens ein Seminar über Widescreen – Projektionen am gestrigen Dienstag bei Publitec. Es ging darum, wie man Projektionen mit mehreren Beamern bis hin zu 360° – Bildern am besten hinbekommt und auch steuert. Dazu gibt es ja verschiedene Lösungsansätze, die hier einmal aufgezeigt und vorgeführt wurden. Dabei ist die Lösung sehr von den Gegebenheiten abhängig, denn Ansätze, die bei einer Festinstallation hervorragend laufen, können völlig ungeeignet bei Livesituationen sein und umgekehrt. Daß mich dieses Thema als Panoramaphotograph besonders interessiert, ist doch klar. Allerdings sind solche extremen Breitwandprojektionen heute bei fast jeder Industrieveranstaltung Standard, so daß Weiterbildung in dieser Richtung sicher gut ist.
Nachtrag:
Aufgrund der Nachfrage von Michael in den Kommentaren beschreibe ich Euch auch gerne, wie das denn eigentlich geht. Eine Projektion wie oben bei dem Bild birgt mehrere Punkte auf die man achten muß. Das Einfügen verschiedener Inhalte in ein Gesamtbild ist ja mit modernen Videoschnittpulten kein Kunststück mehr. PiP (picture in picture) beherrscht heute jede Konsole. Dabei werden verschiedene Zuspielquellen, seien es Laptops mit PowerPoint – Präsentationen, DVD – Player, Videorecorder, oder Mediaserver, in Fenster gelegt, die in der Größe und Position frei veränderbar als Layer übereinander gelegt werden können. Würde man beim Bild oben die beiden Präsentationsfenster übereinanderlegen, stellte man fest, daß die Fenster nicht gleichwertig sind, sondern eines hinter dem anderen liegt. Das fällt bei gewählten Positionierung aber natürlich nicht auf. Mit diesen einzelnen Layern kann man dann noch ein paar Spielereien anstellen (man kann ihnen frei gestaltbare Rahmen geben, kann sie halb durchscheinend machen, Bluebox – ähnliche Effekte programmieren, usw.). Dieses PiPpen ist aber erst mal völlig unabhängig von der Projektionsgröße, das geht immer.
Anspruchsvoller wird es, wenn man die normalen Videoformate wie 4:3 oder 16:9 verläßt und ein richtiges Panorama zeigen will. Das muß so ein Pult erst mal von der Auflösung her können. Um ein schönes Ergebnis zu erzielen kann man nicht die Standardbreiten der normalen Videoformate nehmen und oben & unten einfach etwas wegschneiden. Bei einer 20m breiten Projektion würde ein Pixel dann plötzlich 2,5cm breit und das sieht beschissen aus.
Auch beim Beamer wird es plötzlich anspruchsvoll; eine 20m breite, aber nur 3m hohe Leinwand ist durch einen Beamer allein gar nicht bespielbar. Erst recht nicht, wenn die Leinwand nicht gerade, sondern gekrümmt ist. Das Videosignal muß also so aufgeteilt werden, daß verschiedene Projektoren nur die Bildinformationen bekommen, die sie darstellen sollen und das so, daß ein nahtloser Übergang möglich ist. Eine Steigerung sind da noch 360° – Projektionen, bei denen es ja weder Anfang noch Ende geben soll. So etwas können dann nur noch ganz wenige Videopulte. Im Livebereich hat sich hier das Barco Encore durchgesetzt.
Aber auch bei den Zuspielern reichen plötzlich wegen ihrer äußerst begrenzten Pixelzahl normale Medien nicht mehr. FullHD – Video kann man noch halbwegs gebrauchen, alles andere sieht auf kompletter Breite zu pixelig aus und muß extra für eine Veranstaltung produziert werden. Dabei stößt man dann auch gerne mal an die Grenzen verschiedener Computer – Videoformate. Hier haben sich zwei Systeme, Dataton Watchout und Stumpfl Wings, etabliert, die die anfallenden Datenlasten auf ganze Rechnerarrays verteilen und somit ein ruckelfreies Video auch in höchster Qualität selbst bei 360° – Projektionen ermöglichen. Dabei können diese Systeme auch hochkomplexe Shows wiedergeben, so lange sie programmiert werden können und keine Veränderungen während der Show benötigen. Ein kleines Video (70,4 MB !) zu den Möglichkeiten von Watchout findet Ihr unten.