Nachdem am Donnerstag die deutsche Elf schon keinen schönen Fußball bot, gab es wenigstens schöne Musik. Nämlich in der Lausch Lounge, die diesen Monat im Musikzelt der Altonale spielte. Ehrlicherweise kein idealer Spielort, da so eine Zeltwand Geräusche nicht nur raus, sondern auch reinläßt. So wurden dann angetrunkene Hundebesitzer und ihre dauerkläffenden Köter nebst LKW Teil der Konzerte. Außerdem wird es in so einem Zelt im Laufe eines Schafskälte – Abends ganz schön kühl. Darüber hinaus war es interessant zu hören (und sehen), daß die Wedges (Monitorlautsprecher auf der Bühne) jeweils mindestens doppelt so groß waren wie die zwei Kleinboxen, die in Richtung Publikum schallerten. So leidete dann manchmal die Textverständlichkeit doch etwas, weil es mehr Monitorreflexionen als Direktschall gab. Auf der anderen Seite konnten diese Hürden letztlich der dargebotenen Musik keinen Zacken aus der Krone brechen, was ja für die Künstler spricht.
Den Anfang des Abends machte Jan Sievers, der ein interessantes Konzept für seine Setlist bot: er reihte seine Songs so hintereinander, daß sie dann das Leben einer Beziehung von erster Liebe über Alltag, Entfremdung, Trennung, Neuversuch, Scheitern und Vermissen wiedergaben — inkl. geschickt eingebautem „with or without you“ – Teil zum Mitsingen. Das war schon mal ein guter Beginn.
Über Fjarill habe ich hier schon so oft (1, 2, 3, 4) geschrieben und mich als bekennendender Fan geoutet, daß ich eigentlich jetzt gar nicht mehr so viel sagen muß. Sympathisch fand ich, daß die Mädels sich extra in schwarz-rot-gold gekleidet hatten. In den vergangenen Wochen waren sie in Schweden unterwegs, wo jetzt auch ihre Musik zu haben ist. Es geschieht bestimmt nicht oft, daß schwedische Musik über Deutschland zurück ins Heimatland kommt. Immerhin gehört schon das Königshaus zu den Anhängern.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es dann mit Andrea Selby weiter, einer jungen Hamburgerin mit englischen Texten, die sich eigentlich um einen Auftritt bei Hamburg Sounds bewarb und nun erst mal hier beweisen mußte, was sie drauf hat. Auch wenn sie anfänglich etwas schüchtern sang, so merkte man doch recht schnell ihren eigenen, sehr guten Stil. Auffällig auch die hervorragende Leistung speziell ihres Drummers/Backingvocalisten. Zusammen schafften sie wirklich eindrucksvolle Gesangspassagen, die mir gut gefielen.
Den Schlußmann machte dann Neil Hickethier. Gefiel mir schon der Gesang bei Andrea, so boten die vier Jungs auf der Bühne jetzt einen druckvollen Satzgesang, der voll überzeugte. Nach ein paar Nummern fehlte mir allerdings doch ein richtig rockiger Knaller, den ich mir bei Neil gut vorstellen kann und der auf seiner Homepage durchaus zu hören ist. Aber ehrlicherweise ist das Jammern auf hohen Niveau, denn das Set war wirklich gut. Meiner weiblichen Begleitung gefiel Neil so gut, daß sie ganz offen davon sprach, ihn doch sehr gerne mal anfassen zu wollen…… Neil ist am morgigen Samstag um 21:30 Uhr auf der NDR – Bühne der Altonale noch einmal zu sehen. Zumindest den Damen sei der Besuch also wärmstens ans Herz gelegt.
Nebenher wurde gestern auch die Künstlerliste des Hamburg Sounds – Abends am 08.09.2008 verraten. Einen Künstler habe ich leider vergessen (sorry !), aber die restlichen drei wären schon jeder für sich allein einen vollen Abend wert: Helge Helen Schneider, Der Fall Böse (Konzertkritik 1, 2; geilgeilgeil !) und Ole Soul (Konzertkritik). Die weiteste Anreise lohnt (und das meine ich wirklich ernst). Wer diesen Abend verpaßt, dem ist nicht zu helfen.
Nachtrag: die vierte Künstlerin ist übrigens Tess Wiley. Danke an Hasko für die Korrektur und den vierten Namen.