Lost places

Unter „lost places“ versteht man Orte, die verlassen, dem Verfall preisgegeben sind. Eben weil dort oft eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, sind sie gerade bei Photographen sehr beliebt und so könnte man glauben, daß die Ausstellung mit diesem Namen in der Kunsthalle Hamburg eine reine Photoausstellung sei. Dem ist aber nicht so. Klar, es gibt beeindruckende Werke wie beispielsweise das Bild im Vordergrund aus einem aufgegebenen und halb demontierten Gefängnis, aber der Begriff der lost places wird hier viel weiter gefaßt. Neben den Bildern gibt es auch Gedanken zu Menschen, Perspektiven und Kultur(en), die verloren sind und läßt man sich auf diese Erweiterung ein, dann wird die Ausstellung noch interessanter. Mir hat die Ausstellung gefallen und wenn auch Ihr Euch auf lost places einlassen wollt, dann könnt Ihr die Ausstellung noch bis zum 23.09. sehen.

lost places, Hamburger Kunsthalle, bis zum 23.09.

MiWuLa Backstage – Tour

Ich bin Techniker und darum war ja klar, daß ich mir so eine Ausstellung nicht anschauen kann, ohne auch hinter die Kulissen der Anlage zu schauen. Hier seht Ihr den Kontrollstand, an dem vier Leute schauen, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Gibt es irgendwo Pannen, werden per Funk Kollegen alarmiert, die dann zum Unglücksort eilen.

Insgesamt finde ich es beachtlich, daß die Anlage bis in den letzten Winkel sehr detailverliebt gebaut ist. Selbst an Stellen, die man von vorne überhaupt nicht einsehen kann, findet man noch verspielte Kleinigkeiten und Specials. Das ist schon wirklich klasse.

Unter der Anlage gibt es mehrstöckige Schattenbahnhöfe, also Flächen, auf denen Züge auf ihren nächsten Einsatz warten, oder einfach nur von einem Anlagenteil in den nächsten fahren. Außerdem stehen da natürlich reihenweise Rechner, Netzteile und die ganze Steuerelektronik. Man kann sagen, daß wirklich jeder Quadratzentimeter ausgenutzt wird.

Hier ist eine der beiden Ladestationen für die zahlreichen Autos zu sehen, die über die Anlage fahren. Der Steuercomputer merkt, wenn der Akku eines Fahrzeugs schwächer wird und steuert den Wagen dann in ein freies Ladedock; ist der Akku voll, reiht sich das Auto computergesteuert wieder in den Verkehr ein.

Am Flughafen wurde ich Zeuge eines tragischen Unfalls: ein unachtsamer Pilot steuerte in voller Fahrt gegen einen liegengebliebenen Flieger ……

…… innerhalb weniger Sekunden eilten Rettungskräfte herbei, die die beiden Flugzeuge wieder auseinanderzogen, abbargen und dann die Wiederaufnahme des Flugverkehrs gewährleisteten :-)

im Miniatur – Wunderland

Zwei Kommentare hier im Blog gaben mir den Anstoß, mal ganz, ganz mutig zu sein und eine Stätte zu besuchen, in der ich lange arbeitete und die zwischenzeitlich entkernt und, nun ja, so empfand ich das lange, mißhandelt worden war: Kehrwieder 2 – 4, alte Lagerhäuser in der Speicherstadt, in der ich 1,5 Jahre mit der Titanic – Ausstellung war. Nun ist in diesen Lagern unter anderem das Miniatur Wunderland und es war eeeeeeeecht komisch, dort zu sein. Vom alten Geruch und Feeling ist jedenfalls in der Ausstellung selbst fast nichts mehr übriggeblieben, nur als ich auf dem zweiten Boden mal durch eine Türe lünkerte, die eigentlich für Besucher gesperrt war, kam noch ein bißchen Speicherstadtfeeling für mich auf — und ein ganz starkes Gefühl von …… Heimweh.

Nun ja, nun also das Miniatur – Wunderland und da muß ich jetzt, mal völlig losgelöst von meinen Erinnerungen zu dem Gebäude, feststellen, daß diese Modellbauwelt richtig gut gemacht ist. Es gibt ein paar Dinge im Eingangs-, Kassen- und vor allem Gastrobereich, die ich deutlich anders und stimmiger lösen würde, die mir zu nachlässig gemacht sind, aber sobald man den eigentlichen Ausstellungsbereicht betritt, sind all‘ diese Dinge vergessen und ich war ehrlich begeistert von der Akribie und Liebe, mit der da gearbeitet wurde.

Das Miniatur – Wunderland ist die größte Modelleisenbahn der Welt. Sie ist in der Spur H0 aufgebaut und erstreckt sich über zwei Etagen. Und sie ist wirklich … groß. Ehrlicherweise ging es mir so, daß der Eisenbahnaspekt der Anlage etwas unterging, weil der Modellbau drumherum, die vielen kleinen, wirklich gut gemachten Details, mich wirklich gefangennahmen. Man sieht innerhalb der Anlage auch die verschiedenen Entwicklungsstufen der Anlage; zu Beginn vor 10 Jahren war man in manchen Dingen noch nicht ganz so perfekt, aber bei den moderneren Teilen, insbesondere beim Flughaben, da ist es wirklich schon unfaßbar, mit wie viel Detailversessenheit und Perfektion da gearbeitet wurde.

Man kann Stun-den, wirklich viele Stunden durch die Anlage laufen (bei mir waren es fünf und ich werde bestimmt nochmal wiederkommen) und hat ganz sicher noch nicht alles gesehen. Ein paar der Details werde ich Euch hier nun zeigen.

Die Anlage besteht nicht nur aus Oberfläche, manchmal ist an den Kanten auch noch Unterwelt zu sehen. Hier beispielsweise der Tresorraum voller Gold einer Bank, in dem die Polizisten schon darauf warten, daß die Bankräuber, die sich mühsam einen Stollen gegraben haben, durchbrechen, um sie festnehmen zu können.

In der Abfahrt eines Parkhauses auf dem Flughafengelände gibt es ein rasantes Kofferkuli – Rennen.

Hier geht wohl eine erfolgreiche Verbrecherkarriere zumindest mal in eine Warteschleife.

Es freunden sich Wesen an, die sich normalerweise nie treffen würden…

… und es wird klar, daß auch Mönche Fahrwerksspezialisten sind.

Überhaupt kann man feststellen, daß die Modellbauer an einigen Stellen Dinge zeigen, bei denen man sieht, daß sie trotz ihres „Hobbys“ mitten im Leben stehen :-)

Auch fliegen besondere Wesen durch die Lüfte, um Menschen zu transportieren …

… oder sie in letzter Sekunde vor dem Absturz zu retten.

Auf dem Flughafen brennt es und die Feuerwehr kommt herbei, um den Brand wieder zu löschen.

Und bei den zahlreichen Bühnen gibt es nicht nur Stars, sondern auch die Menschen meines Berufs zu sehen. So ist es Recht.

Ihr seht, es ist ein großer Spaß, die Ausstellung zu sehen und hier kann ich gar nicht alle Bilder zeigen. Wer eine größere Auswahl sehen möchte, dem habe ich hier mal ein paar mehr hochgeladen. Und im Photoblog werde ich in den nächsten Wochen sicher auch nochmal einige Bilder in größerer Auflösung zeigen.

Allen Hamburgern und Hamburgbesuchern kann ich die Ausstellung wirklich empfehlen …… und das mit dem Gebäude … das ist auch fast verziehen.

Mord und Totschlag

Man hat ja selten Gelegenheit, an einem Mordtatort  zuzuschauen. Im Museum des UKE in Hamburg ist das jetzt möglich. In der Ausstellung „Vom Tatort ins Labor“ wird gezeigt, wie Gerichtsmediziner arbeiten und auf welche Spuren sie achten, um zu bestimmen, wann und wie jemand ums Leben gekommen ist.

Die Ausstellung ist im alten Sektionssaal, die Atmosphäre stimmt also schonmal. Anhand von verschiedenen Beispielen wird gezeigt, welche Folgen Strangulierung, Schüsse, elektrischer Strom, Messer und ähnliches nach sich ziehen, wie man erkennen kann, was Mord und was Selbstmord ist. Dabei bleibt alles aber recht allgemein und in meinen Augen auch gut anschaubar. Am Eingang steht, daß man erst ab 16 Jahren Zutritt bekommt, aber ich hätte mit entsprechender Betreuung auch mit jüngeren Besuchern verantworten können, sich alles anzuschauen. Ehrlicherweise hätte ich deutlich detailliertere Darstellungen erwartet und auch mehr Präparate statt Photos. Gerade in diesem Sektionssaal mit vielen Tischen hätte man das ganz sicher auch deutlich anschaulicher präsentieren können. So verließ ich die Ausstellung zwiegespalten: es war schon interessant, aber bei weitem nicht so umfassend und informativ, wie ich es erwartet hatte.

Wer möchte, kann sich „Vom Tatort ins Labor“ noch bis zum 20.04.2012 anschauen. Begleitend dazu gibt es auch noch ein paar Vorträge; das genaue Programm gibt’s auf der Seite des Museums.

Passagen

In diesen Tagen gehe ich alles mir großer Ruhe an. Nicht ganz freiwillig, aber es tut gut, mal ein wenig zu entspannen. Und so war ich heute in der Handelskammer um mir die Ausstellung von Michael Zibold anzuschauen. Der war in den letzten 20 Jahren in 19 Hafenstädten rund um den Globus und hat diese Städte portraitiert. Dabei stehen gar nicht so sehr die Schiffe und Häfen im Vordergrund, sondern eher das Leben und die Menschen dort. Das Ergebnis dieser Beobachtungen kann man nun gerade in einer etwas gewöhnungsbedürftig gehängten Ausstellung in der Hamburger Handelskammer (die aber dafür kostenlos zu besichtigen ist) und in einem Photoband ansehen.

Mir gefallen die durchweg schwarzweißen Aufnahmen sehr gut. Sie sind mit einem sehr aufmerksamen und auch liebevollen Auge beobachtet, zeigen schöne Details und ermahnen mich, bei meinen Bildern auch noch etwas näher ran zu gehen, mehr die Details zu zeigen. Natürlich sieht man den Bildern an, daß sie im Laufe einer recht langen Zeit entstanden sind, zwanzig Jahre sind ja schon ein Unterschied im Aussehen der Menschen und Städte. Trotzdem fällt mir auf, daß alle Städte eine gewisse gelassene Offenheit ausstrahlen. Das mag an der Perspektive des Photographen liegen, oder aber eben doch am Flair einer Hafenstadt. Es hat mir auf jeden Fall großen Spaß gemacht, mir die Bilder anzuschauen und so kann ich Euch einen Besuch der Ausstellung sehr empfehlen.

Vivian Maier in Hamburg

Seit knapp zwei Jahren steigt in rasantem Tempo der Stern einer sehr begnadeten Photographin: Vivian Maier schaffte es in dieser Zeit von absoluter Unbekanntheit zur weltweit gerühmten Street Photographerin. Ein toller Erfolg. Und fast ein Märchen. Denn Vivian Maier starb in den Tagen ihrer absolut zufälligen Entdeckung und hinterließ in Kisten, die versteigert wurden um Mietschulden zu zahlen, über 100.000 Photos und mehrere Tausend unentwickelte Rollfilme. Bilder, die außer ihr zuvor niemand sah, weil sie sie hütete wie einen Schatz. Bilder von bezaubernder Schönheit und perfekter Komposition. Bilder aus den 50er bis 90er Jahren. Straßenphotographie und Studien, die den Vergleich mit allem was man so kennt absolut nicht scheuen braucht.

Der Ersteigerer der Bilder suchte eigentlich etwas ganz anderes, erkannte aber recht schnell, daß die Arbeiten, die er da erstanden hatte, von großem Wert sein müssen und begann sie zu veröffentlichen. Die Reaktionen waren überwältigend und so wird nun der ganze photographische Nachlaß aufgearbeitet. Der Nachlaß einer Frau, die eigentlich niemand so richtig kannte, die verschlossen war und als Kindermädchen im Wesentlichen in Chicago lebte.

Einen ersten Überblick der Arbeiten kann man zur Zeit und noch bis zum 28.04.2011 in der Hamburger Galerie Hilaneh von Kories sehen. Zwar finde ich den Titel der Ausstellung „Twinkle, twinkle, little star…“ selten dämlich, aber das sollte nicht schrecken, die wirklich sehenswerte Präsentation trotzdem zu besuchen — zumal der Eintritt frei ist.

Jenseits der Tatsache, daß ich die Bilder auch wirklich toll finde und der Meinung bin, daß es sehr schade gewesen wäre, wären sie im Orkus verschwunden, beschäftigt mich aber auch die Frage, was denn Vivian Maier dazu gesagt hätte, daß ihre Bilder nun weltweit gezeigt werden. Wie das eigentlich mit dem Copyright von Bildern aussieht, wenn jemand keine Verwandten hat; kann der Käufer der Negative sie einfach unter sein Copyright stellen ?  Wie das mit den Persönlichkeitsrechten der abgebildeten Personen ist, die da jetzt in Galerien ausgestellt werden; darf man die nun einfach zeigen ?  Für Vivian Maier waren ihre Bilder ihre ureigene Privatsache, nie hat sie ihre Werke jemandem gezeigt. Die vielen Tausend unentwickelten Filme zeigen eher, daß sie der Moment des Photographierens viel mehr interessierte, als das Betrachten der Photos. Wie würde diese Frau also auf ihren plötzlichen Ruhm reagieren ?

Auf jeden Fall aber lohnt es, sich mit den Arbeiten Vivian Maiers zu beschäftigen.

Ernst Ludwig Kirchner in der Kunsthalle Hamburg

Bild von Ernst Ludwig Kirchner

Während wir uns also in Richtung Cottbus stauen kann ich ja die Zeit nutzen und von meinem Besuch in der Ernst Ludwig Kirchner – Ausstellung der Kunsthalle Hamburg am letzten Wochenende erzählen, die ich unter der Führung von Matthias Wellmer sah, der als launiger und wohlinformierter Führer immer wieder ein Genuß ist.

Kirchner, Mitbegründer der „Brücke“ und prägende Figur des Expressionismus‚ verstand es, Stimmungen, vor allem wohl seine eigene Stimmung, gewissermaßen als Subtext in den Bildern unterzubringen. Im oben abgebildeten Bild aus seiner Berliner Zeit steckt die Unruhe in den vielen gezackelten Linien. Bilder von Fehmarn, einer Insel, die Kirchner oft zur Erholung aufsuchte, sind insgesamt viel ruhiger in der Linienführung. Für mich war es interessant zu sehen, daß Kirchner mit sehr unterschiedlichen Techniken (Kohle, Kreide, Radierungen, Öl und Holzschnitte, teilweise auch in Kombination miteinander) arbeitete, die jeweils neben seiner künstlerischen Entwicklung im Laufe der Zeit eben auch sehr unterschiedlich wirkende Werke ergeben. Auch gibt es einzelne Motive, die er im Laufe der Jahre mittels unterschiedlicher Techniken darstellte. Der Unterschied und die Gemeinsamkeiten sind sehr interessant. Außerdem war Kirchner wie ich fleißiger Postkartenschreiber — nur versandte er keine Ansichtskarten, sondern immer selbstgemalte Karten mit teilweise erstaunlicher Komplexität.

Kirchner selbst war ein absoluter Kontrollfreak und wollte wohl auch die Kritiken seiner Werke beeinflussen. Aus diesem Grund schuf er die Figur eines französischen Kritikers, mit der er jahrelang erfolgreich begeisterte Kritiken seiner Werke schrieb, bis dieses Doppelleben aufzufliegen drohte.

Mir selbst hat die große Bandbreite und auch die Art der Werke sehr gut gefallen und kann Euch den Besuch in der Kunsthalle nur empfehlen.

Sammlung Falckenberg

Am gestrigen Sonntag war ich in einer der umfangreichsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst … nun … ich denke Deutschlands; sie kann es jedenfalls ganz locker mit dem modernen Teil der Kunsthalle Hamburg aufnehmen. Die private Sammlung Falckenberg liegt ohne weitere Beschilderung in einem alten Phoenix Gummifabrik – Gebäude am Rande der Innenstadt von Hamburg – Harburg und man würde locker daran vorbeilaufen, wüßte man nicht genau, daß der Eingang irgendwo am Tor zwei liegen muß. Diese Privatsammlung ist zwar öffentlich zugänglich, allerdings nur nach vorgeriger Anmeldung; sie hat keinen normalen Museumsbetrieb. Auch kann man (leider !) nicht einfach nach eigenem Tempo hindurchlaufen, sondern diese Sammlung ist aus Sicherheitsgründen nur geführt zu sehen.

In der Ausstellung selbst darf man zwar ohne Blitz photographieren, allerdings ist die Veröffentlichung ausdrücklich nicht erlaubt, so daß dies der einzige Eindruck des Innenraums sein soll. Die ständige Sammlung sowie die wechselnden Ausstellungen finden auf vier Etagen Platz; im Keller ist das Magazin, dort hängen die Gemälder an zahllosen, großen Rollwänden, die man zum Betrachten der Bilder verschieben kann.

Grund meines Besuchs und längster Teil der Führung war die derzeitige Sonderausstellung über das Werk von Uwe Lausen, einem Maler der sechziger Jahre, den man sicher als einen der wichtigsten, eindrücklichsten deutschen Maler dieser Zeit bezeichnen kann. In nur neun Jahren seines Schaffens vor seinem Freitod als 29jähriger schuf er rund 200 Gemälde. Dabei ist eine Entwicklung in der Varianz von Perspektive und Technik zu sehen, die andere kaum in einem ganzen Lebenswerk schaffen.

Nebenher hatte ich dann aber auch Gelegenheit, die zweite Sonderausstellung „P(r)unk“ über Wolfgang Petrick und eben die Stammausstellung zumindest einmal zu streifen.

Es ist für mich als Laien nun schwer, Bilder, Kunstwerke und Techniker zu beschreiben; das müßt Ihr Euch schon selbst anschauen. Insgesamt bedauere ich aber sehr, daß ich nicht die Gelegenheit hatte, statt der knapp zwei Stunden gute vier oder fünf Stunden in dieser Sammlung verbringen zu können. Das wäre sicher angemessen und außerdem noch … ein Spaß ist sicher das falsche Wort, aber es wäre ohne Ermüdung sicher möglich gewesen, denn die Sammlung ist wirklich toll, gelungen, sehenswert.

Ich wohne nun schon fünfzehn Jahre in Hamburg und hatte von der Sammlung Falckenberg zuvor noch nie gehört. Das mag am Standort und an der verschwiegenen Art und Weise des Betriebs, aber vielleicht auch an meinem Banausentum liegen, jedenfalls hat es die Sammlung verdient, von einem großen Publikum gesehen zu werden. Hamburgern sei also dieses Mal tatsächlich die Reise über die Elbe in die südlichen Stadtteile empfohlen und Auswärtige mögen eben auch daran denken, daß vielleicht auch Harburg ein Abstecher wert sein kann. Beiden, Hamburgern wie Besuchern, sei eine rechtzeitige Anmeldung empfohlen, ohne diese kommt man nicht rein.

30/30

Copyright: HG Esch / Aedes

Gestern Abend war ich bei der Vernissage zur Ausstellung 30/30, für die HG Esch in 30 Tagen 3o Architektur – Projekte aus 60 Jahren von Vater & Sohn Henn photographierte. Eine Ausstellung mit wirklich sehr schönen, hervorragend ästhetisch aufgebauten Bildern, bei deren Betrachtung fast schon das Bedauern aufkommt, daß es nur 30 Projekte waren, die HG Esch da ablichtete und nicht deutlich mehr. Gut gefallen hat mir auch die Hängung, die sich mir erst auf den zweiten Blick erschloss, dann aber schöne Verbindungen zwischen den Gebäuden unterschiedlicher Generationen vermittelte. Die Ausstellung richtet sich direkt an zwei Zielgruppen: an photographisch und an architektonisch Interessierte; beide werden aufs allerbeste bedient, ein Besuch lohnt sich ganz sicher.

Von Klinker und Chrom

Schon das ganze Frühjahr hindurch gibt es in Hamburg die Veranstaltungsreihe „Himmel auf Zeit„, in der die Hamburger 20er Jahre in vielfältiger Weise beleuchtet werden. Bisher bin ich leider zu keiner dieser Veranstaltungen gekommen, heute allerdings war ich in der Ausstellung „Von Klinker und Chrom“ die sich mit Architekturphotographie und demzufolge natürlich auch mit der Architektur der 20er beschäftigt. Ausstellungsende ist leider schon der morgige Sonntag.

Das Modell auf dem Bild oben ist eigentlich die große Ausnahme, es gibt überhaupt nur zwei Modelle in der Ausstellung. Zu sehen sind, es geht ja schließlich um Photographie, sehr viele Architekturphotos aus den Zwanzigern, oft als Originalabzug. Neu in dieser Zeit ist, daß die Gebäude inszeniert und oft auch schon in der Planungs- und Bauphase dokumentiert wurden. Durch die in dieser Zeit mittlerweile hochentwickelte Drucktechnik wurde es möglich, erstmals genau Modellbau, Rohbau und Fertigstellung eines Gebäudes auch von der Ferne zu verfolgen. So entwickelte sich ein neuer Zweig an Büchern und Zeitschriften, der leider aber schon zu Beginn der Dreißiger wieder abstarb, weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geändert hatten und damit auch das Selbstverständnis des Bauens und der Architekten.

Gerade weil die Ausstellung nicht übermäßig groß ist kann man sie sich gut ansehen. Man bekommt viele Informationen, ohne zu ermüden. Wer also morgen noch nichts vorhat und in Hamburg ist, kann ja noch einen Besuch erwägen.