Eigentlich … ja eigentlich wollte ich diese Woche weg sein und auf einem Bauernhof meine Zeit verbringen. Manchmal kommen Dinge aber anders und so bin ich nun doch in Hamburg, versuche aber trotzdem, sowas wie Urlaub zu machen. Heute war ich darum mal im neu eröffneten BallinStadt – Museum im Veddel, in dem Hamburg als Auswanderungsstadt nach Amerika und die Zeit sehr grob um die Jahrhundertwende herum beleuchtet wird. In der Zeitung hatte ich gelesen, daß man von den Landungsbrücken aus per Barkasse zum Museum schippern kann; leider fährt die aber tatsächlich nur alle zwei Stunden und war in unserem Fall gerade weg, so daß wir dann ganz klassisch per S-Bahn fuhren.
Schon beim ersten Eindruck konnte ich beruhigt sein: so ein Flop wie bei der Titanic – Ausstellung in Kiel war es ganz sicher nicht. Hier war deutlich zu merken, daß man sich viel mehr Mühe gegeben hatte, Informationen zusammenzutragen und so aufzubereiten, daß sie verständlich, informativ und interessant daherkamen.
Dabei wurden nicht nur Texte zum Lesen angeboten, sondern viele auf dem Weg durch die Ausstellung aufgestellte Puppen erzählten von ihren ganz persönlichen Hoffnungen & Erfahrungen und machten so die Zeit und die Motivation, die Heimat zu verlassen, nachvollziehbar.
Zwischendurch gab es aber auch Stationen, an denen man Ruhe hatte, die Informationen zu verarbeiten und vielleicht darüber nachzudenken, wie man wohl selbst gehandelt, ob man sich nicht vielleicht auch auf die Reise gemacht hätte.
Museen sind ja oft für Kinder langweilig. Hier durfte meine 5-jährige Begleitung nicht nur auf einem Ausstellungspferd reiten, sondern hatte mit Bildern, Filmen und gesprochenen Texten auch die Möglichkeit, sich kindgerecht dem Thema zu nähern, ohne daß es für Erwachsene je platt geworden wäre. Immerhin waren wir über zwei Stunden ohne Quengelei in der Ausstellung. Dabei kostete der Eintritt für drei Personen zusammen weniger als für eine Person in Kiel.
Auch wenn mir die Ausstellung insgesamt wirklich sehr gut gefallen hat, so würde ich mir in ein paar Punkten trotzdem noch Verbesserungen wünschen. Zum einen finde ich den Bogen zu den heutigen Auswanderern anderer Länder (die hier dann als Einwanderer ankommen) etwas zu kurz gehalten; das Thema könnte man sicher besser integrieren. Zum anderen gibt es heute nach knapp zwei Monaten Betrieb schon teilweise deutliche Abnutzungserscheinungen. Da sollte man dringend stabiler nacharbeiten, damit die Ausstellung nicht schnell verwahrlost. Das wäre nämlich schade.
Toll ist auf jeden Fall, daß man am Originalort (das Hamburger Auswanderungslager war tatsächlich exakt an der Stelle des Museums) in Originalkulisse diese Stätte geschaffen hat. Klar, daß der damalige Betreiber, die Hapag (heute Hapag-Lloyd), kräftig gesponsort hat. Mir hat der Besuch auf jeden Fall Spaß gemacht und ich kann Euch auch empfehlen, mal dort hin zu fahren.
Eine Warnung muß ich allerdings noch aussprechen: die direkt an der S-Bahn – Station in einem Container gelegene Pommesbude ist auf jeden Fall zu meiden. Das Essen beschäftigte mich noch länger……