Rigger

Immer mal wieder fragen mich ja branchenfremde Leute, was denn so die einzelnen Techniker in unserem Job so machen. Zum Thema Rigger gibt es nun ein sehr geil gemachtes Video, das die Arbeit sehr schön zeigt.

Danke an Hossi, der mich über seinen Facebooklink darauf brachte.

Deko- und Kulissenbörse

Die hanseatische Materialverwaltung

Copyright: HMV/Christina Hansen

Jeder von uns kennt das Problem: da wurde mit immensem Aufwand eine große Produktion gestaltet, Zeit, Geld & Nerven verbrannt und dann ist die Produktion vorbei und die komplette Deko und Ausstattung wandert in den Müll. Da blutet einem das Herz. Auf der anderen Seite sitzt man dann ein paar Wochen später bei einer freien Produktion ohne ernsthaftem Etat und weiß nicht, wie und wo man denn nun die benötigte Kulisse auftreiben soll. Genau hier setzt ein neues Projekt an, das in diesen Tagen in Hamburg eröffnet: die hanseatische Materialverwaltung. Eine tolle Idee, wie ich finde.

Die HMV sammelt Kulissen und Ausstattungen von Institutionen ein, die sie nicht mehr benötigen. Das können Theater, Werbefilmer, oder sonstige Produktionen sein, die im Grunde hochwertiges Material haben, das sie nicht mehr lagern können/wollen. Das Material wird dann in der HMV eingelagert und an kleine Produktionen ausgegeben. Schultheater beispielsweise, oder Offproduktionen. Und weil die HMV ja irgendwovon leben muß, kann Material auch kommerziell dort gekauft werden. Für die nächste große Produktion. Ein gigantischer, offener Ausstattungsfundus also, dessen Preise sich danach richten, wer das Material denn braucht. 70% des Materials soll kleinen Produktionen zugutekommen, die sich sonst ihre Ausstattung kaum leisten können.

Ich bin von dieser Idee so angetan (weil nämlich auch mir immer schlecht wird, wenn gerade nach irgendwelchen Industrieshows hunderte von Kubikmetern hochwertigen Materials in den Container verpreßt wird), daß ich hier unbedingt dafür Werbung machen muß. Nutzt diese Institution !  Plant beim Abbau großer Produktionen die Materialweitergabe an die HMV ein und denkt bei der Ausstattungsbeschaffung neuer Produktionen auch daran, damit der Laden boomt und die Idee auch auf wirtschaftlich gesunden Beinen steht.In den nächsten Wochen werde ich dort auch mal vorbeischauen und hier berichten.

tolles Team

Es muß ja immer alles billiger werden, auch in unserer Branche und so waren wir heute morgen ziemlich skeptisch, als wir in Dortmund nicht die seit Jahren bekannte und gereifte lokale Crew sahen, sondern eine neue Helferfirma, die billiger sein soll, als die bisher bekannte. Das kann ja nichts werden, dachten wir.

Und dann hatten wir ein Team, das wir einstimmig und mit Abstand zur besten lokalen Crew der Tour küren können. Jungs, die motiviert sind, mitdenken und wissen, was sie tun. Eine tolle Überraschung und das Beste ist, am Sonntag haben wir sie direkt nochmal. Da freuen wir uns schon drauf.

Roadcrew

Und wenn ich eben den Stagehands – Film gezeigt habe, dann kann ich noch über ein Video schreiben, das hier schon seit Wochen liegt, um es hier im Blog mal vorzustellen: Roadcrew ist ein Film über eine deutsche Tourcrew, die unter anderen mit den Hosen und den Ärzten unterwegs ist und der mir sehr, sehr, sehr gefällt.

Es ist meistens unglaublich schwer, Menschen, die nichts mit unserem Business zu tun haben, zu erklären, was wir da machen, warum wir so bekloppt sind, uns den Arbeitsbedingungen auszusetzen und warum wir eigentlich in einer Nebenwelt leben, zu der nur schwer Zugang zu finden ist. Selbst unseren engsten Angehörigen, Partnerinnen, Freunden ist das oft kaum bis nicht zu vermitteln. Manchmal noch nichtmal den Technikern, die nur Einzeljobs machen und nie Tour fahren. Der Film bietet zu diesen Fragen zumindest einen Zugang, den ich verstehe (ob das dann Externe wirklich verstehen, kann ich nicht beurteilen; dazu stecke ich einfach viel zu tief drin im Toursumpf). Und er berührt Fragen, die jeden von uns im Laufe der Zeit auch berühren; wie zum Beispiel, wie man diesen gottverdammtgeliebten Beruf und erfüllendes Privatleben unter einen Hut bekommen kann. Wenn man ehrlich ist, geht es kaum.

Roadcrew ist ein Dokumentarfilm, ein Familienfilm, eine Hommage. Er zeigt das Leben von Roadies so wie es ist: ohne Parties, mit viel Routine. Er räumt mit Klischees auf, zeigt wenig Glamour, zeigt Leben.

Mir gefällt er.

Stagehands

Manchmal findet man im Netz wirkliche Perlen, so auch diesen Film, den Ihr Euch hier im Anschluß anschauen könnt und der als PublicDomain gekennzeichnet ist. Er zeigt die Arbeit von Stagehands in den Sechzigern auf Theaterbühnen. Soooooooo viel hat sich gar nicht verändert. Immer noch hilft es ungemein, Generalist zu sein. Und immer noch ist es harte Arbeit. Leider bricht er nach etwa 10 Minuten ab; trotzdem: schaut ihn Euch an.

Rolf

Am Wochenende war ich ja in der Alsterdorfer Sporthalle und stolperte dort über dieses Schild an der Tür zum Elektrolager. Rolf ist nun schon etliche Jahre tot. Es ist schön, daß seine Nachfolger als Hallenelektriker das Schild nicht ausgetauscht haben und so die Erinnerung an einen sehr herzlichen Mann erhalten bleibt.

Mehr Hamburger Power

Schon seit einigen Wochen weiß ich’s, jetzt darf ich’s auch offiziell erzählen: ich freue mich wie blöd, daß mein Freund und Kollege Tidji (Thomas Gerhardt) ab dem 01.03. mein Kollege in der Firma ist und wir zusammen das Hamburger Büro der Media Resource Group bilden. Ha !  Wir haben uns vor 16 Jahren beim Amptown Verleih kennengelernt, ich durfte schon seine legendären Rouladen essen und ich finde es wirklich super, daß wir demnächst von einem gemeinsamen Büro aus die Welt unsicher bunter und wohlklingender machen dürfen.

Berufsberatung, Teil 2

Nun also zu der Frage, worauf man achten sollte, wenn man sich dazu entschlossen hat, eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker machen zu wollen. Vor ein paar Jahren habe ich dazu schon mal etwas geschrieben und im Grunde hat sich das nicht verändert.

  • Kümmert Euch um ein akzeptables Schulzeugnis. Da müssen nicht lauter Einsen drinstehen, Gott bewahre. Aber es sollte erkennbar sein, daß Ihr Euch für Technik interessiert und zuverlässig seid. Entschuldigungen wie „Der Lehrer war voll gemein“ interessieren echt keine Sau und zeigen nur, daß Ihr nicht bereit seid, selbst Verantwortung für Euer Handeln zu übernehmen.
  • Informiert Euch über den Job. Was bedeutet es wirklich, Fachkraft für Veranstaltungstechnik zu sein, also jenseits der Tatsache, daß man mit coolen Künstlern abhängen kann. Denn tatsächlich ist die Arbeit oft hart und die Künstler feiern bereits mit den süßen Veranstaltungskauffrauen, wenn Ihr noch abbaut. Seid Euch im Klaren darüber, daß Ihr viel und lange und nachts und am Wochenende arbeitet, daß Ihr manchmal wochenlang nicht zuhause seid.
  • Schaut Euch die Betriebe an, bei denen Ihr Euch bewerbt. Überlegt Euch genau, ob der Betrieb zu Euch und ob Ihr zum Betrieb paßt. Und ob der Betrieb Euch das beibringen kann, was Ihr lernen wollt. Jemand der nach der Lehre gern Punktourneen fahren möchte, sollte nicht im Stadttheater lernen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, die aber im gleichen Ausbildungsberuf ausbilden.
  • Interessiert Euch schon im Vorfeld für Konzerttechnik … und für handwerkliches Arbeiten. Als Techniker müßt Ihr sowohl mit Schraubenzieher und Lötkolben, als auch mit dem Laptop sicher umgehen können.
  • Als Tontechniker schadet es nicht, Noten lesen zu können (das gibt im Zweifelsfall dann die gutbezahlten Jobs).
  • Vielleicht überlegt Ihr auch schon, in welche Richtung Ihr Euch irgendwann mal spezialisieren wollt. Tatsächlich gibt es ein paar gute Generalisten, aber das ist eher selten. In der Regel wird man sich auf Dauer hauptsächlich mit einem Feld beschäftigen und da dann auch in die Tiefe gehen. Tontechnik, Lichttechnik, Videotechnik, Rigging, Bühnentechnik, special effects, Bühnen- und Dekorationsbau wären ein paar Felder, für die man sich interessieren könnte.

Generell kann man sagen, daß Leute, die nicht wirklich engagiert bei der Sache sind, es auf Dauer echt schwer haben werden. Darum lohnt es sich, auch schon im Vorfeld zu schauen, was man eigentlich will.

 

Berufsberatung, Teil 1

In den letzten Wochen erreichten mich einige Mails von Lesern, die etwas über meinen Beruf erfahren wollten, darüber, wo man sich am besten bewirbt und worauf man generell achten soll. Auch gerade liegt hier noch eine Mail zur Beantwortung (ich muß mal die abgeschickten Mails speichern, damit ich sie einfach kopieren kann und nicht jedes Mal neuschreiben muß……). Im Rahmen der Beantwortung der Mails machte ich mir auch immer so meine Gedanken über die Veranstaltungsbranche — und auch darüber, ob ich neue Kollegen eigentlich überhaupt haben möchte. Darum mal ein paar Gedanken auch hier dazu.

Als ich begann, mich für den Beruf des Tontechnikers zu interessieren gab es nur sehr eingeschränkt echte Berufsausbildungen. Man konnte Toningenieur oder Tonmeister studieren und in Nürnberg gab es die Schule der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten. Alles andere lief per learning by doing. Man machte mal, sammelte seine Erfahrungen und im Laufe der Zeit wurde man besser. Dadurch daß es kein anerkannter Beruf war fanden das Eltern beispielsweise oft keine akzeptable Beschäftigung und so war der Kreis derer, die hauptberuflich als Techniker auf Veranstaltungen arbeiteten, überschaubar.

Dann begann der Markt sich zu professionalisieren. Plötzlich konnte man (teilweise umstrittene) Ausbildungen an privaten Schulen machen und es wurde ein richtiger, offizieller Lehrberuf eingeführt: die Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Auch die Tagessätze begannen sich in eine Richtung zu bewegen, die ein vernünftiges Leben mit akzeptablen Absicherungen möglich machten.

Mittlerweile ist der Lehrberuf anerkannt; so anerkannt, daß auch Eltern diesen Beruf plötzlich akzeptabel finden. Man bekommt ja ein Stück Papier und kann etwas vorweisen. Das ist in Deutschland wichtig. Und so gibt es immer mehr Leute, die als Techniker arbeiten wollen. In einigen Städten schon zu viel bis reichlich zu viel Leute, die als Techniker arbeiten wollen. Damit beginnt etwas sehr unschönes: die brutale Erosion der Tagessätze. Es findet sich immer jemand, der einen Job noch billiger macht. Das wissen auch viele Kunden, so daß in weiten Teilen ein breites Gemetzel um die Preise begonnen hat. Das Ganze übrigens auch ohne die Öffnung Europas zum Osten hin; diesen Preiskampf schaffen wir auch ganz allein in Deutschland.

Natürlich gibt es Berufsverbände die immer wieder predigen, daß gute Arbeit auch gut bezahlt werden soll und daß Dumping auf Dauer der Tod des professionellen Berufsstands sei. Sie haben Recht. Allerdings bleiben sie ungehört. Ganz im Gegenteil sind es unter anderem auch ein paar leitende Mitglieder dieser Berufsverbände, die in ihren Betrieben den Preiskrieg ganz offen führen. Und so kommt es, daß in manchen Bereichen die Tagesgagen für Techniker zur Zeit wieder sinken. Nicht nur inflationsbereinigt und real, sondern auch nominal.

Kommen wir zurück zur Frage, ob sich eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker lohnt und ob ich überhaupt will, daß es viele neue Kollegen gibt. Die Antwort ist ein ehrliches nein. Sorry. Mir selbst ist aus ganz egoistischen Gründen nicht daran gelegen, daß der Markt mit Technikern überschwemmt wird. Und auch die jungen Leute, die eine Ausbildung beginnen wollen sollten sich darüber im klaren sein, daß nach der Lehre in der Regel das nicht immer sichere Leben eines Freelancers wartet; Festanstellungen sind (noch) nicht wirklich üblich. Daß man oft mehr als 40 Stunden in der Woche, gern am Wochenende und zu unchristlichen Zeiten, arbeitet, was sich nicht immer als partnerschaftsfördernd erweist. Und daß die Augenbrauen manchmal erschrocken nach oben schnellen, wenn man Tagessätze in Stundenlöhne umrechnet (und dabei berücksichtigt, daß man als Freelancer die kompletten Sozialabgaben selbst zu tragen hat).

Ich will meinen Beruf nicht miesmachen. Ganz im Gegenteil: für Leute, die Abwechslung lieben und Schreibtische hassen kann es genau das Richtige sein. Aber ich fände es auch ziemlich schade, wenn er wegen Überangebots in der Breite wieder vor die Hunde geht und nur ein paar hochspezialisierte Wenige in Würde überleben.