Wien, die erste

Bislang spielten wir auf unserer Tour immer in evangelischen Kirchen; erst in Wien betraten wir wirklich geweihten Boden, nämlich die katholische Votivkirche. Ich bezeichne die katholische Kirche gern als Mutter des Showbiz (wohl wissend, daß es in Griechenland und Rom natürlich auch schon viele tausend Jahre zuvor Shows in Europa gab) und wer je einen vatikanischen Gottesdienst im Fernsehen sah, wird verstehen, was ich meine. Dementsprechend gut sollte unsere kleine Show auch in dieser Kirche werden.

Die optischen Grundvoraussetzungen waren so schlecht erstmal nicht. Die Votivkirche ist wirklich ein imposanter Bau in gut gepflegtem Zustand, es gibt eine Menge anzuleuchten. Allerdings hatte man mal versucht, gewissermaßen Gott den Menschen näherzubringen und so wurde ein kleiner Altar weit vor den Hochaltar gebaut. Der steht jetzt nun mitten auf einem Holzpodest und für uns somit mitten im Weg. Aber wir sind ja flexibel.

Ganz lustig sind die Blicke etwas abseits der Hauptblickrichtung. Diese dreifach ausziehbare Leiter erinnert mich ja eher an einen römischen Leiterwagen zur Erstürmung hoher Burgmauern, als an ein Gerät, das ich in einer Kirche zum Wechseln der Glühlampen erwartet hätte. Aber sie tut sicher ihren Dienst.

Etwas … irritierend … ist dieses Fenster, das sich an der Decke der Toilette neben der Sakristei befindet. Bekommt man göttlichen Segen, während man dort seine Geschäfte erledigt ?  Soll man währenddessen meditierend auf das Kirchengewölbe schauen (das ist auf dem Photo wegen der Lichtverhältnisse nicht zu erkennen, aber tatsächlich blickt man auf die Gewölbe über dem Hochaltar) ?  Überwacht der Herrgott, was man da auf der Toilette treibt ?  Hm.

Bestimmt wurde unsere Show allerdings letztlich ganz erheblich von einem Faktor, den man auf diesem Bild recht gut erkennen kann: die Kirche ist im Grunde unbeheizt. Ja, es sind 8 (in Worten: acht) °C. Das ist für ein Konzert jetzt nicht gerade muckelig warm und hatte nicht nur zur Folge, daß ich alle Saiteninstrumente einen Viertelton runterstimmen mußte, sondern auch, daß wir uns ganz grundsätzliche Gedanken über das Wohlergehen der Künstler und Besucher machen mußten.

Wie es dann wurde, erfahrt Ihr im nächsten Artikel mit Bildern von der Show.

Bochum

Nun, wenn das Blog wieder halbwegs geschmeidig läuft, kann ich ja auch mal für Inhalte sorgen. Und beispielsweise von unserer Show in Bochum erzählen. Da spielten wir, wie in anderen Städten auch, zwei Tage, hatten also ausreichend Zeit. Zum Beispiel für einen kleinen Ausflug auf den Glockenturm. Der hat es in sich. Gewissermaßen zu viel in sich. Die Originalglocken wurden im Krieg zu Kanonen eingeschmolzen, nach dem Krieg hing man neue auf. Neuer, schöner, besser, größer. Statt 2,8 Tonnen des alten Geläuts hing man nun 6,2 Tonnen auf. Mit fatalen Folgen: die schwingende Masse ist nun für die Statik des Kirchturms trotz Gegengewichts zu stark, die Glocken dürfen nun gar nicht mehr geläutet werden, um bleibende Schäden am Gebäude zu verhindern. Nur einmal im Jahr, zum Zeitpunkt des großen Bombenangriffs auf Bochum im zweiten Weltkrieg, bei der auch die Kirche in Schutt und Asche gelegt wurde, werden die Glocken eingeschaltet. Da sieht man mal wieder, daß Größerwahn zu nichts führt — auch in der Kirche nicht.

Ansonsten hatten wir drei ganz normale Shows in Bochum. Ihr seht hier Amelia an einer Zither,

die recht moderne Kirche (nur der Glockenturm ist beim Bombenangriff stehengeblieben, der Rest der Kirche wurde nach dem Krieg modern gebaut) im Überblick …

und Gunther im recht schönen Gegenlicht vor seiner Harfe.

Sprüche

Heute gab es im Laufe des Tages zwei Sprüche, die ich ganz lustig fand. Beim Aufbau bat mein Kollege Johannes zwei Helfer, Kabel schön ordentlich im rechten Winkel verlegen. Die Helfer meinten daraufhin, sie könnten diese Anweisung leider nicht befolgen; die Kombination „schön ordentlich“ und „rechts“ würden nicht zusammenpassen.

Später unterhielt ich mich mit dem Pastor der Kirche, wir kamen auf die Glocken zu sprechen und er erzählte, daß die Glocken der Kirche, wie viele andere auch, hier in Bochum gegossen worden wären. Der Betrieb würde seit Jahrzehnten schon Glocken gießen, nur im Krieg habe man Kanonen gegossen. Scherzhaft meinte er: „Sehen Sie, im Grunde ist das nur konsequent. Glocken und Kanonen haben sehr viel gemeinsam: sie versuchen beide, über möglichst große Distanz möglicht viele Menschen zu treffen.“

Ludwigsburg

Vorgestern waren wir in Ludwigsburg in einer recht schönen, hellen Kirche, in der ich zwischendurch auch kurz zum photographieren kam. Auch die Künstler mochten die Kirche, weil sie schön viel Platz bot.

Ich finde, gerade in so großen Kirchen, in denen auch in der Architektur es was zu beleuchten gibt, wirkt alles noch viel besser.

Monk Catering

Bei dieser Tour haben wir kein eigenes Catering mit dabei, sondern das Essen wird immer örtlich gestellt. Durch die sehr begrenzten Möglichkeiten in vielen Kirchen und die … begrenzten Möglichkeiten … der jeweiligen Caterer ist das Ergebnis immer recht unterschiedlich. Bei einigen Shows hatten wir nun einen Caterer, dessen Namen natürlich hervorragend zu uns paßt: die Firma Monk Catering. Schön ist, daß nicht nur der Name paßt, sondern auch die Leistung. Das Essen war immer gut und weil die Kollegen uns eben einige Male hintereinander bekochten, kennen sie nun auch schon persönliche Vorlieben; man hat also fast das Gefühl eines richtigen Tourcaterings.

Hier mal ein Blick in die heutige Pfarrheimküche, in der gerade unser Abendessen bereitet wird. Eine Horde von 20 Leuten mit unterschiedlichen Vorlieben (inkl. Vegetariern und Allergikern) zufriedenzustellen ist gar nicht so einfach. Ich bin sicher, daß es heute wieder gelingen wird.

Saarbrücker Besonderheiten

Beim heutigen Konzert in Saarbrücken (Ihr seht noch die Probensituation) gibt es ein paar Specials. Erstmal ist der Altar hier wirklich im Mittelpunkt der Kirche. Das ist theologisch super, für unsere Konzerte nicht ganz. Die Sänger tanzen heute gewissermaßen drumrum, was eben ein paar Proben erforderte.

Und dann scheinen die Saarländer ein wirklich diszipliniertes Volk zu sein. Vor allen Kirchen unserer bisherigen Tour standen die Menschen vor Einlaßbeginn in dicken Trauben vor dem Eingang. Hier ist es anders. Hier standen bei beiden Shows die Menschen schön ordentlich in Zweierreihen 300m lang. Was nicht nur bemerkenswert ist, sondern auch ziemlich imposant aussah.

Das Publikum sitzt heute zu drei Seiten der bespielten Fläche, was einen sehr intensiven Kontakt zuläßt; gerade die Musiker sind das ja nicht gewohnt. Matthias, unser Keyboarder, wurde sogar persönlich und mit Namen begrüßt. Sehr schön.

Bilder aus Leipzig

Hier nun die versprochenen Bilder aus der Peterskirche in Leipzig. Bei Tageslicht betrachtet ist die Kirche in keinem guten Zustand; es ist ihr innen deutlich anzusehen, daß sie im Krieg zerbombt war und seit dem nur sehr langsam wieder aufgebaut wird. Aber gerade das macht in meinen Augen auch ihren Charme aus. Sie ist kein Disneyland – Bau wie die Frauenkirche in Dresden, beispielsweise, sondern man sieht ihr ihre Geschichte an. Das gefällt mir sehr.

Unser Lichtler John Davis verstand es wie immer, die Szenerie toll ins Licht zu setzen und so hatten wir in Leipzig die in meinen Augen bisher schönste Atmosphäre, die wir an zwei Tagen für direkt vier Shows nutzten.

Ich bin gespannt, ob wir dieses Bild auf unserer Tour nochmal toppen können und ich werde versuchen, auch von anderen Kirchen ein paar Bilder zu machen.

erstes Konzertphoto

Unsere Tour läuft nun ein paar Tage, wir haben fast jeden Tag eine Doppelshow, in Hamburg, Berlin und Leipzig spielten wir zudem auch noch zwei Tage hintereinander, sodaß wir allein in den letzten sieben Tagen dreizehn Shows in fünf Städten spielten. Ihr seht, wir haben ein sportliches Programm. Nun ist auch ein wenig Routine drin und ich komme zwischendurch dazu, auch mal ein paar Photos zu schließen. Dieses hier ist ist aus Berlin. Von den Shows in Leipzig habe ich auch einige schöne Bilder machen können. Ein paar davon zeige ich Euch morgen.