Ehrlicherweise sind wir bisher eher übers Meer gedümpelt, als richtig gesegelt. Bei unserer Überfahrt von Belgien nach England änderte sich das aber dann doch ein wenig. Sechs Windstärken, in Böen acht, sagte Abends der Wetterbericht, nachdem wir knackig über den Kanal gekachelt waren. Solches Segelwetter mag ich sehr und wenn normalerweise der Chef das Ruder gern anderen überläßt, wollte er sich da den Spaß nicht nehmen lassen und stand fast die ganze Zeit selbst am Rad.
Das Sonnengestühl, in den letzten Tagen wichtigstes Utensil, spülte bald über Deck und wir packten es dann auch ganz schnell weg, damit des uns nicht wegschwamm.
Das Ganze geht natürlich nur mit einer knackigen Crew, wie wir es waren. Ist ja klar, oder ? ;-)
Auch in der Messe ergaben sich lustige Perspektiven, bei denen man sich fragen mußte, was denn jetzt gerade, was schief war. Gegen Ende der Überfahrt gewann auch der Spruch „Das Barometer ist gefallen“ eine ganz neue Bedeutung: es fiel wortwörtlich aus der Halterung und schengelte dann auf dem Boden herum.
Normalerweise versucht man auf See immer eindeutige Bewegungen im Kurs zu machen, damit das andere Schiff sieht, daß man registrierte, wer Vorfahrt hat. In diesem Fall hatten wir ganz eindeutig Vorfahrt, allerdings fuhr der Kollege so knapp hinter uns her, daß wir uns lange Zeit nicht ganz sicher waren, ob er uns tatsächlich bemerkt hatte, oder Matrose Autopilot die Wache schob. Da Ihr nichts von einem Seeunfall in den Zeitungen gelesen habt, hatte er uns bemerkt.
In England steuerten wir den Hafen in Ramsgate an. Ich war dort schon mal, als ich etwa 14 Jahre alt war; damals faszinierten mich die gigantischen Hoovercrafts, die als Fähre nach Calais fuhren. Die Luftkissenboote und deren Hafen gibt es schon lange nicht mehr, dafür kann man aber sehen, daß sich ansonsten seit Lord Nelsons Zeiten in dem Hafen nicht viel getan hat. Zumindest die Beschläge in der Hafenmauer lassen diesen Schluß zu.
„Immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel“ wünscht man sich in der Seefahrt. Ziemlich genau eine Hand breit war dann das Wasser bei Ebbe unter unserem Schiff. Dabei lagen wir schon im tiefen Teil des Hafens. Interessanterweise gibt es mitten im Hafenbecken eine große Sandbank, die bei Niedrigwasser auch trockenfällt. Sowas wundert mich dann schon, denn damit rechnet man ja nicht unbedingt.
Ramsgate ist ein ganz schönes Städtchen, das ganz typisch englischen Charme hat und natürlich auch ganz typisch englische Pubs.
Beim Betreten der Kneipen gibt es aber gewisse Regeln, damit die überall gegenwärtige Videoüberwachung auch funktioniert. Ich finde es ja schon ein wenig lächerlich.
Hier mal ein Blick auf unser kleines Bötchen inmitten des Hafens.
Dieses Gebäude im Hafen gefiel mir besonders gut.
Am nächsten Tag wäre ich sehr gern noch nach Brighton gefahren. Da muß man ja mal gewesen sein. Blöderweise war der Wetterbericht aber für uns von der Windrichtung her so ungünstig, daß wir uns lieber wieder auf den Weg in Richtung Festland machten. Schade eigentlich.