Erinnerung an alte Zeiten

Diese ganze Hallenumbenennerei macht einen manchmal ganz wuschig. Da sitzt man bei der Vorbereitung einer Show, freut sich darüber, daß es in Würzburg mit der S.Oliver – Arena wohl eine neue Halle geben soll — und dann ist es doch nur die alte Carl Diem Halle von jeher. Ob sich der Modehersteller mit dem Kauf der Namensrechte für diese alte Halle einen echten Gefallen getan hat, wage ich mal dezent zu bezweifeln, ist sie doch letztlich auch nur eine ganz normale Vierfeldschulsporthalle mit ein wenig Tribüne.

Ehrlicherweise hat sich seit meinem letzten Besuch hier vor etwa acht Jahren mit MOTD (Huhu Maddin) schon etwas getan. Immerhin gibt es jetzt auch Toiletten mit Klobrillen und nicht nur die vandalensichere Variante ohne. Außerdem existiert jetzt auch ein Cateringraum. Aber ansonsten… Mich wundert ja, daß es in Würzburg keine gescheite Alternative gibt. Auch tut mir immer der Boden leid. In der Halle liegt ein weicher Sportboden, in den schwere Cases tief einsinken, die dann durch die Halle geprügelt werden, weil natürlich der Ladezugang auf der gegenüberliegenden Seite liegt. Immerhin sind die Duschen sauber…

Es leben Vla, Hopjes und Stroop

Nachdem wir gestern in einem echten Hallenurgestein waren, sind wir heute in einem Bau, der sicher genau so alt ist, aber dann doch nicht mehr ganz so zeitgemäß. Die Rijnhal in Arnheim ist ein Gebäude mit Tonnendach und … nicht mehr ganz optimalen sanitären Einrichtungen. Um es freundlich zu formulieren. Der Großteil der Crew hat nicht geduscht. Wenn man dann noch richtig riggen könnte, dann wäre es hier gar nicht sooooo schlecht, denn immerhin gibt es reichlich Platz und akzeptable Loadingmöglichkeiten.

Großer Vorteil einer Show in den Niederlanden sind aber die Einkaufsmöglichkeiten. Dabei meine ich jetzt gar nicht die Rauchwaren, die dem ein oder anderen in  den Sinn kommen, sondern eher örtliche Delikatessen, die ich während meiner Segelei kennenlernen durfte und in Deutschland nur schwer zu bekommen sind. Konsequenterweise bin ich mit dem Runner auch zum nächsten Albert Heijn (Wikipedia) XL – Supermarkt gefahren um reichlich einzukaufen. Lekker.

Nachtrag 23:45 Uhr: Die Show war recht lustig; die Holländer feiern mehr als die Deutschen, trinken auch mehr und haben einen ziemlichen Spaß. Der Abbau geht jetzt extrem zügig; wir haben auch 650km bis nach Würzburg vor uns. Der einzige wirklich lange Trip auf der Tour und zum Glück schneit es nicht mehr.

Saarlandhalle Saarbrücken

Nachdem geklärt ist, wo wir heute sind, kann ich Euch ja auch Bilder aus der Halle zeigen. In der Saarlandhalle war ich mal eine ganze Zeit lang häufiger und jetzt auch ein paar Jahre nicht. In dieser Halle hatte ich mal eine Schwarzarbeiter – Kontrolle der BfA; sehr lustig. Das ganze Gelände wurde von einer Hundertschaft umzingelt, damit keiner abhauen konnte und dann wurde jeder kontrolliert. Alle Räume, auch Toiletten und abgelegene Lager, wurden abgesucht. Die ganze Geschichte war insofern spannend, weil neben Deutschen auch Niederländer, Kanadier, Amis und Franzosen mit dabei waren, was die Beamten deutlich ins Schleudern brachte. Von den über 80 örtlichen Helfern waren damals zwei beim Amt mit dem großen A gemeldet; das war natürlich ärgerlich für sie.

Kampfspuren

Hier mal ein kleines Rätsel an alle Tourenden: in welcher Halle sind wir heute ?  Und bitte: nicht im Internet auf den Tourplan schauen, sondern nur auf das Photo.

Nachtrag um 18:00 Uhr: Gut… da das zu schwer zu raten scheint, hier ein zweiter Tip mit einem Photo aus dem Treppenhaus zwischen Bühne und Garderoben. Nun muß es aber einfach sein, oder ?

Nachtrag um 19:10 Uhr: da habe ich wohl nicht richtig aufgepaßt und der Name war auf einem der Plakate zu erkennen. Es stimmt, wir sind heute in der Saarlandhalle Saarbrücken, die, man sieht es am Dach des Eingangs, auch schon in die Jahre gekommen ist. Tatsächlich aber wie immer ist die Zufahrt zum Ladedock. Ich möchte nicht wissen, wie viele Trucker in den letzten Jahrzehnten sich da die Nase blutig gefahren haben.

Coverband

In den letzten Tagen führte ich einige Gespräche über die Veranstaltungshallen unserer Republik; auch über den Kulturpalast in Dresden, in dem ich mit den Spatzen ja noch von wenigen Tagen war. Diese Halle soll renoviert und umgebaut werden —  zu einem reinen klassischen Konzertsaal. Wer sich das heutige Verhältnis zwischen Klassik- und sonstigen Veranstaltungen anschaut, wer nach alternativen Hallen in Dresden sucht, der wird sich fragen, was das denn nun wieder soll. Die Dresdner Philharmoniker sind sicher ein ganz passables Orchester; die Klasse und den Weltrum ihrer Leipziger Kollegen haben sie nicht.

Wie in anderen Städten auch frage ich mich, warum man diesen harten Schritt in eine reine Klassikhalle gehen muß, zumal die Konzerte mit Popuarmusik einen erheblichen Beitrag zur Kostendeckung des Saals geben. Flexible Akustikbauten für klassische und verstärkte Musik gibt es durchaus. Darüber hinaus wird verkannt, daß die Musik der „Hochkultur“ natürlich ein Teil unserer Geschichte ist, den man pflegen sollte. Daß die Gegenwart dahinter aber nicht zurückgedrängt werden darf.

Etwas ketzerisch gesprochen: die meisten philharmonischen Orchester sind Coverbands jahrhundertealter Hits. Sicher auf einem exzellenten Niveau, aber wirklich einen musikalischen Fortschritt gibt es in ihnen begrenzt. Da scheint es mir fragwürdig, diesem Musikstil exklusive Tempel auf Kosten anderer Musikrichtungen bauen zu müssen.

Ich höre jetzt die Aufschreie: „Wie kann er nur !“. Ich genieße durchaus selbst auch gute Interpretationen synphonischer Musik und ich bin der Meinung, daß es sich um eine förderungswürdige Spezies handelt. Ich sehe nur nicht den Exklusivitätsanspruch, mit dem mancher Klassik umgibt.

Ich will zurück !

Nicht nach Westerland (wobei Urlaub an der See immer schön ist), sondern nach Frankreich. Wir sind heute im Beethovensaal der Liederhalle in Stuttgart, ein absolut unsymetrischer Bau mit 250kg – Hängepunkten. Ein klassischer Konzertsaal eben, in dem man auch verstärkte Konzerte spielen kann. Die Fronttruss hängt schräg vor der Bühne, was es unseren Videokollegen unmöglich macht, die drei Projektionen vernünftig hinzuzaubern. Wir haben schon scherzeshalber überlegt, ob wir die Show nicht einfach canceln und geschlossen rüber zur Schleyerhalle gehen. Da spielt heute P!nk.

Oranje boven

Unser heutiges Konzert führte uns nach Straßburg. Dort gibt es eine relativ große deutschsprache Fangemeinde, so daß wir im Zenith spielen konnten; immerhin in der 4.400er – Variante. Die Halle ist kaum zu übersehen und die orange Farbe zieht sich konsequent durch das ganze Gebäude. Ich war ja der Meinung, daß so etwas nur ein Holländer bauen könne, lag aber komplett daneben: der Architekt ist Italiener.

Wenn man in Frankreich in ein Zenith kommt, so heißen die großen Konzerthallen der Republik, dann kann man davon ausgehen, perfekte Arbeitsbedingungen vorzufinden. Amtliches Rigging, Strom satt, ausreichend Platz, gute Garderoben, durchdachte Ladewege. Unter’m Strich kann man sagen, daß die Zeniths natürlich auch ihre individuellen Macken haben, im Durchschnitt aber sicher besser sind als der deutsche Durchschnitt. Wenn man sich anschaut, was in Frankreich, Benelux oder Skandinavien in die Konzertsäle investiert wird und wie durchdacht diese Hallen oft sind, dann kommt man bei uns in der Heimat schon ins Grübeln.

Hier und nachfolgend dann mal ein paar weitere Eindrücke aus der Halle. Speziell die orangen Stühle haben es mir schon angetan, wie man deutlich sehen kann…

Zum Schluß dann noch mal die Halle nachts von außen. Wie man sieht ist die orange Hülle aus einer Art dicken LKW – Plane, was ich zumindest mal heizenergietechnisch nicht ganz korrekt finde. Aber: sieht gut aus.

Der Charme der Nachkriegsgeneration

Gestern zeigte ich Euch schon die alte Bedientafel der Saalbeleuchtuntg in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe, heute schiebe ich noch Hallenbilder und ein paar weitere Details nach. Die Architektur gefällt mir schon sehr. Es riecht nach Wiederaufbau und gemütlichen Zeiten. Und da paßt auch eine lichtdurchflutete Halle wie diese hinein. Daß durch die ganzen Glasflächen Hallzeiten entstehen, die vielleicht für sakrale bis klassische Musik gut sind, für verstärkte eher nicht, war zum Bauzeitpunkt wahrscheinlich noch nicht so richtig interessant.

Zum Verdunkeln und auch zur positiven Beeinflussung gibt es überall Vorhänge, die mit mäßigem Erfolg ijre Arbeit verrichten; mir gefiel aber diese schön regelmäßige Deckenstrahlerreihe besonders gut.

In der Schwarzwaldhalle hat man alte Technik nicht einfach rausgerissen, wenn sie nicht mehr benötigt wurde, sondern sie zwar stillgelegt, aber hängenlassen. So ist dann neben dem Schaltpult von gestern auch noch eine alte Garderobenrufanlage und ein Komandotelephon übriggeblieben.

Die Kabel zwischen Bühne und Mischpultplätzen werden in der Schwarzwaldhalle durch den Keller gelegt. Das bedeutet etwas mehr Arbeit, beschert einem aber den Blick auf dieses Schild, das leider völlig unberechtigte Hoffnungen aufkommen läßt. Keine Ahnung, was sich früher mal im Biertunnel befand, heute ist dort nur noch Lagerfläche. Schade eigentlich……

ursprünglich

Viele Hallen sind ja schon älter und darum findet man in ihnen manchmal noch schöne alte Dinge, die irgendwo vor sich hinschlummern, aber gar nicht mehr genutzt werden. Wie diese Küche in der Meistersingerhalle in Nürnberg.

Diese Schalttafel für die Beleuchtung und Abdunklung in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe hat auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel und ist mittlerweile durch eine moderne, computergesteuerte Anlage ersetzt. Vom Gefühl her finde ich die alte Variante deutlich schöner.