Nach dem Dusel beim Türkeispiel hat man sich in der deutschen Mannschaft wohl darauf verlassen, daß es wohl noch ein zweites Mal klappen könnte, schlechter zu spielen und doch zu gewinnen. Daß das nicht funktionierte haben wir gestern gesehen. Hochinteressant fand ich hingegen die Tatsache, daß in der Kneipe, in der ich das Spiel sah, deutlich mehr Frauen als Männer saßen, es ganze Freundinnenrunden gab, die da zum Spielschauen kamen. Waren die Kerle alle bei den großen Public Viewings, oder wächst da eine Generation von Fußballexpertinnen heran ?
Kategorie: unterwegs
was so zwischendurch passiert
Vorbei
Über’s Wochenende war ich in Österreich unterwegs, über Details werde ich noch berichten. Jedenfalls kam ich am Samstag in Sonntag vorbei und das mußte ich natürlich festhalten. Außerdem paßt’s ja auch gerade, denn das Wochenende neigt sich dem Ende zu.
Hintern
Viele Städte haben ihre Symbole, auf die sie besonders stolz sind. Bei Crailsheim ist es …… ein Hintern. Genau.
Dabei ist die Geschichte dazu tatsächlich ganz witzig: 1380 war man nach mehrmonatiger Belagerung eigentlich am Ende, der Sturm der Stadt stand unmittelbar bevor. Um die Gegner zu verwirren buk man aus allen zusammengekratzen Mehl- und Zuckerresten Horaffen, süße Hefeteilchen in Form einer Drei, und warf sie über die Stadtmauer den Belagerern vor. Außerdem wählte man die dickste Frau, die Bürgermeistergattin, aus, die ihren fetten Hintern auf der Mauer den Feinden zeigte. Der Erfolg war durchschlagend, die Belagerer entsetzt: wie konnten die Crailsheimer nach so langer Zeit noch so viele Lebensmittel haben, daß sie es sich leisten konnten, sie den Feinden vorzuwerfen ? Wie konnten die Crailsheimer noch so wohlgenährt sein ? Völlig frustriert wurde die Belagerung aufgegeben, Crailsheim war befreit. Bis heute sind nun die Horaffen regionale Spezialität und werden eben nicht mehr nur aus Hefeteig, sondern beispielsweise auch aus Blumen geformt.
Glück und Respekt
Mehr Glück als Verstand hatte da die deutsche Mannschaft am heutigen Abend. Wenn wir mal alle ganz ehrlich sind, dann war der Sieg nicht wirklich verdient. Aber wie immer fragt da in wenigen Stunden kein Mensch mehr nach. Interessant ist auch, daß es in Wien wohl eine UEFA – Sendezentrale gibt, die über kein vernünftiges Notstromnetz verfügt. Ich möchte an diesem Abend da kein verantwortlicher technischer Leiter gewesen sein und ich frage mich ernsthaft, wie man bei solch einer Installation fertigbringt, keine funktionierende Redundanz einzuplanen. Cool vom SF und vom ZDF, daß sie vertragswidrig zwischendurch eine Stadiondirektschaltung ermöglichten.
Das Spiel sah ich in Crailsheim, einem Ort mit 32.000 Einwohnern (zum Vergleich: auf dem Hamburger Heiligengeistfeld sahen knapp 1,5 Mal so viele Leute das Spiel auf Großbildleinwand). Dort hatte man die Innenstadt weiträumig abgesperrt und ließ die hupenden Fans in großem Kreis rund um die Stadt fahren. Um eine Lärmbelästigung der rechtschaffenden Bürger zu vermeiden. Was die Fans zum Glück nicht daran hinderte, einfach die verkehrsfreien Kreuzungen zu besetzen und eben mit ihren Stimmen für ausreichend Pegel zu sorgen. Auf einer Kreuzung spielte sehr ausgelassen eine türkische Band, die deutschen Fans tanzten dazu. Auf türkischer Seite war man der Meinung, daß die Deutschen ruhig Europameister werden sollen, man sei halt Meister der Herzen. Eine coole Einstellung. Ich hoffe, daß sich diese Meinung durchsetzt.
Nachtrag 26.06.2008: wenn man mal mit Kollegen vor Ort spricht, dann ist die Blauäugigkeit (oder der Geiz; wer weiß das schon), mit der da die elektrische Installation im internationalen Pressezentrum vorgenommen wurde, schon erschreckend. Da sind „pissige“ Industrieveranstaltungen, die wir so durchführen, redundanter geplant, als der internationale Knoten der Fernsehübertragungen für gut 100 Länder. Da frage ich mich doch, wofür die UEFA allein aus Deutschland 115.000.000,00€ bekam und welcher Sektempfang damit finanziert wurde.
Fußballabend
Passend zum heutigen Fußballspiel mal die Flagge, die auf dem Dach des Gebäudes weht, in dem ich dieser Tage arbeite.
Schöne Aussicht
Ihr wißt ja schon, daß ich gerne auf die Dächer von Gebäuden klettere. Zugegeben, direkt nebenan steht ein wesentlich höherer Turm, aber dafür ist diese Halle altehrwürdig. Von der Mitte des Kuppeldachs entstand diese Frankfurter Rundschau, die man wie immer bei Panoramen hier auch größerklicken kann.
Abends am Bahnhof
Der huenenmeister war optimistisch, daß ich trotz Schweigeverpflichtung blogbare Themen finden würde. Er hat natürlich Recht. Gestern Abend, die Deutschen hatten ihr 0:1 schon geschossen, kam ich in Frankfurt an und wurde von einem lauen Abend mit viel Neonbeleuchtung auf dem Bahnhofsplatz empfangen. Mein Hotel liegt direkt um die Ecke und darum nahm ich mir die Zeit, dieses Panorama mal zu schießen — weil ich weiß, daß jemand viel mit solchen Reklamen zu tun hat und weil’s mir auch gefiel. Natürlich kann man das Panorama wie immer auch größerklicken.
Kultur am Abend
Während Fußball – Deutschland sich schon mal warmtrainierte besuchten wir dann Abends die Vernissage „Nur zu Besuch“ von Mario Wagner im Feinkunst Krüger. Und entkam dann erst Recht nicht dem Fußball, denn die Gallerie ist mitten im Portugiesenviertel. Die Arbeiten von Mario sind bunte Kollagen im Stil der 70er; viele sind auf Buchdeckeln gearbeitet. Dabei kommen eine Menge Zeitungs- und Buchausschnitte, aber auch Acrylfarben zum Einsatz.
Die Bilder gefielen mir eigentlich durchweg ganz gut. Humor ist bei bildenden Künstlern ja nicht immer zu erkennen; hier jedoch pieken Finger durchaus mal in Augen oder liegen wie oben gezeigt Ringer im Scheinwerferlich eines Autos.
Da in der Ausstellung das typische Vernissagenpublikum herumstand, gingen wir später noch schräg gegenüber zu einem Portugiesen etwas essen und erlebten dann recht schnell was es heißt, bei einem Fußballgewinn mitten in Portugal zu sitzen. Wenn diese Straßenparty (die Polizei mußte daß Viertel für Autos sperren) ein Zeichen für die nächsten Wochen ist, dann haben wir ja noch allerhand vor uns. Jedenfalls war das ein fröhliches Ende eines langen Tages.
Blaue Teufel
Auf dem Rückweg vom fotocommunity – Treffen kam ich am Fußballplatz an der Memellandallee vorbei, wo für mich ungewohntes Treiben herrschte: die Blue Devils spielten gegen Dresden. Ich war ewig nicht mehr beim American Football und wunderte mich, daß die Devils auf so einer kleinen Anlage spielten. Weil die Partie schon recht weit fortgeschritten war, durfte ich mal umsonst schauen. Da lernte ich dann, daß die Devils hier ihr Heimatstadion haben. Das ist komplett an mir vorbeigegangen, obwohl ich nur zwei Straßen weiter wohne. Etwas peinlich.
Das wichtigste beim Football sind ja die Chearleader, klar, oder ? Die Devils haben anscheinend zwei unterschiedliche Gruppen, von der die eine motivierter schien, als die andere. Was vielleicht daran lag, daß es hier auch männliche Anfeuerer gab und man sich natürlich gegenseitig keine Blöße geben will.
Aber natürlich gab es auch ein Spiel. Das ist schon erst mal interessant, weil man das ja in Deutschland nicht so häufig sieht. Auf Dauer finde ich persönlich die vielen Spielunterbrechungen aber dann trotz tanzender Mädels und guter Musik doch etwas nervig. Jeder einzelner Zug wird vorbereitet, gespielt, unterbrochen, wiederholt. Eigentlich schade. Das Ganze mal halbwegs flüssig gespielt wäre bestimmt deutlich aufregender. Aber trotzdem mal ein abwechslungsreicher Abstecher.
Photographentreffen
Am Samstag war ich auf dem Hamburger Treffen der fotocummunity im Phoenixhof. Neben einer kleinen Hausmesse gab es auch zahlreiche Workshops rund um Photographie. Dabei mußte ich feststellen, daß heute schon fast grundsätzlich von digitalen Kameras ausgegangen wird und analoge Geräte beinahe als Raritäten bewundert werden. Interessant auch, mit welch‘ hochgezüchtetem Equipment viele Amateure rumlaufen; ich könnte mir Vieles davon nicht leisten. Interessant ebenfalls, daß so mancher Referent in Natura ganz schön anders aussieht, als auf den entweder schon älteren, oder aber heftig gephotoshopten Photos im Programmheft……
Morgens als erstes besuchte ich das Seminar „Lichtmalerei on location (oder: mobile Lichtanlagen für Arme)“ von Michael Waldau, den Ihr auch rechts sehen könnt. Für mich tatsächlich der interessanteste Vortag des Tages. Michael hat sich darauf spezialisiert, Langzeitbelichtungen in fast dunklen Räumen zu machen und die für ihn wichtigen Details mit einer Taschenlampe zu „bepinseln“. Die langen Belichtungszeiten geben ihm neben der Lichtmalerei noch die Möglichkeit, durch Bewegungen von Requisite oder Models Geisterbilder entstehen zu lassen. Die Ergebnisse dieser aufwendigen Arbeit sind Bilder, die zur intensiven Betrachtung einladen. Dazu kommt, daß oft wirklich tolle, alte Locations ausgewählt wurden, die die Photos noch zusätzlich interessant machen. Im Vortrag wurden uns die Tricks und Fallen dieser Technik verraten und an einem Beispiel vor Ort vorgeführt. Das war schon mal ein toller Opener.
Der nächste von mir besuchte Vortrag wurde gewissermaßen von einem alten Kollegen gehalten: Guido Karp erzählte über die Anforderungen an einen Tourphotographen. Dabei hat er durchaus von unserem Business gelernt, hatte er in seinem ersten Assistenten doch gewissermaßen eine Vorband. Der zeigte uns nämlich, daß er auf jeden Fall mal ein sehr unterhaltsamer Vortragender ist. Dem konnte dann Guido gar nicht mehr so viel hinzufügen.
Später gab es dann noch ein spontan organisiertes Shooting, bei dem Guido ein paar seiner Tricks verriet. Und wie Ihr seht, wurde dann auch viel von den Besuchern herumprobiert. Dabei irritierte mich die Tatsache, daß von Guido UV – Filter vorn auf dem Objektiv hart verdammt wurden. Ich habe vor vielen Jahren mal gelernt, daß gerade bei s/w – Filmen der UV – Anteil für Unschärfen sorgt, da der Film für UV noch empfindlich ist und je nach Wellenlängen es ja keinen echten gemeinsamen Brennpunkt, sondern eine Brennebene gibt. Das hörte ich sowohl in Photoseminaren, als auch während meiner augenoptischen Ausbildung. Da ich ja weiß, daß hier der ein oder andere Profi mitliest: wie ist das heutzutage ?
Paul Michaelsen (alias Michael Papendiek) erzählte als nächstes über die Grundlagen der skulpturalen Aktphotographie. Dabei legte er besonderen Wert auf intelligente Lichtsetzung und erläuterte uns anhand einiger Beispielbilder, wie man am besten welche Effekte erziehlt. Seine Lieblingsbeleuchtung — hart von oben — führte er uns dann auch vor Ort vor.
Irgendwann war dann auch die Aufnahmekapazität erschöpft (und das Wetter draußen zu schön), darum bin ich dann um kurz vor fünf wieder in Richtung Heimat.