Update Bahnhof Würzburg

Von meiner letzten Nacht im Hauptbahnhof Würzburg berichtete ich ja. Diese Nacht war ich wieder dort; zum Glück mit 1,5h nur relativ kurz. Allerdings kann ich nun ein paar Tips geben, was man zu nächtlicher Stunde machen kann. Zum einen wies mich ein bloglesender Bahnmitarbeiter per Mail darauf hin, daß es an Gleis 1 eine Kantine für Betriebsangehörige gebe, die bereits ab 05:30 die Türen öffnet und bei der man das mit dem „betriebszugehörig“ um diese Uhrzeit nicht allzu genau nehme. Da waren wir heute, der Kaffee kostet 1,10€, es ist warm und das Personal sehr nett.

Für die Zeit vor 05:30 gibt es auch in Würzburg eine Bahnhofsmission, die allerdings etwas außerhalb des eigentlichen Gebäudes am Busbahnhof liegt. Darum sah ich sie beim letzten Mal nicht. Auch hier übernehmen Caritas & Diakonie zumindest teilweise Aufgaben, die in meinen Augen eigentlich die Bahn übernehmen müßte. Gut, daß es diese Einrichtung gibt.

Geschichten, die das Leben schrieb

Ohne daß ich das jetzt bestimmten Orten zuordnen möchte, aber zwei Geschichten aus den letzten Tagen muß ich dann doch mal erzählen. Wir setzten auf der Tour eine MDG ein. Das ist ein sogenannter Hazer, also eine Maschine, die ganz feinen Dunst in der Luft erzeugt, damit man das Licht besser sehen kann. Die Maschine brodelt die ganze Zeit vor sich hin und die Leute aus der Halle bekommen gesagt, daß sie bitte ihre Lüftung auf kleinste Stufe stellen sollen, damit der Dunst schön hält und keine Schlieren zieht. Und meistens wissen die Hallenleute das auch; wir sind ja nicht die Ersten, die mit so einem Gerät ankommen.

In einer Halle, groß und seit vielen Jahren bestehend, war das anders: die Lüftung lief, unser Lichtmann stellte den Hazer stärker, die Lüftung lief stärker, der Hazer wurde noch stärker gestellt. Zwischendurch Rückfragen beim Haus. „Jaja“ war die Antwort. Schließlich war die Lüftung so stark, daß die Videoleinwände zu wackeln begannen. Harte Rückfrage ans Haus. Da dann die Antwort: „Na ja, Ihr macht ja so viel Rauch, das sieht ja gar nicht gut aus, das muß ich absaugen. Außerdem habe ich Angst, daß die Rauchmelder anspringen.“ Nun war die Feuerwehr schon mit vier Mann Brandwache vor Ort und üblicherweise werden Rauchmelder während des Konzerts ausgeschaltet. „Nein, das machen wir hier nie.“ Aha. Wofür dann die Brandwache ?!?  Nach kurzer Kontroverse einigten wir uns dann auf eine Lüftungsstufe, bei der wenigstens die Leinwände ruhig hingen……

Andere Situation: wir haben zwei Kameras im Publikum stehen, die unter anderem für die Bilder auf den Leinwänden sorgen. Dabei kommt es tatsächlich manchmal kurzfristig zu leichten Sichtbehinderungen für einzelne Besucher. Bislang war das nie Grund für Diskussionen. In einer Stadt aber kam nach der Pause eine aufgebrachte Frau auf uns zu. Das sei ja die Höhe, eine Unverschämtheit und überhaupt. Sie würde das nicht mit sich machen lassen. Sie will jetzt und sofort und vom Kameramann (später dann von mir persönlich) das Geld zurück. Und zwar nicht nur den regulären Kartenpreis, sondern die komplette Kohle, die sie für die Karte auf dem Schwarzmarkt bezahlt habe (also etwa das Doppelte des regulären Preises). Plus Reisekosten. Plus Babysitter. Das ganze in schönster Mundart, so daß ihr kaum zu folgen war. ???wtf???  Nein. Die Antwort lautet: nein. Gerne Gästeliste bei der nächsten Show in der Nähe. Aber auch nur, wenn Sie mich nicht mehr anfassen und mal einen Schritt zurückgehen. Brrrrrrr.

Der Hallenschnelldurchlauf

Nachdem ich bisher wenig über die Hallen erzählte, in denen wir residierten, will ich das mal in alphabetischer Reihenfolge nachholen. Jedenfalls bei solchen, von denen ich bisher auch bei anderen Touren noch nichts erzählte. Alphabetisch und auch von den Konzerten her die erste Halle ist die Oberfrankenhalle Bayreuth. Eine Sporthalle mitten in einem Sportzentrum mit Schwimmbad, Eishalle und Stadion. Die Halle selbst ist mit allem ausgestattet, was man so von einer Mehrzweckhalle erwartet, hat ausreichend Strom und Hängepunkte. Da in den Nebenhallen immer auch noch Sportunterricht und andere Termine sind, muß man ab Aufbaubeginn mit Secus dafür sorgen, daß niemand durch die Baustelle läuft. Sonst aber ist alles gut und vor allem die Haustechniker sind sehr nett und motiviert. Da die Halle außerdem gut Platz bietet ist es eine gute Probenhalle. Nur unser Dekodolly paßte mit seiner 2,60m Höhe leider nicht durch die Türe und mußte außen ent- und beladen werden.

Erst Anfang der Woche waren wir in Bielefeld. Die Stadthalle hat eine in zwei Richtungen bespielbare Bühne, was insofern praktisch ist, als daß man den kleinen Saal als Storage nutzen kann. Nicht ganz praktisch ist der Ladelift, der Teil der hinteren Bühnenfläche ist. Dafür gibt es reichlich C1 – Hauspunkte; das gleicht den Lift – Zeitverlust wieder aus.

Wenn man bisher in der Stadthalle Deggendorf spielte, dann war man sicher in diesem Saal. Eine ganz typische Stadthalle mit Handkonterzügen und Lademöglichkeit direkt auf die Bühne. Eine klassische Mittelbühne.

Seit kurzem, wir waren erst die zweite Produktion, gibt es nun die nagelneue Halle 2 direkt nebenan. Die ist größer, flexibler, auch gut zu beladen und in nächster Zeit wird auch ein festes Grid über die Bühne gebaut, so daß dann das Rigging sehr einfach wird. Wir bastelten noch 3m – Schluppen um die Betonträger. Die Hauscrew ist durch ihre alte Halle eingespielt und löst die kleinen Anfangswewehchen schnell und unkompliziert. Strom kommt an vielen Stellen einfach aus dem Boden; da sieht man, daß dort auch Messen stattfinden sollen.

Als ich eben das Bild sah, mußte ich tatsächlich schon überlegen, wo denn das wohl war, dabei ist das gerade mal zwei Wochen her. Die Rothaus –  Arena in Freiburg ist eine der zahlreichen Messehallen, die man auch als Konzertvenue nutzen kann. Strom, Rigging, alles da. Der Truck kann in die Halle fahren, was im Winter sehr angenehm ist. Ansonsten halt ’ne Halle.

Heute sind wir in der Oberschwabenhalle Ravensburg. Praktisch sind die auf Trägern verschiebbaren Hausmotoren in der Tiefe. Unpraktisch ist, daß man in der Breite beim Raster sehr festgelegt ist, will man kein Prerigg hängen. Wir haben uns natürlich alles auf die Linien geschoben…… Ansonsten gibt es nur zu berichten, daß das mit den Schwaben und dem Hochdeutsch zwei Dinge sind, die nicht zusammenfinden. Und daß Backstage die Heizung nicht richtig spielt. Im Catering ist es heute extrem kalt. Außerdem war man örtlicherseits sehr bemüht, das Sidemasking partout auf die hauseigenen Vorhanglinien zu setzen, was aber bei uns einfach nicht funktioniert, weil wir das Masking nicht auf der Bühnenvorderkante brauchen, sondern 6m dahinter. Schon wegen der Sichtlinien.

Zu guter Letzt in unserem kleinen Reigen biete ich Euch die Rhein-Main-Halle Wiesbaden. Die Garderoben & Büros sind im Keller, das finde ich nicht so doll, weil ich gerne bühnennah sitze. Ansonsten ist’s halt eine ganz normale Stadthalle, die nur nicht Stadthalle heißt. Der Dickstrom wird ein wenig abenteuerlich von der Seite herangeführt. Mit unseren 20m 125er sind wir nur sehr knapp bis zum Dimmer gekommen.

So weit von der Front. Nun hoffe ich, daß morgen früh die Bahn nicht streikt.

Fachtage

Eigentlich ist die Anmeldefrist ja schon abgelaufen. Da ich aber erst heute selbst die eMail bekam gehe ich mal davon aus, daß es noch nicht so voll ist, daß man sich nicht mehr eintragen kann. Der ein oder andere Hersteller ist ja durchaus interessant.

Lang ist’s her

Heute Morgen stolperte ich verschlafen in die Stadthalle in Hagen und neben der Bühnentüre hing noch die Setliste des letzten Acts. Ernie … Rockpommel … Silent Movie … verdammt, das sagte mir doch was. Und ich war mir auch sicher, daß das schon verdammt lange her sein muß. Ist es auch. Grobschnitt (Wikipedia) war eine meiner Idole der frühen Jugend. Die Kapelle gab es fast 20 Jahre nicht, 2007 folgte die Reunion und mittlerweile gibt es auch wieder Konzerte. Ich kann mich an zwei sehr lange Shows (und hier war das Wort „Show“ wirklich Programm) erinnern, die ich mal besuchte. Witzig, sie jetzt gewissermaßen unterwegs zu „treffen“ und zu erfahren, daß es die Kapelle wieder gibt.

Camera gecrackt

Durch den Hinweis Michaels bin ich auf ein Tool gestoßen, mit dem man alle Canon – Kameras, also auch meine Ixus, unter anderem dazu bringen kann, RAW – Dateien abzuspeichern; aber auch einige andere sinnvolle Erweiterungen werden mitinstalliert. Die neue Firmware wird ganz einfach auf die Speicherkarte(n) gespielt, die Originalfirmware bleibt für alle Fälle natürlich auch verfügbar. Das Ganze ist sehr durchdacht und macht großen Spaß, darum sei es auch hier erwähnt.

Robert Lebeck

Am Sonntag las ich nicht nur Automatenheftchen, sondern besuchte auch die Ausstellung „Robert Lebeck — Fotografien 1955 – 2005″ im Martin Gropius Bau, Berlin. Lebeck war viele, viele Jahre Photoreporter; hauptsächlich des Stern, aber auch einiger anderer Publikationen. In dieser Zeit sammelte er eine unglaubliche Fülle an herausragenden Photographien, die aus einer Mischung von handwerklichem Können, Geduld, einem guten Auge und eben der kleinen Portion Glück, die man benötigt um im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, entstanden. Sicher 95% der ausgestellten Werke sind schwarz/weiß.

Die Ausstellung im Gropiusbau hat berechtigterweise so großen Erfolg, daß der Katalog zur Ausstellung leider ausverkauft ist. Die Bilder ziehen einen dicht in das Geschehen, in die Emotionen des Photographierten, in andere Kulturen. Lebeck gelingt es fast immer, sich selbst völlig auf dem Bild herauszunehmen, nicht inszenieren zu müssen, sondern einfach die Situation aus perfekter Perspektive abzubilden. Er selbst sah sich nie als Künstler, sondern eben als Reporter; und genau das ist in meinen Augen die große Kunst in seinen Bildern. Leider war in der Ausstellung photographierverbot, so daß ich hier keinen Überblick einstellen kann. Der Besuch lohnt aber auf jeden Fall.

Außerhalb der Ausstellung, aber noch im Gropiusbau selbst, gelang mit dieses Bild. Ich lag schon auf dem Boden, aber es fehlten eben doch noch ein paar Zentimeter zum perfekten Photo. Trotzdem gefällt mir die Perspektive auf die Architektur sehr gut.

Kultur aus dem Automaten

Am Sonntag war ich in Berlin und dort sah ich in einem schon recht geplünderten Automaten an der S-Bahn Haltestelle Schöneberg plötzlich etwas, mit dem ich nicht rechnete: ein Büchlein. Bahnlektüre gewissermaßen. Und weil das Heft in der Größe und Farbe eines Reclam – Heftchens außerdem den vielversprechenden Titel „Lasst dort Rock sein“ trug, konnte ich nicht widerstehen, schnorrte meine Begleitung um einen Euro an und investierte eben diese Münze in 24 Seiten moderne Kultur. Kein schlechtes Geschäft.

Der Berliner Verlag SuKuLTuR kam vor einiger Zeit schon auf die Idee, Literatur auf alternativen Vertriebswegen unter die Leute zu bringen. Mittlerweile gibt es die kleinen Heftchen mit Kurzgeschichten schon in vielen Automaten an Bahnhöfen und Stränden, 80 verschiedene Titel stehen inzwischen zur Verfügung. Auch Axel Klingenberg läßt seine kleine Kurzgeschichtensammlung so vertreiben und spekuliert zu Recht darauf, daß das kleine Heft Appetit auf die richtigen Bücher machen könnte.

In der Broschüre geht es um das Erwachsenwerden zu Klängen von AC/DC und Härterem, um Dorfdiskos, Polizeieinsätze und die Tatsache, daß Alkohol einem zum Republikflüchtling in Richtung Osten werden lassen kann, wenn man nur zu nahe an der deutsch-deutschen Grenze wohnt. Die Geschichten gefallen mir ganz gut. Es ist keine Weltliteratur, aber genau das Richtige für die Bahn zwischen Schöneberg und Friedrichstraße.