alles muß raus !

Abbau bei Bon Jovi; Bild größerklickbar

Nach der Show begannen wir dann flugs das einzureißen, was die Kollegen in den vergangenen Tagen mühsam aufgebaut hatten. Hier in Gelsenkirchen ist Tourbeginn der Europatour, darum mußte man erst mal schauen, wie man das denn am besten angeht. Letztlich, das kann ich hier schon verraten, war die Produktion aber trotzdem um 02:30 Uhr draußen.

Abbau bei Bon Jovi; Bild größerklickbar

Ich finde es immer wieder interessant und faszienierend, daß ein Ballett von deutlich über 100 Leuten so perfekt zusammenarbeiten kann — auch wenn ich es ja nun schon oft erlebt habe. Hier ist schon fast alles draußen, nur die Motoren hängen alle noch.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke; Bild größerklickbar

Hier ist es wieder ein wenig später (oder früher…), die ersten Trucks sind schon weg und der nächste Schwung rückt nach. Der Abbau läuft heute ohne den typischen 05:00 Uhr – Durchhänger, das ist sehr angenehm.

Rasen der Arena auf Schalke; Bild größerklickbar

Auf dem Weg ins Catering kommt man beim Fußballrasen vorbei, der bei Konzerten (und auch sonst wenn nicht gespielt wird) draußen lagert, damit er besonders schön wächst. Die ganze Spielfläche ist ein großes, rollbares Teil, das motorisch rein und raus gefahren werden kann. Schon imposant.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke

Nachdem die eigentliche Produktion abgereist ist, wird die Bühne zerlegt. Dazu werden erst die seitlichen Planen herausgezogen und dann das Dach langsam heruntergefahren.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke

Rigger zerlegen dann die Kederschienen (das sind die silberglänzenden Profile, mit denen die Planen gehalten werden) und bereiten alles für das endgültige Ablassen des Dachs vor.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke

Währenddessen stellen sich zwei Teleskopkrane in Position, mit denen die PA – Tower (Lautsprecherhängevorrichtungen) zerlegt werden.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke

Die Rigger müssen natürlich auch die einzelnen Towerteile am Kran anschlagen und sie zerlegen. In luftiger Höhe. Damit sie nicht die selben Erfahrungen wie ich machen, sind sie gut gesichert. Trotzdem erfordert es etwas Mut und Konzentration. Dabei gilt auch hier gewissermaßen ein alter Seemannsspruch: eine Hand für’s Schiff und eine für sich selbst. Soll sagen: nur die Dummen übertreiben es mit dem Mut.

Abbau bei Bon Jovi auf Schalke; Bild größerklickbar

Und wieder steht eine komplett andere Flotte an LKW im Stadion. Dieses Mal sind es die Bühnentrucks, die sich strategisch günstig verteilen. Insgesamt kann man sagen, daß der Abbau hier auf Schalke besonders einfach geht, weil alle Trucks ins Stadion bis an die Bühne heranfahren können. Das ist leider nicht selbstverständlich; oft muß Material mit kleineren Fahrzeugen geshuttlet werden.

Abbau bei Bon Jovi in Gelsenkirchen

Hier mal ein Blick auf die verwendeten Stahltrussen der PA – Tower. Ich bin froh, daß wir mit solchem Material im normalen Alltag nicht abreiten müssen. Zu groß, zu schwer. Aber für diese Anwendung natürlich ideal.

Abbau bei Bon Jovi in Gelsenkirchen

Jetzt ist es bald soweit, der Feierabend naht. Um 16:00 Uhr war alles weg, was in fünf Tagen aufgebaut wurde. Und alle waren froh, endlich ins Bett zu können; wobei natürlich die meisten Kollegen in Schichten arbeiten. Trotzdem ist es immer eine Menge auch körperlicher Arbeit, die geleistet werden muß.

Abbau bei Bon Jovi in Gelsenkirchen

Eine Besonderheit des Schalke – Stadions sollte ich vielleicht noch erwähnen: es kann nicht nur der Rasen „vor die Türe“ gefahren werden, auch eine komplette Tribünenseite kann verfahren werden, um mehr Platz für Bühne und Backstage zu haben. Der hier sichtbare untere Teil der Bühne dockt bei Fußballspielen nahtlos an den oberen an.

Das war’s aus Gelsenkirchen, morgen geht’s in Hamburg weiter.

4 Gedanken zu „alles muß raus !“

  1. Hallo Markus,
    ich könnt‘ dazu schon wieder Geschichten erzählen aus meiner eigenen „aktiven“ Zeit bei der Musik… nee, heute nicht ;)
    Aber eine Frage habe ich:
    Allein Bühne und die Geräusche- und Lichttechnik sind ja, wie von Dir hier geschildert und bebildert, für sich schon ein gigantischer logistischer und finanzieller Aufwand, nicht nur wegen der Tonnen von Material, die entworfen, gebaut, gemietet oder gekauft, von Behörden abgenommen, verpackt, transportiert, auf- und abgebaut und wieder und wieder auf Funktion und Sicherheit überprüft werden müssen . . . nein, so eine Tournee kostet noch enorm viel mehr Geld – von Gagen, Provisionen und Gehältern, nicht nur für die Künstler, sondern auch für die vielen Fachleute vor Ort und unterwegs, mal ganz zu schweigen.
    Rechnet sich das überhaupt? Zu meiner Zeit (Ende 80er/Anfang 90er, also vor 20 Jahren) hieß es immer, dass die Tourneen oft mehr Geld kosteten, als sie „an sich“, durch Eintrittsgelder, einbrächten und daher oft durch Plattenverkäufe querfinanziert werden mussten.
    Kannst Du dazu etwas sagen, auch wenn „die Kohle“ eigentlich nicht Dein Job ist?

    1. Zumindest ist es mein Job, darauf zu achten, daß nicht zu viel ausgegeben wird.

      Die Verhältnisse auf Tour haben sich stark verändert. Sponserten früher oft die Plattenfirmen Touren, weil sie diese als Werbung für die Platten verstanden, ist es heute eher umgekehrt. Durch immer weniger verkaufte Platten müssen sich viele Künstler heute durch die Konzerte ernähren; die CDs sind eher Werbung für die Touren. Die Konsequenz: die Tickets sind viel teurer als früher.

  2. sehr interessant – un sereins wird ja idR nach 3 Songs schon wieder verscheucht, und bekommt sowas garnicht hinter den Kulissen mit (anderes schon ;)) – und ich gucke doch so gern auch mal von der anderen Seite…

    c-v

    1. Backstage – Reportagen sind sicher oft möglich — wenn Du so viel Zeit hast ;-) Bei Bon Jovi fingen wir heute um 08:00 Uhr mit dem Aufbau für das Konzert am 28.05. an.

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