Während Jon im Volksparkstadion rockte, sah ich mir John in der Fabrik an. Ein deutlicher Kontrast. John McLaughlin ist ganz sicher eine Gitarrenlegende; allerdings eher ein musician’s musician, ein Idol der Gitarristen, denn ein allgemein bekannter Star. Daß er zu Recht den Ruf des begnadeten Gitarrenhelden hat, bewies er ein Mal mehr am gestrigen Abend.
Meinem Empfinden nach war das Konzert allerdings zu Anfangs eher anstrengend, als schön. Zu viele Noten in zu kurzer Zeit. John schien mit dem Kopf irgendwo zu sein, während seine Finger 1/16 und 1/32 gniedelten, ohne mal einen Ton wirklich stehenzulassen. Es war mehr olympische Leistung als empfundene Musik. Dazu trug auch sicher der Keyboarder seiner Band mit bei, der deutlich dazu neigte, kleine Freiräume auch noch zuzukleistern. Bassist und vor allem Schlagzeuger waren da wesentlich bandzuträglicher.
Zum Ende hin wurde aber dann doch noch alles gut, die Band fand sich als Band, John spielte auch mal ganze Noten und spätestens nach dem fulminanten Doppelschlagzeugsolo zwischen Drummer und im Stehen zusätzlich spielendem Keyboarder kam dann eine Stimmung auf, die auch mich mitriß.
Der Aufwand hinter der Musik war äußerst bescheiden: eine Strat, zwei Fußpedale, fertig. Kein Amp, es ging einfach so ins Pult. Auch der Rest der Band schien mit geliehener Backline unterwegs gewesen zu sein; vor der Fabrik standen nur zwei PKW, kein Sprinter.
Da sieht man mal wieder, die wahren Könner brauchen nicht viel Schnickschnack, Tretminen oder riesen Schießbuden.