Es ist Sonntag Morgen, drei Stunden vor Einlaß und vier Stunden vor Konzertbeginn. Die ersten paarhundert Fans haben sich schon vor dem Zelt versammelt. Es herrscht fast so etwas wie Ausnahmezustand, jeder achtet peinlich genau darauf, daß sich niemand vordrängelt, alle wollen später die ersten sein.
Wenn jugendliche Festivalbesucher glauben, daß nur in Scheeßel oder in Wacken gecampt würde, täuschen sie sich gewaltig. Zu den Terminen der Kastelruther Spatzen tauchen hunderte von Wohnmobilen auf und bevölkern das Tal. Von klein und schnuckelig bis groß und perfekt ausgestattet: Spatzenfans scheinen auch Wohnmobilfans zu sein. Zelte gibt es nur ganz wenige.
Ganz anders als bei den großen Rock ’n‘ Roll – Festivals ist das aber hier mit den Ordnern gelöst. Der Backstagebereich ist zwar blickdicht eingezäunt, aufdringliche Fans (und davon gibt es einige und auch sehr dreiste) werden jedoch eher freundlich aufgefordert, die Folie nicht noch weiter einzureißen und bitte die Privatsphäre zu akzepieren. Dabei kann man feststellen, daß 75jährige Omas nicht weniger erfinderisch sind als 17jährige Teenies.
Wenn 15.000 Zuschauer auf Tischen und Bänken hüpfen, dann ist das schon ein echtes Erlebnis und ich finde es eher bemerkenswert, daß nicht ganze Hundertschaften mit gebrochenen Beinen abtransportiert werden müssen. Denn ehrlicherweise fließt daß örtliche Forst – Bier in großen Krügen.