Krabat

Eine wirklicht gute literarische Vorgabe zu verfilmen ist verdammt schwer. Und diese Bürde muß der Film Krabat, den ich gestern Abend sah, leider tragen. Otfried Preußlers Adaptation der sorbischen Sage ist ein hervorragendes Jugendbuch (Wikipedia), in allen Teilen schlüssig. Wäre es ein Film nach einer unbekannten Vorlage geworden, so empfände ich das Ergebnis wahrscheinlich als ganz akzeptabel. So muß ich leider sagen, daß der Film deutlich nicht die Tiefe des Buches erreicht.

Wirklich toll sind die Landschaftsaufnahmen geworden. Genau so düster, trostlos und verlassen stellte ich mir die Lausitz im Dreißigjährigen Krieg vor. Das allein rettet den Film im Vergleich zum Buch aber leider nicht. Obwohl sich die Verfilmung an Preußlers Buch anlehnt, ist sie eben nur sehr frei nach dem Buch und keine Buchverfilmung. Wichtige Handlungsstränge wurden verändert, vieles bleibt zu sehr an der Oberfläche, die gesellschaftliche Bedeutung des Meisters wird überhaupt nicht berührt. Die Schauspieler schaffen es in der Regel nicht, in ihrer Rolle mittelalterliches Denken zu verkörpern. Daniel Brühl bleibt eben ein smarter, gutaussehender Kerl unserer Zeit. Dazu gibt es einige logische Brüche im Plot. Sehr, sehr schade.

Für jeden der das Buch nicht kennt mag der Film ein schöner Einstig ins Thema sein und hoffentlich Motivation, das Buch zu lesen. Für Leute die Preußlers Buch kennen mögen die Bilder vielleicht auch schön sein, die Handlung aber sicher enttäuschend.

Menschen im Osten Deutschlands werden Preußlers Version der Geschichte oft gar nicht kennen; sie wuchsen eher mit dem Krabat von Juij Brězan auf, eine Fassung, die viel blutiger ist als die westdeutsche Variante. Der Film hat mit dieser Version nicht viel zu tun. Vielleicht also auch ein guter Einstieg, um sich mal mit anderen Deutungen der Sage zu beschäftigen.

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