In den letzten Tagen führte ich einige Gespräche über die Veranstaltungshallen unserer Republik; auch über den Kulturpalast in Dresden, in dem ich mit den Spatzen ja noch von wenigen Tagen war. Diese Halle soll renoviert und umgebaut werden — zu einem reinen klassischen Konzertsaal. Wer sich das heutige Verhältnis zwischen Klassik- und sonstigen Veranstaltungen anschaut, wer nach alternativen Hallen in Dresden sucht, der wird sich fragen, was das denn nun wieder soll. Die Dresdner Philharmoniker sind sicher ein ganz passables Orchester; die Klasse und den Weltrum ihrer Leipziger Kollegen haben sie nicht.
Wie in anderen Städten auch frage ich mich, warum man diesen harten Schritt in eine reine Klassikhalle gehen muß, zumal die Konzerte mit Popuarmusik einen erheblichen Beitrag zur Kostendeckung des Saals geben. Flexible Akustikbauten für klassische und verstärkte Musik gibt es durchaus. Darüber hinaus wird verkannt, daß die Musik der „Hochkultur“ natürlich ein Teil unserer Geschichte ist, den man pflegen sollte. Daß die Gegenwart dahinter aber nicht zurückgedrängt werden darf.
Etwas ketzerisch gesprochen: die meisten philharmonischen Orchester sind Coverbands jahrhundertealter Hits. Sicher auf einem exzellenten Niveau, aber wirklich einen musikalischen Fortschritt gibt es in ihnen begrenzt. Da scheint es mir fragwürdig, diesem Musikstil exklusive Tempel auf Kosten anderer Musikrichtungen bauen zu müssen.
Ich höre jetzt die Aufschreie: „Wie kann er nur !“. Ich genieße durchaus selbst auch gute Interpretationen synphonischer Musik und ich bin der Meinung, daß es sich um eine förderungswürdige Spezies handelt. Ich sehe nur nicht den Exklusivitätsanspruch, mit dem mancher Klassik umgibt.
Da muss ich laut applaudieren…. Ich denke der fortschreitende Trend zur „klassifizierung“ folgt einem rein wirtschaftlichen Gedanken. Eine Halle, in der nur eine Monokultur/Monoprogramm dargeboten wird, bedarf keiner Riggingtage, keiner Umbauten (die Orchesterbestuhlung könnte man auch gleich festschrauben) und somit auch weniger bis kaum Personal. Zahlungskräftiges (klassisches) Publikum mit guten Manieren und entspechendem politischem Einfluß tun den Rest. Ergebnis: Monokultur durch Kostenoptimierung :-)
Da geh ich doch lieber wie gestern Abend in die Fabrik zu „moderner Klassik“ in interessantem Gemäuer!
Das mit der Kostenoptimierung glaube ich nicht. Die Erfahrung zeigt eher, daß solche hochtrabenden Projekte innerhalb kurzer Zeit erkennen müssen, daß sie ohne die Einnahmen durch Fremdvermietungen nicht auskommen, weil die Subventionen natürlich auf Dauer nicht in der zugesagten Höhe fließen. Dann wird doch vermietet, die Veranstalter buchen die Hallen auch und unsereiner arbeitet mal wieder in einer Halle, die Schmerzen im Hintern bedeutet, weil sie dafür einfach nicht ausgelegt ist. Beispiele dazu gibt es ja genug.
Da ich mich ja als sowas wie den Mittler zwischen den Welten U und E sehen mag, kann ich Dir beipflichten.
Was am meisten nervt, ist die Tatsache, dass die viele der U-Typen eigentlich ihr gesamtes Handeln auf Staats- und Subventionskosten basieren und trotzdem diese unfassliche Borniertheit und Ignoranz gegenüber der E-Musik haben.
Lt. interner Vorgaben und Statistiken wird Stadtplanern inzwischen übrigens empfohlen, nicht mehr in Groß-Arenen zu investieren, falls deren Überleben nicht allein durch Sportveranstaltungen gewährleistet werden kann.
Grund: man befürchtet ein akutes Defizit an neuen Bands und Künstlern, die auch noch in 10 Jahren über 8.000 Konzertbesucher ziehen könnten.
Scheinbar hält man die Klassik da eher für eine konstante, sichere Bank.
Wenn es jetzt noch aufgrund fehlender Subventionen und gleichzeitig verschärfter Auflagen zu einem weiteren Sterben der Rock-Clubs als potentielle Talentschmieden kommt, kann man eigentlich richtig schwarz sehen.
Und ich dachte, die Zukunft läge im Live-Entertainment….
Die Notwendigkeit von Hallen liegt sicherlich eher im Bereich von 1000 bis 7000 Besuchern
Multifunktional , mit sehr guter Raumakustik und Logisitk für Technik und Catering , Lade und Wege ohne durch die Veranstaltungshalle während der Veranstaltung zu müssen ohne dass sich die Gewerke begegenen oder gar gegenseitig behindern etc. pp.
Begriffen hat das von dern Architeckten keiner – da zählt nur vermeindliche Ästhetik und Image
dabei ist das meiste schlicht hässlich überhaupt nicht funktionell etc – man sieht die Archithektonische intention dort wo das Gebäude steht eh nicht bzw der Besucher bemerkt es nicht mal und will es auch gar nicht bemerken – das fängt beim kleinsten Kindergartenbauwerk an und geht bis zu den Arenen.
Gute Variabel anpassbare Technik oder so sinnvoll dass sie von der Tourproduktion zu akzeptablen kosten verwendet werden kann.
In der Regel trifft man ja unfelxible geschlossene strukturen vor oder Mitarbeiter mit Hausmeister mentalität – neben bei auch noch oft völlig deplaziert installierte Technik , nebenbei ist sie ja oft Jahrzehnte alt nicht gewartet und man hört nur gejammer vom zuständigen Personal.
Ich habe den Eindruck dass immer mehr Hallen und Stadien so gebaut werden dass sie nur einem Zweck dienen können – Fussball z.b Hallzeiten jenseits von gut und böse – das ist live gar nicht so wie das im Fernsehen penetrant mit zu lautem Atom vermittelt wird und nur nervt.
Logisch dass da dann der Liveton ja selbst eine Notfalldruchsage keine Chance mehr hat.
Schade dass das den Entscheidern und was sich so Akustik und Installationsplanern nennt völlig egal zu sein scheint und das seit mindestens 50 Jahren bei tausenden von Objekten.
Den Vergleich mit den „Leipziger Kollegen“ muss man erst garnicht machen. Die Staatskapelle Dresden ist das A-Orchester in der eigenen Stadt, das auf internationalem Niveau mitmusiziert. Die Philharmonie spielt da tatsächlich nur die „zweite Geige“.