An diesem Wochenende verbringe ich mal wieder meine Tage in einer Kirche. Die Alte Kapelle in Regensburg stellte ich Euch ja schon kurz bei der Vorbesichtigung mit einigen Panoramen vor. Es ist ein wirklich opulent verzierter Bau. Bis in die letzte Ecke ist er mit kleinen Details ausgeschmückt, die einen auf den ersten Blick erst einmal fast erschlagen. Man muß sich schon in Ruhe durcharbeiten.
Wie schon in Langenzenn ist auch die Alte Kapelle ein ehemaliges Kloster mit vielen, vielen Nebenräumen. Den Kreuzgang, geschmückt mit zahllosen Grabplatten, finde ich jetzt aber tatsächlich nicht so photogen, so daß ich mich auf ein paar Detailblicke in die Kirche begnügen möchte. Schön finde ich erst einmal, daß durch die vielen Fenster und die weiße Farbe schon ohne künstliche Beleuchtung eine helle, freundliche Stimmung herrscht. Nicht so düster und dunkel wie der benachbarte Dom.
Es gibt in der ganzen Kirche nur zwei Figuren, die nicht weiß als Grundfarbe haben (selbst Mohren werden sehr überzeugend in weiß dargestellt), eine davon ist diese Taube, die im Dach der Kanzel fliegt. Zweidimensionale Photographie kann diesen Vogel leider nicht in seiner ganzen Pracht darstellen; er gefällt mir sehr.
Weil jetzt doch recht viele Bilder folgen, geht es nach dem Break weiter.
Auch Gott beim jüngsten Gericht auf der Erdkugel sitzend ist weiß. Ihr seht die Spitze des Hochaltares.
Hier noch mal das gleiche Motiv aus etwas anderer Perspektive und etwas größer. Ich finde es tatsächlich interessant, wie sehr sich in dieser Kirche alles ändert, je nachdem, aus welcher Richtung man sich die Figuren anschaut.
Rutschen wir ein ganzes Stück am Hochaltar nach unten. Das Kreuz und auch die darunter liegende Tabernakeltüre sind in sich selbst drehbar. Wenn man das Kreuz auf die Rückseite dreht, kann man an dessen Stelle eine Monstranz einsetzen. Über dem Kreuz steht die zweite Figur in der Kirche, die nicht in weiß dargestellt ist: Maria, die hier die ganze Menschheit verkörpern soll.
Seitlich im Altarraum sind auf jeder Seite diese Balkone, in denen man recht unbequem ausschließlich stehen oder knien kann. Für Sitzplätze ist dort kein Platz. Jeder dieser vier Balkone stellt eines der beim Bau bekannten Kontinente der Erde dar.
Hier seht Ihr beispielsweise die Europa auf einem der Balkondächer sitzend.
Auch die vier Elemente werden im Altarraum dargestellt. Hier das Feuer, das von einem Drachen gespien wird. Rundherum Dinge, die auch mit dem Feuer in Verbindung gebracht werden: links der Teufel, mittig die durch ein Herz dargestellte Liebe.
Aus einer großen Muschel sprudelt das Wasser, in dem nicht nur Fische leben, sondern das auch zum Trinken wichtig ist.
Dieses Bild schoß ich speziell für meinen Vater, der Puttenengel mag und sammelt. Diese hier sind aus dem Kirchraum gar nicht zu sehen, sondern nur vom Altarraum aus in Richtung Gemeinde blickend. Ich finde sie schon sehr puttig. Tatsächlich gefällt mir aber, wie dreidimensional der Himmel sich über ihnen wölbt. Daß da im Laufe der Jahrhunderte nicht schon mal was runtergekommen ist……
Neben der Hauptkirche gibt es zahlreiche weitere Kapellen in dem Gebäude. Manche stehen heute leer, werden nicht mehr genutzt. Diese hier, die Gnadenkapelle, ist aber noch geweiht.
Wenn es eine Kirche 1.000 Jahre lang gibt und sie zwischendurch keinem Feuer und keiner Plünderung zum Opfer fällt, dann sammeln sich dort unzählige Kunstschätze, Figuren, Gemälde, Vorhänge, Möbel an, die gut verschlossen in Nebenräumen gelagert werden. Hier ist gut zu sehen, daß Figuren nicht aus massivem Holz sein müssen. Ohne daß ich Bildhauer bin würde ich mal annehmen, daß man das machte, damit sich das Holz weniger verzieht und reißt.
Hier mal ein Blick in ein solches Lager. Es ist schon wirklich hochinteressant, da mal durchschlendern zu dürfen.
So weit erst mal ein nur wirklich ganz leicht angerissenes Bild aus dieser Kirche. Tatsächlich sind Kirchen ja nicht richtig cool. Wenn man sich da aber mal drauf einläßt, dann kann man da Stunden drin verbringen. Ich finde es schon hochinteressant, wie viel man da aus unserer Geschichte lernen kann. Und die meisten Dinge versteht man auch ganz einfach, weil alle Darstellungen als Bildergeschichten konzipiert sind. In früheren Jahrhunderten konnte die breite Masse der Menschen nicht lesen. Wollte man ihnen etwas näherbringen, mußte man zu den Vorläufern der Comics greifen. Dieser Bilder sind auch heute noch entschlüsselbar.
Auch wenn die meisten von uns ihre gepflegten Probleme mit der Kirche als Institution haben (und was in diesen Wochen aus Rom schallt, läßt einen an die letzte Frage Jesu am Kreuz denken), so glauben doch viele an einen Gott, ganz gleich, ob er nun tatsächlich Gott, Jahwe, oder Allah genannt wird. Da finde ich es schon fesselnd, sich damit mal zu befassen. Diese Kirche gibt einem eine gute Gelegenheit dazu.