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An den letzten zwei Abenden gab es im ZDF einen Bericht über das Index – Archiv des Vatikans. Wolf von Lojewski, den wir als Journalisten aus dem Heute – Journal kennen, berichtete, warum in den vergangenen 400 Jahren Bücher auf der kirchlichen Verbotsliste landeten — und warum manche eben nicht. Im Grunde hätte das eine sehr interessante Sendung werden können, wenn man es sachlich und nicht so fürchterlich reißerisch angegangen wäre. Die Indexarchive sind für Wissenschaftler seit 1998, also seit über 10 Jahren geöffnet. Natürlich war es damals eine Sensation, daß der Vatikan einen solchen Schritt wagt und es ist klar, daß es eine gewisse Zeit dauert, bis Wissenschaftler sich durch diesen ungeheuren Aktenberg arbeiten. In der Sendung wurde es nun so dargestellt, daß von Lojewski nun der erste sei, der der ganzen Sache mal auf den Grund ginge. Das ist natürlich Quatsch. Eine ganze Schar von Wissenschaftlern arbeitet in diesen Archiven und der Journalist kann allenfalls an der Oberfläche kratzen.
Mich hat die Sendung geärgert. Zu viel gespielte Empörung, zu viel Lojewski – Superstar – Gehabe, zu wenig ruhige, sachliche Fakten. Auch der wissenschaftliche Gegenspieler, Hubert Wolf, bot zu viel Ironie, zu viel Lustigseinwollen, um dem Thema gerecht zu werden. Es ist doch klar, daß wir heute in vielen Punkten Entscheidungen und Standpunkte von vor 200, 300, 400 Jahren kaum nachvollziehen können, daß sie uns heute teilweise lächerlich erscheinen. Das ist aber doch nicht nur in der Kirchengeschichte so, sondern zieht sich durch alle Dinge, die mit Weltbildern zu tun haben. Und so wurde um der Sensation, um der Quote Willen die Chance vertan, wirklich in das Thema einzutauchen, was ich sehr schade finde.