Roland bedachte mich mit einem Buch über meine Wahlheimat Hamburg, in dem die Veränderung des Straßenbilds zwischen 1933 und 1940 sehr gut zu beobachten ist, was mich tatsächlich in dieser Form erschreckt. Gerade zwischen 1933 und 1935 sind die Veränderungen so offensichtlich, zieht der Nationalsozialismus so offen in das Gesicht der Stadt ein, daß es schon verwunderlich ist. Dabei war Hamburg ja zwischen den Kriegen eine rote Stadt, was bei den vielen Arbeitern, die in Hafen, Werften und Industrie benötigt wurden, kein Wunder ist. Viele von ihnen scheinen aber Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit den Glauben an „ihre“ Partei verloren zu haben und schwenkten vom Sozialismus zum Nationalsozialismus. Ehrlicherweise ist der Weg ja gar nicht so weit.
Während die Bilder eine eindeutige Sprache sprechen, ist der Autor mit seinen Texten doch zu zweifeln. Mehrfach betont er, daß nach Außen hin es natürlich alles sehr mit Hakenkreuzen übersäht war und die Männer fast ausschließlich in Uniformen steckten, aber man nicht wisse, wie es denn in den Köpfen der Leute aussah. Das ist natürlich gut für eine These, aber in meinen Augen nicht Erklärung für alles.
Schade finde ich auch, daß mit den Bildquellen nicht eindeutig umgegangen wird. Zwar werden in der Einleitung drei Photographen namentlich erwähnt, es ist aber leider im Buch nicht möglich, die Bilder konkret zuzuordnen. Oben seht Ihr übrigens eine frühere Einrichtung des Hamburger Doms, die man dringend mal wieder einführen sollte: die sogenannten Zusammenstoß – Boote sind eine hanseatische Ausführung der heutigen AutoScooter. Für den Sommerdom bestimmt eine tolle Attraktion.
Trotz der etwas beschönigenden Texte und der nicht eindeutigen Bildzuordnung finde ich das Buch gelungen, weil es in klaren Bildern den Wandel der Stadt innerhalb kürzester Zeit zeigt.