Quelle: AGFÖ
Bei unserer Reise stellte ich mal wieder fest, daß die Zeiten, in denen die Fliegerei etwas besonderes war, lange vorbei sind. Sehr lange. In meinem Kopf gibt es ja noch die heldenhaften Flieger und die tollen Stewardessen der Lufthansa mit ihren schicken Uniformen. Jeder Gast war … nun … eben Gast. Ein willkommener Gast. Man konnte die Beine ausstrecken, bekam Köstlichkeiten aus der Bordküche sowie freie Getränkeauswahl; man denke nur an die legendären Lufthansacocktails. Heute darf man froh sein, wenn man überhaupt ein Getränk bekommt und die erste Fluglinie denkt offen über Stehplätze nach, um noch mehr Passagiere unterzubekommen. Die Exklusivität ist also sicher futsch, man ist kein Gast mehr, sondern zu transportierendes Material wie eine Flugananas, mit dem Unterschied, daß der Mensch ein Sicherheitsrisiko ist, die Ananas nicht.
Ich erinnere mich, daß wir als Kinder mal einen Onkel von mir zum Flughafen in Düsseldorf brachten. Er war erster Klasse – Vielflieger und mußte aus beruflichen Gründen kurzfristig nach Rio. Er verkaufte ganze Stahl- und Röhrenwerke und seine Unterhändler vor Ort waren ins Stocken geraten. Ein Anruf genügte und es reichte aus, daß er auch erst 15 Minuten vor Abflug noch anrauschte und freundlich grüßend faktisch direkt in den Flieger stieg. Heute undenkbar. Da müßte er erst mal durch die Sicherheitsschleuse, die es damals noch nicht mal im Ansatz gab.
Irgendwas muß aber doch noch dran sein an der Fliegerei. Wir nehmen mehr oder weniger achselzuckend Verspätungen in Kauf, die bei der Bundesbahn zur offenen Revolte führen würden. Wir entledigen uns unserer Kleidung, packen unsere Laptoptaschen aus und führen den Sicherheitsbeamten vor, daß es wirklich eine Gitarre ist, die wir da mitzunehmen gedenken, ohne mit der Wimper zu zucken. Wir stellen uns mit erhobenen Armen in den Bodyscan (keine Sorge, das wird sicher auch in Deutschland kommen; früher oder später) und schmeißen freiwillig ganze Getränkeflaschen weg, um dann von einem Flughafen am Rande der Stadt zum nächsten Flughafen am Arsch der Welt zu fliegen. Die Weiterreise in die Stadt, dessen Namen der Flughafen aus mystischen Gründen trägt, ist manchmal länger, als der Flug selbst.
Zugegeben, jetzt bin ich doch ein wenig abgeschweift. Mittel- und Langstreckenflüge sind sicher sinnvoll und bequemer als die anderen Reisevarianten. Kurzstreckenflüge aber eher Unfug. Und ehrlicherweise kostete früher ein Economy – Ticket mehr als heute ein Ersterklasseflug. Und doch, wenn ich ehrlich bin …… ich find’s schade, daß das Erlebnis so den Bach runtergegangen ist und fliegen heute in etwa so aufregend ist, wie straßenbahnfahren.
Also mir persönlich geht die Fliegerei schon auf die Nerven. Dieses ständige Rumsitzen an den Flughäfen dieser Welt, die zumindest die Modernen, alle irgendwie gleich aussehen, nur um stundenlang in einer Aluröhre eingesperrt zu sein. Oftmals zu Uhrzeiten die ein normaler Mensch garnicht kennt. Die Sicherheitskontrolle, die ja doch nicht mehr bringt, als dem normalen Reisenden ein gutes Gefühl zu verschaffen. Die Sicherheitsbestimmungen, die zum Teil wirklich die Persönlichkeitsrechte massiv einschränken.
Als Vielflieger geht die Faszination ziemlich verloren. Leider gibt es für Fernreisen ja keine wirkliche Alternative.