Diese Bands spielten heute Abend im Mandarin Kasino. Ich bin zu müde, jetzt die Konzertkritik zu schreiben, sie folgt morgen im Laufe des Tages. Aber eins kann man schon mal sagen:
HipHop wohnt in Hamburg !
…. und es ist leider ein Tag später geworden, denn gestern war ich einfach nicht in Schreiblaune.
Als Vorgeschmack auf den Abend mal diese Geschichte: In der Sylvesternacht 2005 musste im Hamburger Schanzenviertel um 03:00 Uhr in der Früh leider die Polizei ausrücken. Der Grund dafür war der Verdacht, eine nicht angemeldete Großdemonstration habe sich in der Stresemannstraße formiert. Acht Mannschaftswagen sprengten schließlich das spontane Neujahrskonzert von Der Fall Böse & Johnny Liebling, die von Ingo Pohlmanns Balkon herunter die Massen unterhielten. Das läßt doch auf einen guten Abend hoffen; völlig berechtigt übrigens.
Bei Konzerten im Mandarin Kasino werde ich mich daran gewöhnen müssen, daß veröffentlichte Zeiten immer Einlaß- und nicht Showzeiten sind. Vorgestern Abend stand ich um 19:45 vor verschlossenen Türen, 20:00 Uhr war Einlaß und um 21:00 ging es aber dann grandios mit Johnny Liebling los.
Wenn man die Musik dieser Band beschreiben will, gerät man ganz schön ins Schleudern. Es ist eine wilde Mischung aus Jazz, Soul, Blues, Rock, Pop, HipHop — es paßt einfach in keine Schublade. Allen Stücken eigen sind die wirklich guten, teilweise bitterzynischen Texte.
Frontmann Ralf erinnerte mich mit seinen „Jiha“s, seinem Posing an einen Sänger, mit dem ich mal länger zu tun hatte: Forbidden Colours‘ Frank Richter (ja Dirk, sowas gibt’s), die alte Frontsau. Ralf erweist sich dabei als echter Multiinstrumentalist, denn neben Gesang spielt er auch noch Melodika & Trompete und bedient die Turntables. Die weitere Besetzung: vox/keys, Kontabaß, Gitarre, Drums. Schon diese Band wäre einen Abend wert gewesen. Spielzeit: 1,5 Stunden.
Eins muß ich ja mal zugeben: ich steh‘ eigentlich nicht so auf HipHop. Und ich glaube, ich weiß jetzt warum: ich habe vorher noch nie ’ne Show von Der Fall Böse gesehen. Obwohl, wenn ich so lese, was HD über ein Konzert von Deichkind schreibt, dann muß das wohl auch sehr geil gewesen sein. Egal, jetzt also Der Fall Böse.
HipHop mit Livemusik macht schon mal Spaß. Und HipHop mit fetter Livemusik ist einfach groß ! Bei einer Besetzung mit Drums, Baß, Gitarre, Keys/Gitarre, 2x Sax, 2x Backingvocals und zwei Frontleuten, die alle ihr Handwerk wirklich hervorragend beherrschen kommt einfach SOFORT eine unglaubliche Stimmung auf.
Wenn dann noch viele Gäste vorbeikommen, die teilweise mal eben aus dem Publikum raufgeholt werden (wie das Geburtstagskind Ingo) und die Kombo rockigsouligen HipHop bietet, dann steht einer ausgelassenen Party eigentlich nichts im Weg. Im knallvollen Saal gab es übrigens ’ne Menge Fans, denn statt „Zugabe“ wurde nach dem regulären Set direkt „Ihr seid die Band“ gerufen.
Später verstand ich dann auch, warum: die definitiv letzte Nummer war ein Spiel mit dem Publikum, in dem die Band „Ihr seid das Publikum“ und der Saal „Ihr seid die Band“ sang. Um kurz von 01:00 war die Show leider zu Ende. Schade. Ich hätte noch zwei Stunden weitergrooven können. Diese Show schreit nach Wiederholung.
Für die Insider kurz noch die Technik: heute hat man nicht über das Community Hausholz gespielt, sondern ein D&B LineArray gestellt. Warum auch immer. Für mich klang es unter’m Strich jedenfalls nicht besser, als vor ein paar Tagen. Pult war ein Soundcraft MH3 mit ein wenig Peripherie. An Licht gab es fünf Sechserbars plus noch drei weiße Viererbars auf der Bühne, Fresnels in der Fromttruss, gesteuert durch einen 48er Lightcommander. Die rote Matrix vom Haus blieb einfach die ganze Zeit komplett an und wurde nicht gesteuert.
Zum Schluß ein unbedingt ansehenswertes Video, daß Euch grob erahnen läßt, was abging. Weitere Videos und auch MP3 – Teaser zum reinhören gibt’s auf der Homepage. Viel Spaß !