Am Mittwoch war ich bei einem durch den VPLT initiierten Treffen zum Thema Crowd management. Da muß man vielleicht erst mal klären, was dieser Begriff bedeutet. Crowd management ist nämlich weit mehr, als Publikum sicher in eine Halle oder ein Stadion hinein und nach der Veranstaltung wieder hinaus zu bekommen. Es geht um das gesamte Wohlergehen des Publikums während der Veranstaltung, auch und gerade bei außerplanmäßigen Vorkommnissen.
Gastgeber war die Esprit – Arena in Düsseldorf, die das Drumherum perfekt organisierte. Es gab sogar eine richtige Beschilderung von der Zufahrtstraße bis zur Seminarraumtür. Anwesend waren knapp 30 Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund: Hallenbetreiber, Festivalveranstalter, Theaterleute, Freelancer, Consulter, ein Fachanwalt und Technikverleiher. Natürlich kann ich hier jetzt nicht den kompletten Tagesverlauf wiedergeben, aber ein paar Dinge möchte ich hier doch aufgreifen.
Bei Konzerten würden sich die Venues und Festivalbetreiber sehr gern besser auf das Publikum vorbereiten können. Niemand kennt sein Publikum besser, als die Band selbst. Es wäre also hilfreich, wenn in der Bühnenanweisung nicht nur die Forderung nach original Kabala – Wasser stünde, sondern eben auch Hinweise auf das zu erwartende Publikum. Also vielleicht „Älteres, sich zivilisiert verhaltenes Publikum mit erhöhtem Anteil an Rollstuhlfahrern und geistig behinderten Menschen.“ bei den Kastelruther Spatzen, oder „Kinder und Jugendlichte, etwa zu 10% zur Hyperventilation neigend; vergißt in der Aufregung auch gerne den eigenen Namen und die Telephonnummer der Eltern.“ bei Tokio Hotel. Das macht es den örtlich Verantwortlichen leichter, sich darauf einzustellen und gut vorbereitet zu sein.
Oft fehlt es ein einer echten Veranstaltungsleitung, die alle Gewerke wirklich auf dem Schirm hat. Also auch das Catering, die Dekofraktion und die Reinigungskräfte. Oft gebricht es gerade an der Koordination mit den Nebengewerken.
Regelmäßig fehlt es an Komunikation. Zwischen den Gewerken, aber auch mit dem Publikum. Nur wer klare Informationen bekommt, kann sich auch berechenbar verhalten. Bei vielen Veranstaltungen gibt es kein festgelegtes Procedere für ShowStop – Situationen, also ist auch das Verhalten aller Beteiligten rund um die Bühne oft eher zufällig, wie verschiedene Vorfälle in der Vergangenheit belegen.
Gerade im Konzertbereich wären international gültige Regeln hilfreich, damit sie auch tourenden Bands vermittelbar sind. Es ist viel einfacher Regeln durchzusetzen, wenn sie überall faktisch gleich gelten, man also nicht in jedem Land neue Diskussionen darüber hat, wieso das nun ausgerechnet so geregelt ist.
Es wurde beschlossen, sich zukünftig intensiver mit diesem Thema zu befassen. Um dies gezielter anzugehen wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit verschiedenen Teilaspekten beschäftigen werden. Ziel ist es, eine SR – Norm zum Bereich Crowd management zu erarbeiten und diese mit ähnlich im Ausland arbeitenden Gruppen abzustimmen. Die ersten Arbeitsgruppentermine sind bereits im März. Eine ganz interessante Lektüre dazu bietet sicher der britische Event safety guide, den man kostenlos downloaden kann. Hier finde ich das britische Vorgehen sehr vorbildlich, müssen dort nämlich alle Normen und Vorschriften frei verfügbar sein, nur die gebundene Buchfassung darf etwas kosten. Wer mal versucht hat, DIN – Normen einzusehen, weiß was ich meine.