Wissenschaft ist etwas für Spezialisten, für Leute, die sich ganz in ein Detail versenken und da ihr Leben für hingeben. So denken wir wohl heute. Die faszinierende Spezies der Generalwissenschaftler gibt es in unserer Zeit leider nicht mehr. Das war früher anders, Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß waren unter anderen solche Menschen, die sich nicht in einem Thema verloren, sondern sich mit vielen verschiedenen Dingen beschäftigten — wenngleich auch durchaus intensiv. „Die Vermessung der Welt“ erzählt von diesen beiden Wissenschaftlern, von ihrem Leben und dem Willen, die ganze Welt, das Leben vermessen und verstehen zu wollen. Nicht als trockenes Faktenbuch, sondern als Roman. Im Vordergrund steht also die Unterhaltung des Lesers und nicht das wissenschaftliche Detail. Und diese Unterhaltung gelingt Daniel Kehlmann sehr gut. Er schafft es, die Verschroben- und Besessenheit dieser Wissenschaftler gut lesbar darzustellen und auch, daß sie im Alter letztlich an sich selbst scheiterten. Es ist Ironie, die sich in weiten Teilen durch das Buch zieht und es so unterhaltsam macht.